Klingenschmiederei der Mark in der zweiten Hälfte des 18. Jahr- hunderts sehr zurück.
Die wichtigste Fabrikation der Mark war aber von alters her die Drahtzieherei, in welche sich die drei Städte Lüdenscheid, Altena und Iserlohn teilten. Wir haben über Entstehung und Ent- wickelung der Drahtfabrik in der Grafschaft Mark das Wichtigste bereits mitgeteilt und beschränken uns auf die Veränderungen im 18. Jahrhundert.
Gegen Ende des Jahrhunderts hatte Lüdenscheid, welches den groben Draht machte, 32 Drahtrollen, von denen aber nur 20 im Betrieb waren, indem namentlich die Fabrikation des groben Drahtes in an- deren Gegenden sehr zugenommen und den Absatz beschränkt hatte. Altena hatte 1780 104 Drahtrollen vor Wasser mit 99 Bankzöger-, 124 Kleinzöger-Bänken und 178 Winnenscheiben, woran 401 Draht- zieher mit 300 Knechten und Lehrjungen arbeiteten; dazu kamen 100 Drahtschmiede. Es wurden 180000 Stück Draht gemacht. -- In Iserlohn waren 1780 33 Rollen mit 139 Scheiben. Vom ersten Holl ab wurde der Draht auf Handscheiben gezogen, deren gab es inner- und ausserhalb der Stadt 75. Iserlohn hatte im Jahre 1720 55 Rollen mit 221 Scheiben gehabt; 1734 ging aber die Fabrikation durch schlechte Ware zurück.
Der grobe Draht wurde auf Bankzögerbänken, der mittlere auf Kleinzögerbänken, der feine auf Winnenscheiben gezogen. Nach einer anderen Angabe hatte Altena 99 Bankzögerbänke, 123 Kleinzöger- bänke und 191 Winnenscheiben; Iserlohn 140 Scheiben. Jede Bank konnte für sich erworben und verkauft werden und hatte ihr be- sonderes Folio im Hypothekenbuch.
Das Material, welches die Grundlage der ganzen Fabrikation bil- dete, war das Osemundeisen. Die Drahtordnung von Altena, Dahle und Evinghausen vom Jahre 1732 rechnete bei einem Stück Osemund von 14 Pfd. dem Schmied 21/2 Pfd., dem Bankzöger 1/2 Pfd., dem Kleinzöger 3/4 Pfd., dem Winner 1/4 Pfd. Abgang zu gut, so dass dieser letztere ein Stück Draht von 10 Pfd. als Ergebnis aus 14 Pfd. Osemund abzuliefern hatte 1).
Von den Reckhämmern kamen die vorgereckten Ruten, das Reck- eisen oder Reckedraht. Dieses Vorrecken des Drahteisens auf Wasser- hämmern wurde erst seit 1789 allgemein eingeführt; vordem war der
1) Siehe Jacobi, Berg- und Hüttenwesen des Regierungsbezirks Arnsberg, S. 409.
Westfalen und die Rheinlande.
Klingenschmiederei der Mark in der zweiten Hälfte des 18. Jahr- hunderts sehr zurück.
Die wichtigste Fabrikation der Mark war aber von alters her die Drahtzieherei, in welche sich die drei Städte Lüdenscheid, Altena und Iserlohn teilten. Wir haben über Entstehung und Ent- wickelung der Drahtfabrik in der Grafschaft Mark das Wichtigste bereits mitgeteilt und beschränken uns auf die Veränderungen im 18. Jahrhundert.
Gegen Ende des Jahrhunderts hatte Lüdenscheid, welches den groben Draht machte, 32 Drahtrollen, von denen aber nur 20 im Betrieb waren, indem namentlich die Fabrikation des groben Drahtes in an- deren Gegenden sehr zugenommen und den Absatz beschränkt hatte. Altena hatte 1780 104 Drahtrollen vor Wasser mit 99 Bankzöger-, 124 Kleinzöger-Bänken und 178 Winnenscheiben, woran 401 Draht- zieher mit 300 Knechten und Lehrjungen arbeiteten; dazu kamen 100 Drahtschmiede. Es wurden 180000 Stück Draht gemacht. — In Iserlohn waren 1780 33 Rollen mit 139 Scheiben. Vom ersten Holl ab wurde der Draht auf Handscheiben gezogen, deren gab es inner- und auſserhalb der Stadt 75. Iserlohn hatte im Jahre 1720 55 Rollen mit 221 Scheiben gehabt; 1734 ging aber die Fabrikation durch schlechte Ware zurück.
