Pyramidenmaschinen genannt wurden, bildeten den Anfang der direkt wirkenden Maschinen.
Ebenso wendete er seine Thätigkeit den Schiffsmaschinen zu, und der "Regent", das erste Dampfschiff, welches 1816 den regel- mässigen Verkehr zwischen London und Margate eröffnete, war mit Maudslays Maschinen ausgerüstet. Eine weitere Erfindung war eine Lochmaschine für Kesselbleche, welche den Dampfkessel- und Schiffsbau ausserordentlich förderte. Der Preis des Lochens sank dadurch von 7 Shilling auf 9 Pence.
Unablässig arbeitete Maudslay an der Verbesserung der Dreh- bank, welche nach seiner Ansicht das Hauptwerkzeug und die Seele der Maschinenbearbeitung war. Er baute Bänke mit 9 Zoll dicken Spindeln, welchen er durch Vorgelege verschiedene Umdrehungs- geschwindigkeit geben konnte. Er konstruierte ferner Prismadreh- bänke, mit denen er sehr grosse Stücke bearbeiten konnte. Er ver- besserte das Schraubenschneiden, welches bis dahin fast ausschliesslich und sehr mangelhaft mit der Hand ausgeführt worden war, während er seine Drehbank dazu benutzte. Er führte zuerst Normalgewinde ein und steuerte dadurch der planlosen Unordnung, welche bis dahin auf diesem Gebiete herrschte. Eine seiner ersten Schraubenschneid- bänke war mit Leitspindel und Vorgelege versehen, wie sie Whit- worth später anwendete; sie schnitt Schrauben von grossem Durch- messer und jeder beliebigen Gangart. Er schnitt damit eine Schraube von 5 Fuss Länge und 30 Windungen auf den Zoll; die Mutter war 12 Zoll lang und enthielt 600 Windungen. Diese Schraube diente für eine Teilmaschine für astronomische Zwecke, deren Teilstriche so fein waren, dass sie nur mit Hilfe von Vergrösserungsgläsern ge- sehen werden konnten.
Es ist natürlich, dass Maudslay, der mit demselben Eifer wie in seiner Jugend bis an sein Ende fortfuhr zu arbeiten, durch sein Beispiel und seine vortrefflich eingerichtete Werkstätte ein vorzüg- licher Lehrer für praktische Ingenieure geworden ist. Die berühm- testen Maschineningenieure, darunter Whitworth und Nasmyth, gingen aus dieser Schule hervor.
Nach der Erfindung der Eisendrehbank lag die der Eisen- hobelbank sozusagen in der Luft. 1802 hatte Josef Bramah bereits ein Patent genommen für eine Hobelmaschine zur Holz- bearbeitung, um, wie es in der Patentbeschreibung heisst, gerade, glatte und parallele Flächen auf Holz und anderem Material, wobei Genauigkeit verlangt wird, zu erzeugen, und zwar in viel
Werkzeugmaschinen 1801 bis 1815.
Pyramidenmaschinen genannt wurden, bildeten den Anfang der direkt wirkenden Maschinen.
Ebenso wendete er seine Thätigkeit den Schiffsmaschinen zu, und der „Regent“, das erste Dampfschiff, welches 1816 den regel- mäſsigen Verkehr zwischen London und Margate eröffnete, war mit Maudslays Maschinen ausgerüstet. Eine weitere Erfindung war eine Lochmaschine für Kesselbleche, welche den Dampfkessel- und Schiffsbau auſserordentlich förderte. Der Preis des Lochens sank dadurch von 7 Shilling auf 9 Pence.
Unablässig arbeitete Maudslay an der Verbesserung der Dreh- bank, welche nach seiner Ansicht das Hauptwerkzeug und die Seele der Maschinenbearbeitung war. Er baute Bänke mit 9 Zoll dicken Spindeln, welchen er durch Vorgelege verschiedene Umdrehungs- geschwindigkeit geben konnte. Er konstruierte ferner Prismadreh- bänke, mit denen er sehr groſse Stücke bearbeiten konnte. Er ver- besserte das Schraubenschneiden, welches bis dahin fast ausschlieſslich und sehr mangelhaft mit der Hand ausgeführt worden war, während er seine Drehbank dazu benutzte. Er führte zuerst Normalgewinde ein und steuerte dadurch der planlosen Unordnung, welche bis dahin auf diesem Gebiete herrschte. Eine seiner ersten Schraubenschneid- bänke war mit Leitspindel und Vorgelege versehen, wie sie Whit- worth später anwendete; sie schnitt Schrauben von groſsem Durch- messer und jeder beliebigen Gangart. Er schnitt damit eine Schraube von 5 Fuſs Länge und 30 Windungen auf den Zoll; die Mutter war 12 Zoll lang und enthielt 600 Windungen. Diese Schraube diente für eine Teilmaschine für astronomische Zwecke, deren Teilstriche so fein waren, daſs sie nur mit Hilfe von Vergröſserungsgläsern ge- sehen werden konnten.
