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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Die Stahlbereitung 1816 bis 1830.
als mit Platin, Rhodium, Gold, Silber, Kupfer und Zinn. Von diesen
zeichnete sich eine Legierung mit 1/5 Proz. Silber durch besondere
Güte aus, wodurch sie den besten Stahl übertraf. Stodart und
Faraday glaubten, dass man sich dieser Legierung mit Vorteil werde
bedienen können.

Platin und Stahl wie künstlicher Damast zusammengefügt und
geschweisst, zeigte vorzügliche Damastzeichnung. Platin und Stahl
zusammengeschmolzen, gaben dagegen eine vollkommen gleichförmige
Legierung, welche durch Farbe und Glanz zu Metallspiegeln geeignet
erschien. Rhodium verhielt sich ähnlich. Die Legierung mit Gold
zeigte dagegen keine so guten Eigenschaften wie die vorgenannten.
Noch weniger die Legierungen mit Kupfer und Zinn. Gute Legie-
rungen wurden dagegen mit Iridium, Osmium und besonders mit
Palladium erzielt.

Berthier hatte zuerst eine Legierung des Stahls mit Chrom
dargestellt, der er ebenfalls besondere Güte nachrühmte. Auch diese
Versuche wurden von Stodart und Faraday wiederholt und dabei
ein guter Stahl mit schöner Damastzeichnung hergestellt.

Boussingault wollte gefunden haben, dass Silicium den Kohlen-
stoff im Stahl ersetzen könne, indem eine von ihm dargestellte Ver-
bindung von 99,2 Eisen und 0,8 Silicium sich als vortrefflicher
Stahl erwiesen habe. Dieser Ansicht traten die vorgenannten aber
nicht bei.

Stodarts und Faradays ausführliche Untersuchungen erregten
grosses Aufsehen und gaben mancherlei Anregungen; namentlich
spielte der von ihnen gepriesene Silberstahl noch längere Zeit eine
Rolle. Die Annahme, dass der indische Wootz eine Legierung von
Eisen mit Aluminium sei, fand durch spätere chemische Unter-
suchungen keine Bestätigung. Dagegen regte die Arbeit die Frage
der Konstitution und Natur des Stahls von neuem an und führte
zu praktischen und theoretischen Untersuchungen, welche wesentlich
zur Aufklärung beitrugen.

In Frankreich war Breant 1) durch die Untersuchung des per-
sischen Damastes ebenfalls zu dem Resultat gekommen, dass derselbe
keine mechanische Verbindung, sondern dass er aus einem besonderen
Gussstahl hergestellt sei. Dieser Gussstahl sei, wie aller Stahl, eine
Legierung, aber von viel einfacherer Zusammensetzung, als man ge-

1) Siehe Bulletin de la Societe d'Encouragement pour l'industrie nationale.
Vingtieme anne 1821, p. 325. Karstens Archiv IX, 363.

Die Stahlbereitung 1816 bis 1830.
als mit Platin, Rhodium, Gold, Silber, Kupfer und Zinn. Von diesen
zeichnete sich eine Legierung mit ⅕ Proz. Silber durch besondere
Güte aus, wodurch sie den besten Stahl übertraf. Stodart und
Faraday glaubten, daſs man sich dieser Legierung mit Vorteil werde
bedienen können.

Platin und Stahl wie künstlicher Damast zusammengefügt und
geschweiſst, zeigte vorzügliche Damastzeichnung. Platin und Stahl
zusammengeschmolzen, gaben dagegen eine vollkommen gleichförmige
Legierung, welche durch Farbe und Glanz zu Metallspiegeln geeignet
erschien. Rhodium verhielt sich ähnlich. Die Legierung mit Gold
zeigte dagegen keine so guten Eigenschaften wie die vorgenannten.
Noch weniger die Legierungen mit Kupfer und Zinn. Gute Legie-
rungen wurden dagegen mit Iridium, Osmium und besonders mit
Palladium erzielt.

Berthier hatte zuerst eine Legierung des Stahls mit Chrom
dargestellt, der er ebenfalls besondere Güte nachrühmte. Auch diese
Versuche wurden von Stodart und Faraday wiederholt und dabei
ein guter Stahl mit schöner Damastzeichnung hergestellt.

