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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Die Eisenbahnen bis 1830.
eines einfachen Mechanismus zur Zulassung des Dampfes geöffnet und
geschlossen werden, notwendig macht. In dem Dampfkessel selbst
befindet sich auch der Ofen, um mit wenigem Feuer die grösste
Menge Dampf hervorzubringen.

Das Ganze ist von hölzernen Dauben, mit eisernen Reifen ge-
bunden, eingefasst, wodurch es ziemlich das Ansehen eines Fasses
erhält, und wovon der Grund bald angegeben werden soll. Der hintere
und vordere Boden sind frei und auch von sehr starkem Eisenblech.
An dem hinteren ist das Loch zur Feuerung angebracht und an dem
vorderen das gekröpfte, 16 Fuss in die Luft ragende Kamin. Oben
auf dem Fass befinden sich noch die zwei Sicherheitsklappen. Da
wegen Mangel an Raum zur Mitführung des Wassers und zur Verein-
fachung der Maschine kein Kondensator angebracht ist, so wird die-
selbe nur durch die Ausdehnung des Dampfes getrieben, die so stark
ist, dass sie auf jeden Quadratzoll mit einer Kraft von 60 Pfd. drückt,
weshalb die oben erwähnte hölzerne Einfassung wegen Gefahr des
Zerspringens der Maschine angebracht ist.

Bei genauer Beobachtung ihres Ganges vermittelst der Sekunden-
uhr fand ich die mittlere Geschwindigkeit der Kolben von 60 Zügen
in der Minute von jedem Cylinder und den Kolbenhub 2 Fuss. Das
Fortschreiten der Maschine ist so, dass ein Mann mit starkem Schritt
kaum folgen kann. Da ich diesem Fuhrwerke noch fast zwei englische
Meilen entgegengegangen war, ehe ich ihm begegnete, so hiess mich
der Mann, der es leitete, auf den Wagen der Maschine, der an den
Seiten mit Bänken versehen ist, aufsteigen und schlug mir zu Ge-
fallen einen Trott an, indem er durch stärkere Dampfproduktion die
Geschwindigkeit der Kolben bis auf 80 Hube die Minute vermehrte.
Ich war aber froh, als er wieder nachliess, wegen der augenschein-
lichen Gefahr einer Explosion, denn der Dampf pfiff, als wenn ein
halbes Dutzend asthmatischer Rosse, ausser Atem getrieben, vor-
gespannt gewesen wären. Übrigens machte es mir Freude, auf diesem
Triumphwagen des menschlichen Geistes (so möchte ich dies Fuhr-
werk nennen) meinen Einzug in Leeds zu halten; denn zu einem
solchen Behuf sind die Elemente wohl noch nicht oft und mit so
konzentrierter Kraft in einen so kleinen Raum gebannt worden, da
dieselbe im Augenblick 23 Wagen, jeder mit 60 Ctr. Steinkohlen be-
laden, dann die ganz eisernen Wagen selbst, deren jeder 10 Ctr.
schwer ist, auf zuweilen etwas ansteigender Bahn und zwar mit
gleicher Geschwindigkeit fortschafft."

Die Herren Chapman von Newcastle, von derselben irrigen Vor-

Die Eisenbahnen bis 1830.
eines einfachen Mechanismus zur Zulassung des Dampfes geöffnet und
geschlossen werden, notwendig macht. In dem Dampfkessel selbst
befindet sich auch der Ofen, um mit wenigem Feuer die gröſste
Menge Dampf hervorzubringen.

Das Ganze ist von hölzernen Dauben, mit eisernen Reifen ge-
bunden, eingefaſst, wodurch es ziemlich das Ansehen eines Fasses
erhält, und wovon der Grund bald angegeben werden soll. Der hintere
und vordere Boden sind frei und auch von sehr starkem Eisenblech.
An dem hinteren ist das Loch zur Feuerung angebracht und an dem
vorderen das gekröpfte, 16 Fuſs in die Luft ragende Kamin. Oben
auf dem Faſs befinden sich noch die zwei Sicherheitsklappen. Da
wegen Mangel an Raum zur Mitführung des Wassers und zur Verein-
fachung der Maschine kein Kondensator angebracht ist, so wird die-
selbe nur durch die Ausdehnung des Dampfes getrieben, die so stark
ist, daſs sie auf jeden Quadratzoll mit einer Kraft von 60 Pfd. drückt,
weshalb die oben erwähnte hölzerne Einfassung wegen Gefahr des
Zerspringens der Maschine angebracht ist.

