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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Die Eisengiesserei 1831 bis 1850.
baren Guss gemacht, wobei er feingemahlenen Hammerschlag als
Aduzierpulver verwendete. Er hatte dafür ein Patent für 15 Jahre
erhalten.

Über das Emaillieren gusseiserner Geschirre verweisen wir auf
die Litteratur 1).

Ein verbessertes Gussmaterial erfand J. D. M. Stirling. Er
nannte es zähgemachtes Gusseisen (toughened cast iron) 2); es wurde
allgemeiner bekannt unter dem Namen Stirlingmetall. Heutzutage
pflegt man diese Art Guss als Stahlguss zu bezeichnen. Stirlings
englisches Patent (Nr. 11262) wurde am 29. Juni 1846 erteilt. Die Er-
findung beruhte auf einem Zusatz von 1/5 bis 1/3 oder mehr Schmiede-
eisen zu dem Gusseisen. Dies konnte in der Weise geschehen, dass
man das flüssige Gusseisen in eine Form laufen liess, in welcher das
Schmiedeeisen enthalten war, und das so erhaltene unvollkommene
Gemenge dann im Kupol- oder Flammofen oder im Tiegel umschmolz;
besser war es aber, das geschmolzene Gusseisen über das schweisswarm
gemachte Schmiedeeisen zu giessen und es so lange in der Hitze zu
lassen, bis das Eisen gelöst und gemischt war. -- Das so erhaltene
Material liess sich auch sehr gut in dem Flammofen, in dem es
gemischt wurde, zu einem sehr festen Schweisseisen verpuddeln.

Um das Gusseisen noch fester und zäher zu bekommen, empfahl
Stirling einen Zusatz von 1/500 Silber, während man harten Guss durch
Zusatz von 2 bis 10 Proz. Mangan erhielt. Dass Stirlingmetall be-
deutend fester war als Gusseisen, haben Rennie und Fairbairn an-
erkannt; letzterer bezeichnete seine Festigkeit mit 51,5, die des ge-
wöhnlichen Gusseisens mit 33,25.

M. Poole schlug 1848 eine Reinigung des Gusseisens durch ge-
wisse sauerstoffreiche Körper, wie Eisenoxyd, Chromeisenstein, Braun-
stein, salpetersaure oder chlorsaure Salze vor, welche in den Hoch-
ofen durch die Form eingeblasen oder in den Gusspfannen in das
flüssige Eisen eingerührt werden sollten.

Die Verwendung des Gusseisens fand in dieser Periode eine wich-
tige Ausdehnung durch den in den Vereinigten Staaten von Amerika
aufgekommenen Bau gusseiserner Häuser. Allerdings hatte man auch
schon früher Gusseisen zu Bauzwecken verwendet. Boulton und

1) Erbe in Schmalkalden, Gründl. Anweisung zum Emaillieren u. s. w., Qued-
linburg 1837; Erdmanns Journ. f. prakt. Chem. 1838, Bd. 13, S. 12; Jahrbücher d.
K. K. polyt. Instit. zu Wien 1839, XX, 302; Karsten, Handbuch der Eisenhütten-
kunde, §. 846 bis 849; Valerius, Handb. d. Roheisenfabrikation, S. 714 etc.
2) Vgl. auch Berg- und hüttenm. Ztg. 1851, S. 129.

Die Eisengieſserei 1831 bis 1850.
baren Guſs gemacht, wobei er feingemahlenen Hammerschlag als
Aduzierpulver verwendete. Er hatte dafür ein Patent für 15 Jahre
erhalten.

Über das Emaillieren guſseiserner Geschirre verweisen wir auf
die Litteratur 1).

Ein verbessertes Guſsmaterial erfand J. D. M. Stirling. Er
nannte es zähgemachtes Guſseisen (toughened cast iron) 2); es wurde
allgemeiner bekannt unter dem Namen Stirlingmetall. Heutzutage
pflegt man diese Art Guſs als Stahlguſs zu bezeichnen. Stirlings
englisches Patent (Nr. 11262) wurde am 29. Juni 1846 erteilt. Die Er-
findung beruhte auf einem Zusatz von ⅕ bis ⅓ oder mehr Schmiede-
eisen zu dem Guſseisen. Dies konnte in der Weise geschehen, daſs
man das flüssige Guſseisen in eine Form laufen lieſs, in welcher das
Schmiedeeisen enthalten war, und das so erhaltene unvollkommene
Gemenge dann im Kupol- oder Flammofen oder im Tiegel umschmolz;
besser war es aber, das geschmolzene Guſseisen über das schweiſswarm
gemachte Schmiedeeisen zu gieſsen und es so lange in der Hitze zu
lassen, bis das Eisen gelöst und gemischt war. — Das so erhaltene
Material lieſs sich auch sehr gut in dem Flammofen, in dem es
gemischt wurde, zu einem sehr festen Schweiſseisen verpuddeln.

