nieen ausgeführt. Aus dem Stangenstahl wurde durch Gärben der sogenannte deutsche Stahl (German steel, shear steel), den man früher aus Frischstahl gemacht hatte, hergestellt. Der Cementstahl, der aus dem besten schwedischen Danemoraeisen bereitet war, bildete den Grundstoff für die Fabrikation des englischen Gussstahls.
Auch auf dem Kontinente fand die Cementstahlfabrikation all- mählich Eingang. In Deutschland waren z. B. Brennstahlfabriken zu Rastadt an der Murg und zu Schedewitz bei Zwickau. In den Ver- einigten Staaten machte D. Little einen vorzüglichen Brennstahl durch Glühen von Stabeisen in gepulvertem Seetang.
Die grösste Aufmerksamkeit wendete man aber der Gussstahl- fabrikation, für welche noch immer die Engländer das Monopol hatten, zu. Clouets Versuche hatten zu praktischen Erfolgen nicht geführt, auch das von Mushet patentierte Verfahren nicht. Beide wollten Gussstahl durch Schmelzen von reinem Schmiedeeisen mit pro- zentalen Mengen von Kohle herstellen. Das Schmelzen des Schmiede- eisens im Tiegel erforderte aber eine weit höhere Temperatur als das Umschmelzen des Cementstahls, war also teurer, anderseits war man durchaus nicht sicher, dass sich das Schmiedeeisen auch mit der ganzen Menge des zugesetzten Kohlenstoffs verband. Dies war in den meisten Fällen nicht der Fall, vielmehr fiel das Produkt sehr ungleich aus. Dieser Weg wurde also verlassen.
Bessere Resultate erhielt man durch Zusammenschmelzen von reinem Roheisen mit Stabeisen im Tiegel. Karsten bezweifelt nicht, dass man auf diesem Wege mit möglichst reinem weissen, mangan- haltigen Roheisen guten Gussstahl erhalten kann; Thatsachen weiss er aber hierfür nicht anzuführen, und dass die Erfolge nicht den Erwartungen entsprachen, ersieht man aus seinen eigenen Einschrän- kungen, denn er schreibt: Weil indes bei diesem Verfahren ausser- ordentlich reines Roheisen vorausgesetzt wird, welches wohl nur selten zu erhalten ist, weil ferner der Erfolg der Schmelzung des Roheisens mit dem sehr strengflüssigen Stabeisen immer ungewiss bleibt, wenig- stens einen ausserordentlichen Hitzgrad voraussetzt; so wird die Gussstahlfabrik immer mit dem grössten ökonomischen Vorteil be- trieben werden, welche Cementstahl als Material anwendet. In dieser Richtung entwickelte sich dann auch nach und nach die Gussstahl- fabrikation auf dem Kontinente. Das Schmelzen geschah in Tiegeln, in Windöfen oder in Flammöfen. Die Windöfen waren mit einer hohen Esse verbunden und hatten öfter noch einen besonderen Luft- zuführungskanal unter dem Rost, um den Zug zu verstärken. Als
Stahlbereitung 1801 bis 1815.
nieen ausgeführt. Aus dem Stangenstahl wurde durch Gärben der sogenannte deutsche Stahl (German steel, shear steel), den man früher aus Frischstahl gemacht hatte, hergestellt. Der Cementstahl, der aus dem besten schwedischen Danemoraeisen bereitet war, bildete den Grundstoff für die Fabrikation des englischen Guſsstahls.
Auch auf dem Kontinente fand die Cementstahlfabrikation all- mählich Eingang. In Deutschland waren z. B. Brennstahlfabriken zu Rastadt an der Murg und zu Schedewitz bei Zwickau. In den Ver- einigten Staaten machte D. Little einen vorzüglichen Brennstahl durch Glühen von Stabeisen in gepulvertem Seetang.
Die gröſste Aufmerksamkeit wendete man aber der Guſsstahl- fabrikation, für welche noch immer die Engländer das Monopol hatten, zu. Clouets Versuche hatten zu praktischen Erfolgen nicht geführt, auch das von Mushet patentierte Verfahren nicht. Beide wollten Guſsstahl durch Schmelzen von reinem Schmiedeeisen mit pro- zentalen Mengen von Kohle herstellen. Das Schmelzen des Schmiede- eisens im Tiegel erforderte aber eine weit höhere Temperatur als das Umschmelzen des Cementstahls, war also teurer, anderseits war man durchaus nicht sicher, daſs sich das Schmiedeeisen auch mit der ganzen Menge des zugesetzten Kohlenstoffs verband. Dies war in den meisten Fällen nicht der Fall, vielmehr fiel das Produkt sehr ungleich aus. Dieser Weg wurde also verlassen.