Bei genauer Beobachtung ihres Ganges vermittelst der Sekunden-
uhr fand ich die mittlere Geschwindigkeit der Kolben von 60 Zügen
in der Minute von jedem Cylinder und den Kolbenhub 2 Fuſs. Das
Fortschreiten der Maschine ist so, daſs ein Mann mit starkem Schritt
kaum folgen kann. Da ich diesem Fuhrwerke noch fast zwei englische
Meilen entgegengegangen war, ehe ich ihm begegnete, so hieſs mich
der Mann, der es leitete, auf den Wagen der Maschine, der an den
Seiten mit Bänken versehen ist, aufsteigen und schlug mir zu Ge-
fallen einen Trott an, indem er durch stärkere Dampfproduktion die
Geschwindigkeit der Kolben bis auf 80 Hube die Minute vermehrte.
Ich war aber froh, als er wieder nachlieſs, wegen der augenschein-
lichen Gefahr einer Explosion, denn der Dampf pfiff, als wenn ein
halbes Dutzend asthmatischer Rosse, auſser Atem getrieben, vor-
gespannt gewesen wären. Übrigens machte es mir Freude, auf diesem
Triumphwagen des menschlichen Geistes (so möchte ich dies Fuhr-
werk nennen) meinen Einzug in Leeds zu halten; denn zu einem
solchen Behuf sind die Elemente wohl noch nicht oft und mit so
konzentrierter Kraft in einen so kleinen Raum gebannt worden, da
dieselbe im Augenblick 23 Wagen, jeder mit 60 Ctr. Steinkohlen be-
laden, dann die ganz eisernen Wagen selbst, deren jeder 10 Ctr.
schwer ist, auf zuweilen etwas ansteigender Bahn und zwar mit
gleicher Geschwindigkeit fortschafft.“

Die Herren Chapman von Newcastle, von derselben irrigen Vor-

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[290/0306] Die Eisenbahnen bis 1830. eines einfachen Mechanismus zur Zulassung des Dampfes geöffnet und geschlossen werden, notwendig macht. In dem Dampfkessel selbst befindet sich auch der Ofen, um mit wenigem Feuer die gröſste Menge Dampf hervorzubringen. Das Ganze ist von hölzernen Dauben, mit eisernen Reifen ge- bunden, eingefaſst, wodurch es ziemlich das Ansehen eines Fasses erhält, und wovon der Grund bald angegeben werden soll. Der hintere und vordere Boden sind frei und auch von sehr starkem Eisenblech. An dem hinteren ist das Loch zur Feuerung angebracht und an dem vorderen das gekröpfte, 16 Fuſs in die Luft ragende Kamin. Oben auf dem Faſs befinden sich noch die zwei Sicherheitsklappen. Da wegen Mangel an Raum zur Mitführung des Wassers und zur Verein- fachung der Maschine kein Kondensator angebracht ist, so wird die- selbe nur durch die Ausdehnung des Dampfes getrieben, die so stark ist, daſs sie auf jeden Quadratzoll mit einer Kraft von 60 Pfd. drückt, weshalb die oben erwähnte hölzerne Einfassung wegen Gefahr des Zerspringens der Maschine angebracht ist. Bei genauer Beobachtung ihres Ganges vermittelst der Sekunden- uhr fand ich die mittlere Geschwindigkeit der Kolben von 60 Zügen in der Minute von jedem Cylinder und den Kolbenhub 2 Fuſs. Das Fortschreiten der Maschine ist so, daſs ein Mann mit starkem Schritt kaum folgen kann. Da ich diesem Fuhrwerke noch fast zwei englische Meilen entgegengegangen war, ehe ich ihm begegnete, so hieſs mich der Mann, der es leitete, auf den Wagen der Maschine, der an den Seiten mit Bänken versehen ist, aufsteigen und schlug mir zu Ge- fallen einen Trott an, indem er durch stärkere Dampfproduktion die Geschwindigkeit der Kolben bis auf 80 Hube die Minute vermehrte. Ich war aber froh, als er wieder nachlieſs, wegen der augenschein- lichen Gefahr einer Explosion, denn der Dampf pfiff, als wenn ein halbes Dutzend asthmatischer Rosse, auſser Atem getrieben, vor- gespannt gewesen wären. Übrigens machte es mir Freude, auf diesem Triumphwagen des menschlichen Geistes (so möchte ich dies Fuhr- werk nennen) meinen Einzug in Leeds zu halten; denn zu einem solchen Behuf sind die Elemente wohl noch nicht oft und mit so konzentrierter Kraft in einen so kleinen Raum gebannt worden, da dieselbe im Augenblick 23 Wagen, jeder mit 60 Ctr. Steinkohlen be- laden, dann die ganz eisernen Wagen selbst, deren jeder 10 Ctr. schwer ist, auf zuweilen etwas ansteigender Bahn und zwar mit gleicher Geschwindigkeit fortschafft.“ Die Herren Chapman von Newcastle, von derselben irrigen Vor-

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/306>, abgerufen am 24.11.2024.