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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Das Puddeln 1831 bis 1850.

In Deutschland erzielte man besonders auf der königl. württem-
bergischen Hütte zu Königsbronn günstige Resultate mit Torfbetrieb 1).
Man verwendete dort unter der Direktion von Weberling den Torf
zum Umschmelzen des Roheisens im Giessereibetrieb, zum Weissmachen
desselben, zum Puddeln u. s. w. Der Torf wurde ähnlich wie das
Holz in gemauerten Trockenapparaten scharf getrocknet.

Der lufttrockene Torf mittlerer Güte hatte nach Berthiers Ana-
lyse folgende Zusammensetzung:

Kohle     0,244
Asche     0,050
Flüssige Stoffe     0,706
1,000

Das Profil des Puddelofens, der dem von Ichoux ähnlich war, ist
Fig. 195 dargestellt. Man verpuddelte darin 200 kg Weisseisen in

[Abbildung] Fig. 195.
2 Stunden. Aus 111 kg Roh-
eisen erhielt man 100 kg Lup-
peneisen mit einem Aufwand
von 518 Stück oder 151 kg
dichtem, getrocknetem Torf.

Das Torfpuddeln wurde
1841 zu Rottemann in Steier-
mark und 1844 zu Wasser-
alfingen eingeführt.

Mit Braunkohle erzielte
man nur in den österreichi-
schen Alpenländern und zwar zuerst auf der Eisenhütte zu Prevali in
Unterkärnten gute Erfolge beim Puddelbetrieb. Allerdings kommen die
dortigen Braunkohlen, wie auch die in Steiermark, an Güte fast den
Steinkohlen gleich. Trotzdem fing man erst 1823 an, die Kohlen bei
Prevali zu technischen Zwecken zu verwenden 2). Die Gebrüder von
Rosthorn
waren es, die zuerst ihren Wert erkannten und die Schöpfer
einer neuen, grossartigen Montanindustrie wurden. 1834 gründeten
sie eine Aktiengesellschaft zur Erbauung eines grossen Puddelwerkes
mit neun Puddel- und acht Schweissöfen und zwei Walzenstrassen.
1837 kam das ganze Werk wieder in den alleinigen Besitz der Gebrüder
von Rosthorn, die es vergrösserten und namentlich die Fabrikation
von Eisenbahnschienen aufnahmen. Nach mancherlei Versuchen und

1) Berg- und hüttenmänn. Ztg. 1843, Nr. 35, S. 736.
2) Siehe Tunners Jahrbuch 1842, I, 211.
Das Puddeln 1831 bis 1850.

In Deutschland erzielte man besonders auf der königl. württem-
bergischen Hütte zu Königsbronn günstige Resultate mit Torfbetrieb 1).
Man verwendete dort unter der Direktion von Weberling den Torf
zum Umschmelzen des Roheisens im Gieſsereibetrieb, zum Weiſsmachen
desselben, zum Puddeln u. s. w. Der Torf wurde ähnlich wie das
Holz in gemauerten Trockenapparaten scharf getrocknet.

Der lufttrockene Torf mittlerer Güte hatte nach Berthiers Ana-
lyse folgende Zusammensetzung:

Kohle     0,244
Asche     0,050
Flüssige Stoffe     0,706
1,000

Das Profil des Puddelofens, der dem von Ichoux ähnlich war, ist
Fig. 195 dargestellt. Man verpuddelte darin 200 kg Weiſseisen in

[Abbildung] Fig. 195.
2 Stunden. Aus 111 kg Roh-
eisen erhielt man 100 kg Lup-
peneisen mit einem Aufwand
von 518 Stück oder 151 kg
dichtem, getrocknetem Torf.

Das Torfpuddeln wurde
1841 zu Rottemann in Steier-
mark und 1844 zu Wasser-
alfingen eingeführt.

Mit Braunkohle erzielte
man nur in den österreichi-
schen Alpenländern und zwar zuerst auf der Eisenhütte zu Prevali in
Unterkärnten gute Erfolge beim Puddelbetrieb. Allerdings kommen die
dortigen Braunkohlen, wie auch die in Steiermark, an Güte fast den
Steinkohlen gleich. Trotzdem fing man erst 1823 an, die Kohlen bei
Prevali zu technischen Zwecken zu verwenden 2). Die Gebrüder von
Rosthorn
waren es, die zuerst ihren Wert erkannten und die Schöpfer
einer neuen, groſsartigen Montanindustrie wurden. 1834 gründeten
sie eine Aktiengesellschaft zur Erbauung eines groſsen Puddelwerkes
mit neun Puddel- und acht Schweiſsöfen und zwei Walzenstraſsen.
1837 kam das ganze Werk wieder in den alleinigen Besitz der Gebrüder
von Rosthorn, die es vergröſserten und namentlich die Fabrikation
von Eisenbahnschienen aufnahmen. Nach mancherlei Versuchen und

1) Berg- und hüttenmänn. Ztg. 1843, Nr. 35, S. 736.
2) Siehe Tunners Jahrbuch 1842, I, 211.
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[566/0582] Das Puddeln 1831 bis 1850. In Deutschland erzielte man besonders auf der königl. württem- bergischen Hütte zu Königsbronn günstige Resultate mit Torfbetrieb 1). Man verwendete dort unter der Direktion von Weberling den Torf zum Umschmelzen des Roheisens im Gieſsereibetrieb, zum Weiſsmachen desselben, zum Puddeln u. s. w. Der Torf wurde ähnlich wie das Holz in gemauerten Trockenapparaten scharf getrocknet. Der lufttrockene Torf mittlerer Güte hatte nach Berthiers Ana- lyse folgende Zusammensetzung: Kohle 0,244 Asche 0,050 Flüssige Stoffe 0,706 1,000 Das Profil des Puddelofens, der dem von Ichoux ähnlich war, ist Fig. 195 dargestellt. Man verpuddelte darin 200 kg Weiſseisen in [Abbildung Fig. 195.] 2 Stunden. Aus 111 kg Roh- eisen erhielt man 100 kg Lup- peneisen mit einem Aufwand von 518 Stück oder 151 kg dichtem, getrocknetem Torf. Das Torfpuddeln wurde 1841 zu Rottemann in Steier- mark und 1844 zu Wasser- alfingen eingeführt. Mit Braunkohle erzielte man nur in den österreichi- schen Alpenländern und zwar zuerst auf der Eisenhütte zu Prevali in Unterkärnten gute Erfolge beim Puddelbetrieb. Allerdings kommen die dortigen Braunkohlen, wie auch die in Steiermark, an Güte fast den Steinkohlen gleich. Trotzdem fing man erst 1823 an, die Kohlen bei Prevali zu technischen Zwecken zu verwenden 2). Die Gebrüder von Rosthorn waren es, die zuerst ihren Wert erkannten und die Schöpfer einer neuen, groſsartigen Montanindustrie wurden. 1834 gründeten sie eine Aktiengesellschaft zur Erbauung eines groſsen Puddelwerkes mit neun Puddel- und acht Schweiſsöfen und zwei Walzenstraſsen. 1837 kam das ganze Werk wieder in den alleinigen Besitz der Gebrüder von Rosthorn, die es vergröſserten und namentlich die Fabrikation von Eisenbahnschienen aufnahmen. Nach mancherlei Versuchen und 1) Berg- und hüttenmänn. Ztg. 1843, Nr. 35, S. 736. 2) Siehe Tunners Jahrbuch 1842, I, 211.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 566. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/582>, abgerufen am 02.06.2024.