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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899.

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Preussen 1801 bis 1815.

Diese nahmen unter französischer Herrschaft grossen Aufschwung,
besonders die Werke in der Eifel, im Mosel- und Saargebiet, die
grossenteils durch Verkauf seitens der französischen Regierung in
Privathände übergingen. Von der Eifel wurden grosse Mengen von
Eisen über Malmedy nach Lüttich gebracht, um in den dortigen
Waffenfabriken zu Gewehrläufen verarbeitet oder bei den grossartigen
Hafenbauten zu Boulogne und anderen Seeplätzen verwendet zu
werden. Als bekannte Eisenfabrikanten der Eifel wurden damals
schon genannt: Cramer, Pönsgen, Schöller, Virmond, Bastian,
Paschen, Axmacher
und später Zöller.

Zu Anfang des laufenden Jahrhunderts hatten im Saargebiet,
dem französischen Saardepartement, die Eisenhütten zu Neunkirchen,
welche im Jahre 1806 in den Besitz der Gewerkenfamilie Stumm
überging, 2 Hochöfen und 4 Frischfeuer nebst Giesserei; Geislautern
2 Hochöfen, 3 Frischfeuer, 1 Schwarzblech- und Weissblechfabrik;
Fischbach 1 Hochofen; Halberg 4 Frischfeuer und Giesserei; St. Ing-
bert 1 Hochofen und 2 Frischfeuer; Drahtzug 1 Blechhammer, und
das Stahlwerk zu Gaffontaine 4 Rohstahl- und 5 Raffinierfeuer als
im Betrieb befindlich aufzuweisen. Im Moseldepartement hatte die
Dillinger Hütte 2 Frischfeuer und 15 kleine Feuer, die Bettinger
Schmelze 1 Hochofen, die Hütten zu Creutzwald 2 Hochöfen, Falk
1 Frischfeuer, Homburg und St. Fontaine je 2 Frischfeuer. Die
sämtlichen Hütten beschäftigten einschliesslich der Erzgräber und
Köhler gegen 1000 Arbeiter. Die dargestellten Eisenwaren gingen
grösstenteils nach den benachbarten rheinischen Departements und
nach Holland; die Stahlfabrikate und Bleche dagegen fast ausnahmslos
nach Metz und Paris, wo grössere Magazine für dieselben bestanden.
Die Gebrüder Friedrich Philipp, Christian und Ferdinand
Stumm
erwarben 1809 auch die Hälfte der Halberger und Fisch-
bacher Hütte.

Martin de Wendel hatte auf den lothringischen Hütten zu
Hayange viele Verbesserungen eingeführt, so 1802 ein Walzwerk,
1810 den ersten Puddelofen und namentlich die englischen Kolben-
gebläse 1). Sein Beispiel fand bei den Saarbrücker Hütten Nach-
ahmung. Für Geislautern wurden zwei neue Hochöfen mit Koks-
betrieb projektiert. Die Formerei und Giesserei erfuhren durch-
greifende Verbesserungen, namentlich infolge des Kanonen- und

1) Das erste Kolbengebläse zu Hayange hatte einen gemauerten Gebläse-
cylinder, welcher innen mit einem mit Eiweiss angemachten Cement ausgestrichen
wurde.
Preuſsen 1801 bis 1815.

Diese nahmen unter französischer Herrschaft groſsen Aufschwung,
besonders die Werke in der Eifel, im Mosel- und Saargebiet, die
groſsenteils durch Verkauf seitens der französischen Regierung in
Privathände übergingen. Von der Eifel wurden groſse Mengen von
Eisen über Malmedy nach Lüttich gebracht, um in den dortigen
Waffenfabriken zu Gewehrläufen verarbeitet oder bei den groſsartigen
Hafenbauten zu Boulogne und anderen Seeplätzen verwendet zu
werden. Als bekannte Eisenfabrikanten der Eifel wurden damals
schon genannt: Cramer, Pönsgen, Schöller, Virmond, Bastian,
Paschen, Axmacher
und später Zöller.

