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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Die Eisenverarbeitung 1816 bis 1830.
konnte, so zog man doch die Schraube als die vollkommenere und
bequemere Vorrichtung vor.

Die Stellschrauben der Blechwalzwerke (Fig. 82) erforderten eine
viel grössere Genauigkeit. Während man die Schrauben bei den
Stabwalzen aus Gusseisen anfertigen konnte, stellte man die Stell-
schrauben der Blechwalzen aus Schmiedeeisen und die Muttern aus
Kupfer oder Messing her. Diese Schrauben erhielten flachere, sorgfältig
geschnittene Gewinde. Jedes Ständergerüst erhielt nur zwei Stell-
schrauben (Fig. 82), wogegen die Pilarengerüste (Fig. 78) in der Regel
vier Schrauben erhielten.

Ein Paar Blechwalzen erforderten 30 Pferdekräfte Betriebskraft.
Die Walzen selbst wurden abgedreht. Die Blechwalzen mussten glatt

[Abbildung] Fig. 82.
und sauber sein; ihre Länge betrug von 18 Zoll bis 6 Fuss, ihre
Dicke von 10 bis 20 Zoll. Dicke Walzen breiten besser, dünne
strecken besser.

Die Stabwalzen erhielten mindestens 14 Zoll, meist aber 15 bis
18 Zoll Durchmesser bei einer Länge von 33/4 bis 41/2 Fuss. Die Vor-
oder Präparierwalzen (französ. cylindres degrossisseurs ou ebaucheurs;
engl. roughing-rolls), welche das meist vorgeschmiedete Luppeneisen
zusammendrückten und erst zu Kolben, dann zu flachen Stäben, soge-
nannten Luppenstäben, auswalzten, bedurften keines so sauberen Ab-
drehens als die eigentlichen Stabeisenwalzen. Die Präparierwalzen
bestanden aus zwei Gerüsten; in dem ersten Walzenpaar wurde das

Die Eisenverarbeitung 1816 bis 1830.
konnte, so zog man doch die Schraube als die vollkommenere und
bequemere Vorrichtung vor.

Die Stellschrauben der Blechwalzwerke (Fig. 82) erforderten eine
viel gröſsere Genauigkeit. Während man die Schrauben bei den
Stabwalzen aus Guſseisen anfertigen konnte, stellte man die Stell-
schrauben der Blechwalzen aus Schmiedeeisen und die Muttern aus
Kupfer oder Messing her. Diese Schrauben erhielten flachere, sorgfältig
geschnittene Gewinde. Jedes Ständergerüst erhielt nur zwei Stell-
schrauben (Fig. 82), wogegen die Pilarengerüste (Fig. 78) in der Regel
vier Schrauben erhielten.

Ein Paar Blechwalzen erforderten 30 Pferdekräfte Betriebskraft.
Die Walzen selbst wurden abgedreht. Die Blechwalzen muſsten glatt

[Abbildung] Fig. 82.
und sauber sein; ihre Länge betrug von 18 Zoll bis 6 Fuſs, ihre
Dicke von 10 bis 20 Zoll. Dicke Walzen breiten besser, dünne
strecken besser.

Die Stabwalzen erhielten mindestens 14 Zoll, meist aber 15 bis
18 Zoll Durchmesser bei einer Länge von 3¾ bis 4½ Fuſs. Die Vor-
oder Präparierwalzen (französ. cylindres dégrossisseurs ou ébaucheurs;
engl. roughing-rolls), welche das meist vorgeschmiedete Luppeneisen
zusammendrückten und erst zu Kolben, dann zu flachen Stäben, soge-
nannten Luppenstäben, auswalzten, bedurften keines so sauberen Ab-
drehens als die eigentlichen Stabeisenwalzen. Die Präparierwalzen
bestanden aus zwei Gerüsten; in dem ersten Walzenpaar wurde das

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[263/0279] Die Eisenverarbeitung 1816 bis 1830. konnte, so zog man doch die Schraube als die vollkommenere und bequemere Vorrichtung vor. Die Stellschrauben der Blechwalzwerke (Fig. 82) erforderten eine viel gröſsere Genauigkeit. Während man die Schrauben bei den Stabwalzen aus Guſseisen anfertigen konnte, stellte man die Stell- schrauben der Blechwalzen aus Schmiedeeisen und die Muttern aus Kupfer oder Messing her. Diese Schrauben erhielten flachere, sorgfältig geschnittene Gewinde. Jedes Ständergerüst erhielt nur zwei Stell- schrauben (Fig. 82), wogegen die Pilarengerüste (Fig. 78) in der Regel vier Schrauben erhielten. Ein Paar Blechwalzen erforderten 30 Pferdekräfte Betriebskraft. Die Walzen selbst wurden abgedreht. Die Blechwalzen muſsten glatt [Abbildung Fig. 82.] und sauber sein; ihre Länge betrug von 18 Zoll bis 6 Fuſs, ihre Dicke von 10 bis 20 Zoll. Dicke Walzen breiten besser, dünne strecken besser. Die Stabwalzen erhielten mindestens 14 Zoll, meist aber 15 bis 18 Zoll Durchmesser bei einer Länge von 3¾ bis 4½ Fuſs. Die Vor- oder Präparierwalzen (französ. cylindres dégrossisseurs ou ébaucheurs; engl. roughing-rolls), welche das meist vorgeschmiedete Luppeneisen zusammendrückten und erst zu Kolben, dann zu flachen Stäben, soge- nannten Luppenstäben, auswalzten, bedurften keines so sauberen Ab- drehens als die eigentlichen Stabeisenwalzen. Die Präparierwalzen bestanden aus zwei Gerüsten; in dem ersten Walzenpaar wurde das

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/279>, abgerufen am 26.11.2024.