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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Das Eisenfrischen 1816 bis 1830.
Coquille weiss und hart wurde und bediente sich dazu des Form-
kastens, Fig. 73 b. Im Bruch zeigte das Rad von aussen einen weissen
Ring von eigentümlichem, strahligem Gefüge, welcher etwa 1/2 Zoll
tief eindrang, während das Innere grau war. Der Kranz war so glatt,
dass er nicht weiter abgedreht zu werden brauchte.

Hartgusswalzen kannte man schon lange. Sie werden erwähnt
in einem Patent (Nr. 3601) von John Burn von 1812. Die Herstellung
derselben geschah in der Weise, dass die Walzenkörper in starken
eisernen Coquillen gegossen wurden, während man die beiden Zapfen
in Lehm formte 1). William Church nahm 1815 ein Patent (Nr. 5084)
Hartgussstücke in Coquillen unter Druck herzustellen.

Jakob Hollingrake zu Manchester erhielt 1819 ein Patent auf
ein Verfahren, beim Guss von Metallen ein dichteres Gefüge zu er-
zielen. Zu diesem Zweck will er in die Formen, nachdem das flüssige
Metall eingegossen ist, eiserne oder andere Stempel einpressen, um
das Metall unter hohem Druck erstarren zu lassen, wodurch ein
dichteres, gleichförmiges Gefüge entstehen soll. Es war nur die Idee,
die sich Hollingrake patentieren liess, zur praktischen Ausführung
scheint sie damals nicht gekommen zu sein.

Das Eisenfrischen 1816 bis 1830.

Wie die richtige Erkenntnis der Schlackenbildung und die
chemische Untersuchung der Schlacken in dieser Periode wesentlich
zur Aufklärung des Hochofenprozesses beitrug, so lässt sich dasselbe
von dem Frischprozess sagen. Man hatte empirisch längst
zwischen Garschlacken und Rohschlacken unterschieden, aber erst die
chemische Analyse stellte diesen Unterschied klar und die genauere
Untersuchung der Frischschlacken in den verschiedenen Stadien des
Frischprozesses führte erst zu einer richtigen Theorie desselben.
Man erkannte namentlich die hohe Bedeutung der Schlacken und
dass diese eigentlich die Einwirkung des Sauerstoffs der Luft auf das
Eisen vermittelten. Karsten gebührt auch hier das Verdienst, den
Vorgang mit grösster Klarheit erkannt und erklärt zu haben. Alles
Roheisen, welches viel Silicium enthält, giebt eine rohere Frisch-
schlacke als Roheisen mit geringem Siliciumgehalt. Die von silicium-
reichem Eisen beim Beginn des Frischens fallende Schlacke enthält

1) Siehe ausführliche Beschreibung von Martius, Über die Anfertigung der
Hartgusswalzen von Gusseisen in Karstens Archiv der Mineralogie u. s. w. 1834,
VII, 3.

Das Eisenfrischen 1816 bis 1830.
Coquille weiſs und hart wurde und bediente sich dazu des Form-
kastens, Fig. 73 b. Im Bruch zeigte das Rad von auſsen einen weiſsen
Ring von eigentümlichem, strahligem Gefüge, welcher etwa ½ Zoll
tief eindrang, während das Innere grau war. Der Kranz war so glatt,
daſs er nicht weiter abgedreht zu werden brauchte.

Hartguſswalzen kannte man schon lange. Sie werden erwähnt
in einem Patent (Nr. 3601) von John Burn von 1812. Die Herstellung
derselben geschah in der Weise, daſs die Walzenkörper in starken
eisernen Coquillen gegossen wurden, während man die beiden Zapfen
in Lehm formte 1). William Church nahm 1815 ein Patent (Nr. 5084)
Hartguſsstücke in Coquillen unter Druck herzustellen.

Jakob Hollingrake zu Manchester erhielt 1819 ein Patent auf
ein Verfahren, beim Guſs von Metallen ein dichteres Gefüge zu er-
zielen. Zu diesem Zweck will er in die Formen, nachdem das flüssige
Metall eingegossen ist, eiserne oder andere Stempel einpressen, um
das Metall unter hohem Druck erstarren zu lassen, wodurch ein
dichteres, gleichförmiges Gefüge entstehen soll. Es war nur die Idee,
die sich Hollingrake patentieren lieſs, zur praktischen Ausführung
scheint sie damals nicht gekommen zu sein.

