Seit 1840 machte sich durch das Erblühen der inländischen Stahl- industrie eine Abnahme der englischen Einfuhr bemerkbar. Die Guss- stahlfabrikation der Loirewerke nahm rasch zu. 1844 betrug die Gussstahlerzeugung Frankreichs 18602 M.-Ctr., hiervon lieferten die Loirewerke, besonders das grosse Werk zu Lorette, 16127 M.-Ctr. Die Stahlhütte zu Lorette, der Firma Neyraud, Thiolliere, Verdie u. Komp. gehörig, hatte zwei grosse Cementieröfen zu je 40000 kg, 20 Gussstahlschmelzöfen, 3 Reverberieröfen zum Vorwärmen der Barren für das Walzen, 6 Doppelöfen zum Anwärmen der Stahlstangen, welche unter den Hammer kamen. Sie hatte 1 Walzwerk für grosse Kaliber, 1 für kleine Kaliber und 1 Stahlblechwalzwerk, 1 Dampfhammer von 2000 kg Hammergewicht und 1 grossen Stahlhammer von 1800 kg Gewicht und produzierte über 1 Million Kilogramm Stahl.
Aus folgender Tabelle ersieht man das Wachstum der Gussstahl- fabrikation in Frankreich. Es wurde produziert:
Stahl darunter Gussstahl
1831 52375 M.-Ctr. 1580 M.-Ctr.
1841 78488 " 9628 "
1850 109820 " 20500 "
Le Play giebt in seiner Abhandlung von 1846 (Annales des Mines IX, p. 113) folgende Preise für 100 kg an:
für steirischen Schweissstahl 55 bis 60 Frcs.
Schweissstahl von Isere 83 "
französischer Gussstahl aus fers du Nord de troisierse corroyage 120 bis 130 "
englischer Gussstahl I aus Dannemoraeisen 170 " 190 "
französischer Gussstahl aus schwedischem Eisen 230 "
Die Sensenfabrikation war eine neue Industrie in Frankreich, die aber gute Fortschritte machte. 1826 waren nur für 72000 Frcs., 1833 für 300000 Frcs., 1837 von 62 Sensenschmieden für 1699003 Frcs. Sensen fabriziert worden. Trotzdem nahm die Senseneinfuhr in dieser Zeit noch zu, sie war in den Jahren 1833 bis 1837 von 236659 kg auf 307610 kg Sensen und 38404 kg Sicheln gestiegen; dieselben kamen meist aus Deutschland.
Die Fabrikation von Messerwaren war in dieser Zeit sehr zurück- gegangen. 1817 hatte die Produktion noch 129460 kg betragen, 1837 dagegen nur 74340 kg. Die Drahtstiftenfabrikation war eine fran- zösische Specialität und machte namentlich Stotz fils in Paris vor- zügliche Maschinen für diesen Gewerbszweig. Sehr bedeutend war
Frankreich 1831 bis 1850.
Seit 1840 machte sich durch das Erblühen der inländischen Stahl- industrie eine Abnahme der englischen Einfuhr bemerkbar. Die Guſs- stahlfabrikation der Loirewerke nahm rasch zu. 1844 betrug die Guſsstahlerzeugung Frankreichs 18602 M.-Ctr., hiervon lieferten die Loirewerke, besonders das groſse Werk zu Lorette, 16127 M.-Ctr. Die Stahlhütte zu Lorette, der Firma Neyraud, Thiollière, Verdié u. Komp. gehörig, hatte zwei groſse Cementieröfen zu je 40000 kg, 20 Guſsstahlschmelzöfen, 3 Reverberieröfen zum Vorwärmen der Barren für das Walzen, 6 Doppelöfen zum Anwärmen der Stahlstangen, welche unter den Hammer kamen. Sie hatte 1 Walzwerk für groſse Kaliber, 1 für kleine Kaliber und 1 Stahlblechwalzwerk, 1 Dampfhammer von 2000 kg Hammergewicht und 1 groſsen Stahlhammer von 1800 kg Gewicht und produzierte über 1 Million Kilogramm Stahl.
Aus folgender Tabelle ersieht man das Wachstum der Guſsstahl- fabrikation in Frankreich. Es wurde produziert:
Stahl darunter Guſsstahl
1831 52375 M.-Ctr. 1580 M.-Ctr.
