Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite
Westfalen und die Rheinlande.

Für einen Vetter, der in Burtscheid bei Aachen eine Tuch- und Nähnadel-
fabrik besass, reiste er nach Schlesien, Polen und Russland und dann nach Spanien
und Portugal, wo er sich ein halbes Jahr in Lissabon bei Verwandten aufhielt und
sich mit der Tochter eines englischen Schiffskapitäns verlobte. 1745 siedelte er
ganz nach Lissabon über und gründete mit den Söhnen seines verstorbenen
Vetters, Anton Hasenclever, die Firma Lang und Hasenclever und
1750 in Cadix die Firma Hasenclever und Timmemann, in welche ein Jahr
später noch ein Engländer, B. Bericke, eintrat.

Peter Hasenclever bereiste für sein Geschäft alle Länder Europas.
Sein Ruhm als erfahrener Geschäftsmann war bereits so gross, dass Fried-
rich der Grosse
ihn sich vorstellen liess und ihn mit einem Brief an den
schlesischen Minister von Massow schickte, um mit diesem zu erwägen, wie
sich Leinwandhandel und -Fabrikation in Schlesien erweitern und verbessern
liesse. Der Scharfblick des grossen Königs hatte die vortrefflichen Eigenschaften
Hasenclevers wohl erkannt, der nicht nur ein unternehmender Fabrikant und
Kaufmann im grossen Stil, sondern auch ein guter deutscher Patriot war. 1755 trat
dieser aus dem Geschäft in Cadix aus und gründete mit den Herren Weerkamp
und Böhle ein neues Unternehmen in Hamburg und London, an welch letzterem
Platze er seinen Wohnsitz nahm. 1762 wendete er, nachdem er bis dahin haupt-
sächlich in Geweben, namentlich in Leinwand, gehandelt hatte, sein Interesse
dem Eisenhandel zu, der für England durch die Erfindung der Gussstahlfabri-
kation eine rasch wachsende Bedeutung erhielt, und besuchte die Eisenwerke in
Schweden, welche das Rohmaterial für die englische Stahlfabrikation vorzugs-
weise lieferten.

Hasenclever erkannte mit sicherem Blick, dass Englands grosse Kolo-
nieen in Nordamerika alle Vorteile boten, um eine Eisenindustrie zu begründen,
die England von Schweden unabhängig machen könnte. Zu diesem Zwecke ver-
band er sich mit englischen Kaufleuten und gründete 1763 die Firma Hasenclever,
Seton & Crofts
in London. Im Juni 1764 traf er in New-York ein, kaufte
Wälder und Eisenminen, liess durch seinen Vetter A. Hasenclever deutsche
Bergleute, Schmiede, Köhler, Zimmerleute u. s. w., zusammen 535 Personen, mit
Frau und Kind anwerben und nach Amerika befördern, wo er sie sofort in Arbeit
stellte. Er gründete 3 grosse Werke in New-Jersey und 2 in der Provinz New-
York, erwarb 52000 Morgen Land, schaffte 122 Pferde, 214 Züge Ochsen,
51 Kühe nebst allen Geräten und Werkzeugen an, erschürfte 53 Eisenminen und
errichtete vom 1. Mai 1765 bis November 1766 über 200 Gebäude aller Art:
Wohnhäuser, Schuppen, Magazine, Schmelzöfen, Schmieden, Säge-, Stampf- und
andere Mühlen u. s. w. und baute Wege und Brücken. Schon Anfang 1765
schickte er das erste Stangeneisen nach London.

Das Unternehmen versprach eine glänzende Zukunft. Da erfuhr er, dass sein
Associe Seton in London in leichtfertigster, verschwenderischster Weise wirtschaf-
tete und sah sich gezwungen, nach London zurückzukehren, um seine Angelegen-
heiten zu ordnen. Während er hiermit beschäftigt war, handelten die Direktoren,
die er in Amerika zurückgelassen hatte, ebenso gewissenlos gegen ihn, indem
sie sich nur selbst zu bereichern suchten. Es waren hochgestellte und einfluss-
reiche Männer, die so treulos sich benahmen, und mit Schmerz musste Hasen-
clever
erfahren, wie kostspielig und schwerfällig die Rechtspflege in England
ist, und wie schwer es einem Fremden wurde, sein Recht zu verteidigen.
Jahrelang musste er um sein Vermögen, dessen Verwaltung ihm aus den Händen
gerissen worden war, prozessieren. 1773 verliess Hasenclever England, fast
aller Mittel, aber nicht seines Mutes und seines ehrlichen Namens beraubt. Er
kehrte nach Deutschland zurück, wo er, so zu sagen, wieder von vorn beginnen
musste, und etablierte in Landshut eine Leinwandhandlung, die er in kurzer
Zeit zu grossem Ansehen brachte. Der Kaiser von Österreich und der König

