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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Der Puddelprozess 1816 bis 1830.
Fuchses. Der Rost hatte 6,344 Quadratfuss, die freie Rostfläche betrug
zwischen 2,0775 bis 2,4966 Quadratfuss. Der Holzverbrauch wechselte
von 200 bis 275 Klftr. (zu 168 Kbfss.) in 24 Stunden. Das beste Ver-
hältnis war 2,0775 Quadratfuss freie Rostfläche zu 0,69 Quadratfuss
Fuchsöffnung. Die Höhe der Esse war 36 Fuss, ihr Querschnitt 2,25
Quadratfuss. Der durchschnittliche Abbrand betrug 19,33 Proz. Als
bestes Puddelrohreisen erwies sich das bei übersetztem Gang erblasene
weisse Roheisen. Man konnte keinen so feuerbeständigen Sand für den
Herd auftreiben, wie in England, infolgedessen viel Eisen verschlackte
und der Herd rasch wegschmolz. Aus 100 Pfd. Roheisen erhielt man
70 Pfd. Stabeisen. Das Ausstrecken des paketierten Luppeneisens
geschah im Frischfeuer. Die Versuche, englische Steinkohlen statt
Holz zu verwenden, erwiesen sich als zu kostspielig. Übrigens hatte
sich auch das Holz als Brennmaterial als vollkommen geeignet erwiesen.
Was af Uhr veranlasste, den Prozess für Schweden für unvorteilhaft
und verwerflich zu erklären, war allein die Qualität des erhaltenen
Puddeleisens. Er behauptete, die beim Puddelprozess erhaltene Luppe
sei eine lose mit Schlacke durchtränkte Masse. Aus dieser werde die
Schlacke durch das Walzen nur ungenügend ausgepresst. Der Druck
der Walzen erstrecke sich nur auf die Oberfläche, welche dadurch
fest werde und verhindere, dass die Schlacke aus dem Innern aus-
treten könne, diese werde vielmehr bei der grossen Hitze mit ein-
gewalzt, wodurch ein unreines Eisen von geringerer Güte entstehe.
Würde Schweden sein Eisen auf diesem Wege darstellen, so würde
dieses alsbald seinen Weltruhm, der nur auf seiner vortrefflichen Qualität
beruhe, verlieren. Af Uhrs Behauptung war eine Verurteilung des
Puddelprozesses oder richtiger des Walzverfahrens überhaupt, wie er
denn auch behauptete, alles englische Eisen tauge nichts. Wie über-
trieben diese Behauptung war, hat bald danach sein Landsmann
Lagerhjelm durch seine sorgfältigen Versuche nachgewiesen. Dieser
kam sogar zu dem umgekehrten Resultate, dass das gewalzte Eisen
durchgehends höhere Zerreissungsgewichte zeige als das nur unter
dem Hammer bereitete, was sich daraus erklären lasse, dass letzteres
nie so gleichmässig wie das erstere sei, bei der Festigkeitsprobe wie
in der Praxis eine schwache Stelle aber massgebend für die Brauch-
barkeit des ganzen Stabes sein könne. Af Uhrs absprechendes Ur-
teil über den Puddelprozess und das Walzverfahren wurde aber da-
mals als massgebend angenommen und zwar nicht nur in Schweden,
sondern in allen Ländern, in denen der Holzkohlenbetrieb noch
herrschend war und gegen den Steinkohlenbetrieb und die englischen

Der Puddelprozeſs 1816 bis 1830.
Fuchses. Der Rost hatte 6,344 Quadratfuſs, die freie Rostfläche betrug
zwischen 2,0775 bis 2,4966 Quadratfuſs. Der Holzverbrauch wechselte
von 200 bis 275 Klftr. (zu 168 Kbfſs.) in 24 Stunden. Das beste Ver-
hältnis war 2,0775 Quadratfuſs freie Rostfläche zu 0,69 Quadratfuſs
Fuchsöffnung. Die Höhe der Esse war 36 Fuſs, ihr Querschnitt 2,25
Quadratfuſs. Der durchschnittliche Abbrand betrug 19,33 Proz. Als
bestes Puddelrohreisen erwies sich das bei übersetztem Gang erblasene
weiſse Roheisen. Man konnte keinen so feuerbeständigen Sand für den
Herd auftreiben, wie in England, infolgedessen viel Eisen verschlackte
und der Herd rasch wegschmolz. Aus 100 Pfd. Roheisen erhielt man
70 Pfd. Stabeisen. Das Ausstrecken des paketierten Luppeneisens
geschah im Frischfeuer. Die Versuche, englische Steinkohlen statt
Holz zu verwenden, erwiesen sich als zu kostspielig. Übrigens hatte
sich auch das Holz als Brennmaterial als vollkommen geeignet erwiesen.
Was af Uhr veranlaſste, den Prozeſs für Schweden für unvorteilhaft
und verwerflich zu erklären, war allein die Qualität des erhaltenen
Puddeleisens. Er behauptete, die beim Puddelprozeſs erhaltene Luppe
sei eine lose mit Schlacke durchtränkte Masse. Aus dieser werde die
Schlacke durch das Walzen nur ungenügend ausgepreſst. Der Druck
der Walzen erstrecke sich nur auf die Oberfläche, welche dadurch
fest werde und verhindere, daſs die Schlacke aus dem Innern aus-
treten könne, diese werde vielmehr bei der groſsen Hitze mit ein-
gewalzt, wodurch ein unreines Eisen von geringerer Güte entstehe.
Würde Schweden sein Eisen auf diesem Wege darstellen, so würde
dieses alsbald seinen Weltruhm, der nur auf seiner vortrefflichen Qualität
beruhe, verlieren. Af Uhrs Behauptung war eine Verurteilung des
Puddelprozesses oder richtiger des Walzverfahrens überhaupt, wie er
denn auch behauptete, alles englische Eisen tauge nichts. Wie über-
trieben diese Behauptung war, hat bald danach sein Landsmann
Lagerhjelm durch seine sorgfältigen Versuche nachgewiesen. Dieser
kam sogar zu dem umgekehrten Resultate, daſs das gewalzte Eisen
durchgehends höhere Zerreiſsungsgewichte zeige als das nur unter
dem Hammer bereitete, was sich daraus erklären lasse, daſs letzteres
nie so gleichmäſsig wie das erstere sei, bei der Festigkeitsprobe wie
in der Praxis eine schwache Stelle aber maſsgebend für die Brauch-
barkeit des ganzen Stabes sein könne. Af Uhrs absprechendes Ur-
teil über den Puddelprozeſs und das Walzverfahren wurde aber da-
mals als maſsgebend angenommen und zwar nicht nur in Schweden,
sondern in allen Ländern, in denen der Holzkohlenbetrieb noch
herrschend war und gegen den Steinkohlenbetrieb und die englischen

