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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Brennmaterialienlehre 1831 bis 1850.
materialien meist zusammengesetzte Körper sind, so werden die
Formeln dafür verwickelter.

Die Verbrennungswärme fällt natürlich sehr verschieden aus, je
nachdem die Verbrennung in reinem Sauerstoff oder, wie in der
Praxis, in atmosphärischer Luft vor sich geht. In letzterem Falle ver-
mindert der indifferente Stickstoff, der einen grossen Teil der ent-
wickelten Wärme aufnimmt, den Hitzegrad. Scheerer teilt hierfür
folgende Zahlen mit.

Berechneter pyrometrischer Wärmeeffekt in Grad Celsius bei der
Verbrennung von:

in Sauerstoff in atmosph. Luft
Kohlenstoff     9873° 2458°
Schwerer Kohlenwasserstoff     5793° 2090°
Leichter Kohlenwasserstoff     4800° 1945°
Wasserstoff     3172° 1611°

Wenn diese Zahlen auch nur annähernd richtig sind, so geht
doch aus denselben hervor, dass die Verbrennungstemperatur des
Kohlenstoffes mehr wie dreimal so gross ist, als die des Wasserstoffes.
Daraus folgt schon, dass alle flammbaren Brennmaterialien einen
niedrigeren pyrometrischen Wärmeeffekt geben, als die nicht flamm-
baren. Ferner ist der pyrometrische Wärmeeffekt eines aus Kohlen-
stoff und Wasserstoff zusammengesetzten Brennmaterials um so grösser,
je grösser der Kohlenstoffgehalt ist. Zur Erhöhung dieser Wirkung
tragen deshalb wesentlich die Konzentrirung des Brennstoffes, wie sie
beim Verkohlen, Verkoken, Darren und Trocknen erzielt wird, und
die Anwendung des heissen Windes bei.

Nach den oben angeführten Grundsätzen lassen sich die Heiz-
werte der Brennmaterialien, deren chemische Zusammensetzung be-
kannt ist, berechnen.

Was nun die einzelnen Brennmaterialien anbetrifft, so sind über die-
selben in dieser Periode eine grosse Zahl von Untersuchungen angestellt
worden, von denen wir nur die wichtigsten kurz erwähnen können.

Die Holzfaser hatten bekanntlich Gay-Lussac und Thenard
zuerst in ihre chemischen Bestandteile zerlegt. Payen hat die Zu-
sammensetzung der Holzsubstanz zu 52,53 Kohlenstoff, 41,78 Sauer-
stoff und 5,69 Wasserstoff angegeben; das Zellgewebe, welches von
der Holzsubstanz angefüllt ist, soll dagegen aus 44 Kohlenstoff und
56 Wasser bestehen 1). Petersen und Schödler haben 24 ver-

1) Siehe Compt. rend. VIII, 51.

Brennmaterialienlehre 1831 bis 1850.
materialien meist zusammengesetzte Körper sind, so werden die
Formeln dafür verwickelter.

Die Verbrennungswärme fällt natürlich sehr verschieden aus, je
nachdem die Verbrennung in reinem Sauerstoff oder, wie in der
Praxis, in atmosphärischer Luft vor sich geht. In letzterem Falle ver-
mindert der indifferente Stickstoff, der einen groſsen Teil der ent-
wickelten Wärme aufnimmt, den Hitzegrad. Scheerer teilt hierfür
folgende Zahlen mit.

Berechneter pyrometrischer Wärmeeffekt in Grad Celsius bei der
Verbrennung von:

in Sauerstoff in atmosph. Luft
Kohlenstoff     9873° 2458°
Schwerer Kohlenwasserstoff     5793° 2090°
Leichter Kohlenwasserstoff     4800° 1945°
Wasserstoff     3172° 1611°

Wenn diese Zahlen auch nur annähernd richtig sind, so geht
doch aus denselben hervor, daſs die Verbrennungstemperatur des
Kohlenstoffes mehr wie dreimal so groſs ist, als die des Wasserstoffes.
Daraus folgt schon, daſs alle flammbaren Brennmaterialien einen
niedrigeren pyrometrischen Wärmeeffekt geben, als die nicht flamm-
baren. Ferner ist der pyrometrische Wärmeeffekt eines aus Kohlen-
stoff und Wasserstoff zusammengesetzten Brennmaterials um so gröſser,
je gröſser der Kohlenstoffgehalt ist. Zur Erhöhung dieser Wirkung
tragen deshalb wesentlich die Konzentrirung des Brennstoffes, wie sie
beim Verkohlen, Verkoken, Darren und Trocknen erzielt wird, und
die Anwendung des heiſsen Windes bei.