Westfalen und die Rheinlande.

Für einen Vetter, der in Burtscheid bei Aachen eine Tuch- und Nähnadel-
fabrik besaſs, reiste er nach Schlesien, Polen und Ruſsland und dann nach Spanien
und Portugal, wo er sich ein halbes Jahr in Lissabon bei Verwandten aufhielt und
sich mit der Tochter eines englischen Schiffskapitäns verlobte. 1745 siedelte er
ganz nach Lissabon über und gründete mit den Söhnen seines verstorbenen
Vetters, Anton Hasenclever, die Firma Lang und Hasenclever und
1750 in Cadix die Firma Hasenclever und Timmemann, in welche ein Jahr
später noch ein Engländer, B. Bericke, eintrat.

Peter Hasenclever bereiste für sein Geschäft alle Länder Europas.
Sein Ruhm als erfahrener Geschäftsmann war bereits so groſs, daſs Fried-
rich der Groſse
ihn sich vorstellen lieſs und ihn mit einem Brief an den
schlesischen Minister von Massow schickte, um mit diesem zu erwägen, wie
sich Leinwandhandel und -Fabrikation in Schlesien erweitern und verbessern
lieſse. Der Scharfblick des groſsen Königs hatte die vortrefflichen Eigenschaften
Hasenclevers wohl erkannt, der nicht nur ein unternehmender Fabrikant und
Kaufmann im groſsen Stil, sondern auch ein guter deutscher Patriot war. 1755 trat
dieser aus dem Geschäft in Cadix aus und gründete mit den Herren Weerkamp
und Böhle ein neues Unternehmen in Hamburg und London, an welch letzterem
Platze er seinen Wohnsitz nahm. 1762 wendete er, nachdem er bis dahin haupt-
sächlich in Geweben, namentlich in Leinwand, gehandelt hatte, sein Interesse
dem Eisenhandel zu, der für England durch die Erfindung der Guſsstahlfabri-
kation eine rasch wachsende Bedeutung erhielt, und besuchte die Eisenwerke in
Schweden, welche das Rohmaterial für die englische Stahlfabrikation vorzugs-
weise lieferten.

Hasenclever erkannte mit sicherem Blick, daſs Englands groſse Kolo-
nieen in Nordamerika alle Vorteile boten, um eine Eisenindustrie zu begründen,
die England von Schweden unabhängig machen könnte. Zu diesem Zwecke ver-
band er sich mit englischen Kaufleuten und gründete 1763 die Firma Hasenclever,
Seton & Crofts
in London. Im Juni 1764 traf er in New-York ein, kaufte
Wälder und Eisenminen, lieſs durch seinen Vetter A. Hasenclever deutsche
Bergleute, Schmiede, Köhler, Zimmerleute u. s. w., zusammen 535 Personen, mit
Frau und Kind anwerben und nach Amerika befördern, wo er sie sofort in Arbeit
stellte. Er gründete 3 groſse Werke in New-Jersey und 2 in der Provinz New-
York, erwarb 52000 Morgen Land, schaffte 122 Pferde, 214 Züge Ochsen,
51 Kühe nebst allen Geräten und Werkzeugen an, erschürfte 53 Eisenminen und
errichtete vom 1. Mai 1765 bis November 1766 über 200 Gebäude aller Art:
Wohnhäuser, Schuppen, Magazine, Schmelzöfen, Schmieden, Säge-, Stampf- und
andere Mühlen u. s. w. und baute Wege und Brücken. Schon Anfang 1765
schickte er das erste Stangeneisen nach London.

