reich gäbe es nur in fünf Departements Spaterze, welche sehr hoch geschätzt würden; in diesen sollte man die Stahlbereitung vervoll- kommnen, um Frankreich von dem schweren Tribut von 4 Millionen Franken, den es jährlich für Stahl an das Ausland zahle, zu be- freien.
Zu diesem Aufsatze bemerkt der Übersetzer Crell, dass der Braunstein zur Stahlbildung nicht absolut nötig sei, er bewirke nur einen besseren Fluss und dadurch die reinere Abscheidung des Metall- königs 1).
In dem folgenden Jahre 1802 veröffentlichte J. G. Stünckel jun. eine Abhandlung über den Einfluss des Braunsteines auf die Erzeugung des Eisens im grossen 2). Diese tüchtige Arbeit basiert allerdings etwas einseitig auf den Erfahrungen des Verfassers auf der Eisen- hütte zu Mägdesprung am Harz, wo man, um weisses strahliges Eisen für das Stahlfeuer zu erhalten, Flinz (Eisenspat) zusetzte, enthält aber viel Richtiges. Etwas zu weitgehend ist Stünckels allgemeine Behauptung: "Alle Eisensteine, welche Braunstein enthalten, geben bei jeder Schmelzmethode weisses strahliges Roheisen." Ohne braun- steinhaltige Erze sei es nicht möglich, solches Roheisen zu erzeugen. Die betreffenden Erze seien Spateisensteine und manganhaltige Braun- eisensteine. Um weisses strahliges Eisen zu erhalten, schmelze man dieselben besser im Blauofen. Im Hochofen könne man bei einem Zusatz von der Hälfte dieser Erze noch graues Roheisen erhalten, während es im Blauofen immer weiss falle. Eine merkwürdige und vortreffliche Eigenschaft des Braunsteines sei die, dass er die übeln Einwirkungen vernichte, welche der häufig anwesende Schwerspat zu äussern pflege. Als Beispiele hierfür führt er Schmalkalden und Gittelde an. Quantz habe dies daraus erklärt, dass der Sauerstoff des Braunsteines die Reduktion der Schwefelsäure verhindere. Ähn- lich sei aber auch die Wirkung bei Gegenwart von Schwefelkies. Die braunsteinhaltigen Erze seien leichtflüssig, deshalb könne man zu ihrer Schmelzung Blau- und Flossöfen anwenden, während andere Erze für diese Öfen zu strengflüssig seien. Stahl liesse sich nur aus braunsteinhaltigem Eisen frischen. Diese Behauptung erläutert Stünckel in folgender Weise. Das weisse Eisen erfordert mehr Zeit und Arbeit zum Frischen als das graue, weil es ganz flüssig ein- schmilzt. Dadurch entzieht es sich unter der schützenden Schlacken-
1) Siehe Crell, Chem. Annalen 1801, Bd. II, S. 52.
2)Hoffmanns Neues bergmännisches Journal 1802, Bd. III, S. 443.
Chemie 1801 bis 1815.
reich gäbe es nur in fünf Departements Spaterze, welche sehr hoch geschätzt würden; in diesen sollte man die Stahlbereitung vervoll- kommnen, um Frankreich von dem schweren Tribut von 4 Millionen Franken, den es jährlich für Stahl an das Ausland zahle, zu be- freien.
Zu diesem Aufsatze bemerkt der Übersetzer Crell, daſs der Braunstein zur Stahlbildung nicht absolut nötig sei, er bewirke nur einen besseren Fluſs und dadurch die reinere Abscheidung des Metall- königs 1).
