gewöhnliche Gang der Hütte war 17 bis 18 Wochen, wovon ungefähr 3 Wochen auf Gusswaren gingen. Es wurden fast nur Plattenöfen für die Landbevölkerung gegossen, die noch ganz das Ansehen der Gussplatten aus dem 16. Jahrhundert hatten, auch mussten sie noch mit den bekannten Bildern aus der biblischen Geschichte versehen sein, sonst nahmen sie die Westerwälder Bauern nicht 1).
Im Amte Bendorf lag noch der der Familie Freudenberg ge- hörige Steinebrücker Hammer.
In der Grafschaft Alt-Wied lag die Clemenshütte an dem Wiedbach, 3 Stunden nördlich von Neuwied. Sie gehörte vormals einem Saler, ging aber 1794 in Eigentum der Herrnhuter Gemeinde über. Das Werk bestand aus 1 Hochofen, 2 Hämmern mit 4 Grobfeuern und einem Reckhammer. Der 24 Fuss hohe Ofen gab 2500 bis 3000 kg Roheisen in 24 Stunden. Das Stabeisen ging nach Köln und Holland.
Eine andere Hütte, die Max-Friedrich-Hütte, lag bei Linz am Rhein.
1786 erbaute der hannöverische Berghauptmann von Reden die Eisenhütte bei Wissen in der Hatzfeldischen Grafschaft Wildenburg. Sie machte gutes Stahleisen, das meist in die Grafschaft Mark und nach Westfalen ging. Der erste Pächter war Freudenberg von Maxsain, der zweite Glaser von Siegen.
In der Grafschaft Wied-Runkel lag die Raubacher Hütte, 3/4 Stunden von Dierdorf an dem Holzbach; sie hatte 1 Hochofen und 2 Frischfeuer und war vom Kammerrat Freudenberg gepachtet. Eine Stunde davon lag der dazu gehörige Reichensteiner Hammer. Die Christians-Hütte, oberhalb Schupbach an dem Kerkerbach, wurde 1784 durch den Kaufmann Häntjens von Köln in Betrieb gesetzt. 1786 wurde die Giesserei angelegt.
In der Herrschaft Westerburg lag bei Gemünden ein Hammer, der auf Kleinfrisch-Arbeit ging und zwei Drahtzüge, die nur grobe Sorten machten.
In der Grafschaft Sayn-Hachenburg gab es eine Eisenhütte, Hämchen oder Hohegreite, bei Ham an der Seelbach unweit deren Ausflusses in die Sieg. Sie verschmolz Spat- und Brauneisen- steine zu Stahleisen und produzierte 2000 kg den Tag. Das Eisen ging nach dem Herzogtum Westfalen und der Grafschaft Mark. An der Wiedbach unterhalb Hörtebach lag der 1795 von Hofrat Freuden- berg in Hachenburg erbaute Hamwärther Stabhammer, der sein Eisen
1) Siehe Eversmann, a. a. O., S. 124.
Westfalen und die Rheinlande.
gewöhnliche Gang der Hütte war 17 bis 18 Wochen, wovon ungefähr 3 Wochen auf Guſswaren gingen. Es wurden fast nur Plattenöfen für die Landbevölkerung gegossen, die noch ganz das Ansehen der Guſsplatten aus dem 16. Jahrhundert hatten, auch muſsten sie noch mit den bekannten Bildern aus der biblischen Geschichte versehen sein, sonst nahmen sie die Westerwälder Bauern nicht 1).
Im Amte Bendorf lag noch der der Familie Freudenberg ge- hörige Steinebrücker Hammer.
In der Grafschaft Alt-Wied lag die Clemenshütte an dem Wiedbach, 3 Stunden nördlich von Neuwied. Sie gehörte vormals einem Saler, ging aber 1794 in Eigentum der Herrnhuter Gemeinde über. Das Werk bestand aus 1 Hochofen, 2 Hämmern mit 4 Grobfeuern und einem Reckhammer. Der 24 Fuſs hohe Ofen gab 2500 bis 3000 kg Roheisen in 24 Stunden. Das Stabeisen ging nach Köln und Holland.
Eine andere Hütte, die Max-Friedrich-Hütte, lag bei Linz am Rhein.
1786 erbaute der hannöverische Berghauptmann von Reden die Eisenhütte bei Wissen in der Hatzfeldischen Grafschaft Wildenburg. Sie machte gutes Stahleisen, das meist in die Grafschaft Mark und nach Westfalen ging. Der erste Pächter war Freudenberg von Maxsain, der zweite Glaser von Siegen.
