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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Die Eisenverarbeitung 1816 bis 1830.
er in den Einschnitt II, wo er schon einen Kopf bekam; dieser wurde
im Einschnitt III zugerundet und unten eine Verstärkung angewalzt; der
Kopf erhielt dann in IV seine fertige Gestalt, während er unten auch
auf der anderen Seite einen Vorsprung erhielt; die Höhe blieb un-
verändert 3 Zoll. Nun gelangte die Schiene durch das eigentümliche
[Abbildung] Fig. 90.
Kaliber V, in dem
die Fischbauchform
hergestellt wurde.
Der Kreis der unte-
ren Walze war etwas
excentrisch gestellt
und zwar soviel, dass
sein Mittelpunkt
1/2 Zoll von dem
der Walzenachse ab-
wich (Fig. 90), da-
durch wurde bei
der Umdrehung eine
Schwellung der
Schiene um 1 Zoll am höchsten Punkte erzeugt, indem die Leere
von V bald 31/2, bald nur 21/2 Zoll betrug. Der Durchmesser des
Kreises war so eingerichtet, dass sich dies stets in einem Abstande
von 1 Yard wiederholte. Um die Form der fertigen Schiene scharf
[Abbildung] Fig. 91.
zu erhalten, musste sie
noch den Einschnitt VI
passieren, dessen Höhe
von 31/2 Zoll mit der
grössten Höhe des Fisch-
bauches übereinstimmte.
Das Durchwalzen durch
diese sechs Kaliber ge-
schah in einer Hitze. Bei schwunghaftem Betriebe kamen die Schienen
nicht teurer zu stehen als wie Stabeisen.

Eine weitere Erfindung, welche ebenfalls durch die Eisenbahnen
veranlasst wurde, war das Walzen der Radreifen (tyres) der Eisenbahn-
wagen. Räder mit schmiedeeisernen Reifen waren zuerst von Wood
auf der Killingworthbahn eingeführt worden und 1827 wurde das
erste Radreifen- oder Bandagenwalzwerk auf der Bedlingtonhütte in
Betrieb gesetzt.

L-Eisen und T-Eisen waren die Formeisensorten, die in England

Die Eisenverarbeitung 1816 bis 1830.
er in den Einschnitt II, wo er schon einen Kopf bekam; dieser wurde
im Einschnitt III zugerundet und unten eine Verstärkung angewalzt; der
Kopf erhielt dann in IV seine fertige Gestalt, während er unten auch
auf der anderen Seite einen Vorsprung erhielt; die Höhe blieb un-
verändert 3 Zoll. Nun gelangte die Schiene durch das eigentümliche
[Abbildung] Fig. 90.
Kaliber V, in dem
die Fischbauchform
hergestellt wurde.
Der Kreis der unte-
ren Walze war etwas
excentrisch gestellt
und zwar soviel, daſs
sein Mittelpunkt
½ Zoll von dem
der Walzenachse ab-
wich (Fig. 90), da-
durch wurde bei
der Umdrehung eine
Schwellung der
Schiene um 1 Zoll am höchsten Punkte erzeugt, indem die Leere
von V bald 3½, bald nur 2½ Zoll betrug. Der Durchmesser des
Kreises war so eingerichtet, daſs sich dies stets in einem Abstande
von 1 Yard wiederholte. Um die Form der fertigen Schiene scharf
[Abbildung] Fig. 91.
zu erhalten, muſste sie
noch den Einschnitt VI
passieren, dessen Höhe
von 3½ Zoll mit der
gröſsten Höhe des Fisch-
bauches übereinstimmte.
Das Durchwalzen durch
diese sechs Kaliber ge-
schah in einer Hitze. Bei schwunghaftem Betriebe kamen die Schienen
nicht teurer zu stehen als wie Stabeisen.

Eine weitere Erfindung, welche ebenfalls durch die Eisenbahnen
veranlaſst wurde, war das Walzen der Radreifen (tyres) der Eisenbahn-
wagen. Räder mit schmiedeeisernen Reifen waren zuerst von Wood
auf der Killingworthbahn eingeführt worden und 1827 wurde das
erste Radreifen- oder Bandagenwalzwerk auf der Bedlingtonhütte in
Betrieb gesetzt.

L-Eisen und T-Eisen waren die Formeisensorten, die in England

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[268/0284] Die Eisenverarbeitung 1816 bis 1830. er in den Einschnitt II, wo er schon einen Kopf bekam; dieser wurde im Einschnitt III zugerundet und unten eine Verstärkung angewalzt; der Kopf erhielt dann in IV seine fertige Gestalt, während er unten auch auf der anderen Seite einen Vorsprung erhielt; die Höhe blieb un- verändert 3 Zoll. Nun gelangte die Schiene durch das eigentümliche [Abbildung Fig. 90.] Kaliber V, in dem die Fischbauchform hergestellt wurde. Der Kreis der unte- ren Walze war etwas excentrisch gestellt und zwar soviel, daſs sein Mittelpunkt ½ Zoll von dem der Walzenachse ab- wich (Fig. 90), da- durch wurde bei der Umdrehung eine Schwellung der Schiene um 1 Zoll am höchsten Punkte erzeugt, indem die Leere von V bald 3½, bald nur 2½ Zoll betrug. Der Durchmesser des Kreises war so eingerichtet, daſs sich dies stets in einem Abstande von 1 Yard wiederholte. Um die Form der fertigen Schiene scharf [Abbildung Fig. 91.] zu erhalten, muſste sie noch den Einschnitt VI passieren, dessen Höhe von 3½ Zoll mit der gröſsten Höhe des Fisch- bauches übereinstimmte. Das Durchwalzen durch diese sechs Kaliber ge- schah in einer Hitze. Bei schwunghaftem Betriebe kamen die Schienen nicht teurer zu stehen als wie Stabeisen. Eine weitere Erfindung, welche ebenfalls durch die Eisenbahnen veranlaſst wurde, war das Walzen der Radreifen (tyres) der Eisenbahn- wagen. Räder mit schmiedeeisernen Reifen waren zuerst von Wood auf der Killingworthbahn eingeführt worden und 1827 wurde das erste Radreifen- oder Bandagenwalzwerk auf der Bedlingtonhütte in Betrieb gesetzt. L-Eisen und T-Eisen waren die Formeisensorten, die in England

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/284>, abgerufen am 18.05.2024.