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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Die Formgebung 1831 bis 1850.
16 Pferdekräfte. Waren diese vorhanden, so konnte man ein Blech-
walzwerk, aber auch nur im Wechselbetriebe, mit der Luppenstrasse
betreiben.

Über diese Kraftleistungen gingen aber die Einrichtungen der
alten Hammerhütten meist nicht hinaus, und danach mussten sich
die Anlagen der Walzhütten richten. Von einem Wasserrad aus alles
betreiben zu wollen, war sehr unvorteilhaft, namentlich musste der
Stirnhammer sein besonderes Rad haben.

Die Stellung der Walzenstrassen war vornehmlich durch die
Kraftmaschine bedingt. Bei Wasserradbetrieb stellte man in der
Regel die Walzwerksgerüste nebeneinander, bei Dampfmaschinenbetrieb
hintereinander, wobei man den Abstand der Strassen gross genug
machte, um den gleichzeitigen Betrieb der benachbarten Strassen zu
gestatten. Als Muster für die Anordnung der Öfen, Walzen und
Hülfswerkzeuge eines Puddel- und Walzwerkes mit Dampfmaschinen-
betrieb zu Ende der 30 er Jahre zeigt Fig. 220 den Grundriss der
Alvenslebenhütte in Oberschlesien 1) nach Karsten. Fig. 221 (S. 607)
giebt den Aufriss der Walzhütte zu Couillet nach Valerius, aus
der besonders auch die Fundamentierung zu ersehen ist; Grund-
risse von Walzhütten finden sich ferner in Valerius' Stabeisen:
Taf. II, Montigny sur Sambre und in dem 2. Ergänzungsheft, Taf. I,
der Plan der Ende der 40 er Jahre neu erbauten Puddel- und Walz-
hütte zu Seraing. Flachat, Barrault et Petiet haben eine Reihe
von Walzwerksplänen veröffentlicht, nämlich die der französischen
Werke Alais, Decazeville, Creusot, Vierzon, Abainville, sodann Jamaille
und Moyeuvre, die zu Hayange gehörten, und Meire, die drei letz-
teren mit Wasserbetrieb; ferner die belgischen Werke Zone, Namur
(laminoir du Baron d'Yve), Monceau sur Sambre, Couillet, Seraing
und Acoz.

Wir entnehmen Karstens Beschreibung der Alvenslebenhütte,
Fig. 220, die umstehenden Angaben, welche über den Kraftverbrauch
und die Leistung der Arbeitsmaschinen eines Walzwerkes Auskunft
geben.

Die ganze erforderliche Betriebskraft würde hiernach 1071/2 bis
1111/2 Pferdekräfte betragen. In der Alvenslebenhütte wurde die Be-
triebskraft von zwei Dampfmaschinen, eine von 60 und eine von
80 Pferdekräften, geliefert.


1) Aus Karstens Eisenhüttenkunde, Taf. LV, der erläuternde Text dazu findet
sich Bd. V, S. 381 bis 391.

Die Formgebung 1831 bis 1850.
16 Pferdekräfte. Waren diese vorhanden, so konnte man ein Blech-
walzwerk, aber auch nur im Wechselbetriebe, mit der Luppenstraſse
betreiben.

Über diese Kraftleistungen gingen aber die Einrichtungen der
alten Hammerhütten meist nicht hinaus, und danach muſsten sich
die Anlagen der Walzhütten richten. Von einem Wasserrad aus alles
betreiben zu wollen, war sehr unvorteilhaft, namentlich muſste der
Stirnhammer sein besonderes Rad haben.

Die Stellung der Walzenstraſsen war vornehmlich durch die
Kraftmaschine bedingt. Bei Wasserradbetrieb stellte man in der
Regel die Walzwerksgerüste nebeneinander, bei Dampfmaschinenbetrieb
hintereinander, wobei man den Abstand der Straſsen groſs genug
machte, um den gleichzeitigen Betrieb der benachbarten Straſsen zu
gestatten. Als Muster für die Anordnung der Öfen, Walzen und
Hülfswerkzeuge eines Puddel- und Walzwerkes mit Dampfmaschinen-
betrieb zu Ende der 30 er Jahre zeigt Fig. 220 den Grundriſs der
Alvenslebenhütte in Oberschlesien 1) nach Karsten. Fig. 221 (S. 607)
giebt den Aufriſs der Walzhütte zu Couillet nach Valerius, aus
der besonders auch die Fundamentierung zu ersehen ist; Grund-
risse von Walzhütten finden sich ferner in Valerius’ Stabeisen:
Taf. II, Montigny sur Sambre und in dem 2. Ergänzungsheft, Taf. I,
der Plan der Ende der 40 er Jahre neu erbauten Puddel- und Walz-
hütte zu Seraing. Flachat, Barrault et Petiet haben eine Reihe
von Walzwerksplänen veröffentlicht, nämlich die der französischen
Werke Alais, Decazeville, Creusot, Vierzon, Abainville, sodann Jamaille
und Moyeuvre, die zu Hayange gehörten, und Meire, die drei letz-
teren mit Wasserbetrieb; ferner die belgischen Werke Zône, Namur
(laminoir du Baron d’Yve), Monceau sur Sambre, Couillet, Seraing
und Acoz.

