Folgende waren die bedeutendsten nach englischer Methode ein- gerichteten Walzhütten: A. In der Provinz Hennegau 1. Couillet, neben Seraing das berühmteste Walzwerk, namentlich für Eisenbahnschienen. Hier wurden auch die ersten Schienen mit körnigem Kopfe für die belgischen Staatsbahnen hergestellt. 2. Monceau-sur-Sambre, 3. Mar- chienne-au-Pont, 4. Acoz, 5. Montignies-sur-Sambre, 6. Mont-sur- Marchienne (Zone), 7. Fayt, 8. Loire-sur-Sambre, 9. Houdeng-Aimeries. B. In der Provinz Lüttich 1. Seraing, 2. Ougree, 3. Grivegnee, 4. Lüttich, 5. Marchin, 6. Huy. C. In der Provinz Namur 1. Yve, 2. Couvin. Die grössten hatten ausschliesslich Dampfbetrieb. Die Walzhütte zu Monceau-sur-Sambre war 1838 von dem englischen Ingenieur Grenne- ville (Granville) für die englische Bank erbaut worden. Sie hatte eine Esse von 200 Fuss Höhe, in welche 20 Flammöfen mündeten. Die Walzhütte der Providence zu Marchienne-au-Pont war 1835 von Bonehill erbaut worden und zeichnete sich durch die Mannigfaltig- keit der Eisensorten, die hier erzeugt wurden, aus. Das Werk zu Champeau bei Montignies-sur-Sambre war 1841 ebenfalls von Bone- hill ausgeführt worden, während derselbe bereits 1833 das Walz- werk Zone erbaut hatte, das mitten im gewerbreichsten Gebiete von Charleroi lag und ein Meisterstück der Konstruktion war. Von den Hütten des Herrn Dupont zu Fayt war die ältere 1824, die jüngere 1836 entstanden. Die Hütte von Couvin wurde 1830 durch Vereinigung von sechs verschiedenen Werken gebildet. Hier wurden namentlich Blech und Draht fabriziert. Das Walzwerk der dem Baron de Cartier gehörigen Hütte zu Yve war schon 1830 von Bonehill erbaut worden. Auf der Hütte zu Grivegnee an der Ourthe wurde namentlich Holzkohlenblech aus luxemburger Holzkohleneisen gewalzt.
Die Anlage des grossartigen Walzwerkes zu Couillet 1) geschah nach 1835, wie oben erwähnt, unter der Leitung des englischen In- genieurs Harold Smith. Hier waren 1841 bereits Luppenquetschen und Kreissägen zum Abschneiden der Schienen im Betriebe. Ausser der oben schon angeführten Drahthütte zu Couvin gab es noch Draht- werke zu Chamelen, Florenville und Verviers. Die Drahthütte zu Couvin galt damals als eine der schönsten in Europa. Zu Verviers zog man den Walzdraht von Couvin von 100 Fuss Länge und 3 bis 4 mm Durchmesser zu Kratzendraht aus.
Neben dem Steinkohlenbetriebe war der Holzkohlenbetrieb noch
1) Dasselbe ist abgebildet bei Walter und Le Blanc, a. a. O., Tab. I.
Belgien 1831 bis 1850.
Folgende waren die bedeutendsten nach englischer Methode ein- gerichteten Walzhütten: A. In der Provinz Hennegau 1. Couillet, neben Seraing das berühmteste Walzwerk, namentlich für Eisenbahnschienen. Hier wurden auch die ersten Schienen mit körnigem Kopfe für die belgischen Staatsbahnen hergestellt. 2. Monceau-sur-Sambre, 3. Mar- chienne-au-Pont, 4. Acoz, 5. Montignies-sur-Sambre, 6. Mont-sur- Marchienne (Zône), 7. Fayt, 8. Loire-sur-Sambre, 9. Houdeng-Aimeries. B. In der Provinz Lüttich 1. Seraing, 2. Ougrée, 3. Grivegnée, 4. Lüttich, 5. Marchin, 6. Huy. C. In der Provinz Namur 1. Yve, 2. Couvin. Die gröſsten hatten ausschlieſslich Dampfbetrieb. Die Walzhütte zu Monceau-sur-Sambre war 1838 von dem englischen Ingenieur Grenne- ville (Granville) für die englische Bank erbaut worden. Sie hatte eine Esse von 200 Fuſs Höhe, in welche 20 Flammöfen mündeten. Die Walzhütte der Providence zu Marchienne-au-Pont war 1835 von Bonehill erbaut worden und zeichnete sich durch die Mannigfaltig- keit der Eisensorten, die hier erzeugt wurden, aus. Das Werk zu Champeau bei Montignies-sur-Sambre war 1841 ebenfalls von Bone- hill ausgeführt worden, während derselbe bereits 1833 das Walz- werk Zône erbaut hatte, das mitten im gewerbreichsten Gebiete von Charleroi lag und ein Meisterstück der Konstruktion war. Von den Hütten des Herrn Dupont zu Fayt war die ältere 1824, die jüngere 1836 entstanden. Die Hütte von Couvin wurde 1830 durch Vereinigung von sechs verschiedenen Werken gebildet. Hier wurden namentlich Blech und Draht fabriziert. Das Walzwerk der dem Baron de Cartier gehörigen Hütte zu Yve war schon 1830 von Bonehill erbaut worden. Auf der Hütte zu Grivegnée an der Ourthe wurde namentlich Holzkohlenblech aus luxemburger Holzkohleneisen gewalzt.