Nach den oben angeführten Grundsätzen lassen sich die Heiz-
werte der Brennmaterialien, deren chemische Zusammensetzung be-
kannt ist, berechnen.

Was nun die einzelnen Brennmaterialien anbetrifft, so sind über die-
selben in dieser Periode eine groſse Zahl von Untersuchungen angestellt
worden, von denen wir nur die wichtigsten kurz erwähnen können.

Die Holzfaser hatten bekanntlich Gay-Lussac und Thenard
zuerst in ihre chemischen Bestandteile zerlegt. Payen hat die Zu-
sammensetzung der Holzsubstanz zu 52,53 Kohlenstoff, 41,78 Sauer-
stoff und 5,69 Wasserstoff angegeben; das Zellgewebe, welches von
der Holzsubstanz angefüllt ist, soll dagegen aus 44 Kohlenstoff und
56 Wasser bestehen 1). Petersen und Schödler haben 24 ver-

1) Siehe Compt. rend. VIII, 51.
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[466/0482] Brennmaterialienlehre 1831 bis 1850. materialien meist zusammengesetzte Körper sind, so werden die Formeln dafür verwickelter. Die Verbrennungswärme fällt natürlich sehr verschieden aus, je nachdem die Verbrennung in reinem Sauerstoff oder, wie in der Praxis, in atmosphärischer Luft vor sich geht. In letzterem Falle ver- mindert der indifferente Stickstoff, der einen groſsen Teil der ent- wickelten Wärme aufnimmt, den Hitzegrad. Scheerer teilt hierfür folgende Zahlen mit. Berechneter pyrometrischer Wärmeeffekt in Grad Celsius bei der Verbrennung von: in Sauerstoff in atmosph. Luft Kohlenstoff 9873° 2458° Schwerer Kohlenwasserstoff 5793° 2090° Leichter Kohlenwasserstoff 4800° 1945° Wasserstoff 3172° 1611° Wenn diese Zahlen auch nur annähernd richtig sind, so geht doch aus denselben hervor, daſs die Verbrennungstemperatur des Kohlenstoffes mehr wie dreimal so groſs ist, als die des Wasserstoffes. Daraus folgt schon, daſs alle flammbaren Brennmaterialien einen niedrigeren pyrometrischen Wärmeeffekt geben, als die nicht flamm- baren. Ferner ist der pyrometrische Wärmeeffekt eines aus Kohlen- stoff und Wasserstoff zusammengesetzten Brennmaterials um so gröſser, je gröſser der Kohlenstoffgehalt ist. Zur Erhöhung dieser Wirkung tragen deshalb wesentlich die Konzentrirung des Brennstoffes, wie sie beim Verkohlen, Verkoken, Darren und Trocknen erzielt wird, und die Anwendung des heiſsen Windes bei. Nach den oben angeführten Grundsätzen lassen sich die Heiz- werte der Brennmaterialien, deren chemische Zusammensetzung be- kannt ist, berechnen. Was nun die einzelnen Brennmaterialien anbetrifft, so sind über die- selben in dieser Periode eine groſse Zahl von Untersuchungen angestellt worden, von denen wir nur die wichtigsten kurz erwähnen können. Die Holzfaser hatten bekanntlich Gay-Lussac und Thenard zuerst in ihre chemischen Bestandteile zerlegt. Payen hat die Zu- sammensetzung der Holzsubstanz zu 52,53 Kohlenstoff, 41,78 Sauer- stoff und 5,69 Wasserstoff angegeben; das Zellgewebe, welches von der Holzsubstanz angefüllt ist, soll dagegen aus 44 Kohlenstoff und 56 Wasser bestehen 1). Petersen und Schödler haben 24 ver- 1) Siehe Compt. rend. VIII, 51.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 466. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/482>, abgerufen am 22.11.2024.