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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Die Formgebung 1831 bis 1850.

Wo der Puddelbetrieb zur Einführung gelangt war, bildete gutes,
doppelt geschweisstes Puddeleisen das Material für die Bleche. Die
daraus in der Grobeisenstrasse gewalzten Flachstäbe wurden in
"Stürze" geschnitten, deren Länge der Breite der daraus zu walzen-
den Bleche entsprach. Diese Stürze wurden auf den Vorwalzen, dem
Sturzwalzwerk, vorgewalzt, um dann
auf dem Blechwalzwerk fertig gewalzt
zu werden. Fig. 258 veranschaulicht
schematisch (nach Wedding 1) die Ent-
stehung der Blechtafel aus dem Sturz,
wobei die Pfeile die Walzrichtung an-
geben.

[Abbildung] Fig. 258.

Das Glühen der Bleche geschah in
Frankreich und namentlich in Belgien
meist in den schon früher beschriebe-
nen fours dormants. Anderwärts wen-
dete man meist Flammöfen als Blech-
glühöfen an, deren Sohle rechteckig war und bei denen die Arbeits-
thür an der dem Rost entgegengesetzten Seite lag.

Das Beschneiden geschah mit Hebelscheren, Fig. 259 2), wobei
man die Masse mittels daraufgelegter rechtwinkliger Rahmen aufriss.

Die Einführung eiserner Dächer in England, um welche sich be-
sonders Walker zu Rotherhithe verdient gemacht hatte, führte auch

[Abbildung] Fig. 259.
zur Herstellung des gewellten Bleches. Walker stellte anfangs der
30er Jahre zuerst gerieftes und gewelltes Blech (corragulated, furro-
wed and fluted iron) dadurch her, dass er rotglühendes Eisenblech
zwischen gerieften und gefurchten Walzen durchwalzte. Das Blech

1) Wedding, a. a. O., III, S. 853, Fig. 332.
2) Wedding, a. a. O., III, Fig. 333.
Die Formgebung 1831 bis 1850.

Wo der Puddelbetrieb zur Einführung gelangt war, bildete gutes,
doppelt geschweiſstes Puddeleisen das Material für die Bleche. Die
daraus in der Grobeisenstraſse gewalzten Flachstäbe wurden in
„Stürze“ geschnitten, deren Länge der Breite der daraus zu walzen-
den Bleche entsprach. Diese Stürze wurden auf den Vorwalzen, dem
Sturzwalzwerk, vorgewalzt, um dann
auf dem Blechwalzwerk fertig gewalzt
zu werden. Fig. 258 veranschaulicht
schematisch (nach Wedding 1) die Ent-
stehung der Blechtafel aus dem Sturz,
wobei die Pfeile die Walzrichtung an-
geben.

[Abbildung] Fig. 258.

Das Glühen der Bleche geschah in
Frankreich und namentlich in Belgien
meist in den schon früher beschriebe-
nen fours dormants. Anderwärts wen-
dete man meist Flammöfen als Blech-
glühöfen an, deren Sohle rechteckig war und bei denen die Arbeits-
thür an der dem Rost entgegengesetzten Seite lag.

Das Beschneiden geschah mit Hebelscheren, Fig. 259 2), wobei
man die Maſse mittels daraufgelegter rechtwinkliger Rahmen aufriſs.

Die Einführung eiserner Dächer in England, um welche sich be-
sonders Walker zu Rotherhithe verdient gemacht hatte, führte auch

[Abbildung] Fig. 259.
zur Herstellung des gewellten Bleches. Walker stellte anfangs der
30er Jahre zuerst gerieftes und gewelltes Blech (corragulated, furro-
wed and fluted iron) dadurch her, daſs er rotglühendes Eisenblech
zwischen gerieften und gefurchten Walzen durchwalzte. Das Blech

1) Wedding, a. a. O., III, S. 853, Fig. 332.
2) Wedding, a. a. O., III, Fig. 333.
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[635/0651] Die Formgebung 1831 bis 1850. Wo der Puddelbetrieb zur Einführung gelangt war, bildete gutes, doppelt geschweiſstes Puddeleisen das Material für die Bleche. Die daraus in der Grobeisenstraſse gewalzten Flachstäbe wurden in „Stürze“ geschnitten, deren Länge der Breite der daraus zu walzen- den Bleche entsprach. Diese Stürze wurden auf den Vorwalzen, dem Sturzwalzwerk, vorgewalzt, um dann auf dem Blechwalzwerk fertig gewalzt zu werden. Fig. 258 veranschaulicht schematisch (nach Wedding 1) die Ent- stehung der Blechtafel aus dem Sturz, wobei die Pfeile die Walzrichtung an- geben. [Abbildung Fig. 258.] Das Glühen der Bleche geschah in Frankreich und namentlich in Belgien meist in den schon früher beschriebe- nen fours dormants. Anderwärts wen- dete man meist Flammöfen als Blech- glühöfen an, deren Sohle rechteckig war und bei denen die Arbeits- thür an der dem Rost entgegengesetzten Seite lag. Das Beschneiden geschah mit Hebelscheren, Fig. 259 2), wobei man die Maſse mittels daraufgelegter rechtwinkliger Rahmen aufriſs. Die Einführung eiserner Dächer in England, um welche sich be- sonders Walker zu Rotherhithe verdient gemacht hatte, führte auch [Abbildung Fig. 259.] zur Herstellung des gewellten Bleches. Walker stellte anfangs der 30er Jahre zuerst gerieftes und gewelltes Blech (corragulated, furro- wed and fluted iron) dadurch her, daſs er rotglühendes Eisenblech zwischen gerieften und gefurchten Walzen durchwalzte. Das Blech 1) Wedding, a. a. O., III, S. 853, Fig. 332. 2) Wedding, a. a. O., III, Fig. 333.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 635. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/651>, abgerufen am 22.11.2024.