finden sich beschrieben und abgebildet im Atlas du Mineur et du Metallurgiste de 1839 1).
Die Engländer dagegen, welche mit Vorliebe sehr grosse Gebläse bauten, mit denen sie eine Anzahl von Hochöfen gleichzeitig be- dienten, zogen die Wattschen Gebläsemaschinen mit Balancier und aufrechtstehendem Cylinder, Kondensation, aber ohne Schwungrad, ähnlich den Cornwall-Wasserhaltungsmaschinen, vor. Hierbei befand sich die Triebkraft an der dem Gebläsecylinder entgegengesetzten Seite des Balanciers.
Man baute Maschinen der Art von riesigen Dimensionen in Eng- land. Wohl die grösste zu jener Zeit befand sich auf dem englischen Eisenwerke Newmains; sie bediente zehn Hochöfen. Der Gebläse- cylinder hatte 3,05 m Durchmesser und wog 36 Tonnen. Die Kurbel- stange hatte 3,6 m Hubhöhe, das Schwungrad 9 m Durchmesser. Der Balancier wog 31 Tonnen, das Schwungrad 75 Tonnen. Die Maschine war von Murdock, Aitkens & Komp. in Glasgow gebaut. Statt der alten Wattschen Niederdruckdampfmaschinen bediente man sich mehr und mehr der sogenannten Cornwallschen Maschinen mit hoher Expansion und Kataraktsteuerung. Ein sehr gutes Beispiel eines englischen Balanciergebläses ist das in den 40er Jahren in England erbaute Hochofengebläse der Laurahütte, Fig. 139 2), welches von dem Mechaniker Grosse zu Gwineas bei Camborne in Cornwall geliefert worden war. Der Gebläsecylinder hatte 85 engl. Zoll Durchmesser und 9 Fuss Hub. Die Dampfmaschine von 3 Fuss 9 Zoll Durchmesser und 9 Fuss Hub leistete bei 1/3 Cylinderfüllung 100 Pferdekräfte. Diese grossen Gebläsemaschinen bezog man auch in Frankreich meist aus England, wie z. B. um 1830 das Gebläse für Decazeville der Gesell- schaft von Aveyron mit 7 Fuss Cylinderdurchmesser und 8 Fuss Hub, ferner die 1837 zu Creusot, Lavoult und Terrenoire befindlichen.
In den 40er Jahren kamen die Evansschen Gebläse auf, bei welchen Dampfcylinder und Gebläsecylinder übereinander standen, so dass deren Kolbenstangen in eine Linie fielen und miteinander verbunden waren. Die Wirkung war also eine direkte. Dennoch arbeitete die Maschine mit einem Balancier, der mit den Kolbenstangen verbunden war und zur Geradeführung diente. Der Balancier bewegte sich nämlich auf einem Support, der als Hebel wirkte und dessen unteres Ende sich
1) Hieraus in dem Repertorium der Eisengewerbskunde von K. Hartmann von 1841, Tab. I.
2)Hartmann, Handbuch über den Bau etc. von Dampfmaschinen, II, 60; Rühlmann, Maschinenlehre, IV, Fig. 531.
Winderzeugung und Windführung 1831 bis 1850.
finden sich beschrieben und abgebildet im Atlas du Mineur et du Metallurgiste de 1839 1).
Die Engländer dagegen, welche mit Vorliebe sehr groſse Gebläse bauten, mit denen sie eine Anzahl von Hochöfen gleichzeitig be- dienten, zogen die Wattschen Gebläsemaschinen mit Balancier und aufrechtstehendem Cylinder, Kondensation, aber ohne Schwungrad, ähnlich den Cornwall-Wasserhaltungsmaschinen, vor. Hierbei befand sich die Triebkraft an der dem Gebläsecylinder entgegengesetzten Seite des Balanciers.
Man baute Maschinen der Art von riesigen Dimensionen in Eng- land. Wohl die gröſste zu jener Zeit befand sich auf dem englischen Eisenwerke Newmains; sie bediente zehn Hochöfen. Der Gebläse- cylinder hatte 3,05 m Durchmesser und wog 36 Tonnen. Die Kurbel- stange hatte 3,6 m Hubhöhe, das Schwungrad 9 m Durchmesser. Der Balancier wog 31 Tonnen, das Schwungrad 75 Tonnen. Die Maschine war von Murdock, Aitkens & Komp. in Glasgow gebaut. Statt der alten Wattschen Niederdruckdampfmaschinen bediente man sich mehr und mehr der sogenannten Cornwallschen Maschinen mit hoher Expansion und Kataraktsteuerung. Ein sehr gutes Beispiel eines englischen Balanciergebläses ist das in den 40er Jahren in England erbaute Hochofengebläse der Laurahütte, Fig. 139 2), welches von dem Mechaniker Grosse zu Gwineas bei Camborne in Cornwall geliefert worden war. Der Gebläsecylinder hatte 85 engl. Zoll Durchmesser und 9 Fuſs Hub. Die Dampfmaschine von 3 Fuſs 9 Zoll Durchmesser und 9 Fuſs Hub leistete bei ⅓ Cylinderfüllung 100 Pferdekräfte. Diese groſsen Gebläsemaschinen bezog man auch in Frankreich meist aus England, wie z. B. um 1830 das Gebläse für Decazeville der Gesell- schaft von Aveyron mit 7 Fuſs Cylinderdurchmesser und 8 Fuſs Hub, ferner die 1837 zu Creusot, Lavoult und Terrenoire befindlichen.