Um das Guſseisen noch fester und zäher zu bekommen, empfahl
Stirling einen Zusatz von 1/500 Silber, während man harten Guſs durch
Zusatz von 2 bis 10 Proz. Mangan erhielt. Daſs Stirlingmetall be-
deutend fester war als Guſseisen, haben Rennie und Fairbairn an-
erkannt; letzterer bezeichnete seine Festigkeit mit 51,5, die des ge-
wöhnlichen Guſseisens mit 33,25.

M. Poole schlug 1848 eine Reinigung des Guſseisens durch ge-
wisse sauerstoffreiche Körper, wie Eisenoxyd, Chromeisenstein, Braun-
stein, salpetersaure oder chlorsaure Salze vor, welche in den Hoch-
ofen durch die Form eingeblasen oder in den Guſspfannen in das
flüssige Eisen eingerührt werden sollten.

Die Verwendung des Guſseisens fand in dieser Periode eine wich-
tige Ausdehnung durch den in den Vereinigten Staaten von Amerika
aufgekommenen Bau guſseiserner Häuser. Allerdings hatte man auch
schon früher Guſseisen zu Bauzwecken verwendet. Boulton und

1) Erbe in Schmalkalden, Gründl. Anweisung zum Emaillieren u. s. w., Qued-
linburg 1837; Erdmanns Journ. f. prakt. Chem. 1838, Bd. 13, S. 12; Jahrbücher d.
K. K. polyt. Instit. zu Wien 1839, XX, 302; Karsten, Handbuch der Eisenhütten-
kunde, §. 846 bis 849; Valerius, Handb. d. Roheisenfabrikation, S. 714 etc.
2) Vgl. auch Berg- und hüttenm. Ztg. 1851, S. 129.
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[540/0556] Die Eisengieſserei 1831 bis 1850. baren Guſs gemacht, wobei er feingemahlenen Hammerschlag als Aduzierpulver verwendete. Er hatte dafür ein Patent für 15 Jahre erhalten. Über das Emaillieren guſseiserner Geschirre verweisen wir auf die Litteratur 1). Ein verbessertes Guſsmaterial erfand J. D. M. Stirling. Er nannte es zähgemachtes Guſseisen (toughened cast iron) 2); es wurde allgemeiner bekannt unter dem Namen Stirlingmetall. Heutzutage pflegt man diese Art Guſs als Stahlguſs zu bezeichnen. Stirlings englisches Patent (Nr. 11262) wurde am 29. Juni 1846 erteilt. Die Er- findung beruhte auf einem Zusatz von ⅕ bis ⅓ oder mehr Schmiede- eisen zu dem Guſseisen. Dies konnte in der Weise geschehen, daſs man das flüssige Guſseisen in eine Form laufen lieſs, in welcher das Schmiedeeisen enthalten war, und das so erhaltene unvollkommene Gemenge dann im Kupol- oder Flammofen oder im Tiegel umschmolz; besser war es aber, das geschmolzene Guſseisen über das schweiſswarm gemachte Schmiedeeisen zu gieſsen und es so lange in der Hitze zu lassen, bis das Eisen gelöst und gemischt war. — Das so erhaltene Material lieſs sich auch sehr gut in dem Flammofen, in dem es gemischt wurde, zu einem sehr festen Schweiſseisen verpuddeln. Um das Guſseisen noch fester und zäher zu bekommen, empfahl Stirling einen Zusatz von 1/500 Silber, während man harten Guſs durch Zusatz von 2 bis 10 Proz. Mangan erhielt. Daſs Stirlingmetall be- deutend fester war als Guſseisen, haben Rennie und Fairbairn an- erkannt; letzterer bezeichnete seine Festigkeit mit 51,5, die des ge- wöhnlichen Guſseisens mit 33,25. M. Poole schlug 1848 eine Reinigung des Guſseisens durch ge- wisse sauerstoffreiche Körper, wie Eisenoxyd, Chromeisenstein, Braun- stein, salpetersaure oder chlorsaure Salze vor, welche in den Hoch- ofen durch die Form eingeblasen oder in den Guſspfannen in das flüssige Eisen eingerührt werden sollten. Die Verwendung des Guſseisens fand in dieser Periode eine wich- tige Ausdehnung durch den in den Vereinigten Staaten von Amerika aufgekommenen Bau guſseiserner Häuser. Allerdings hatte man auch schon früher Guſseisen zu Bauzwecken verwendet. Boulton und 1) Erbe in Schmalkalden, Gründl. Anweisung zum Emaillieren u. s. w., Qued- linburg 1837; Erdmanns Journ. f. prakt. Chem. 1838, Bd. 13, S. 12; Jahrbücher d. K. K. polyt. Instit. zu Wien 1839, XX, 302; Karsten, Handbuch der Eisenhütten- kunde, §. 846 bis 849; Valerius, Handb. d. Roheisenfabrikation, S. 714 etc. 2) Vgl. auch Berg- und hüttenm. Ztg. 1851, S. 129.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 540. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/556>, abgerufen am 22.11.2024.