Es ist natürlich, daſs Maudslay, der mit demselben Eifer wie in seiner Jugend bis an sein Ende fortfuhr zu arbeiten, durch sein Beispiel und seine vortrefflich eingerichtete Werkstätte ein vorzüg- licher Lehrer für praktische Ingenieure geworden ist. Die berühm- testen Maschineningenieure, darunter Whitworth und Nasmyth, gingen aus dieser Schule hervor.
Nach der Erfindung der Eisendrehbank lag die der Eisen- hobelbank sozusagen in der Luft. 1802 hatte Josef Bramah bereits ein Patent genommen für eine Hobelmaschine zur Holz- bearbeitung, um, wie es in der Patentbeschreibung heiſst, gerade, glatte und parallele Flächen auf Holz und anderem Material, wobei Genauigkeit verlangt wird, zu erzeugen, und zwar in viel
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Werkzeugmaschinen 1801 bis 1815.
Pyramidenmaschinen genannt wurden, bildeten den Anfang der direkt
wirkenden Maschinen.
Ebenso wendete er seine Thätigkeit den Schiffsmaschinen zu,
und der „Regent“, das erste Dampfschiff, welches 1816 den regel-
mäſsigen Verkehr zwischen London und Margate eröffnete, war mit
Maudslays Maschinen ausgerüstet. Eine weitere Erfindung war
eine Lochmaschine für Kesselbleche, welche den Dampfkessel- und
Schiffsbau auſserordentlich förderte. Der Preis des Lochens sank
dadurch von 7 Shilling auf 9 Pence.
Unablässig arbeitete Maudslay an der Verbesserung der Dreh-
bank, welche nach seiner Ansicht das Hauptwerkzeug und die Seele
der Maschinenbearbeitung war. Er baute Bänke mit 9 Zoll dicken
Spindeln, welchen er durch Vorgelege verschiedene Umdrehungs-
geschwindigkeit geben konnte. Er konstruierte ferner Prismadreh-
bänke, mit denen er sehr groſse Stücke bearbeiten konnte. Er ver-
besserte das Schraubenschneiden, welches bis dahin fast ausschlieſslich
und sehr mangelhaft mit der Hand ausgeführt worden war, während
er seine Drehbank dazu benutzte. Er führte zuerst Normalgewinde
ein und steuerte dadurch der planlosen Unordnung, welche bis dahin
auf diesem Gebiete herrschte. Eine seiner ersten Schraubenschneid-
bänke war mit Leitspindel und Vorgelege versehen, wie sie Whit-
worth später anwendete; sie schnitt Schrauben von groſsem Durch-
messer und jeder beliebigen Gangart. Er schnitt damit eine Schraube
von 5 Fuſs Länge und 30 Windungen auf den Zoll; die Mutter war
12 Zoll lang und enthielt 600 Windungen. Diese Schraube diente
für eine Teilmaschine für astronomische Zwecke, deren Teilstriche
so fein waren, daſs sie nur mit Hilfe von Vergröſserungsgläsern ge-
sehen werden konnten.
Es ist natürlich, daſs Maudslay, der mit demselben Eifer wie
in seiner Jugend bis an sein Ende fortfuhr zu arbeiten, durch sein
Beispiel und seine vortrefflich eingerichtete Werkstätte ein vorzüg-
licher Lehrer für praktische Ingenieure geworden ist. Die berühm-
testen Maschineningenieure, darunter Whitworth und Nasmyth,
gingen aus dieser Schule hervor.
Nach der Erfindung der Eisendrehbank lag die der Eisen-
hobelbank sozusagen in der Luft. 1802 hatte Josef Bramah
bereits ein Patent genommen für eine Hobelmaschine zur Holz-
bearbeitung, um, wie es in der Patentbeschreibung heiſst, gerade,
glatte und parallele Flächen auf Holz und anderem Material,
wobei Genauigkeit verlangt wird, zu erzeugen, und zwar in viel
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/167>, abgerufen am 25.11.2024.
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