Die Leistungen von Malapane bildeten nur einen Teil dessen, was von der schlesischen Eisenindustrie für die Ausrüstung der preussischen Armee damals geschah. Auf allen königlichen Hoch- ofenhütten wurden Kanonen und Kugeln gegossen; auf mehreren Frischfeuern zu Malapane und Creutzburger Hütte wurden Hämmer zur Anfertigung geschmiedeter Kartätschenkugeln eingerichtet. Alle diese Einrichtungen und Arbeiten wurden von Karsten geleitet, der überall selbst anwesend war und die Arbeiter zur Thätigkeit antrieb. -- Munition hatte man zu Malapane und Gleiwitz schon seit lange gegossen. Bald nach dem unglücklichen Jahre 1806, in dem Preussen grosse Verluste an Metallgeschützen gehabt hatte, fasste man den Plan, dieselben durch eiserne zu ersetzen. Doch wurde diese Arbeit nur langsam und nebenher versuchsweise betrieben. Erst im Oktober 1809 wurde in Gleiwitz ein Sechspfünder gegossen, der den Anfor- derungen der Militärbehörde genügte. Auch hiernach ging es in derselben gemächlichen Weise fort, bis im Anfang des Jahres 1813 plötzlich die Ausführung des Geschützgusses in grossem Massstabe verlangt wurde. Scharnhorst war es, der Karsten zuerst hiervon benachrichtigte. Vom April 1813 an folgten die Bestellungen in rascher Aufeinanderfolge. Bis Ende Juli waren schon mindestens 59 Stück eiserne Geschütze gegossen, gebohrt und abgeliefert. Die Herstellung der massenhaften Munition, die verlangt wurde, machte weit weniger Schwierigkeiten, weil die Hütten darauf eingerichtet und die Arbeiter darin geübt waren. Malapane allein erhielt in einem Monat folgende Bestellungen:
Am 26. April 1813 2000 Stück 50 pfündige Bomben,
" 14. Mai " 2000 " 7 " Granaten,
" 4000 " 6 " Kanonenkugeln,
" 25. " " 6000 " 7 " Granaten,
" 12000 " 6 " Kanonenkugeln.
Trotz aller Anstrengungen war es nicht immer möglich, alle Bestellungen rechtzeitig abzuliefern und Karsten hatte bei seiner angestrengten Thätigkeit auch noch mit der Ungeduld der Militär- verwaltung zu kämpfen. Gleiwitz lieferte in den zehn Wochen vom 10. Juni bis 20. Juli 1813:
3100 Stück 7 pfündige Granaten,
6200 " 10 " "
1500 " 50 " Bomben,
17800 " 6 " Kanonenkugeln.
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Preuſsen 1801 bis 1815.
Die Leistungen von Malapane bildeten nur einen Teil dessen, was von der schlesischen Eisenindustrie für die Ausrüstung der preuſsischen Armee damals geschah. Auf allen königlichen Hoch- ofenhütten wurden Kanonen und Kugeln gegossen; auf mehreren Frischfeuern zu Malapane und Creutzburger Hütte wurden Hämmer zur Anfertigung geschmiedeter Kartätschenkugeln eingerichtet. Alle diese Einrichtungen und Arbeiten wurden von Karsten geleitet, der überall selbst anwesend war und die Arbeiter zur Thätigkeit antrieb. — Munition hatte man zu Malapane und Gleiwitz schon seit lange gegossen. Bald nach dem unglücklichen Jahre 1806, in dem Preuſsen groſse Verluste an Metallgeschützen gehabt hatte, faſste man den Plan, dieselben durch eiserne zu ersetzen. Doch wurde diese Arbeit nur langsam und nebenher versuchsweise betrieben. Erst im Oktober 1809 wurde in Gleiwitz ein Sechspfünder gegossen, der den Anfor- derungen der Militärbehörde genügte. Auch hiernach ging es in derselben gemächlichen Weise fort, bis im Anfang des Jahres 1813 plötzlich die Ausführung des Geschützgusses in groſsem Maſsstabe verlangt wurde. Scharnhorst war es, der Karsten zuerst hiervon benachrichtigte. Vom April 1813 an folgten die Bestellungen in rascher Aufeinanderfolge. Bis Ende Juli waren schon mindestens 59 Stück eiserne Geschütze gegossen, gebohrt und abgeliefert. Die Herstellung der massenhaften Munition, die verlangt wurde, machte weit weniger Schwierigkeiten, weil die Hütten darauf eingerichtet und die Arbeiter darin geübt waren. Malapane allein erhielt in einem Monat folgende Bestellungen:
Am 26. April 1813 2000 Stück 50 pfündige Bomben,
„ 14. Mai „ 2000 „ 7 „ Granaten,
„ 4000 „ 6 „ Kanonenkugeln,
„ 25. „ „ 6000 „ 7 „ Granaten,
„ 12000 „ 6 „ Kanonenkugeln.
