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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Die Eisengiesserei 1831 bis 1850.
kleiner Walzen in Massenformen oder Schalen benutzt, während grössere
Walzen aus einem mit einem Gebläse versehenen Flammofen abge-
gossen wurden. Bischof zu Mägdesprung stellte gelungene Versuche
über das Umschmelzen des Roheisens mittels Torfgas 1) in der Königl.
Eisengiesserei zu Berlin an.

Der Hütteninspektor Eck zu Königshütte dehnte seine Versuche
über Gasheizung auch auf Gussflammöfen aus. Das Roheisen wurde
dabei zugleich gereinigt und teilweise gefeint. Das auf der Königs-
hütte in Gasflammöfen dargestellte gereinigte Giessereieisen bewirkte
für sich oder als Zusatz zu dichtem grauen Roheisen in entsprechen-
dem Verhältnis einen ungemein festen Guss 2). Vergleichende Festig-
keitsversuche, welche auf der Königl. Hütte zu Gleiwitz angestellt
wurden, ergaben, dass das im Gasflammofen dargestellte Reineisen
in liegend gegossenen Stäben eine absolute Festigkeit von 30000 Pfd.
auf den Quadratzoll zeigte, während die unmittelbar aus dem Hoch-
ofen gegossenen Stäbe nur 20000 Pfd. auf den Quadratzoll trugen.
Für die Darstellung besonders fester Gussstäbe erwies sich dieses
Verfahren deshalb als sehr geeignet. Wo man nicht in der Lage
war, sich dieses Reineisens zu bedienen, half man sich zur Her-
stellung eines besonders festen Gusses namentlich für Walzen durch
Gattierung geeigneter Eisensorten. Bischof zu Mägdesprung fand 3),
dass zu allen Gussstücken, welche eine besondere Zähigkeit erforderten,
ein Gemisch von etwa gleichen Teilen von weissem Holzkohleneisen
und schottischem Koksroheisen besonders geeignet sei. Stäbe aus
diesem Eisen zeigten eine weit grössere Festigkeit als solche aus
reinem schottischen Eisen.

Englisches und namentlich schottisches aus Blackband mit roher
Steinkohle und heissem Winde erblasenes Giessereieisen hatte damals
bereits eine sehr allgemeine Verwendung auf dem Kontinent gefunden.
Das Giessereiroheisen (foundry-pig, franz. moulage) wurde sorgfältig
nach seinem Bruchansehen sortiert und nach drei Nummern verkauft:

Nr. 1 schwarz, grossblätterig im Bruch, wenig fest, aber sehr weich;
Nr. 2 etwas heller und feinkörniger, fester, aber noch sehr weich;
Nr. 3 grau, feinkörnig, dicht, gab sehr feste Gussstücke, die sich gut
bearbeiten liessen.

Die Maschinen und Apparate für den Giessereibetrieb wurden
verbessert, und man ging dazu über, manche Arbeit mit Maschinen

1) Siehe Berg- und hüttenm. Ztg. 1844.
2) Karstens Archiv, Bd. 21, S. 512 und Berg- und hüttenm. Ztg. 1847, S. 359.
3) Siehe Berg- und hüttenm. Ztg. 1847, S. 814.

Die Eisengieſserei 1831 bis 1850.
kleiner Walzen in Massenformen oder Schalen benutzt, während gröſsere
Walzen aus einem mit einem Gebläse versehenen Flammofen abge-
gossen wurden. Bischof zu Mägdesprung stellte gelungene Versuche
über das Umschmelzen des Roheisens mittels Torfgas 1) in der Königl.
Eisengieſserei zu Berlin an.

Der Hütteninspektor Eck zu Königshütte dehnte seine Versuche
über Gasheizung auch auf Guſsflammöfen aus. Das Roheisen wurde
dabei zugleich gereinigt und teilweise gefeint. Das auf der Königs-
hütte in Gasflammöfen dargestellte gereinigte Gieſsereieisen bewirkte
für sich oder als Zusatz zu dichtem grauen Roheisen in entsprechen-
dem Verhältnis einen ungemein festen Guſs 2). Vergleichende Festig-
keitsversuche, welche auf der Königl. Hütte zu Gleiwitz angestellt
wurden, ergaben, daſs das im Gasflammofen dargestellte Reineisen
in liegend gegossenen Stäben eine absolute Festigkeit von 30000 Pfd.
auf den Quadratzoll zeigte, während die unmittelbar aus dem Hoch-
ofen gegossenen Stäbe nur 20000 Pfd. auf den Quadratzoll trugen.
Für die Darstellung besonders fester Guſsstäbe erwies sich dieses
Verfahren deshalb als sehr geeignet. Wo man nicht in der Lage
war, sich dieses Reineisens zu bedienen, half man sich zur Her-
stellung eines besonders festen Gusses namentlich für Walzen durch
Gattierung geeigneter Eisensorten. Bischof zu Mägdesprung fand 3),
daſs zu allen Guſsstücken, welche eine besondere Zähigkeit erforderten,
ein Gemisch von etwa gleichen Teilen von weiſsem Holzkohleneisen
und schottischem Koksroheisen besonders geeignet sei. Stäbe aus
diesem Eisen zeigten eine weit gröſsere Festigkeit als solche aus
reinem schottischen Eisen.