Zu Anfang des laufenden Jahrhunderts hatten im Saargebiet,
dem französischen Saardepartement, die Eisenhütten zu Neunkirchen,
welche im Jahre 1806 in den Besitz der Gewerkenfamilie Stumm
überging, 2 Hochöfen und 4 Frischfeuer nebst Gieſserei; Geislautern
2 Hochöfen, 3 Frischfeuer, 1 Schwarzblech- und Weiſsblechfabrik;
Fischbach 1 Hochofen; Halberg 4 Frischfeuer und Gieſserei; St. Ing-
bert 1 Hochofen und 2 Frischfeuer; Drahtzug 1 Blechhammer, und
das Stahlwerk zu Gaffontaine 4 Rohstahl- und 5 Raffinierfeuer als
im Betrieb befindlich aufzuweisen. Im Moseldepartement hatte die
Dillinger Hütte 2 Frischfeuer und 15 kleine Feuer, die Bettinger
Schmelze 1 Hochofen, die Hütten zu Creutzwald 2 Hochöfen, Falk
1 Frischfeuer, Homburg und St. Fontaine je 2 Frischfeuer. Die
sämtlichen Hütten beschäftigten einschlieſslich der Erzgräber und
Köhler gegen 1000 Arbeiter. Die dargestellten Eisenwaren gingen
gröſstenteils nach den benachbarten rheinischen Departements und
nach Holland; die Stahlfabrikate und Bleche dagegen fast ausnahmslos
nach Metz und Paris, wo gröſsere Magazine für dieselben bestanden.
Die Gebrüder Friedrich Philipp, Christian und Ferdinand
Stumm
erwarben 1809 auch die Hälfte der Halberger und Fisch-
bacher Hütte.

Martin de Wendel hatte auf den lothringischen Hütten zu
Hayange viele Verbesserungen eingeführt, so 1802 ein Walzwerk,
1810 den ersten Puddelofen und namentlich die englischen Kolben-
gebläse 1). Sein Beispiel fand bei den Saarbrücker Hütten Nach-
ahmung. Für Geislautern wurden zwei neue Hochöfen mit Koks-
betrieb projektiert. Die Formerei und Gieſserei erfuhren durch-
greifende Verbesserungen, namentlich infolge des Kanonen- und

1) Das erste Kolbengebläse zu Hayange hatte einen gemauerten Gebläse-
cylinder, welcher innen mit einem mit Eiweiss angemachten Cement ausgestrichen
wurde.
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[183/0199] Preuſsen 1801 bis 1815. Diese nahmen unter französischer Herrschaft groſsen Aufschwung, besonders die Werke in der Eifel, im Mosel- und Saargebiet, die groſsenteils durch Verkauf seitens der französischen Regierung in Privathände übergingen. Von der Eifel wurden groſse Mengen von Eisen über Malmedy nach Lüttich gebracht, um in den dortigen Waffenfabriken zu Gewehrläufen verarbeitet oder bei den groſsartigen Hafenbauten zu Boulogne und anderen Seeplätzen verwendet zu werden. Als bekannte Eisenfabrikanten der Eifel wurden damals schon genannt: Cramer, Pönsgen, Schöller, Virmond, Bastian, Paschen, Axmacher und später Zöller. Zu Anfang des laufenden Jahrhunderts hatten im Saargebiet, dem französischen Saardepartement, die Eisenhütten zu Neunkirchen, welche im Jahre 1806 in den Besitz der Gewerkenfamilie Stumm überging, 2 Hochöfen und 4 Frischfeuer nebst Gieſserei; Geislautern 2 Hochöfen, 3 Frischfeuer, 1 Schwarzblech- und Weiſsblechfabrik; Fischbach 1 Hochofen; Halberg 4 Frischfeuer und Gieſserei; St. Ing- bert 1 Hochofen und 2 Frischfeuer; Drahtzug 1 Blechhammer, und das Stahlwerk zu Gaffontaine 4 Rohstahl- und 5 Raffinierfeuer als im Betrieb befindlich aufzuweisen. Im Moseldepartement hatte die Dillinger Hütte 2 Frischfeuer und 15 kleine Feuer, die Bettinger Schmelze 1 Hochofen, die Hütten zu Creutzwald 2 Hochöfen, Falk 1 Frischfeuer, Homburg und St. Fontaine je 2 Frischfeuer. Die sämtlichen Hütten beschäftigten einschlieſslich der Erzgräber und Köhler gegen 1000 Arbeiter. Die dargestellten Eisenwaren gingen gröſstenteils nach den benachbarten rheinischen Departements und nach Holland; die Stahlfabrikate und Bleche dagegen fast ausnahmslos nach Metz und Paris, wo gröſsere Magazine für dieselben bestanden. Die Gebrüder Friedrich Philipp, Christian und Ferdinand Stumm erwarben 1809 auch die Hälfte der Halberger und Fisch- bacher Hütte. Martin de Wendel hatte auf den lothringischen Hütten zu Hayange viele Verbesserungen eingeführt, so 1802 ein Walzwerk, 1810 den ersten Puddelofen und namentlich die englischen Kolben- gebläse 1). Sein Beispiel fand bei den Saarbrücker Hütten Nach- ahmung. Für Geislautern wurden zwei neue Hochöfen mit Koks- betrieb projektiert. Die Formerei und Gieſserei erfuhren durch- greifende Verbesserungen, namentlich infolge des Kanonen- und 1) Das erste Kolbengebläse zu Hayange hatte einen gemauerten Gebläse- cylinder, welcher innen mit einem mit Eiweiss angemachten Cement ausgestrichen wurde.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/199>, abgerufen am 22.11.2024.