Das geschmolzene Metall liess er in eiserne Formen laufen, damit es nicht durch Sand verunreinigt wurde. Dieses reine Gusseisen schmolz er dann in einem Kupolofen mit Eisenfeilspänen oder reinem Eisen-, Mangan- oder Chromoxyd ein und erhielt auf diese Weise harten Gussstahl. Um diesen weicher zu machen, glühte er die Güsse (ingots) von Gussstahl in einem Cementierofen mit Eisen- oder Manganoxyd ohne Holzkohle. Heath stellte aus indischem Roheisen mit Eisenerz von Dartmouth in Devonshire wirklich einen guten Gussstahl dar.
Weiches Eisen wollte er durch Puddeln des zuerst geschmolzenen Metalles mit 1 bis 5 Proz. Manganoxyd erhalten.
Auch in den 40er Jahren wurde eine Anzahl Patente für den- selben Zweck erteilt, so eins an W. N. Clay für Reduktion der Erze und Schweissen im Flammofen am 31. März 1840 (Nr. 8459). Auch in Deutschland machte man eine Reihe von Versuchen in dieser Rich- tung. Man verarbeitete auf dem Eisenwerk des Herrn v. Winkler in Schlesien im Jahre 1842 ein Gemenge von Eisenerz und Holzkohle im Puddelofen. Das erhaltene Eisen war aber von sehr mittelmässiger Güte. Bessere Resultate will Thomä mit demselben Verfahren in Mähren erlangt haben. Er setzte diese Versuche später am Ural und dann bei Suhl fort, angeblich mit Erfolg. von Gersdorff re- ducierte Spateisenstein mit Holzkohlenpulver gemischt in Tiegeln, ohne die Masse zum Fluss kommen zu lassen, und schweisste das reducierte Eisen in einem Frischherde zusammen. Diese Versuche wurden 1843 zu Neuberg in Steiermark ausgeführt.
In Neuberg machte man auch den Versuch, die Erze in einem grossen Zugschachtofen ohne Gebläse zu schmelzen und das Eisen in einem mit den Gasen des Ofens auf der Gicht befindlichen Puddel- ofen zu verarbeiten. Man erzielte aber nicht die nötige Hitze in dem unteren Teile des Schachtofens.
Josef von Rosthorn liess sich 1847 ein dem obigen ähnliches Verfahren in Österreich patentieren.
Ein bemerkenswertes Patent (Nr. 11515) erhielt am 31. Dezember 1846 der Franzose Adrien Chenot. Sein Princip war dasselbe, er wollte durch Reduktion und stärkere oder schwächere Kohlung ein gekohltes Eisen erzeugen, welches entweder Gusseisen oder Stahl oder Stabeisen entsprach und bei entsprechender Behandlung als solches verarbeitet werden konnte. Er bediente sich dazu eines Schweiss- oder Schmelzofens, in dem er die höchste Hitze erzeugen konnte, und eines Reduktionsofens, der von der entweichenden Hitze des ersteren geheizt wurde. Der Reduktionsofen bestand aus einer Retorte oder
Schweiſseisen 1831 bis 1850.
Das geschmolzene Metall lieſs er in eiserne Formen laufen, damit es nicht durch Sand verunreinigt wurde. Dieses reine Guſseisen schmolz er dann in einem Kupolofen mit Eisenfeilspänen oder reinem Eisen-, Mangan- oder Chromoxyd ein und erhielt auf diese Weise harten Guſsstahl. Um diesen weicher zu machen, glühte er die Güsse (ingots) von Guſsstahl in einem Cementierofen mit Eisen- oder Manganoxyd ohne Holzkohle. Heath stellte aus indischem Roheisen mit Eisenerz von Dartmouth in Devonshire wirklich einen guten Guſsstahl dar.
Weiches Eisen wollte er durch Puddeln des zuerst geschmolzenen Metalles mit 1 bis 5 Proz. Manganoxyd erhalten.
Auch in den 40er Jahren wurde eine Anzahl Patente für den- selben Zweck erteilt, so eins an W. N. Clay für Reduktion der Erze und Schweiſsen im Flammofen am 31. März 1840 (Nr. 8459). Auch in Deutschland machte man eine Reihe von Versuchen in dieser Rich- tung. Man verarbeitete auf dem Eisenwerk des Herrn v. Winkler in Schlesien im Jahre 1842 ein Gemenge von Eisenerz und Holzkohle im Puddelofen. Das erhaltene Eisen war aber von sehr mittelmäſsiger Güte. Bessere Resultate will Thomä mit demselben Verfahren in Mähren erlangt haben. Er setzte diese Versuche später am Ural und dann bei Suhl fort, angeblich mit Erfolg. von Gersdorff re- ducierte Spateisenstein mit Holzkohlenpulver gemischt in Tiegeln, ohne die Masse zum Fluſs kommen zu lassen, und schweiſste das reducierte Eisen in einem Frischherde zusammen. Diese Versuche wurden 1843 zu Neuberg in Steiermark ausgeführt.