Trotz aller Anstrengungen war es nicht immer möglich, alle Bestellungen rechtzeitig abzuliefern und Karsten hatte bei seiner angestrengten Thätigkeit auch noch mit der Ungeduld der Militär- verwaltung zu kämpfen. Gleiwitz lieferte in den zehn Wochen vom 10. Juni bis 20. Juli 1813:
3100 Stück 7 pfündige Granaten,
6200 „ 10 „ „
1500 „ 50 „ Bomben,
17800 „ 6 „ Kanonenkugeln.
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Preuſsen 1801 bis 1815.
Die Leistungen von Malapane bildeten nur einen Teil dessen,
was von der schlesischen Eisenindustrie für die Ausrüstung der
preuſsischen Armee damals geschah. Auf allen königlichen Hoch-
ofenhütten wurden Kanonen und Kugeln gegossen; auf mehreren
Frischfeuern zu Malapane und Creutzburger Hütte wurden Hämmer
zur Anfertigung geschmiedeter Kartätschenkugeln eingerichtet. Alle
diese Einrichtungen und Arbeiten wurden von Karsten geleitet, der
überall selbst anwesend war und die Arbeiter zur Thätigkeit antrieb.
— Munition hatte man zu Malapane und Gleiwitz schon seit lange
gegossen. Bald nach dem unglücklichen Jahre 1806, in dem Preuſsen
groſse Verluste an Metallgeschützen gehabt hatte, faſste man den
Plan, dieselben durch eiserne zu ersetzen. Doch wurde diese Arbeit
nur langsam und nebenher versuchsweise betrieben. Erst im Oktober
1809 wurde in Gleiwitz ein Sechspfünder gegossen, der den Anfor-
derungen der Militärbehörde genügte. Auch hiernach ging es in
derselben gemächlichen Weise fort, bis im Anfang des Jahres 1813
plötzlich die Ausführung des Geschützgusses in groſsem Maſsstabe
verlangt wurde. Scharnhorst war es, der Karsten zuerst hiervon
benachrichtigte. Vom April 1813 an folgten die Bestellungen in rascher
Aufeinanderfolge. Bis Ende Juli waren schon mindestens 59 Stück
eiserne Geschütze gegossen, gebohrt und abgeliefert. Die Herstellung
der massenhaften Munition, die verlangt wurde, machte weit weniger
Schwierigkeiten, weil die Hütten darauf eingerichtet und die Arbeiter
darin geübt waren. Malapane allein erhielt in einem Monat folgende
Bestellungen:
Am 26. April 1813 2000 Stück 50 pfündige Bomben,
„ 14. Mai „ 2000 „ 7 „ Granaten,
„ 4000 „ 6 „ Kanonenkugeln,
„ 25. „ „ 6000 „ 7 „ Granaten,
„ 12000 „ 6 „ Kanonenkugeln.
Trotz aller Anstrengungen war es nicht immer möglich, alle
Bestellungen rechtzeitig abzuliefern und Karsten hatte bei seiner
angestrengten Thätigkeit auch noch mit der Ungeduld der Militär-
verwaltung zu kämpfen. Gleiwitz lieferte in den zehn Wochen vom
10. Juni bis 20. Juli 1813:
3100 Stück 7 pfündige Granaten,
6200 „ 10 „ „
1500 „ 50 „ Bomben,
17800 „ 6 „ Kanonenkugeln.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/195>, abgerufen am 25.11.2024.
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