Das Unternehmen versprach eine glänzende Zukunft. Da erfuhr er, daſs sein
Associé Seton in London in leichtfertigster, verschwenderischster Weise wirtschaf-
tete und sah sich gezwungen, nach London zurückzukehren, um seine Angelegen-
heiten zu ordnen. Während er hiermit beschäftigt war, handelten die Direktoren,
die er in Amerika zurückgelassen hatte, ebenso gewissenlos gegen ihn, indem
sie sich nur selbst zu bereichern suchten. Es waren hochgestellte und einfluſs-
reiche Männer, die so treulos sich benahmen, und mit Schmerz muſste Hasen-
clever
erfahren, wie kostspielig und schwerfällig die Rechtspflege in England
ist, und wie schwer es einem Fremden wurde, sein Recht zu verteidigen.
Jahrelang muſste er um sein Vermögen, dessen Verwaltung ihm aus den Händen
gerissen worden war, prozessieren. 1773 verlieſs Hasenclever England, fast
aller Mittel, aber nicht seines Mutes und seines ehrlichen Namens beraubt. Er
kehrte nach Deutschland zurück, wo er, so zu sagen, wieder von vorn beginnen
muſste, und etablierte in Landshut eine Leinwandhandlung, die er in kurzer
Zeit zu groſsem Ansehen brachte. Der Kaiser von Österreich und der König

