Es fielen dabei 36 Proz. vortreffliches graues Roheisen. Zu einer Theorie der Verschlackung hatte aber diese Untersuchung noch nicht geführt.
Rösten und Schmelzen.
Über den chemischen Vorgang beim Rösten der Eisenerze war man ebenfalls im unklaren, solange man noch keine richtige Kennt- nis der Oxydationsstufen des Eisens und der Zusammensetzung des Eisenoxydhydrats hatte. Man röstete die Erze nach örtlicher Gewohn- heit, ohne sich des chemischen Grundes bewusst zu sein. In den meisten Fällen bezweckte die Röstung mehr nur eine mechanische Vorbereitung. Dies schien auch in Frankreich da der Fall, wo man, wie z. B. im Thale des Arques im Departement du Lot, die Thon- eisensteine röstete. Als Zweck gab man an, dass man die in Thon eingebetteten Erzknollen nach dem Rösten besser ausklauben könne, weil sie durch das Brennen rot würden. Berthier hat diese Erze vor dem Rösten und nach dem Rösten genau untersucht und da- durch einige Aufklärung über den Röstprozess verbreitet 1). Die Eisenerze erwiesen sich als Eisenoxydhydrate mit 12 bis 15 Proz. Wassergehalt. Sie verloren durch das Brennen den grössten Teil ihres Wassergehaltes. Durch das Calcinieren, sagt Berthier, wird das Wasser verflüchtigt, die Natur der Verbindung zerstört, die sich in Eisenoxyd im Maximum umwandelt, welches durch seine rote Farbe charakterisiert ist. -- Karsten machte darauf aufmerksam, dass namentlich die Thoneisensteine beim Rösten leicht verschlacken, weshalb man sie vorsichtig bei geringer Hitze rösten müsse. Das Rösten der Erze war um so notwendiger, je niedriger die Schmelz- öfen waren, weil zur Röstung wie zur Reduktion eine gewisse Zeit erforderlich ist, wodurch bei niedrigen Öfen die Erze leicht roh, d. h. ungenügend reduziert, vor die Form treten und dadurch einen schlechten Ofengang erzeugen. Wie vorteilhaft schon das lange Lagern an der Luft für den Spateisenstein war, ging aus einem von v. Pantz und Atzl angegebenen Versuch hervor. Man schmolz Braunerze, d. h. durch das Lagern an der Luft braun gewordene Spaterze, und un- veränderte Spateisensteine unter gleichen Bedingungen, wobei sich ergab, dass der Centner Roheisen aus ersterem 15,09 Kbf., aus letzterem aber 211/2 Kbf. Erz erforderte, obgleich die unveränderten Spateisen- steine angeblich einen grösseren Eisengehalt hatten als die Braunerze.
1) Siehe Journal des mines, Nr. 159, Mars 1810.
Rösten und Schmelzen 1801 bis 1815.
Es fielen dabei 36 Proz. vortreffliches graues Roheisen. Zu einer Theorie der Verschlackung hatte aber diese Untersuchung noch nicht geführt.
Rösten und Schmelzen.
Über den chemischen Vorgang beim Rösten der Eisenerze war man ebenfalls im unklaren, solange man noch keine richtige Kennt- nis der Oxydationsstufen des Eisens und der Zusammensetzung des Eisenoxydhydrats hatte. Man röstete die Erze nach örtlicher Gewohn- heit, ohne sich des chemischen Grundes bewuſst zu sein. In den meisten Fällen bezweckte die Röstung mehr nur eine mechanische Vorbereitung. Dies schien auch in Frankreich da der Fall, wo man, wie z. B. im Thale des Arques im Departement du Lot, die Thon- eisensteine röstete. Als Zweck gab man an, daſs man die in Thon eingebetteten Erzknollen nach dem Rösten besser ausklauben könne, weil sie durch das Brennen rot würden. Berthier hat diese Erze vor dem Rösten und nach dem Rösten genau untersucht und da- durch einige Aufklärung über den Röstprozeſs verbreitet 1). Die Eisenerze erwiesen sich als Eisenoxydhydrate mit 12 bis 15 Proz. Wassergehalt. Sie verloren durch das Brennen den gröſsten Teil ihres Wassergehaltes. Durch das Calcinieren, sagt Berthier, wird das Wasser verflüchtigt, die Natur der Verbindung zerstört, die sich in Eisenoxyd im Maximum umwandelt, welches durch seine rote Farbe charakterisiert ist. — Karsten machte darauf aufmerksam, daſs namentlich die Thoneisensteine beim Rösten leicht verschlacken, weshalb man sie vorsichtig bei geringer Hitze rösten müsse. Das Rösten der Erze war um so notwendiger, je niedriger die Schmelz- öfen waren, weil zur Röstung wie zur Reduktion eine gewisse Zeit erforderlich ist, wodurch bei niedrigen Öfen die Erze leicht roh, d. h. ungenügend reduziert, vor die Form treten und dadurch einen schlechten Ofengang erzeugen. Wie vorteilhaft schon das lange Lagern an der Luft für den Spateisenstein war, ging aus einem von v. Pantz und Atzl angegebenen Versuch hervor. Man schmolz Braunerze, d. h. durch das Lagern an der Luft braun gewordene Spaterze, und un- veränderte Spateisensteine unter gleichen Bedingungen, wobei sich ergab, daſs der Centner Roheisen aus ersterem 15,09 Kbf., aus letzterem aber 21½ Kbf. Erz erforderte, obgleich die unveränderten Spateisen- steine angeblich einen gröſseren Eisengehalt hatten als die Braunerze.