In den 40er Jahren kamen die Evansschen Gebläse auf, bei welchen Dampfcylinder und Gebläsecylinder übereinander standen, so daſs deren Kolbenstangen in eine Linie fielen und miteinander verbunden waren. Die Wirkung war also eine direkte. Dennoch arbeitete die Maschine mit einem Balancier, der mit den Kolbenstangen verbunden war und zur Geradeführung diente. Der Balancier bewegte sich nämlich auf einem Support, der als Hebel wirkte und dessen unteres Ende sich
1) Hieraus in dem Repertorium der Eisengewerbskunde von K. Hartmann von 1841, Tab. I.
2)Hartmann, Handbuch über den Bau etc. von Dampfmaschinen, II, 60; Rühlmann, Maschinenlehre, IV, Fig. 531.
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finden sich beschrieben und abgebildet im Atlas du Mineur et du
Metallurgiste de 1839 1).
Die Engländer dagegen, welche mit Vorliebe sehr groſse Gebläse
bauten, mit denen sie eine Anzahl von Hochöfen gleichzeitig be-
dienten, zogen die Wattschen Gebläsemaschinen mit Balancier und
aufrechtstehendem Cylinder, Kondensation, aber ohne Schwungrad,
ähnlich den Cornwall-Wasserhaltungsmaschinen, vor. Hierbei befand
sich die Triebkraft an der dem Gebläsecylinder entgegengesetzten
Seite des Balanciers.
Man baute Maschinen der Art von riesigen Dimensionen in Eng-
land. Wohl die gröſste zu jener Zeit befand sich auf dem englischen
Eisenwerke Newmains; sie bediente zehn Hochöfen. Der Gebläse-
cylinder hatte 3,05 m Durchmesser und wog 36 Tonnen. Die Kurbel-
stange hatte 3,6 m Hubhöhe, das Schwungrad 9 m Durchmesser. Der
Balancier wog 31 Tonnen, das Schwungrad 75 Tonnen. Die Maschine
war von Murdock, Aitkens & Komp. in Glasgow gebaut. Statt
der alten Wattschen Niederdruckdampfmaschinen bediente man sich
mehr und mehr der sogenannten Cornwallschen Maschinen mit
hoher Expansion und Kataraktsteuerung. Ein sehr gutes Beispiel eines
englischen Balanciergebläses ist das in den 40er Jahren in England
erbaute Hochofengebläse der Laurahütte, Fig. 139 2), welches von dem
Mechaniker Grosse zu Gwineas bei Camborne in Cornwall geliefert
worden war. Der Gebläsecylinder hatte 85 engl. Zoll Durchmesser und
9 Fuſs Hub. Die Dampfmaschine von 3 Fuſs 9 Zoll Durchmesser und
9 Fuſs Hub leistete bei ⅓ Cylinderfüllung 100 Pferdekräfte. Diese
groſsen Gebläsemaschinen bezog man auch in Frankreich meist aus
England, wie z. B. um 1830 das Gebläse für Decazeville der Gesell-
schaft von Aveyron mit 7 Fuſs Cylinderdurchmesser und 8 Fuſs Hub,
ferner die 1837 zu Creusot, Lavoult und Terrenoire befindlichen.
In den 40er Jahren kamen die Evansschen Gebläse auf, bei welchen
Dampfcylinder und Gebläsecylinder übereinander standen, so daſs deren
Kolbenstangen in eine Linie fielen und miteinander verbunden waren.
Die Wirkung war also eine direkte. Dennoch arbeitete die Maschine
mit einem Balancier, der mit den Kolbenstangen verbunden war und
zur Geradeführung diente. Der Balancier bewegte sich nämlich auf
einem Support, der als Hebel wirkte und dessen unteres Ende sich
1) Hieraus in dem Repertorium der Eisengewerbskunde von K. Hartmann
von 1841, Tab. I.
2) Hartmann, Handbuch über den Bau etc. von Dampfmaschinen, II, 60;
Rühlmann, Maschinenlehre, IV, Fig. 531.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 488. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/504>, abgerufen am 22.11.2024.
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