In dem folgenden Jahre 1802 veröffentlichte J. G. Stünckel jun. eine Abhandlung über den Einfluſs des Braunsteines auf die Erzeugung des Eisens im groſsen 2). Diese tüchtige Arbeit basiert allerdings etwas einseitig auf den Erfahrungen des Verfassers auf der Eisen- hütte zu Mägdesprung am Harz, wo man, um weiſses strahliges Eisen für das Stahlfeuer zu erhalten, Flinz (Eisenspat) zusetzte, enthält aber viel Richtiges. Etwas zu weitgehend ist Stünckels allgemeine Behauptung: „Alle Eisensteine, welche Braunstein enthalten, geben bei jeder Schmelzmethode weiſses strahliges Roheisen.“ Ohne braun- steinhaltige Erze sei es nicht möglich, solches Roheisen zu erzeugen. Die betreffenden Erze seien Spateisensteine und manganhaltige Braun- eisensteine. Um weiſses strahliges Eisen zu erhalten, schmelze man dieselben besser im Blauofen. Im Hochofen könne man bei einem Zusatz von der Hälfte dieser Erze noch graues Roheisen erhalten, während es im Blauofen immer weiſs falle. Eine merkwürdige und vortreffliche Eigenschaft des Braunsteines sei die, daſs er die übeln Einwirkungen vernichte, welche der häufig anwesende Schwerspat zu äuſsern pflege. Als Beispiele hierfür führt er Schmalkalden und Gittelde an. Quantz habe dies daraus erklärt, daſs der Sauerstoff des Braunsteines die Reduktion der Schwefelsäure verhindere. Ähn- lich sei aber auch die Wirkung bei Gegenwart von Schwefelkies. Die braunsteinhaltigen Erze seien leichtflüssig, deshalb könne man zu ihrer Schmelzung Blau- und Floſsöfen anwenden, während andere Erze für diese Öfen zu strengflüssig seien. Stahl lieſse sich nur aus braunsteinhaltigem Eisen frischen. Diese Behauptung erläutert Stünckel in folgender Weise. Das weiſse Eisen erfordert mehr Zeit und Arbeit zum Frischen als das graue, weil es ganz flüssig ein- schmilzt. Dadurch entzieht es sich unter der schützenden Schlacken-
1) Siehe Crell, Chem. Annalen 1801, Bd. II, S. 52.
2)Hoffmanns Neues bergmännisches Journal 1802, Bd. III, S. 443.
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[31/0047]
Chemie 1801 bis 1815.
reich gäbe es nur in fünf Departements Spaterze, welche sehr hoch
geschätzt würden; in diesen sollte man die Stahlbereitung vervoll-
kommnen, um Frankreich von dem schweren Tribut von 4 Millionen
Franken, den es jährlich für Stahl an das Ausland zahle, zu be-
freien.
Zu diesem Aufsatze bemerkt der Übersetzer Crell, daſs der
Braunstein zur Stahlbildung nicht absolut nötig sei, er bewirke nur
einen besseren Fluſs und dadurch die reinere Abscheidung des Metall-
königs 1).
In dem folgenden Jahre 1802 veröffentlichte J. G. Stünckel jun.
eine Abhandlung über den Einfluſs des Braunsteines auf die Erzeugung
des Eisens im groſsen 2). Diese tüchtige Arbeit basiert allerdings
etwas einseitig auf den Erfahrungen des Verfassers auf der Eisen-
hütte zu Mägdesprung am Harz, wo man, um weiſses strahliges Eisen
für das Stahlfeuer zu erhalten, Flinz (Eisenspat) zusetzte, enthält
aber viel Richtiges. Etwas zu weitgehend ist Stünckels allgemeine
Behauptung: „Alle Eisensteine, welche Braunstein enthalten, geben
bei jeder Schmelzmethode weiſses strahliges Roheisen.“ Ohne braun-
steinhaltige Erze sei es nicht möglich, solches Roheisen zu erzeugen.
Die betreffenden Erze seien Spateisensteine und manganhaltige Braun-
eisensteine. Um weiſses strahliges Eisen zu erhalten, schmelze man
dieselben besser im Blauofen. Im Hochofen könne man bei einem
Zusatz von der Hälfte dieser Erze noch graues Roheisen erhalten,
während es im Blauofen immer weiſs falle. Eine merkwürdige und
vortreffliche Eigenschaft des Braunsteines sei die, daſs er die übeln
Einwirkungen vernichte, welche der häufig anwesende Schwerspat zu
äuſsern pflege. Als Beispiele hierfür führt er Schmalkalden und
Gittelde an. Quantz habe dies daraus erklärt, daſs der Sauerstoff
des Braunsteines die Reduktion der Schwefelsäure verhindere. Ähn-
lich sei aber auch die Wirkung bei Gegenwart von Schwefelkies. Die
braunsteinhaltigen Erze seien leichtflüssig, deshalb könne man zu
ihrer Schmelzung Blau- und Floſsöfen anwenden, während andere
Erze für diese Öfen zu strengflüssig seien. Stahl lieſse sich nur aus
braunsteinhaltigem Eisen frischen. Diese Behauptung erläutert
Stünckel in folgender Weise. Das weiſse Eisen erfordert mehr Zeit
und Arbeit zum Frischen als das graue, weil es ganz flüssig ein-
schmilzt. Dadurch entzieht es sich unter der schützenden Schlacken-
1) Siehe Crell, Chem. Annalen 1801, Bd. II, S. 52.
2) Hoffmanns Neues bergmännisches Journal 1802, Bd. III, S. 443.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/47>, abgerufen am 25.11.2024.
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