In der Eisengiesserei wurden ebenfalls viele Verbesserungen in dieser Periode eingeführt. Bei dem Giessen aus dem Hochofen kamen die Stich- und Schöpfherde in Gebrauch. Dieselben gestatteten das Giessen zu beliebigen Zeiten. Zur Verminderung des Graphits im Gusseisen wendete man häufig das S. 242 beschriebene "Füttern" mit reinen Erzstücken an.
Die Emancipation der Eisengiesserei von dem Hochofenbetriebe nahm aber von Jahr zu Jahr um so mehr zu, je bequemer und vor- teilhafter sich das Umschmelzen des Roheisens in Kupolöfen erwies.
Bei den Kupolöfen ging man, wie bei den Hoch- öfen, zum Betriebe mit heissem Winde über, der überall da von Vorteil war, wo man seither mit zu starker Pressung geblasen hatte. Dies war aber an- fangs der 30er Jahre in fast allen Giessereien der Fall, weil man sich allgemein der Cylinder- oder Kastengebläse, wie bei den Hochöfen, bediente. Die Winderhitzung spielte deshalb bei dem Giesserei- betriebe damals eine ebensogrosse Rolle als beim Hochofenbetriebe. Da die Flamme der Kupolöfen eine sehr starke war, so hatte es keine Schwierig- keit, die Erwärmung des Windes dadurch zu er- reichen, dass man die Winderhitzungsapparate un- mittelbar über die Gicht stellte. Man mauerte dabei in der Regel die Röhren nicht besonders ein, sondern brachte entweder einen Kranz von senkrecht
[Abbildung]
Fig. 176.
stehenden Röhren, welche oben und unten durch ringförmige Rohre oder Kasten, Fig. 176, verbunden waren, direkt um die Gicht an, oder konstruierte ein System gewundener Röhren in solcher Entfernung über der Gichtöffnung, dass das Einwerfen der Chargen nicht behindert war. So war die in Fig. 177 (a. f. S.) dargestellte Winderhitzung der Kupol- öfen zu Gleiwitz eingerichtet 1).
Ebelman hat die Gase eines Kupolofens, die er 1 m unter der Gicht abfing, untersucht. Sie enthielten
[Spaltenumbruch]
Kohlensäure 12,11
Kohlenoxyd 11,98
[Spaltenumbruch]
Wasserstoff 0,95
Stickstoff 74,96.
1) Siehe Karsten, a. a. O., Tab. XIII, Fig. 1 bis 5.
Beck, Geschichte des Eisens. 34
Die Eisengieſserei 1831 bis 1850.
Die Eisengieſserei 1831 bis 1850.
In der Eisengieſserei wurden ebenfalls viele Verbesserungen in dieser Periode eingeführt. Bei dem Gieſsen aus dem Hochofen kamen die Stich- und Schöpfherde in Gebrauch. Dieselben gestatteten das Gieſsen zu beliebigen Zeiten. Zur Verminderung des Graphits im Guſseisen wendete man häufig das S. 242 beschriebene „Füttern“ mit reinen Erzstücken an.
Die Emancipation der Eisengieſserei von dem Hochofenbetriebe nahm aber von Jahr zu Jahr um so mehr zu, je bequemer und vor- teilhafter sich das Umschmelzen des Roheisens in Kupolöfen erwies.
Bei den Kupolöfen ging man, wie bei den Hoch- öfen, zum Betriebe mit heiſsem Winde über, der überall da von Vorteil war, wo man seither mit zu starker Pressung geblasen hatte. Dies war aber an- fangs der 30er Jahre in fast allen Gieſsereien der Fall, weil man sich allgemein der Cylinder- oder Kastengebläse, wie bei den Hochöfen, bediente. Die Winderhitzung spielte deshalb bei dem Gieſserei- betriebe damals eine ebensogroſse Rolle als beim Hochofenbetriebe. Da die Flamme der Kupolöfen eine sehr starke war, so hatte es keine Schwierig- keit, die Erwärmung des Windes dadurch zu er- reichen, daſs man die Winderhitzungsapparate un- mittelbar über die Gicht stellte. Man mauerte dabei in der Regel die Röhren nicht besonders ein, sondern brachte entweder einen Kranz von senkrecht
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Fig. 176.