Die Anlage des groſsartigen Walzwerkes zu Couillet 1) geschah nach 1835, wie oben erwähnt, unter der Leitung des englischen In- genieurs Harold Smith. Hier waren 1841 bereits Luppenquetschen und Kreissägen zum Abschneiden der Schienen im Betriebe. Auſser der oben schon angeführten Drahthütte zu Couvin gab es noch Draht- werke zu Chamelen, Florenville und Verviers. Die Drahthütte zu Couvin galt damals als eine der schönsten in Europa. Zu Verviers zog man den Walzdraht von Couvin von 100 Fuſs Länge und 3 bis 4 mm Durchmesser zu Kratzendraht aus.
Neben dem Steinkohlenbetriebe war der Holzkohlenbetrieb noch
1) Dasselbe ist abgebildet bei Walter und Le Blanc, a. a. O., Tab. I.
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Belgien 1831 bis 1850.
Folgende waren die bedeutendsten nach englischer Methode ein-
gerichteten Walzhütten: A. In der Provinz Hennegau 1. Couillet, neben
Seraing das berühmteste Walzwerk, namentlich für Eisenbahnschienen.
Hier wurden auch die ersten Schienen mit körnigem Kopfe für die
belgischen Staatsbahnen hergestellt. 2. Monceau-sur-Sambre, 3. Mar-
chienne-au-Pont, 4. Acoz, 5. Montignies-sur-Sambre, 6. Mont-sur-
Marchienne (Zône), 7. Fayt, 8. Loire-sur-Sambre, 9. Houdeng-Aimeries.
B. In der Provinz Lüttich 1. Seraing, 2. Ougrée, 3. Grivegnée, 4. Lüttich,
5. Marchin, 6. Huy. C. In der Provinz Namur 1. Yve, 2. Couvin.
Die gröſsten hatten ausschlieſslich Dampfbetrieb. Die Walzhütte zu
Monceau-sur-Sambre war 1838 von dem englischen Ingenieur Grenne-
ville (Granville) für die englische Bank erbaut worden. Sie hatte
eine Esse von 200 Fuſs Höhe, in welche 20 Flammöfen mündeten.
Die Walzhütte der Providence zu Marchienne-au-Pont war 1835 von
Bonehill erbaut worden und zeichnete sich durch die Mannigfaltig-
keit der Eisensorten, die hier erzeugt wurden, aus. Das Werk zu
Champeau bei Montignies-sur-Sambre war 1841 ebenfalls von Bone-
hill ausgeführt worden, während derselbe bereits 1833 das Walz-
werk Zône erbaut hatte, das mitten im gewerbreichsten Gebiete von
Charleroi lag und ein Meisterstück der Konstruktion war. Von den
Hütten des Herrn Dupont zu Fayt war die ältere 1824, die
jüngere 1836 entstanden. Die Hütte von Couvin wurde 1830 durch
Vereinigung von sechs verschiedenen Werken gebildet. Hier wurden
namentlich Blech und Draht fabriziert. Das Walzwerk der dem
Baron de Cartier gehörigen Hütte zu Yve war schon 1830 von
Bonehill erbaut worden. Auf der Hütte zu Grivegnée an der Ourthe
wurde namentlich Holzkohlenblech aus luxemburger Holzkohleneisen
gewalzt.
Die Anlage des groſsartigen Walzwerkes zu Couillet 1) geschah
nach 1835, wie oben erwähnt, unter der Leitung des englischen In-
genieurs Harold Smith. Hier waren 1841 bereits Luppenquetschen
und Kreissägen zum Abschneiden der Schienen im Betriebe. Auſser
der oben schon angeführten Drahthütte zu Couvin gab es noch Draht-
werke zu Chamelen, Florenville und Verviers. Die Drahthütte zu
Couvin galt damals als eine der schönsten in Europa. Zu Verviers
zog man den Walzdraht von Couvin von 100 Fuſs Länge und 3 bis
4 mm Durchmesser zu Kratzendraht aus.
Neben dem Steinkohlenbetriebe war der Holzkohlenbetrieb noch
1) Dasselbe ist abgebildet bei Walter und Le Blanc, a. a. O., Tab. I.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 685. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/701>, abgerufen am 22.11.2024.
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