In der Grafschaft Wied-Runkel lag die Raubacher Hütte, ¾ Stunden von Dierdorf an dem Holzbach; sie hatte 1 Hochofen und 2 Frischfeuer und war vom Kammerrat Freudenberg gepachtet. Eine Stunde davon lag der dazu gehörige Reichensteiner Hammer. Die Christians-Hütte, oberhalb Schupbach an dem Kerkerbach, wurde 1784 durch den Kaufmann Häntjens von Köln in Betrieb gesetzt. 1786 wurde die Gieſserei angelegt.
In der Herrschaft Westerburg lag bei Gemünden ein Hammer, der auf Kleinfrisch-Arbeit ging und zwei Drahtzüge, die nur grobe Sorten machten.
In der Grafschaft Sayn-Hachenburg gab es eine Eisenhütte, Hämchen oder Hohegreite, bei Ham an der Seelbach unweit deren Ausflusses in die Sieg. Sie verschmolz Spat- und Brauneisen- steine zu Stahleisen und produzierte 2000 kg den Tag. Das Eisen ging nach dem Herzogtum Westfalen und der Grafschaft Mark. An der Wiedbach unterhalb Hörtebach lag der 1795 von Hofrat Freuden- berg in Hachenburg erbaute Hamwärther Stabhammer, der sein Eisen
1) Siehe Eversmann, a. a. O., S. 124.
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Westfalen und die Rheinlande.
gewöhnliche Gang der Hütte war 17 bis 18 Wochen, wovon ungefähr
3 Wochen auf Guſswaren gingen. Es wurden fast nur Plattenöfen
für die Landbevölkerung gegossen, die noch ganz das Ansehen der
Guſsplatten aus dem 16. Jahrhundert hatten, auch muſsten sie noch
mit den bekannten Bildern aus der biblischen Geschichte versehen
sein, sonst nahmen sie die Westerwälder Bauern nicht 1).
Im Amte Bendorf lag noch der der Familie Freudenberg ge-
hörige Steinebrücker Hammer.
In der Grafschaft Alt-Wied lag die Clemenshütte an dem
Wiedbach, 3 Stunden nördlich von Neuwied. Sie gehörte vormals
einem Saler, ging aber 1794 in Eigentum der Herrnhuter Gemeinde
über. Das Werk bestand aus 1 Hochofen, 2 Hämmern mit 4 Grobfeuern
und einem Reckhammer. Der 24 Fuſs hohe Ofen gab 2500 bis 3000 kg
Roheisen in 24 Stunden. Das Stabeisen ging nach Köln und Holland.
Eine andere Hütte, die Max-Friedrich-Hütte, lag bei Linz
am Rhein.
1786 erbaute der hannöverische Berghauptmann von Reden die
Eisenhütte bei Wissen in der Hatzfeldischen Grafschaft Wildenburg.
Sie machte gutes Stahleisen, das meist in die Grafschaft Mark und
nach Westfalen ging. Der erste Pächter war Freudenberg von
Maxsain, der zweite Glaser von Siegen.
In der Grafschaft Wied-Runkel lag die Raubacher Hütte,
¾ Stunden von Dierdorf an dem Holzbach; sie hatte 1 Hochofen und
2 Frischfeuer und war vom Kammerrat Freudenberg gepachtet.
Eine Stunde davon lag der dazu gehörige Reichensteiner Hammer.
Die Christians-Hütte, oberhalb Schupbach an dem Kerkerbach,
wurde 1784 durch den Kaufmann Häntjens von Köln in Betrieb
gesetzt. 1786 wurde die Gieſserei angelegt.
In der Herrschaft Westerburg lag bei Gemünden ein Hammer,
der auf Kleinfrisch-Arbeit ging und zwei Drahtzüge, die nur grobe
Sorten machten.
In der Grafschaft Sayn-Hachenburg gab es eine Eisenhütte,
Hämchen oder Hohegreite, bei Ham an der Seelbach unweit
deren Ausflusses in die Sieg. Sie verschmolz Spat- und Brauneisen-
steine zu Stahleisen und produzierte 2000 kg den Tag. Das Eisen
ging nach dem Herzogtum Westfalen und der Grafschaft Mark. An
der Wiedbach unterhalb Hörtebach lag der 1795 von Hofrat Freuden-
berg in Hachenburg erbaute Hamwärther Stabhammer, der sein Eisen
1) Siehe Eversmann, a. a. O., S. 124.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 940. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/954>, abgerufen am 22.11.2024.
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