Wir entnehmen Karstens Beschreibung der Alvenslebenhütte,
Fig. 220, die umstehenden Angaben, welche über den Kraftverbrauch
und die Leistung der Arbeitsmaschinen eines Walzwerkes Auskunft
geben.

Die ganze erforderliche Betriebskraft würde hiernach 107½ bis
111½ Pferdekräfte betragen. In der Alvenslebenhütte wurde die Be-
triebskraft von zwei Dampfmaschinen, eine von 60 und eine von
80 Pferdekräften, geliefert.


1) Aus Karstens Eisenhüttenkunde, Taf. LV, der erläuternde Text dazu findet
sich Bd. V, S. 381 bis 391.
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[605/0621] Die Formgebung 1831 bis 1850. 16 Pferdekräfte. Waren diese vorhanden, so konnte man ein Blech- walzwerk, aber auch nur im Wechselbetriebe, mit der Luppenstraſse betreiben. Über diese Kraftleistungen gingen aber die Einrichtungen der alten Hammerhütten meist nicht hinaus, und danach muſsten sich die Anlagen der Walzhütten richten. Von einem Wasserrad aus alles betreiben zu wollen, war sehr unvorteilhaft, namentlich muſste der Stirnhammer sein besonderes Rad haben. Die Stellung der Walzenstraſsen war vornehmlich durch die Kraftmaschine bedingt. Bei Wasserradbetrieb stellte man in der Regel die Walzwerksgerüste nebeneinander, bei Dampfmaschinenbetrieb hintereinander, wobei man den Abstand der Straſsen groſs genug machte, um den gleichzeitigen Betrieb der benachbarten Straſsen zu gestatten. Als Muster für die Anordnung der Öfen, Walzen und Hülfswerkzeuge eines Puddel- und Walzwerkes mit Dampfmaschinen- betrieb zu Ende der 30 er Jahre zeigt Fig. 220 den Grundriſs der Alvenslebenhütte in Oberschlesien 1) nach Karsten. Fig. 221 (S. 607) giebt den Aufriſs der Walzhütte zu Couillet nach Valerius, aus der besonders auch die Fundamentierung zu ersehen ist; Grund- risse von Walzhütten finden sich ferner in Valerius’ Stabeisen: Taf. II, Montigny sur Sambre und in dem 2. Ergänzungsheft, Taf. I, der Plan der Ende der 40 er Jahre neu erbauten Puddel- und Walz- hütte zu Seraing. Flachat, Barrault et Petiet haben eine Reihe von Walzwerksplänen veröffentlicht, nämlich die der französischen Werke Alais, Decazeville, Creusot, Vierzon, Abainville, sodann Jamaille und Moyeuvre, die zu Hayange gehörten, und Meire, die drei letz- teren mit Wasserbetrieb; ferner die belgischen Werke Zône, Namur (laminoir du Baron d’Yve), Monceau sur Sambre, Couillet, Seraing und Acoz. Wir entnehmen Karstens Beschreibung der Alvenslebenhütte, Fig. 220, die umstehenden Angaben, welche über den Kraftverbrauch und die Leistung der Arbeitsmaschinen eines Walzwerkes Auskunft geben. Die ganze erforderliche Betriebskraft würde hiernach 107½ bis 111½ Pferdekräfte betragen. In der Alvenslebenhütte wurde die Be- triebskraft von zwei Dampfmaschinen, eine von 60 und eine von 80 Pferdekräften, geliefert. 1) Aus Karstens Eisenhüttenkunde, Taf. LV, der erläuternde Text dazu findet sich Bd. V, S. 381 bis 391.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 605. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/621>, abgerufen am 22.11.2024.