bereitungen zu treffen am Ende der Kampagne, wenn der Hochofen zum Zwecke der Erneuerung doch ausgeblasen werden müsse, vorher einen Versuch mit Koksbetrieb zu machen.
Die bei Essen gelegene (jetzt ganz von Krupp umschlossene) Zeche Sälzer & Neuak, deren Kohlen damals für die am wenigsten schwefelhaltigen gehalten wurden, kam diesem Vorhaben sehr will- fährig entgegen, indem sie auf ihrem Zechengelände unweit des Kohlen- sturzes für die Errichtung der damals noch mangelnden Koksöfen das nötige Gelände unentgeltlich zur Verfügung stellte und sich ver- pflichtete, nur Kohlen aus ihren zwei reinsten Flözen "Rötgesbank und Dickebank" zu liefern, und zwar den gehäuften Bergscheffel, garantiert zu 120 Pfund, zu 21/2 Silbergroschen am Koksofen auf dem Zechengelände. Anderseits wurde für dieses Versuchsschmelzen ein zarter reicher Roteisenstein von der Lahn beschafft und ein Quantum kugeliger Thoneisenstein aus der Wahner Heide von Herrn Langen in Köln in Zahlung genommen für eine nach der Friedrich-Wilhelms- hütte bei Troisdorf gelieferte Dampfmaschine.
Bald nach Mitte des Jahres 1847, als die Vorbereitungen für das Kokshütten beendet und die Holzkohlenvorräte zur Neige gegangen waren, wurde mit dem Versuche begonnen und in dem alten Holz- kohlenofen mit den genannten Materialien ein über alles Erwarten günstiges Resultat erzielt, derart, dass das gewonnene Eisen aus dem Hochofen direkt zu Poterie- und Handelsgusswaren vergossen werden konnte. Das Eisen war dünnflüssig, grau, weich und fest.
Bei dem infolge verstärkten Winddruckes rascheren Gange des Ofens gingen die Vorräte der genannten Eisensteinsorten rascher zu Ende, als sie bei den damaligen mangelhaften Verkehrsmitteln neu beschafft werden konnten, und wurde deshalb zu einem inzwischen bei Ratingen aufgeschlossenen, feinkörnigen, ockerigen, dem belgischen ähnlichen Eisenstein gegriffen, und zwar um so lieber, als dieser infolge geringer Fracht sich billiger stellte. Mit Verwendung dieses neuen Eisensteines blieb der Gang des Ofens zwar ein glatter, regelmässiger, das daraus erzielte Eisen war jedoch nicht mehr zu dünnen Guss- waren verwendbar, ja sogar daraus gegossene 4 bis 5 cm dicke Puddel- ofenplatten wurden hart und sprangen, einen weissen Bruch zeigend." Fortgesetzte Versuche mit diesem Erze ergaben kein besseres Resultat. Als man aber auf den Rat des Hütteninspektors Engels von der Saynerhütte wieder zu den früheren Eisensteinen und dem ersten Möller zurückkehrte, besserte sich auch sofort wieder der Ofengang und das Eisen. Dies war der Anfang des Kokshochofenbetriebes in
Beck, Geschichte des Eisens. 45
Preuſsen 1831 bis 1850.
bereitungen zu treffen am Ende der Kampagne, wenn der Hochofen zum Zwecke der Erneuerung doch ausgeblasen werden müsse, vorher einen Versuch mit Koksbetrieb zu machen.
Die bei Essen gelegene (jetzt ganz von Krupp umschlossene) Zeche Sälzer & Neuak, deren Kohlen damals für die am wenigsten schwefelhaltigen gehalten wurden, kam diesem Vorhaben sehr will- fährig entgegen, indem sie auf ihrem Zechengelände unweit des Kohlen- sturzes für die Errichtung der damals noch mangelnden Koksöfen das nötige Gelände unentgeltlich zur Verfügung stellte und sich ver- pflichtete, nur Kohlen aus ihren zwei reinsten Flözen „Rötgesbank und Dickebank“ zu liefern, und zwar den gehäuften Bergscheffel, garantiert zu 120 Pfund, zu 2½ Silbergroschen am Koksofen auf dem Zechengelände. Anderseits wurde für dieses Versuchsschmelzen ein zarter reicher Roteisenstein von der Lahn beschafft und ein Quantum kugeliger Thoneisenstein aus der Wahner Heide von Herrn Langen in Köln in Zahlung genommen für eine nach der Friedrich-Wilhelms- hütte bei Troisdorf gelieferte Dampfmaschine.
Bald nach Mitte des Jahres 1847, als die Vorbereitungen für das Kokshütten beendet und die Holzkohlenvorräte zur Neige gegangen waren, wurde mit dem Versuche begonnen und in dem alten Holz- kohlenofen mit den genannten Materialien ein über alles Erwarten günstiges Resultat erzielt, derart, daſs das gewonnene Eisen aus dem Hochofen direkt zu Poterie- und Handelsguſswaren vergossen werden konnte. Das Eisen war dünnflüssig, grau, weich und fest.