Boussingault wollte gefunden haben, daſs Silicium den Kohlen-
stoff im Stahl ersetzen könne, indem eine von ihm dargestellte Ver-
bindung von 99,2 Eisen und 0,8 Silicium sich als vortrefflicher
Stahl erwiesen habe. Dieser Ansicht traten die vorgenannten aber
nicht bei.

Stodarts und Faradays ausführliche Untersuchungen erregten
groſses Aufsehen und gaben mancherlei Anregungen; namentlich
spielte der von ihnen gepriesene Silberstahl noch längere Zeit eine
Rolle. Die Annahme, daſs der indische Wootz eine Legierung von
Eisen mit Aluminium sei, fand durch spätere chemische Unter-
suchungen keine Bestätigung. Dagegen regte die Arbeit die Frage
der Konstitution und Natur des Stahls von neuem an und führte
zu praktischen und theoretischen Untersuchungen, welche wesentlich
zur Aufklärung beitrugen.

In Frankreich war Bréant 1) durch die Untersuchung des per-
sischen Damastes ebenfalls zu dem Resultat gekommen, daſs derselbe
keine mechanische Verbindung, sondern daſs er aus einem besonderen
Guſsstahl hergestellt sei. Dieser Guſsstahl sei, wie aller Stahl, eine
Legierung, aber von viel einfacherer Zusammensetzung, als man ge-

1) Siehe Bulletin de la Société d’Encouragement pour l’industrie nationale.
Vingtième anné 1821, p. 325. Karstens Archiv IX, 363.
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[282/0298] Die Stahlbereitung 1816 bis 1830. als mit Platin, Rhodium, Gold, Silber, Kupfer und Zinn. Von diesen zeichnete sich eine Legierung mit ⅕ Proz. Silber durch besondere Güte aus, wodurch sie den besten Stahl übertraf. Stodart und Faraday glaubten, daſs man sich dieser Legierung mit Vorteil werde bedienen können. Platin und Stahl wie künstlicher Damast zusammengefügt und geschweiſst, zeigte vorzügliche Damastzeichnung. Platin und Stahl zusammengeschmolzen, gaben dagegen eine vollkommen gleichförmige Legierung, welche durch Farbe und Glanz zu Metallspiegeln geeignet erschien. Rhodium verhielt sich ähnlich. Die Legierung mit Gold zeigte dagegen keine so guten Eigenschaften wie die vorgenannten. Noch weniger die Legierungen mit Kupfer und Zinn. Gute Legie- rungen wurden dagegen mit Iridium, Osmium und besonders mit Palladium erzielt. Berthier hatte zuerst eine Legierung des Stahls mit Chrom dargestellt, der er ebenfalls besondere Güte nachrühmte. Auch diese Versuche wurden von Stodart und Faraday wiederholt und dabei ein guter Stahl mit schöner Damastzeichnung hergestellt. Boussingault wollte gefunden haben, daſs Silicium den Kohlen- stoff im Stahl ersetzen könne, indem eine von ihm dargestellte Ver- bindung von 99,2 Eisen und 0,8 Silicium sich als vortrefflicher Stahl erwiesen habe. Dieser Ansicht traten die vorgenannten aber nicht bei. Stodarts und Faradays ausführliche Untersuchungen erregten groſses Aufsehen und gaben mancherlei Anregungen; namentlich spielte der von ihnen gepriesene Silberstahl noch längere Zeit eine Rolle. Die Annahme, daſs der indische Wootz eine Legierung von Eisen mit Aluminium sei, fand durch spätere chemische Unter- suchungen keine Bestätigung. Dagegen regte die Arbeit die Frage der Konstitution und Natur des Stahls von neuem an und führte zu praktischen und theoretischen Untersuchungen, welche wesentlich zur Aufklärung beitrugen. In Frankreich war Bréant 1) durch die Untersuchung des per- sischen Damastes ebenfalls zu dem Resultat gekommen, daſs derselbe keine mechanische Verbindung, sondern daſs er aus einem besonderen Guſsstahl hergestellt sei. Dieser Guſsstahl sei, wie aller Stahl, eine Legierung, aber von viel einfacherer Zusammensetzung, als man ge- 1) Siehe Bulletin de la Société d’Encouragement pour l’industrie nationale. Vingtième anné 1821, p. 325. Karstens Archiv IX, 363.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/298>, abgerufen am 24.11.2024.