Der grobe Draht wurde auf Bankzögerbänken, der mittlere auf Kleinzögerbänken, der feine auf Winnenscheiben gezogen. Nach einer anderen Angabe hatte Altena 99 Bankzögerbänke, 123 Kleinzöger- bänke und 191 Winnenscheiben; Iserlohn 140 Scheiben. Jede Bank konnte für sich erworben und verkauft werden und hatte ihr be- sonderes Folio im Hypothekenbuch.
Das Material, welches die Grundlage der ganzen Fabrikation bil- dete, war das Osemundeisen. Die Drahtordnung von Altena, Dahle und Evinghausen vom Jahre 1732 rechnete bei einem Stück Osemund von 14 Pfd. dem Schmied 2½ Pfd., dem Bankzöger ½ Pfd., dem Kleinzöger ¾ Pfd., dem Winner ¼ Pfd. Abgang zu gut, so daſs dieser letztere ein Stück Draht von 10 Pfd. als Ergebnis aus 14 Pfd. Osemund abzuliefern hatte 1).
Von den Reckhämmern kamen die vorgereckten Ruten, das Reck- eisen oder Reckedraht. Dieses Vorrecken des Drahteisens auf Wasser- hämmern wurde erst seit 1789 allgemein eingeführt; vordem war der
1) Siehe Jacobi, Berg- und Hüttenwesen des Regierungsbezirks Arnsberg, S. 409.
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Westfalen und die Rheinlande.
Klingenschmiederei der Mark in der zweiten Hälfte des 18. Jahr-
hunderts sehr zurück.
Die wichtigste Fabrikation der Mark war aber von alters her die
Drahtzieherei, in welche sich die drei Städte Lüdenscheid,
Altena und Iserlohn teilten. Wir haben über Entstehung und Ent-
wickelung der Drahtfabrik in der Grafschaft Mark das Wichtigste
bereits mitgeteilt und beschränken uns auf die Veränderungen im
18. Jahrhundert.
Gegen Ende des Jahrhunderts hatte Lüdenscheid, welches den
groben Draht machte, 32 Drahtrollen, von denen aber nur 20 im Betrieb
waren, indem namentlich die Fabrikation des groben Drahtes in an-
deren Gegenden sehr zugenommen und den Absatz beschränkt hatte.
Altena hatte 1780 104 Drahtrollen vor Wasser mit 99 Bankzöger-,
124 Kleinzöger-Bänken und 178 Winnenscheiben, woran 401 Draht-
zieher mit 300 Knechten und Lehrjungen arbeiteten; dazu kamen
100 Drahtschmiede. Es wurden 180000 Stück Draht gemacht. — In
Iserlohn waren 1780 33 Rollen mit 139 Scheiben. Vom ersten
Holl ab wurde der Draht auf Handscheiben gezogen, deren gab es
inner- und auſserhalb der Stadt 75. Iserlohn hatte im Jahre 1720
55 Rollen mit 221 Scheiben gehabt; 1734 ging aber die Fabrikation
durch schlechte Ware zurück.
Der grobe Draht wurde auf Bankzögerbänken, der mittlere auf
Kleinzögerbänken, der feine auf Winnenscheiben gezogen. Nach einer
anderen Angabe hatte Altena 99 Bankzögerbänke, 123 Kleinzöger-
bänke und 191 Winnenscheiben; Iserlohn 140 Scheiben. Jede Bank
konnte für sich erworben und verkauft werden und hatte ihr be-
sonderes Folio im Hypothekenbuch.
Das Material, welches die Grundlage der ganzen Fabrikation bil-
dete, war das Osemundeisen. Die Drahtordnung von Altena, Dahle
und Evinghausen vom Jahre 1732 rechnete bei einem Stück Osemund
von 14 Pfd. dem Schmied 2½ Pfd., dem Bankzöger ½ Pfd., dem
Kleinzöger ¾ Pfd., dem Winner ¼ Pfd. Abgang zu gut, so daſs
dieser letztere ein Stück Draht von 10 Pfd. als Ergebnis aus 14 Pfd.
Osemund abzuliefern hatte 1).
Von den Reckhämmern kamen die vorgereckten Ruten, das Reck-
eisen oder Reckedraht. Dieses Vorrecken des Drahteisens auf Wasser-
hämmern wurde erst seit 1789 allgemein eingeführt; vordem war der
1) Siehe Jacobi, Berg- und Hüttenwesen des Regierungsbezirks Arnsberg,
S. 409.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 953. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/967>, abgerufen am 22.11.2024.
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