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0987" n="973"/>
              <fw place="top" type="header">Westfalen und die Rheinlande.</fw><lb/>
              <p>Für einen Vetter, der in Burtscheid bei Aachen eine Tuch- und Nähnadel-<lb/>
fabrik besa&#x017F;s, reiste er nach Schlesien, Polen und Ru&#x017F;sland und dann nach Spanien<lb/>
und Portugal, wo er sich ein halbes Jahr in Lissabon bei Verwandten aufhielt und<lb/>
sich mit der Tochter eines englischen Schiffskapitäns verlobte. 1745 siedelte er<lb/>
ganz nach Lissabon über und gründete mit den Söhnen seines verstorbenen<lb/>
Vetters, <hi rendition="#g">Anton Hasenclever</hi>, die Firma <hi rendition="#g">Lang und Hasenclever</hi> und<lb/>
1750 in Cadix die Firma <hi rendition="#g">Hasenclever und Timmemann</hi>, in welche ein Jahr<lb/>
später noch ein Engländer, B. <hi rendition="#g">Bericke</hi>, eintrat.</p><lb/>
              <p><hi rendition="#g">Peter Hasenclever</hi> bereiste für sein Geschäft alle Länder Europas.<lb/>
Sein Ruhm als erfahrener Geschäftsmann war bereits so gro&#x017F;s, da&#x017F;s <hi rendition="#g">Fried-<lb/>
rich der Gro&#x017F;se</hi> ihn sich vorstellen lie&#x017F;s und ihn mit einem Brief an den<lb/>
schlesischen Minister <hi rendition="#g">von Massow</hi> schickte, um mit diesem zu erwägen, wie<lb/>
sich Leinwandhandel und -Fabrikation in Schlesien erweitern und verbessern<lb/>
lie&#x017F;se. Der Scharfblick des gro&#x017F;sen Königs hatte die vortrefflichen Eigenschaften<lb/><hi rendition="#g">Hasenclevers</hi> wohl erkannt, der nicht nur ein unternehmender Fabrikant und<lb/>
Kaufmann im gro&#x017F;sen Stil, sondern auch ein guter deutscher Patriot war. 1755 trat<lb/>
dieser aus dem Geschäft in Cadix aus und gründete mit den Herren <hi rendition="#g">Weerkamp</hi><lb/>
und <hi rendition="#g">Böhle</hi> ein neues Unternehmen in Hamburg und London, an welch letzterem<lb/>
Platze er seinen Wohnsitz nahm. 1762 wendete er, nachdem er bis dahin haupt-<lb/>
sächlich in Geweben, namentlich in Leinwand, gehandelt hatte, sein Interesse<lb/>
dem Eisenhandel zu, der für England durch die Erfindung der Gu&#x017F;sstahlfabri-<lb/>
kation eine rasch wachsende Bedeutung erhielt, und besuchte die Eisenwerke in<lb/>
Schweden, welche das Rohmaterial für die englische Stahlfabrikation vorzugs-<lb/>
weise lieferten.</p><lb/>
              <p><hi rendition="#g">Hasenclever</hi> erkannte mit sicherem Blick, da&#x017F;s Englands gro&#x017F;se Kolo-<lb/>
nieen in Nordamerika alle Vorteile boten, um eine Eisenindustrie zu begründen,<lb/>
die England von Schweden unabhängig machen könnte. Zu diesem Zwecke ver-<lb/>
band er sich mit englischen Kaufleuten und gründete 1763 die Firma <hi rendition="#g">Hasenclever,<lb/>
Seton &amp; Crofts</hi> in London. Im Juni 1764 traf er in New-York ein, kaufte<lb/>
Wälder und Eisenminen, lie&#x017F;s durch seinen Vetter A. <hi rendition="#g">Hasenclever</hi> deutsche<lb/>
Bergleute, Schmiede, Köhler, Zimmerleute u. s. w., zusammen 535 Personen, mit<lb/>
Frau und Kind anwerben und nach Amerika befördern, wo er sie sofort in Arbeit<lb/>
stellte. Er gründete 3 gro&#x017F;se Werke in New-Jersey und 2 in der Provinz New-<lb/>
York, erwarb 52000 Morgen Land, schaffte 122 Pferde, 214 Züge Ochsen,<lb/>
51 Kühe nebst allen Geräten und Werkzeugen an, erschürfte 53 Eisenminen und<lb/>
errichtete vom 1. Mai 1765 bis November 1766 über 200 Gebäude aller Art:<lb/>
Wohnhäuser, Schuppen, Magazine, Schmelzöfen, Schmieden, Säge-, Stampf- und<lb/>
andere Mühlen u. s. w. und baute Wege und Brücken. Schon Anfang 1765<lb/>
schickte er das erste Stangeneisen nach London.</p><lb/>
              <p>Das Unternehmen versprach eine glänzende Zukunft. Da erfuhr er, da&#x017F;s sein<lb/>
Associé <hi rendition="#g">Seton</hi> in London in leichtfertigster, verschwenderischster Weise wirtschaf-<lb/>
tete und sah sich gezwungen, nach London zurückzukehren, um seine Angelegen-<lb/>
heiten zu ordnen. Während er hiermit beschäftigt war, handelten die Direktoren,<lb/>
die er in Amerika zurückgelassen hatte, ebenso gewissenlos gegen ihn, indem<lb/>
sie sich nur selbst zu bereichern suchten. Es waren hochgestellte und einflu&#x017F;s-<lb/>
reiche Männer, die so treulos sich benahmen, und mit Schmerz mu&#x017F;ste <hi rendition="#g">Hasen-<lb/>
clever</hi> erfahren, wie kostspielig und schwerfällig die Rechtspflege in England<lb/>
ist, und wie schwer es einem Fremden wurde, sein Recht zu verteidigen.<lb/>
Jahrelang mu&#x017F;ste er um sein Vermögen, dessen Verwaltung ihm aus den Händen<lb/>
gerissen worden war, prozessieren. 1773 verlie&#x017F;s <hi rendition="#g">Hasenclever</hi> England, fast<lb/>