In Neuberg machte man auch den Versuch, die Erze in einem groſsen Zugschachtofen ohne Gebläse zu schmelzen und das Eisen in einem mit den Gasen des Ofens auf der Gicht befindlichen Puddel- ofen zu verarbeiten. Man erzielte aber nicht die nötige Hitze in dem unteren Teile des Schachtofens.
Josef von Rosthorn lieſs sich 1847 ein dem obigen ähnliches Verfahren in Österreich patentieren.
Ein bemerkenswertes Patent (Nr. 11515) erhielt am 31. Dezember 1846 der Franzose Adrien Chenot. Sein Princip war dasselbe, er wollte durch Reduktion und stärkere oder schwächere Kohlung ein gekohltes Eisen erzeugen, welches entweder Guſseisen oder Stahl oder Stabeisen entsprach und bei entsprechender Behandlung als solches verarbeitet werden konnte. Er bediente sich dazu eines Schweiſs- oder Schmelzofens, in dem er die höchste Hitze erzeugen konnte, und eines Reduktionsofens, der von der entweichenden Hitze des ersteren geheizt wurde. Der Reduktionsofen bestand aus einer Retorte oder
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[543/0559]
Schweiſseisen 1831 bis 1850.
Das geschmolzene Metall lieſs er in eiserne Formen laufen, damit es
nicht durch Sand verunreinigt wurde. Dieses reine Guſseisen schmolz
er dann in einem Kupolofen mit Eisenfeilspänen oder reinem Eisen-,
Mangan- oder Chromoxyd ein und erhielt auf diese Weise harten
Guſsstahl. Um diesen weicher zu machen, glühte er die Güsse (ingots)
von Guſsstahl in einem Cementierofen mit Eisen- oder Manganoxyd
ohne Holzkohle. Heath stellte aus indischem Roheisen mit Eisenerz
von Dartmouth in Devonshire wirklich einen guten Guſsstahl dar.
Weiches Eisen wollte er durch Puddeln des zuerst geschmolzenen
Metalles mit 1 bis 5 Proz. Manganoxyd erhalten.
Auch in den 40er Jahren wurde eine Anzahl Patente für den-
selben Zweck erteilt, so eins an W. N. Clay für Reduktion der Erze
und Schweiſsen im Flammofen am 31. März 1840 (Nr. 8459). Auch
in Deutschland machte man eine Reihe von Versuchen in dieser Rich-
tung. Man verarbeitete auf dem Eisenwerk des Herrn v. Winkler
in Schlesien im Jahre 1842 ein Gemenge von Eisenerz und Holzkohle
im Puddelofen. Das erhaltene Eisen war aber von sehr mittelmäſsiger
Güte. Bessere Resultate will Thomä mit demselben Verfahren in
Mähren erlangt haben. Er setzte diese Versuche später am Ural
und dann bei Suhl fort, angeblich mit Erfolg. von Gersdorff re-
ducierte Spateisenstein mit Holzkohlenpulver gemischt in Tiegeln,
ohne die Masse zum Fluſs kommen zu lassen, und schweiſste das
reducierte Eisen in einem Frischherde zusammen. Diese Versuche
wurden 1843 zu Neuberg in Steiermark ausgeführt.
In Neuberg machte man auch den Versuch, die Erze in einem
groſsen Zugschachtofen ohne Gebläse zu schmelzen und das Eisen in
einem mit den Gasen des Ofens auf der Gicht befindlichen Puddel-
ofen zu verarbeiten. Man erzielte aber nicht die nötige Hitze in dem
unteren Teile des Schachtofens.
Josef von Rosthorn lieſs sich 1847 ein dem obigen ähnliches
Verfahren in Österreich patentieren.
Ein bemerkenswertes Patent (Nr. 11515) erhielt am 31. Dezember
1846 der Franzose Adrien Chenot. Sein Princip war dasselbe, er
wollte durch Reduktion und stärkere oder schwächere Kohlung ein
gekohltes Eisen erzeugen, welches entweder Guſseisen oder Stahl oder
Stabeisen entsprach und bei entsprechender Behandlung als solches
verarbeitet werden konnte. Er bediente sich dazu eines Schweiſs-
oder Schmelzofens, in dem er die höchste Hitze erzeugen konnte, und
eines Reduktionsofens, der von der entweichenden Hitze des ersteren
geheizt wurde. Der Reduktionsofen bestand aus einer Retorte oder
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 543. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/559>, abgerufen am 22.11.2024.
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