1841 78488 „ 9628 „
1850 109820 „ 20500 „
Le Play giebt in seiner Abhandlung von 1846 (Annales des Mines IX, p. 113) folgende Preise für 100 kg an:
für steirischen Schweiſsstahl 55 bis 60 Frcs.
Schweiſsstahl von Isère 83 „
französischer Guſsstahl aus fers du Nord de troisièrse corroyage 120 bis 130 „
englischer Guſsstahl I aus Dannemoraeisen 170 „ 190 „
französischer Guſsstahl aus schwedischem Eisen 230 „
Die Sensenfabrikation war eine neue Industrie in Frankreich, die aber gute Fortschritte machte. 1826 waren nur für 72000 Frcs., 1833 für 300000 Frcs., 1837 von 62 Sensenschmieden für 1699003 Frcs. Sensen fabriziert worden. Trotzdem nahm die Senseneinfuhr in dieser Zeit noch zu, sie war in den Jahren 1833 bis 1837 von 236659 kg auf 307610 kg Sensen und 38404 kg Sicheln gestiegen; dieselben kamen meist aus Deutschland.
Die Fabrikation von Messerwaren war in dieser Zeit sehr zurück- gegangen. 1817 hatte die Produktion noch 129460 kg betragen, 1837 dagegen nur 74340 kg. Die Drahtstiftenfabrikation war eine fran- zösische Specialität und machte namentlich Stotz fils in Paris vor- zügliche Maschinen für diesen Gewerbszweig. Sehr bedeutend war
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Frankreich 1831 bis 1850.
Seit 1840 machte sich durch das Erblühen der inländischen Stahl-
industrie eine Abnahme der englischen Einfuhr bemerkbar. Die Guſs-
stahlfabrikation der Loirewerke nahm rasch zu. 1844 betrug die
Guſsstahlerzeugung Frankreichs 18602 M.-Ctr., hiervon lieferten die
Loirewerke, besonders das groſse Werk zu Lorette, 16127 M.-Ctr. Die
Stahlhütte zu Lorette, der Firma Neyraud, Thiollière, Verdié
u. Komp. gehörig, hatte zwei groſse Cementieröfen zu je 40000 kg,
20 Guſsstahlschmelzöfen, 3 Reverberieröfen zum Vorwärmen der Barren
für das Walzen, 6 Doppelöfen zum Anwärmen der Stahlstangen, welche
unter den Hammer kamen. Sie hatte 1 Walzwerk für groſse Kaliber,
1 für kleine Kaliber und 1 Stahlblechwalzwerk, 1 Dampfhammer
von 2000 kg Hammergewicht und 1 groſsen Stahlhammer von 1800 kg
Gewicht und produzierte über 1 Million Kilogramm Stahl.
Aus folgender Tabelle ersieht man das Wachstum der Guſsstahl-
fabrikation in Frankreich. Es wurde produziert:
Stahl darunter Guſsstahl
1831 52375 M.-Ctr. 1580 M.-Ctr.
1841 78488 „ 9628 „
1850 109820 „ 20500 „
Le Play giebt in seiner Abhandlung von 1846 (Annales des
Mines IX, p. 113) folgende Preise für 100 kg an:
für steirischen Schweiſsstahl 55 bis 60 Frcs.
Schweiſsstahl von Isère 83 „
französischer Guſsstahl aus fers du Nord de
troisièrse corroyage 120 bis 130 „
englischer Guſsstahl I aus Dannemoraeisen 170 „ 190 „
französischer Guſsstahl aus schwedischem Eisen 230 „
Die Sensenfabrikation war eine neue Industrie in Frankreich,
die aber gute Fortschritte machte. 1826 waren nur für 72000 Frcs.,
1833 für 300000 Frcs., 1837 von 62 Sensenschmieden für 1699003 Frcs.
Sensen fabriziert worden. Trotzdem nahm die Senseneinfuhr in dieser
Zeit noch zu, sie war in den Jahren 1833 bis 1837 von 236659 kg
auf 307610 kg Sensen und 38404 kg Sicheln gestiegen; dieselben
kamen meist aus Deutschland.
Die Fabrikation von Messerwaren war in dieser Zeit sehr zurück-
gegangen. 1817 hatte die Produktion noch 129460 kg betragen, 1837
dagegen nur 74340 kg. Die Drahtstiftenfabrikation war eine fran-
zösische Specialität und machte namentlich Stotz fils in Paris vor-
zügliche Maschinen für diesen Gewerbszweig. Sehr bedeutend war
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 678. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/694>, abgerufen am 22.11.2024.
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