Bessere Resultate erhielt man durch Zusammenschmelzen von reinem Roheisen mit Stabeisen im Tiegel. Karsten bezweifelt nicht, daſs man auf diesem Wege mit möglichst reinem weiſsen, mangan- haltigen Roheisen guten Guſsstahl erhalten kann; Thatsachen weiſs er aber hierfür nicht anzuführen, und daſs die Erfolge nicht den Erwartungen entsprachen, ersieht man aus seinen eigenen Einschrän- kungen, denn er schreibt: Weil indes bei diesem Verfahren auſser- ordentlich reines Roheisen vorausgesetzt wird, welches wohl nur selten zu erhalten ist, weil ferner der Erfolg der Schmelzung des Roheisens mit dem sehr strengflüssigen Stabeisen immer ungewiſs bleibt, wenig- stens einen auſserordentlichen Hitzgrad voraussetzt; so wird die Guſsstahlfabrik immer mit dem gröſsten ökonomischen Vorteil be- trieben werden, welche Cementstahl als Material anwendet. In dieser Richtung entwickelte sich dann auch nach und nach die Guſsstahl- fabrikation auf dem Kontinente. Das Schmelzen geschah in Tiegeln, in Windöfen oder in Flammöfen. Die Windöfen waren mit einer hohen Esse verbunden und hatten öfter noch einen besonderen Luft- zuführungskanal unter dem Rost, um den Zug zu verstärken. Als
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Stahlbereitung 1801 bis 1815.
nieen ausgeführt. Aus dem Stangenstahl wurde durch Gärben der
sogenannte deutsche Stahl (German steel, shear steel), den man früher
aus Frischstahl gemacht hatte, hergestellt. Der Cementstahl, der aus
dem besten schwedischen Danemoraeisen bereitet war, bildete den
Grundstoff für die Fabrikation des englischen Guſsstahls.
Auch auf dem Kontinente fand die Cementstahlfabrikation all-
mählich Eingang. In Deutschland waren z. B. Brennstahlfabriken zu
Rastadt an der Murg und zu Schedewitz bei Zwickau. In den Ver-
einigten Staaten machte D. Little einen vorzüglichen Brennstahl
durch Glühen von Stabeisen in gepulvertem Seetang.
Die gröſste Aufmerksamkeit wendete man aber der Guſsstahl-
fabrikation, für welche noch immer die Engländer das Monopol
hatten, zu. Clouets Versuche hatten zu praktischen Erfolgen nicht
geführt, auch das von Mushet patentierte Verfahren nicht. Beide
wollten Guſsstahl durch Schmelzen von reinem Schmiedeeisen mit pro-
zentalen Mengen von Kohle herstellen. Das Schmelzen des Schmiede-
eisens im Tiegel erforderte aber eine weit höhere Temperatur als das
Umschmelzen des Cementstahls, war also teurer, anderseits war man
durchaus nicht sicher, daſs sich das Schmiedeeisen auch mit der
ganzen Menge des zugesetzten Kohlenstoffs verband. Dies war in
den meisten Fällen nicht der Fall, vielmehr fiel das Produkt sehr
ungleich aus. Dieser Weg wurde also verlassen.
Bessere Resultate erhielt man durch Zusammenschmelzen von
reinem Roheisen mit Stabeisen im Tiegel. Karsten bezweifelt nicht,
daſs man auf diesem Wege mit möglichst reinem weiſsen, mangan-
haltigen Roheisen guten Guſsstahl erhalten kann; Thatsachen weiſs
er aber hierfür nicht anzuführen, und daſs die Erfolge nicht den
Erwartungen entsprachen, ersieht man aus seinen eigenen Einschrän-
kungen, denn er schreibt: Weil indes bei diesem Verfahren auſser-
ordentlich reines Roheisen vorausgesetzt wird, welches wohl nur selten
zu erhalten ist, weil ferner der Erfolg der Schmelzung des Roheisens
mit dem sehr strengflüssigen Stabeisen immer ungewiſs bleibt, wenig-
stens einen auſserordentlichen Hitzgrad voraussetzt; so wird die
Guſsstahlfabrik immer mit dem gröſsten ökonomischen Vorteil be-
trieben werden, welche Cementstahl als Material anwendet. In dieser
Richtung entwickelte sich dann auch nach und nach die Guſsstahl-
fabrikation auf dem Kontinente. Das Schmelzen geschah in Tiegeln,
in Windöfen oder in Flammöfen. Die Windöfen waren mit einer
hohen Esse verbunden und hatten öfter noch einen besonderen Luft-
zuführungskanal unter dem Rost, um den Zug zu verstärken. Als
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 4: Das XIX. Jahrhundert von 1801 bis 1860. Braunschweig, 1899, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen04_1899/146>, abgerufen am 24.11.2024.
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