aller Mittel, aber nicht seines Mutes und seines ehrlichen Namens beraubt. Er<lb/>
kehrte nach Deutschland zurück, wo er, so zu sagen, wieder von vorn beginnen<lb/>
mu&#x017F;ste, und etablierte in Landshut eine Leinwandhandlung, die er in kurzer<lb/>
Zeit zu gro&#x017F;sem Ansehen brachte. Der Kaiser von Österreich und der König<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[973/0987] Westfalen und die Rheinlande. Für einen Vetter, der in Burtscheid bei Aachen eine Tuch- und Nähnadel- fabrik besaſs, reiste er nach Schlesien, Polen und Ruſsland und dann nach Spanien und Portugal, wo er sich ein halbes Jahr in Lissabon bei Verwandten aufhielt und sich mit der Tochter eines englischen Schiffskapitäns verlobte. 1745 siedelte er ganz nach Lissabon über und gründete mit den Söhnen seines verstorbenen Vetters, Anton Hasenclever, die Firma Lang und Hasenclever und 1750 in Cadix die Firma Hasenclever und Timmemann, in welche ein Jahr später noch ein Engländer, B. Bericke, eintrat. Peter Hasenclever bereiste für sein Geschäft alle Länder Europas. Sein Ruhm als erfahrener Geschäftsmann war bereits so groſs, daſs Fried- rich der Groſse ihn sich vorstellen lieſs und ihn mit einem Brief an den schlesischen Minister von Massow schickte, um mit diesem zu erwägen, wie sich Leinwandhandel und -Fabrikation in Schlesien erweitern und verbessern lieſse. Der Scharfblick des groſsen Königs hatte die vortrefflichen Eigenschaften Hasenclevers wohl erkannt, der nicht nur ein unternehmender Fabrikant und Kaufmann im groſsen Stil, sondern auch ein guter deutscher Patriot war. 1755 trat dieser aus dem Geschäft in Cadix aus und gründete mit den Herren Weerkamp und Böhle ein neues Unternehmen in Hamburg und London, an welch letzterem Platze er seinen Wohnsitz nahm. 1762 wendete er, nachdem er bis dahin haupt- sächlich in Geweben, namentlich in Leinwand, gehandelt hatte, sein Interesse dem Eisenhandel zu, der für England durch die Erfindung der Guſsstahlfabri- kation eine rasch wachsende Bedeutung erhielt, und besuchte die Eisenwerke in Schweden, welche das Rohmaterial für die englische Stahlfabrikation vorzugs- weise lieferten. Hasenclever erkannte mit sicherem Blick, daſs Englands groſse Kolo- nieen in Nordamerika alle Vorteile boten, um eine Eisenindustrie zu begründen, die England von Schweden unabhängig machen könnte. Zu diesem Zwecke ver- band er sich mit englischen Kaufleuten und gründete 1763 die Firma Hasenclever, Seton & Crofts in London. Im Juni 1764 traf er in New-York ein, kaufte Wälder und Eisenminen, lieſs durch seinen Vetter A. Hasenclever deutsche Bergleute, Schmiede, Köhler, Zimmerleute u. s. w., zusammen 535 Personen, mit Frau und Kind anwerben und nach Amerika befördern, wo er sie sofort in Arbeit stellte. Er gründete 3 groſse Werke in New-Jersey und 2 in der Provinz New- York, erwarb 52000 Morgen Land, schaffte 122 Pferde, 214 Züge Ochsen, 51 Kühe nebst allen Geräten und Werkzeugen an, erschürfte 53 Eisenminen und errichtete vom 1. Mai 1765 bis November 1766 über 200 Gebäude aller Art: Wohnhäuser, Schuppen, Magazine, Schmelzöfen, Schmieden, Säge-, Stampf- und andere Mühlen u. s. w. und baute Wege und Brücken. Schon Anfang 1765 schickte er das erste Stangeneisen nach London. Das Unternehmen versprach eine glänzende Zukunft. Da erfuhr er, daſs sein Associé Seton in London in leichtfertigster, verschwenderischster Weise wirtschaf- tete und sah sich gezwungen, nach London zurückzukehren, um seine Angelegen- heiten zu ordnen. Während er hiermit beschäftigt war, handelten die Direktoren, die er in Amerika zurückgelassen hatte, ebenso gewissenlos gegen ihn, indem sie sich nur selbst zu bereichern suchten. Es waren hochgestellte und einfluſs- reiche Männer, die so treulos sich benahmen, und mit Schmerz muſste Hasen- clever erfahren, wie kostspielig und schwerfällig die Rechtspflege in England ist, und wie schwer es einem Fremden wurde, sein Recht zu verteidigen. Jahrelang muſste er um sein Vermögen, dessen Verwaltung ihm aus den Händen gerissen worden war, prozessieren. 1773 verlieſs Hasenclever England, fast aller Mittel, aber nicht seines Mutes und seines ehrlichen Namens beraubt. Er kehrte nach Deutschland zurück, wo er, so zu sagen, wieder von vorn beginnen muſste, und etablierte in Landshut eine Leinwandhandlung, die er in kurzer Zeit zu groſsem Ansehen brachte. Der Kaiser von Österreich und der König

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/987
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 973. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/987>, abgerufen am 26.11.2024.