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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Erfindung der Winderhitzung 1829.
voller Lernbegierde, mit einer ausgesprochenen Liebhaberei für Chemie,
so dass er gerade in dieser Stellung am richtigen Platze war. Er war
auf fünf Jahre mit einem Jahresgehalt von 90 £ angestellt, aber ehe
die Frist um war, beförderte ihn die Gesellschaft zum leitenden
Ingenieur mit 200 £ jährlichem Gehalt, der nach und nach auf 400 £
erhöht wurde. In dieser Stellung verblieb Neilson bis 1847.

Diese Stelle gab ihm Gelegenheit, seine mangelhafte Schulbildung
zu ergänzen. Er hörte Vorlesungen auf der Universität zu Glasgow und
warf sich besonders auf das Studium der praktischen Chemie, Natur-
geschichte und Mathematik. Neilson trug viel zur Verbesserung der
Gasfabrikation bei; er wendete zuerst Thonretorten an, führte die
Selbstreinigung des Gases mit Eisenvitriol und die Abscheidung von
Teer und Öl durch Hindurchleiten durch Holzkohle ein; endlich er-
fand er den Schwalbenschwanzbrenner.

Durchdrungen von dem Wert des Wissens und aus eigener Er-
fahrung mit der Mangelhaftigkeit des Elementarunterrichtes in Eng-
land bekannt, gründete er 1821 in Glasgow eine Arbeiterbildungs-
anstalt (Workmens Institution) zu gegenseitiger Belehrung. Anfangs
stiess er auf grossen Widerstand seitens der Arbeiter. Nachdem aber
erst einmal der Gedanke, dass das Lernen etwas Nützliches sei,
Boden gewonnen hatte, fand sich zunächst eine Schar von 14 Arbeitern,
welche sich dem Unternehmen anschlossen. Neilson, d. h. die Gas-
gesellschaft, stellte ein behagliches Zimmer zur Verfügung, welches als
Lehr- und Versammlungszimmer diente. Die Arbeiter durften Bücher
mit nach Hause nehmen, und bei den Zusammenkünften wurde das
Gelesene besprochen und gelegentlich gemeinverständliche Vorträge
über Gegenstände der Naturwissenschaft, Mechanik u. s. w. gehalten.
Bald wuchs die Zahl der Teilnehmer so sehr, dass der alte Raum
nicht mehr ausreichte. Wieder war es die Gasgesellschaft, welche
1825 grössere Räumlichkeiten mit chemischem Laboratorium und
mechanischer Werkstätte zur Verfügung stellte. Durch Neilsons
unablässige Bemühungen gelangte das Institut zu immer grösserer
Blüte. Es wurde eine grosse Wohlthat für die Arbeiterbevölkerung
Glasgows und das Vorbild für andere ähnliche Einrichtungen. 1824
wurde nach seinem Muster das zweite Workmen Institution in Eng-
land in der Stadt London errichtet.

Neilson machte viele Versuche über die Verbrennung, und diese
führten ihn zu der Erfindung der Winderhitzung. Schon vor dem
Jahre 1825 war seine Aufmerksamkeit auf das Schmelzen des Eisens
gelenkt worden. Ein Hüttenbesitzer hatte ihm die Frage vorgelegt,

Erfindung der Winderhitzung 1829.
voller Lernbegierde, mit einer ausgesprochenen Liebhaberei für Chemie,
so daſs er gerade in dieser Stellung am richtigen Platze war. Er war
auf fünf Jahre mit einem Jahresgehalt von 90 £ angestellt, aber ehe
die Frist um war, beförderte ihn die Gesellschaft zum leitenden
Ingenieur mit 200 £ jährlichem Gehalt, der nach und nach auf 400 £
erhöht wurde. In dieser Stellung verblieb Neilson bis 1847.

Diese Stelle gab ihm Gelegenheit, seine mangelhafte Schulbildung
zu ergänzen. Er hörte Vorlesungen auf der Universität zu Glasgow und
warf sich besonders auf das Studium der praktischen Chemie, Natur-
geschichte und Mathematik. Neilson trug viel zur Verbesserung der
Gasfabrikation bei; er wendete zuerst Thonretorten an, führte die
Selbstreinigung des Gases mit Eisenvitriol und die Abscheidung von
Teer und Öl durch Hindurchleiten durch Holzkohle ein; endlich er-
fand er den Schwalbenschwanzbrenner.

