Gasentwickelungsofen tiefer als der Puddlingsofen lag. Die gewonnenen Gase enthielten ungefähr 48 Proz. brennbare Bestandteile. Ein Raum- teil Torfgas bedurfte zweier Raumteile heisser Luft zur vollständigen Verbrennung. Trotz des guten Erfolges wurden diese Versuche zu Lauchhammer damals nicht weiter verfolgt, indem man sich der Benutzung der Hochofengase nach Faber du Faurs Methode zuwendete.
Im Winter und Frühling 1843/44 machte L. Bischof, der in- zwischen als Herzogl. anhalt. Hüttenmeister nach Mägdesprung versetzt worden war, weitere Versuche auf der Königl. preuss. Eisenspalterei zu Neustadt-Eberswalde und auf der Königl. Giesserei zu Berlin, die von dem glücklichsten Erfolge gekrönt waren 1).
Nach Bischof unterscheidet sich die Flamme des aus rohen Brennmaterialien erzeugten Gases von der Hochofengasflamme darin, dass dieselbe eine ungleich höhere Hitze entwickelt und frei von Kieselsäure etc. ist. Es befindet sich in den erzeugten Gasen ein viel grösserer Brenngasgehalt, ausser dem Kohlenoxydgas noch ca. 15 Proz. Kohlenwasserstoffgas, wovon die Hochofengase kaum 2 bis 3 Proz. enthalten.
Dieses Kohlenwasserstoffgehaltes wegen verlangt das erzeugte Gas bei der Verbrennung mehr Luft, und damit die chemische Verbindung mit dem Sauerstoff derselben vollendet sei, ehe die Flamme in den Herd des Puddlingsofens gelangt, eine stärkere Erhitzung der Luft und eine längere Feuerbrücke. Auf die hüttenmännische Verwendung der Gase kommen wir später zurück.
Ebelman verdankte den Deutschen, speciell Bunsen, Karsten und Bischof, die Anregung zu seinen Untersuchungen über Generator- gase. Bereits im Jahre 1841 hatte er einige Versuche in der Hütte zu Audincourt mit Kohlenlösche unter Anwendung eines Gebläse- luft- und Wasserdampfstromes gemacht 2). Diese ersten Versuche er- gaben nach Ebelmans Bericht, dass man mit schlechten Brennstoffen, wie Sandkohlen, erdigen Kohlen und Anthracit, Gase erzeugen kann, die im stande sind, durch geeignete Verbrennung die höchsten Tem- peraturen zu entwickeln, welche man bei den Eisenhüttenprozessen nötig hat. Er nahm Victor Sires Patent wieder auf und machte Heizversuche mit Holzkohlengasen in einem Flammofen der Hütte zu Traverary.
1) Berg- und hüttenmänn. Ztg. Nr. 16 vom 16. April 1844.
2) Annales des mines, 3. Serie, XX, 467 und 4. Serie, III, 207.
Generatorgas 1831 bis 1850.
Gasentwickelungsofen tiefer als der Puddlingsofen lag. Die gewonnenen Gase enthielten ungefähr 48 Proz. brennbare Bestandteile. Ein Raum- teil Torfgas bedurfte zweier Raumteile heiſser Luft zur vollständigen Verbrennung. Trotz des guten Erfolges wurden diese Versuche zu Lauchhammer damals nicht weiter verfolgt, indem man sich der Benutzung der Hochofengase nach Faber du Faurs Methode zuwendete.
Im Winter und Frühling 1843/44 machte L. Bischof, der in- zwischen als Herzogl. anhalt. Hüttenmeister nach Mägdesprung versetzt worden war, weitere Versuche auf der Königl. preuſs. Eisenspalterei zu Neustadt-Eberswalde und auf der Königl. Gieſserei zu Berlin, die von dem glücklichsten Erfolge gekrönt waren 1).
Nach Bischof unterscheidet sich die Flamme des aus rohen Brennmaterialien erzeugten Gases von der Hochofengasflamme darin, daſs dieselbe eine ungleich höhere Hitze entwickelt und frei von Kieselsäure etc. ist. Es befindet sich in den erzeugten Gasen ein viel gröſserer Brenngasgehalt, auſser dem Kohlenoxydgas noch ca. 15 Proz. Kohlenwasserstoffgas, wovon die Hochofengase kaum 2 bis 3 Proz. enthalten.