1) Siehe Journal des mines, Nr. 159, Mars 1810.
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Rösten und Schmelzen 1801 bis 1815.
Es fielen dabei 36 Proz. vortreffliches graues Roheisen. Zu einer
Theorie der Verschlackung hatte aber diese Untersuchung noch nicht
geführt.
Rösten und Schmelzen.
Über den chemischen Vorgang beim Rösten der Eisenerze war
man ebenfalls im unklaren, solange man noch keine richtige Kennt-
nis der Oxydationsstufen des Eisens und der Zusammensetzung des
Eisenoxydhydrats hatte. Man röstete die Erze nach örtlicher Gewohn-
heit, ohne sich des chemischen Grundes bewuſst zu sein. In den
meisten Fällen bezweckte die Röstung mehr nur eine mechanische
Vorbereitung. Dies schien auch in Frankreich da der Fall, wo man,
wie z. B. im Thale des Arques im Departement du Lot, die Thon-
eisensteine röstete. Als Zweck gab man an, daſs man die in Thon
eingebetteten Erzknollen nach dem Rösten besser ausklauben könne,
weil sie durch das Brennen rot würden. Berthier hat diese Erze
vor dem Rösten und nach dem Rösten genau untersucht und da-
durch einige Aufklärung über den Röstprozeſs verbreitet 1). Die
Eisenerze erwiesen sich als Eisenoxydhydrate mit 12 bis 15 Proz.
Wassergehalt. Sie verloren durch das Brennen den gröſsten Teil
ihres Wassergehaltes. Durch das Calcinieren, sagt Berthier, wird
das Wasser verflüchtigt, die Natur der Verbindung zerstört, die sich
in Eisenoxyd im Maximum umwandelt, welches durch seine rote Farbe
charakterisiert ist. — Karsten machte darauf aufmerksam, daſs
namentlich die Thoneisensteine beim Rösten leicht verschlacken,
weshalb man sie vorsichtig bei geringer Hitze rösten müsse. Das
Rösten der Erze war um so notwendiger, je niedriger die Schmelz-
öfen waren, weil zur Röstung wie zur Reduktion eine gewisse Zeit
erforderlich ist, wodurch bei niedrigen Öfen die Erze leicht roh,
d. h. ungenügend reduziert, vor die Form treten und dadurch einen
schlechten Ofengang erzeugen. Wie vorteilhaft schon das lange Lagern
an der Luft für den Spateisenstein war, ging aus einem von v. Pantz
und Atzl angegebenen Versuch hervor. Man schmolz Braunerze, d. h.
durch das Lagern an der Luft braun gewordene Spaterze, und un-
veränderte Spateisensteine unter gleichen Bedingungen, wobei sich
ergab, daſs der Centner Roheisen aus ersterem 15,09 Kbf., aus letzterem
aber 21½ Kbf. Erz erforderte, obgleich die unveränderten Spateisen-
steine angeblich einen gröſseren Eisengehalt hatten als die Braunerze.
1) Siehe Journal des mines, Nr. 159, Mars 1810.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/66>, abgerufen am 18.12.2024.
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