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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Brennstoff und Hochofen 1831 bis 1850.
wobei sich deren Vorzüge für gleichmässigen, ungestörten Betrieb
herausstellten. Die Setzmaschinen hatte man schon vorher im Becken
zu Mons eingeführt, zu Sclessin wendete man auch noch Schlämm-
herde an. Eine Kohlenwäsche mit Dampfmaschinenbetrieb erbaute
Berhard.

Als ein Fortschritt von grossartiger Tragweite erwies sich die An-
wendung der rohen Steinkohle beim Hochofenbetriebe
. Die-
selbe wurde erst praktisch möglich durch die Winderhitzung. Schott-
lands Hochofenindustrie verdankt ihr den grossen Aufschwung. Die
englische Steinkohle eignete
sich weniger zur unmittel-
baren Verwendung im Hoch-
ofen, weil sie zu backend
war. Dagegen gelang George
Crane
1) auf der Hütte zu
Yniscedwyn die erfolgreiche
Anwendung des Anthracits im
Hochofen. Auch dieser Er-
folg wurde nur durch sehr
heissen Wind von 310° C. (Blei-
schmelzhitze) erreicht. Crane
schmolz 1 Tl. Gusseisen mit
1,35 Tln. Anthracit.

Eine besondere Wichtig-
keit erlangte der Anthracit-
kohlenbetrieb für die Ver-
einigten Staaten von Nord-
amerika, die in Pennsylvanien
Anthracitkohlen von hervor-

[Abbildung] Fig. 138.
ragender Güte besassen. Man gab den Anthracithochöfen eine sehr
weite Zustellung, wie es der Ofen von Reading, Pa., Fig. 138, zeigt.

Die Versuche der Verwendung roher Steinkohlen in Hochöfen auf
dem Kontinent, von denen die in Gleiwitz 2) 1833 angestellten wohl
die ersten waren, hatten dagegen keinen oder nur geringen Erfolg.

Über die Anwendung der Gicht- und Generatorgase als Brenn-
material haben wir bereits gesprochen.


1) George Crane, geb. 1784 zu Bromsgrove, Worcestershire, von wo er
1824 nach Wales kam, starb am 10. Januar 1846.
2) Siehe Zeitschrift für Berg- u. Hüttenkunde u. Salinenwesen im preussischen
Staate, 1874, S. 255.

Brennstoff und Hochofen 1831 bis 1850.
wobei sich deren Vorzüge für gleichmäſsigen, ungestörten Betrieb
herausstellten. Die Setzmaschinen hatte man schon vorher im Becken
zu Mons eingeführt, zu Sclessin wendete man auch noch Schlämm-
herde an. Eine Kohlenwäsche mit Dampfmaschinenbetrieb erbaute
Berhard.

Als ein Fortschritt von groſsartiger Tragweite erwies sich die An-
wendung der rohen Steinkohle beim Hochofenbetriebe
. Die-
selbe wurde erst praktisch möglich durch die Winderhitzung. Schott-
lands Hochofenindustrie verdankt ihr den groſsen Aufschwung. Die
englische Steinkohle eignete
sich weniger zur unmittel-
baren Verwendung im Hoch-
ofen, weil sie zu backend
war. Dagegen gelang George
Crane
1) auf der Hütte zu
Yniscedwyn die erfolgreiche
Anwendung des Anthracits im
Hochofen. Auch dieser Er-
folg wurde nur durch sehr
heiſsen Wind von 310° C. (Blei-
schmelzhitze) erreicht. Crane
schmolz 1 Tl. Guſseisen mit
1,35 Tln. Anthracit.

Eine besondere Wichtig-
keit erlangte der Anthracit-
kohlenbetrieb für die Ver-
einigten Staaten von Nord-
amerika, die in Pennsylvanien
Anthracitkohlen von hervor-

[Abbildung] Fig. 138.
ragender Güte besaſsen. Man gab den Anthracithochöfen eine sehr
weite Zustellung, wie es der Ofen von Reading, Pa., Fig. 138, zeigt.

Die Versuche der Verwendung roher Steinkohlen in Hochöfen auf
dem Kontinent, von denen die in Gleiwitz 2) 1833 angestellten wohl
die ersten waren, hatten dagegen keinen oder nur geringen Erfolg.

Über die Anwendung der Gicht- und Generatorgase als Brenn-
material haben wir bereits gesprochen.


1) George Crane, geb. 1784 zu Bromsgrove, Worcestershire, von wo er
1824 nach Wales kam, starb am 10. Januar 1846.
2) Siehe Zeitschrift für Berg- u. Hüttenkunde u. Salinenwesen im preuſsischen
Staate, 1874, S. 255.
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[485/0501] Brennstoff und Hochofen 1831 bis 1850. wobei sich deren Vorzüge für gleichmäſsigen, ungestörten Betrieb herausstellten. Die Setzmaschinen hatte man schon vorher im Becken zu Mons eingeführt, zu Sclessin wendete man auch noch Schlämm- herde an. Eine Kohlenwäsche mit Dampfmaschinenbetrieb erbaute Berhard. Als ein Fortschritt von groſsartiger Tragweite erwies sich die An- wendung der rohen Steinkohle beim Hochofenbetriebe. Die- selbe wurde erst praktisch möglich durch die Winderhitzung. Schott- lands Hochofenindustrie verdankt ihr den groſsen Aufschwung. Die englische Steinkohle eignete sich weniger zur unmittel- baren Verwendung im Hoch- ofen, weil sie zu backend war. Dagegen gelang George Crane 1) auf der Hütte zu Yniscedwyn die erfolgreiche Anwendung des Anthracits im Hochofen. Auch dieser Er- folg wurde nur durch sehr heiſsen Wind von 310° C. (Blei- schmelzhitze) erreicht. Crane schmolz 1 Tl. Guſseisen mit 1,35 Tln. Anthracit. Eine besondere Wichtig- keit erlangte der Anthracit- kohlenbetrieb für die Ver- einigten Staaten von Nord- amerika, die in Pennsylvanien Anthracitkohlen von hervor- [Abbildung Fig. 138.] ragender Güte besaſsen. Man gab den Anthracithochöfen eine sehr weite Zustellung, wie es der Ofen von Reading, Pa., Fig. 138, zeigt. Die Versuche der Verwendung roher Steinkohlen in Hochöfen auf dem Kontinent, von denen die in Gleiwitz 2) 1833 angestellten wohl die ersten waren, hatten dagegen keinen oder nur geringen Erfolg. Über die Anwendung der Gicht- und Generatorgase als Brenn- material haben wir bereits gesprochen. 1) George Crane, geb. 1784 zu Bromsgrove, Worcestershire, von wo er 1824 nach Wales kam, starb am 10. Januar 1846. 2) Siehe Zeitschrift für Berg- u. Hüttenkunde u. Salinenwesen im preuſsischen Staate, 1874, S. 255.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 485. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/501>, abgerufen am 18.06.2024.