Das Eisenfrischen 1816 bis 1830.

Wie die richtige Erkenntnis der Schlackenbildung und die
chemische Untersuchung der Schlacken in dieser Periode wesentlich
zur Aufklärung des Hochofenprozesses beitrug, so läſst sich dasselbe
von dem Frischprozeſs sagen. Man hatte empirisch längst
zwischen Garschlacken und Rohschlacken unterschieden, aber erst die
chemische Analyse stellte diesen Unterschied klar und die genauere
Untersuchung der Frischschlacken in den verschiedenen Stadien des
Frischprozesses führte erst zu einer richtigen Theorie desselben.
Man erkannte namentlich die hohe Bedeutung der Schlacken und
daſs diese eigentlich die Einwirkung des Sauerstoffs der Luft auf das
Eisen vermittelten. Karsten gebührt auch hier das Verdienst, den
Vorgang mit gröſster Klarheit erkannt und erklärt zu haben. Alles
Roheisen, welches viel Silicium enthält, giebt eine rohere Frisch-
schlacke als Roheisen mit geringem Siliciumgehalt. Die von silicium-
reichem Eisen beim Beginn des Frischens fallende Schlacke enthält

1) Siehe ausführliche Beschreibung von Martius, Über die Anfertigung der
Hartguſswalzen von Guſseisen in Karstens Archiv der Mineralogie u. s. w. 1834,
VII, 3.
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[249/0265] Das Eisenfrischen 1816 bis 1830. Coquille weiſs und hart wurde und bediente sich dazu des Form- kastens, Fig. 73 b. Im Bruch zeigte das Rad von auſsen einen weiſsen Ring von eigentümlichem, strahligem Gefüge, welcher etwa ½ Zoll tief eindrang, während das Innere grau war. Der Kranz war so glatt, daſs er nicht weiter abgedreht zu werden brauchte. Hartguſswalzen kannte man schon lange. Sie werden erwähnt in einem Patent (Nr. 3601) von John Burn von 1812. Die Herstellung derselben geschah in der Weise, daſs die Walzenkörper in starken eisernen Coquillen gegossen wurden, während man die beiden Zapfen in Lehm formte 1). William Church nahm 1815 ein Patent (Nr. 5084) Hartguſsstücke in Coquillen unter Druck herzustellen. Jakob Hollingrake zu Manchester erhielt 1819 ein Patent auf ein Verfahren, beim Guſs von Metallen ein dichteres Gefüge zu er- zielen. Zu diesem Zweck will er in die Formen, nachdem das flüssige Metall eingegossen ist, eiserne oder andere Stempel einpressen, um das Metall unter hohem Druck erstarren zu lassen, wodurch ein dichteres, gleichförmiges Gefüge entstehen soll. Es war nur die Idee, die sich Hollingrake patentieren lieſs, zur praktischen Ausführung scheint sie damals nicht gekommen zu sein. Das Eisenfrischen 1816 bis 1830. Wie die richtige Erkenntnis der Schlackenbildung und die chemische Untersuchung der Schlacken in dieser Periode wesentlich zur Aufklärung des Hochofenprozesses beitrug, so läſst sich dasselbe von dem Frischprozeſs sagen. Man hatte empirisch längst zwischen Garschlacken und Rohschlacken unterschieden, aber erst die chemische Analyse stellte diesen Unterschied klar und die genauere Untersuchung der Frischschlacken in den verschiedenen Stadien des Frischprozesses führte erst zu einer richtigen Theorie desselben. Man erkannte namentlich die hohe Bedeutung der Schlacken und daſs diese eigentlich die Einwirkung des Sauerstoffs der Luft auf das Eisen vermittelten. Karsten gebührt auch hier das Verdienst, den Vorgang mit gröſster Klarheit erkannt und erklärt zu haben. Alles Roheisen, welches viel Silicium enthält, giebt eine rohere Frisch- schlacke als Roheisen mit geringem Siliciumgehalt. Die von silicium- reichem Eisen beim Beginn des Frischens fallende Schlacke enthält 1) Siehe ausführliche Beschreibung von Martius, Über die Anfertigung der Hartguſswalzen von Guſseisen in Karstens Archiv der Mineralogie u. s. w. 1834, VII, 3.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/265>, abgerufen am 25.11.2024.