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[272/0288] Der Puddelprozeſs 1816 bis 1830. Fuchses. Der Rost hatte 6,344 Quadratfuſs, die freie Rostfläche betrug zwischen 2,0775 bis 2,4966 Quadratfuſs. Der Holzverbrauch wechselte von 200 bis 275 Klftr. (zu 168 Kbfſs.) in 24 Stunden. Das beste Ver- hältnis war 2,0775 Quadratfuſs freie Rostfläche zu 0,69 Quadratfuſs Fuchsöffnung. Die Höhe der Esse war 36 Fuſs, ihr Querschnitt 2,25 Quadratfuſs. Der durchschnittliche Abbrand betrug 19,33 Proz. Als bestes Puddelrohreisen erwies sich das bei übersetztem Gang erblasene weiſse Roheisen. Man konnte keinen so feuerbeständigen Sand für den Herd auftreiben, wie in England, infolgedessen viel Eisen verschlackte und der Herd rasch wegschmolz. Aus 100 Pfd. Roheisen erhielt man 70 Pfd. Stabeisen. Das Ausstrecken des paketierten Luppeneisens geschah im Frischfeuer. Die Versuche, englische Steinkohlen statt Holz zu verwenden, erwiesen sich als zu kostspielig. Übrigens hatte sich auch das Holz als Brennmaterial als vollkommen geeignet erwiesen. Was af Uhr veranlaſste, den Prozeſs für Schweden für unvorteilhaft und verwerflich zu erklären, war allein die Qualität des erhaltenen Puddeleisens. Er behauptete, die beim Puddelprozeſs erhaltene Luppe sei eine lose mit Schlacke durchtränkte Masse. Aus dieser werde die Schlacke durch das Walzen nur ungenügend ausgepreſst. Der Druck der Walzen erstrecke sich nur auf die Oberfläche, welche dadurch fest werde und verhindere, daſs die Schlacke aus dem Innern aus- treten könne, diese werde vielmehr bei der groſsen Hitze mit ein- gewalzt, wodurch ein unreines Eisen von geringerer Güte entstehe. Würde Schweden sein Eisen auf diesem Wege darstellen, so würde dieses alsbald seinen Weltruhm, der nur auf seiner vortrefflichen Qualität beruhe, verlieren. Af Uhrs Behauptung war eine Verurteilung des Puddelprozesses oder richtiger des Walzverfahrens überhaupt, wie er denn auch behauptete, alles englische Eisen tauge nichts. Wie über- trieben diese Behauptung war, hat bald danach sein Landsmann Lagerhjelm durch seine sorgfältigen Versuche nachgewiesen. Dieser kam sogar zu dem umgekehrten Resultate, daſs das gewalzte Eisen durchgehends höhere Zerreiſsungsgewichte zeige als das nur unter dem Hammer bereitete, was sich daraus erklären lasse, daſs letzteres nie so gleichmäſsig wie das erstere sei, bei der Festigkeitsprobe wie in der Praxis eine schwache Stelle aber maſsgebend für die Brauch- barkeit des ganzen Stabes sein könne. Af Uhrs absprechendes Ur- teil über den Puddelprozeſs und das Walzverfahren wurde aber da- mals als maſsgebend angenommen und zwar nicht nur in Schweden, sondern in allen Ländern, in denen der Holzkohlenbetrieb noch herrschend war und gegen den Steinkohlenbetrieb und die englischen

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/288>, abgerufen am 25.11.2024.