Bei dem infolge verstärkten Winddruckes rascheren Gange des Ofens gingen die Vorräte der genannten Eisensteinsorten rascher zu Ende, als sie bei den damaligen mangelhaften Verkehrsmitteln neu beschafft werden konnten, und wurde deshalb zu einem inzwischen bei Ratingen aufgeschlossenen, feinkörnigen, ockerigen, dem belgischen ähnlichen Eisenstein gegriffen, und zwar um so lieber, als dieser infolge geringer Fracht sich billiger stellte. Mit Verwendung dieses neuen Eisensteines blieb der Gang des Ofens zwar ein glatter, regelmäſsiger, das daraus erzielte Eisen war jedoch nicht mehr zu dünnen Guſs- waren verwendbar, ja sogar daraus gegossene 4 bis 5 cm dicke Puddel- ofenplatten wurden hart und sprangen, einen weiſsen Bruch zeigend.“ Fortgesetzte Versuche mit diesem Erze ergaben kein besseres Resultat. Als man aber auf den Rat des Hütteninspektors Engels von der Saynerhütte wieder zu den früheren Eisensteinen und dem ersten Möller zurückkehrte, besserte sich auch sofort wieder der Ofengang und das Eisen. Dies war der Anfang des Kokshochofenbetriebes in
Beck, Geschichte des Eisens. 45
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Preuſsen 1831 bis 1850.
bereitungen zu treffen am Ende der Kampagne, wenn der Hochofen
zum Zwecke der Erneuerung doch ausgeblasen werden müsse, vorher
einen Versuch mit Koksbetrieb zu machen.
Die bei Essen gelegene (jetzt ganz von Krupp umschlossene)
Zeche Sälzer & Neuak, deren Kohlen damals für die am wenigsten
schwefelhaltigen gehalten wurden, kam diesem Vorhaben sehr will-
fährig entgegen, indem sie auf ihrem Zechengelände unweit des Kohlen-
sturzes für die Errichtung der damals noch mangelnden Koksöfen
das nötige Gelände unentgeltlich zur Verfügung stellte und sich ver-
pflichtete, nur Kohlen aus ihren zwei reinsten Flözen „Rötgesbank
und Dickebank“ zu liefern, und zwar den gehäuften Bergscheffel,
garantiert zu 120 Pfund, zu 2½ Silbergroschen am Koksofen auf dem
Zechengelände. Anderseits wurde für dieses Versuchsschmelzen ein
zarter reicher Roteisenstein von der Lahn beschafft und ein Quantum
kugeliger Thoneisenstein aus der Wahner Heide von Herrn Langen
in Köln in Zahlung genommen für eine nach der Friedrich-Wilhelms-
hütte bei Troisdorf gelieferte Dampfmaschine.
Bald nach Mitte des Jahres 1847, als die Vorbereitungen für das
Kokshütten beendet und die Holzkohlenvorräte zur Neige gegangen
waren, wurde mit dem Versuche begonnen und in dem alten Holz-
kohlenofen mit den genannten Materialien ein über alles Erwarten
günstiges Resultat erzielt, derart, daſs das gewonnene Eisen aus dem
Hochofen direkt zu Poterie- und Handelsguſswaren vergossen werden
konnte. Das Eisen war dünnflüssig, grau, weich und fest.
Bei dem infolge verstärkten Winddruckes rascheren Gange des
Ofens gingen die Vorräte der genannten Eisensteinsorten rascher zu
Ende, als sie bei den damaligen mangelhaften Verkehrsmitteln neu
beschafft werden konnten, und wurde deshalb zu einem inzwischen
bei Ratingen aufgeschlossenen, feinkörnigen, ockerigen, dem belgischen
ähnlichen Eisenstein gegriffen, und zwar um so lieber, als dieser infolge
geringer Fracht sich billiger stellte. Mit Verwendung dieses neuen
Eisensteines blieb der Gang des Ofens zwar ein glatter, regelmäſsiger,
das daraus erzielte Eisen war jedoch nicht mehr zu dünnen Guſs-
waren verwendbar, ja sogar daraus gegossene 4 bis 5 cm dicke Puddel-
ofenplatten wurden hart und sprangen, einen weiſsen Bruch zeigend.“
Fortgesetzte Versuche mit diesem Erze ergaben kein besseres Resultat.
Als man aber auf den Rat des Hütteninspektors Engels von der
Saynerhütte wieder zu den früheren Eisensteinen und dem ersten
Möller zurückkehrte, besserte sich auch sofort wieder der Ofengang
und das Eisen. Dies war der Anfang des Kokshochofenbetriebes in
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 705. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/721>, abgerufen am 22.11.2024.
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