Dieses Kohlenwasserstoffgehaltes wegen verlangt das erzeugte Gas bei der Verbrennung mehr Luft, und damit die chemische Verbindung mit dem Sauerstoff derselben vollendet sei, ehe die Flamme in den Herd des Puddlingsofens gelangt, eine stärkere Erhitzung der Luft und eine längere Feuerbrücke. Auf die hüttenmännische Verwendung der Gase kommen wir später zurück.
Ebelman verdankte den Deutschen, speciell Bunsen, Karsten und Bischof, die Anregung zu seinen Untersuchungen über Generator- gase. Bereits im Jahre 1841 hatte er einige Versuche in der Hütte zu Audincourt mit Kohlenlösche unter Anwendung eines Gebläse- luft- und Wasserdampfstromes gemacht 2). Diese ersten Versuche er- gaben nach Ebelmans Bericht, daſs man mit schlechten Brennstoffen, wie Sandkohlen, erdigen Kohlen und Anthracit, Gase erzeugen kann, die im stande sind, durch geeignete Verbrennung die höchsten Tem- peraturen zu entwickeln, welche man bei den Eisenhüttenprozessen nötig hat. Er nahm Victor Sires Patent wieder auf und machte Heizversuche mit Holzkohlengasen in einem Flammofen der Hütte zu Traverary.
1) Berg- und hüttenmänn. Ztg. Nr. 16 vom 16. April 1844.
2) Annales des mines, 3. Serie, XX, 467 und 4. Serie, III, 207.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0478"n="462"/><fwplace="top"type="header">Generatorgas 1831 bis 1850.</fw><lb/>
Gasentwickelungsofen tiefer als der Puddlingsofen lag. Die gewonnenen<lb/>
Gase enthielten ungefähr 48 Proz. brennbare Bestandteile. Ein Raum-<lb/>
teil Torfgas bedurfte zweier Raumteile heiſser Luft zur vollständigen<lb/>
Verbrennung. Trotz des guten Erfolges wurden diese Versuche zu<lb/>
Lauchhammer damals nicht weiter verfolgt, indem man sich der<lb/>
Benutzung der Hochofengase nach <hirendition="#g">Faber du Faurs</hi> Methode<lb/>
zuwendete.</p><lb/><p>Im Winter und Frühling 1843/44 machte L. <hirendition="#g">Bischof</hi>, der in-<lb/>
zwischen als Herzogl. anhalt. Hüttenmeister nach Mägdesprung versetzt<lb/>
worden war, weitere Versuche auf der Königl. preuſs. Eisenspalterei<lb/>
zu Neustadt-Eberswalde und auf der Königl. Gieſserei zu Berlin, die<lb/>
von dem glücklichsten Erfolge gekrönt waren <noteplace="foot"n="1)">Berg- und hüttenmänn. Ztg. Nr. 16 vom 16. April 1844.</note>.</p><lb/><p>Nach <hirendition="#g">Bischof</hi> unterscheidet sich die Flamme des aus rohen<lb/>
Brennmaterialien erzeugten Gases von der Hochofengasflamme darin,<lb/>
daſs dieselbe eine ungleich höhere Hitze entwickelt und frei von<lb/>
Kieselsäure etc. ist. Es befindet sich in den erzeugten Gasen ein<lb/>
viel gröſserer Brenngasgehalt, auſser dem Kohlenoxydgas noch ca.<lb/>
15 Proz. Kohlenwasserstoffgas, wovon die Hochofengase kaum 2 bis<lb/>
3 Proz. enthalten.</p><lb/><p>Dieses Kohlenwasserstoffgehaltes wegen verlangt das erzeugte Gas<lb/>
bei der Verbrennung mehr Luft, und damit die chemische Verbindung<lb/>
mit dem Sauerstoff derselben vollendet sei, ehe die Flamme in den<lb/>
Herd des Puddlingsofens gelangt, eine stärkere Erhitzung der Luft<lb/>
und eine längere Feuerbrücke. Auf die hüttenmännische Verwendung<lb/>
der Gase kommen wir später zurück.</p><lb/><p><hirendition="#g">Ebelman</hi> verdankte den Deutschen, speciell <hirendition="#g">Bunsen, Karsten</hi><lb/>
und <hirendition="#g">Bischof</hi>, die Anregung zu seinen Untersuchungen über Generator-<lb/>
gase. Bereits im Jahre 1841 hatte er einige Versuche in der Hütte<lb/>
zu Audincourt mit Kohlenlösche unter Anwendung eines Gebläse-<lb/>
luft- und Wasserdampfstromes gemacht <noteplace="foot"n="2)">Annales des mines, 3. Serie, XX, 467 und 4. Serie, III, 207.</note>. Diese ersten Versuche er-<lb/>
gaben nach <hirendition="#g">Ebelmans</hi> Bericht, daſs man mit schlechten Brennstoffen,<lb/>
wie Sandkohlen, erdigen Kohlen und Anthracit, Gase erzeugen kann,<lb/>
die im stande sind, durch geeignete Verbrennung die höchsten Tem-<lb/>
peraturen zu entwickeln, welche man bei den Eisenhüttenprozessen<lb/>
nötig hat. Er nahm <hirendition="#g">Victor Sires</hi> Patent wieder auf und machte<lb/>
Heizversuche mit Holzkohlengasen in einem Flammofen der Hütte zu<lb/>
Traverary.</p><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[462/0478]
Generatorgas 1831 bis 1850.