stehenden Röhren, welche oben und unten durch ringförmige Rohre oder Kasten, Fig. 176, verbunden waren, direkt um die Gicht an, oder konstruierte ein System gewundener Röhren in solcher Entfernung über der Gichtöffnung, daſs das Einwerfen der Chargen nicht behindert war. So war die in Fig. 177 (a. f. S.) dargestellte Winderhitzung der Kupol- öfen zu Gleiwitz eingerichtet 1).
Ebelman hat die Gase eines Kupolofens, die er 1 m unter der Gicht abfing, untersucht. Sie enthielten
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Kohlensäure 12,11
Kohlenoxyd 11,98
[Spaltenumbruch]
Wasserstoff 0,95
Stickstoff 74,96.
1) Siehe Karsten, a. a. O., Tab. XIII, Fig. 1 bis 5.
Beck, Geschichte des Eisens. 34
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Die Eisengieſserei 1831 bis 1850.
Die Eisengieſserei 1831 bis 1850.
In der Eisengieſserei wurden ebenfalls viele Verbesserungen in
dieser Periode eingeführt. Bei dem Gieſsen aus dem Hochofen kamen
die Stich- und Schöpfherde in Gebrauch. Dieselben gestatteten das
Gieſsen zu beliebigen Zeiten. Zur Verminderung des Graphits im
Guſseisen wendete man häufig das S. 242 beschriebene „Füttern“ mit
reinen Erzstücken an.
Die Emancipation der Eisengieſserei von dem Hochofenbetriebe
nahm aber von Jahr zu Jahr um so mehr zu, je bequemer und vor-
teilhafter sich das Umschmelzen des Roheisens in Kupolöfen erwies.
Bei den Kupolöfen ging man, wie bei den Hoch-
öfen, zum Betriebe mit heiſsem Winde über, der
überall da von Vorteil war, wo man seither mit zu
starker Pressung geblasen hatte. Dies war aber an-
fangs der 30er Jahre in fast allen Gieſsereien der
Fall, weil man sich allgemein der Cylinder- oder
Kastengebläse, wie bei den Hochöfen, bediente. Die
Winderhitzung spielte deshalb bei dem Gieſserei-
betriebe damals eine ebensogroſse Rolle als beim
Hochofenbetriebe. Da die Flamme der Kupolöfen
eine sehr starke war, so hatte es keine Schwierig-
keit, die Erwärmung des Windes dadurch zu er-
reichen, daſs man die Winderhitzungsapparate un-
mittelbar über die Gicht stellte. Man mauerte
dabei in der Regel die Röhren nicht besonders ein,
sondern brachte entweder einen Kranz von senkrecht
[Abbildung Fig. 176.]
stehenden Röhren, welche oben und unten durch ringförmige Rohre
oder Kasten, Fig. 176, verbunden waren, direkt um die Gicht an, oder
konstruierte ein System gewundener Röhren in solcher Entfernung über
der Gichtöffnung, daſs das Einwerfen der Chargen nicht behindert war.
So war die in Fig. 177 (a. f. S.) dargestellte Winderhitzung der Kupol-
öfen zu Gleiwitz eingerichtet 1).
Ebelman hat die Gase eines Kupolofens, die er 1 m unter der
Gicht abfing, untersucht. Sie enthielten
Kohlensäure 12,11
Kohlenoxyd 11,98
Wasserstoff 0,95
Stickstoff 74,96.
1) Siehe Karsten, a. a. O., Tab. XIII, Fig. 1 bis 5.
Beck, Geschichte des Eisens. 34
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 529. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/545>, abgerufen am 22.11.2024.
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