Durchdrungen von dem Wert des Wissens und aus eigener Er-
fahrung mit der Mangelhaftigkeit des Elementarunterrichtes in Eng-
land bekannt, gründete er 1821 in Glasgow eine Arbeiterbildungs-
anstalt (Workmens Institution) zu gegenseitiger Belehrung. Anfangs
stieſs er auf groſsen Widerstand seitens der Arbeiter. Nachdem aber
erst einmal der Gedanke, daſs das Lernen etwas Nützliches sei,
Boden gewonnen hatte, fand sich zunächst eine Schar von 14 Arbeitern,
welche sich dem Unternehmen anschlossen. Neilson, d. h. die Gas-
gesellschaft, stellte ein behagliches Zimmer zur Verfügung, welches als
Lehr- und Versammlungszimmer diente. Die Arbeiter durften Bücher
mit nach Hause nehmen, und bei den Zusammenkünften wurde das
Gelesene besprochen und gelegentlich gemeinverständliche Vorträge
über Gegenstände der Naturwissenschaft, Mechanik u. s. w. gehalten.
Bald wuchs die Zahl der Teilnehmer so sehr, daſs der alte Raum
nicht mehr ausreichte. Wieder war es die Gasgesellschaft, welche
1825 gröſsere Räumlichkeiten mit chemischem Laboratorium und
mechanischer Werkstätte zur Verfügung stellte. Durch Neilsons
unablässige Bemühungen gelangte das Institut zu immer gröſserer
Blüte. Es wurde eine groſse Wohlthat für die Arbeiterbevölkerung
Glasgows und das Vorbild für andere ähnliche Einrichtungen. 1824
wurde nach seinem Muster das zweite Workmen Institution in Eng-
land in der Stadt London errichtet.

Neilson machte viele Versuche über die Verbrennung, und diese
führten ihn zu der Erfindung der Winderhitzung. Schon vor dem
Jahre 1825 war seine Aufmerksamkeit auf das Schmelzen des Eisens
gelenkt worden. Ein Hüttenbesitzer hatte ihm die Frage vorgelegt,

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[311/0327] Erfindung der Winderhitzung 1829. voller Lernbegierde, mit einer ausgesprochenen Liebhaberei für Chemie, so daſs er gerade in dieser Stellung am richtigen Platze war. Er war auf fünf Jahre mit einem Jahresgehalt von 90 £ angestellt, aber ehe die Frist um war, beförderte ihn die Gesellschaft zum leitenden Ingenieur mit 200 £ jährlichem Gehalt, der nach und nach auf 400 £ erhöht wurde. In dieser Stellung verblieb Neilson bis 1847. Diese Stelle gab ihm Gelegenheit, seine mangelhafte Schulbildung zu ergänzen. Er hörte Vorlesungen auf der Universität zu Glasgow und warf sich besonders auf das Studium der praktischen Chemie, Natur- geschichte und Mathematik. Neilson trug viel zur Verbesserung der Gasfabrikation bei; er wendete zuerst Thonretorten an, führte die Selbstreinigung des Gases mit Eisenvitriol und die Abscheidung von Teer und Öl durch Hindurchleiten durch Holzkohle ein; endlich er- fand er den Schwalbenschwanzbrenner. Durchdrungen von dem Wert des Wissens und aus eigener Er- fahrung mit der Mangelhaftigkeit des Elementarunterrichtes in Eng- land bekannt, gründete er 1821 in Glasgow eine Arbeiterbildungs- anstalt (Workmens Institution) zu gegenseitiger Belehrung. Anfangs stieſs er auf groſsen Widerstand seitens der Arbeiter. Nachdem aber erst einmal der Gedanke, daſs das Lernen etwas Nützliches sei, Boden gewonnen hatte, fand sich zunächst eine Schar von 14 Arbeitern, welche sich dem Unternehmen anschlossen. Neilson, d. h. die Gas- gesellschaft, stellte ein behagliches Zimmer zur Verfügung, welches als Lehr- und Versammlungszimmer diente. Die Arbeiter durften Bücher mit nach Hause nehmen, und bei den Zusammenkünften wurde das Gelesene besprochen und gelegentlich gemeinverständliche Vorträge über Gegenstände der Naturwissenschaft, Mechanik u. s. w. gehalten. Bald wuchs die Zahl der Teilnehmer so sehr, daſs der alte Raum nicht mehr ausreichte. Wieder war es die Gasgesellschaft, welche 1825 gröſsere Räumlichkeiten mit chemischem Laboratorium und mechanischer Werkstätte zur Verfügung stellte. Durch Neilsons unablässige Bemühungen gelangte das Institut zu immer gröſserer Blüte. Es wurde eine groſse Wohlthat für die Arbeiterbevölkerung Glasgows und das Vorbild für andere ähnliche Einrichtungen. 1824 wurde nach seinem Muster das zweite Workmen Institution in Eng- land in der Stadt London errichtet. Neilson machte viele Versuche über die Verbrennung, und diese führten ihn zu der Erfindung der Winderhitzung. Schon vor dem Jahre 1825 war seine Aufmerksamkeit auf das Schmelzen des Eisens gelenkt worden. Ein Hüttenbesitzer hatte ihm die Frage vorgelegt,

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/327>, abgerufen am 24.11.2024.