Englisches und namentlich schottisches aus Blackband mit roher
Steinkohle und heiſsem Winde erblasenes Gieſsereieisen hatte damals
bereits eine sehr allgemeine Verwendung auf dem Kontinent gefunden.
Das Gieſsereiroheisen (foundry-pig, franz. moulage) wurde sorgfältig
nach seinem Bruchansehen sortiert und nach drei Nummern verkauft:

Nr. 1 schwarz, groſsblätterig im Bruch, wenig fest, aber sehr weich;
Nr. 2 etwas heller und feinkörniger, fester, aber noch sehr weich;
Nr. 3 grau, feinkörnig, dicht, gab sehr feste Guſsstücke, die sich gut
bearbeiten lieſsen.

Die Maschinen und Apparate für den Gieſsereibetrieb wurden
verbessert, und man ging dazu über, manche Arbeit mit Maschinen

1) Siehe Berg- und hüttenm. Ztg. 1844.
2) Karstens Archiv, Bd. 21, S. 512 und Berg- und hüttenm. Ztg. 1847, S. 359.
3) Siehe Berg- und hüttenm. Ztg. 1847, S. 814.
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[535/0551] Die Eisengieſserei 1831 bis 1850. kleiner Walzen in Massenformen oder Schalen benutzt, während gröſsere Walzen aus einem mit einem Gebläse versehenen Flammofen abge- gossen wurden. Bischof zu Mägdesprung stellte gelungene Versuche über das Umschmelzen des Roheisens mittels Torfgas 1) in der Königl. Eisengieſserei zu Berlin an. Der Hütteninspektor Eck zu Königshütte dehnte seine Versuche über Gasheizung auch auf Guſsflammöfen aus. Das Roheisen wurde dabei zugleich gereinigt und teilweise gefeint. Das auf der Königs- hütte in Gasflammöfen dargestellte gereinigte Gieſsereieisen bewirkte für sich oder als Zusatz zu dichtem grauen Roheisen in entsprechen- dem Verhältnis einen ungemein festen Guſs 2). Vergleichende Festig- keitsversuche, welche auf der Königl. Hütte zu Gleiwitz angestellt wurden, ergaben, daſs das im Gasflammofen dargestellte Reineisen in liegend gegossenen Stäben eine absolute Festigkeit von 30000 Pfd. auf den Quadratzoll zeigte, während die unmittelbar aus dem Hoch- ofen gegossenen Stäbe nur 20000 Pfd. auf den Quadratzoll trugen. Für die Darstellung besonders fester Guſsstäbe erwies sich dieses Verfahren deshalb als sehr geeignet. Wo man nicht in der Lage war, sich dieses Reineisens zu bedienen, half man sich zur Her- stellung eines besonders festen Gusses namentlich für Walzen durch Gattierung geeigneter Eisensorten. Bischof zu Mägdesprung fand 3), daſs zu allen Guſsstücken, welche eine besondere Zähigkeit erforderten, ein Gemisch von etwa gleichen Teilen von weiſsem Holzkohleneisen und schottischem Koksroheisen besonders geeignet sei. Stäbe aus diesem Eisen zeigten eine weit gröſsere Festigkeit als solche aus reinem schottischen Eisen. Englisches und namentlich schottisches aus Blackband mit roher Steinkohle und heiſsem Winde erblasenes Gieſsereieisen hatte damals bereits eine sehr allgemeine Verwendung auf dem Kontinent gefunden. Das Gieſsereiroheisen (foundry-pig, franz. moulage) wurde sorgfältig nach seinem Bruchansehen sortiert und nach drei Nummern verkauft: Nr. 1 schwarz, groſsblätterig im Bruch, wenig fest, aber sehr weich; Nr. 2 etwas heller und feinkörniger, fester, aber noch sehr weich; Nr. 3 grau, feinkörnig, dicht, gab sehr feste Guſsstücke, die sich gut bearbeiten lieſsen. Die Maschinen und Apparate für den Gieſsereibetrieb wurden verbessert, und man ging dazu über, manche Arbeit mit Maschinen 1) Siehe Berg- und hüttenm. Ztg. 1844. 2) Karstens Archiv, Bd. 21, S. 512 und Berg- und hüttenm. Ztg. 1847, S. 359. 3) Siehe Berg- und hüttenm. Ztg. 1847, S. 814.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 535. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/551>, abgerufen am 22.11.2024.