Gasentwickelungsofen tiefer als der Puddlingsofen lag. Die gewonnenen
Gase enthielten ungefähr 48 Proz. brennbare Bestandteile. Ein Raum-
teil Torfgas bedurfte zweier Raumteile heiſser Luft zur vollständigen
Verbrennung. Trotz des guten Erfolges wurden diese Versuche zu
Lauchhammer damals nicht weiter verfolgt, indem man sich der
Benutzung der Hochofengase nach Faber du Faurs Methode
zuwendete.
Im Winter und Frühling 1843/44 machte L. Bischof, der in-
zwischen als Herzogl. anhalt. Hüttenmeister nach Mägdesprung versetzt
worden war, weitere Versuche auf der Königl. preuſs. Eisenspalterei
zu Neustadt-Eberswalde und auf der Königl. Gieſserei zu Berlin, die
von dem glücklichsten Erfolge gekrönt waren 1).
Nach Bischof unterscheidet sich die Flamme des aus rohen
Brennmaterialien erzeugten Gases von der Hochofengasflamme darin,
daſs dieselbe eine ungleich höhere Hitze entwickelt und frei von
Kieselsäure etc. ist. Es befindet sich in den erzeugten Gasen ein
viel gröſserer Brenngasgehalt, auſser dem Kohlenoxydgas noch ca.
15 Proz. Kohlenwasserstoffgas, wovon die Hochofengase kaum 2 bis
3 Proz. enthalten.
Dieses Kohlenwasserstoffgehaltes wegen verlangt das erzeugte Gas
bei der Verbrennung mehr Luft, und damit die chemische Verbindung
mit dem Sauerstoff derselben vollendet sei, ehe die Flamme in den
Herd des Puddlingsofens gelangt, eine stärkere Erhitzung der Luft
und eine längere Feuerbrücke. Auf die hüttenmännische Verwendung
der Gase kommen wir später zurück.
Ebelman verdankte den Deutschen, speciell Bunsen, Karsten
und Bischof, die Anregung zu seinen Untersuchungen über Generator-
gase. Bereits im Jahre 1841 hatte er einige Versuche in der Hütte
zu Audincourt mit Kohlenlösche unter Anwendung eines Gebläse-
luft- und Wasserdampfstromes gemacht 2). Diese ersten Versuche er-
gaben nach Ebelmans Bericht, daſs man mit schlechten Brennstoffen,
wie Sandkohlen, erdigen Kohlen und Anthracit, Gase erzeugen kann,
die im stande sind, durch geeignete Verbrennung die höchsten Tem-
peraturen zu entwickeln, welche man bei den Eisenhüttenprozessen
nötig hat. Er nahm Victor Sires Patent wieder auf und machte
Heizversuche mit Holzkohlengasen in einem Flammofen der Hütte zu
Traverary.
1) Berg- und hüttenmänn. Ztg. Nr. 16 vom 16. April 1844.
2) Annales des mines, 3. Serie, XX, 467 und 4. Serie, III, 207.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 462. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/478>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.