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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Hessen und Thüringen.
kleiner Blauofen lieferte 66 bis 70 Ctr. "Guss-" oder Stückeisen in
der Woche, welches mit Scheibeneisen vom hohen Blauofen im Lösch-
herd eingeschmolzen und gefrischt wurde. Bei einem Stückofen waren
3 Schmelzer, die sich in achtstündigen Schichten, als die Zeit eines
Gusses, ablösten und von jedem Guss 1 Mark erhielten.

Ein hoher Blauofen lieferte 256 bis 260 Ctr. Roheisen in der
Woche. Er wurde von 3 bis 4 Schmelzern bedient, welche in vier-
stündigen Schichten wechselten und täglich zusammen 4 Mark erhielten.
Ausser dem Scheibeneisen, welches, wie erwähnt, im Löschherd mit
Stückeisen zusammen verarbeitet wurde, frischte man das übrige
Roheisen, welches in Gänzen abgestochen wurde, in Kaltfrischfeuern.
Im Löschfeuer erzeugte man einen Deul von 11/2 bis 2 Ctr. in 3 bis
4 Stunden. Die Wochenproduktion eines Löschherdes war 50 bis
60 Ctr. Stabeisen. Der Abbrand betrug 25 Proz., der Kohlenverbrauch
auf 1 Ctr. Roheisen 3 Stützen Kohlen. Bei einem Löschfeuer waren
4 Arbeiter, die 2 und 2 unter sich in 24stündigen Schichten wech-
selten. Sie erhielten vom Centner geschmiedeten Eisens 0,54 Mark.

Die 8 Kaltfrischfeuer, welche in der Herrschaft Schmalkalden
betrieben wurden, konnten jährlich gegen 8000 Ctr. Schmiedeeisen
erzeugen. Ein Feuer hatte 2 Schmelzer und einen Lehrjungen. Die
Schmelzer wechselten sich von Luppe zu Luppe (alle 5 bis 6 Stunden)
ab. Der Centner ordinäres Stabeisen kostete damals M. 22,80. Der
Eisenpreis wurde vom Bergamt nach dem Erzeugungspreise festgesetzt.

Die Ausfuhr des Stabeisens war gänzlich verboten, dennoch ging
durch den Schleichhandel viel Eisen ins Ausland, was nicht selten
Mangel bei dem inländischen Handwerk verursachte. Um dem ab-
zuhelfen, wurde gegen Ende des Jahrhunderts ein gewerkschaftliches
Magazin errichtet, in das alles Eisen abgeliefert werden musste und
welches allein den Eisenverkauf hatte.

Das meiste in den Kaltfrischfeuern erzeugte Schmiedeeisen war
hart, dicht, von kleinkörnigem Bruch und hoher Politurfähigkeit. Es
näherte sich zuweilen dem Stahl und wurde für Ackergeräte und von den
Nagel-, Ketten- und Bohrschmieden gesucht. Von weicherem Eisen wurde
in den Kaltschmieden nur wenig erzeugt, dieses wurde, wie das in den
Löschfeuern erzeugte weiche Eisen besonders von den Drahtziehereien
und Rohrschmieden verwendet. Ehe das Stabeisen von den Hand-
werkern verarbeitet wurde, kam es in die Zainhämmer, von denen 12
in der Herrschaft Schmalkalden betrieben wurden. Der Abgang beim
Schmieden des harten Eisens betrug 3, der des weichen Eisens 5 Proz.
Jeder Zainhammer hatte jährlich 18 Mark Hammergebühr zu zahlen.


Hessen und Thüringen.
kleiner Blauofen lieferte 66 bis 70 Ctr. „Guſs-“ oder Stückeisen in
der Woche, welches mit Scheibeneisen vom hohen Blauofen im Lösch-
herd eingeschmolzen und gefrischt wurde. Bei einem Stückofen waren
3 Schmelzer, die sich in achtstündigen Schichten, als die Zeit eines
Gusses, ablösten und von jedem Guſs 1 Mark erhielten.

Ein hoher Blauofen lieferte 256 bis 260 Ctr. Roheisen in der
Woche. Er wurde von 3 bis 4 Schmelzern bedient, welche in vier-
stündigen Schichten wechselten und täglich zusammen 4 Mark erhielten.
Auſser dem Scheibeneisen, welches, wie erwähnt, im Löschherd mit
Stückeisen zusammen verarbeitet wurde, frischte man das übrige
Roheisen, welches in Gänzen abgestochen wurde, in Kaltfrischfeuern.
Im Löschfeuer erzeugte man einen Deul von 1½ bis 2 Ctr. in 3 bis
4 Stunden. Die Wochenproduktion eines Löschherdes war 50 bis
60 Ctr. Stabeisen. Der Abbrand betrug 25 Proz., der Kohlenverbrauch
auf 1 Ctr. Roheisen 3 Stützen Kohlen. Bei einem Löschfeuer waren
4 Arbeiter, die 2 und 2 unter sich in 24stündigen Schichten wech-
selten. Sie erhielten vom Centner geschmiedeten Eisens 0,54 Mark.

Die 8 Kaltfrischfeuer, welche in der Herrschaft Schmalkalden
betrieben wurden, konnten jährlich gegen 8000 Ctr. Schmiedeeisen
erzeugen. Ein Feuer hatte 2 Schmelzer und einen Lehrjungen. Die
Schmelzer wechselten sich von Luppe zu Luppe (alle 5 bis 6 Stunden)
ab. Der Centner ordinäres Stabeisen kostete damals M. 22,80. Der
Eisenpreis wurde vom Bergamt nach dem Erzeugungspreise festgesetzt.

Die Ausfuhr des Stabeisens war gänzlich verboten, dennoch ging
durch den Schleichhandel viel Eisen ins Ausland, was nicht selten
Mangel bei dem inländischen Handwerk verursachte. Um dem ab-
zuhelfen, wurde gegen Ende des Jahrhunderts ein gewerkschaftliches
Magazin errichtet, in das alles Eisen abgeliefert werden muſste und
welches allein den Eisenverkauf hatte.

Das meiste in den Kaltfrischfeuern erzeugte Schmiedeeisen war
hart, dicht, von kleinkörnigem Bruch und hoher Politurfähigkeit. Es
näherte sich zuweilen dem Stahl und wurde für Ackergeräte und von den
Nagel-, Ketten- und Bohrschmieden gesucht. Von weicherem Eisen wurde
in den Kaltschmieden nur wenig erzeugt, dieses wurde, wie das in den
Löschfeuern erzeugte weiche Eisen besonders von den Drahtziehereien
und Rohrschmieden verwendet. Ehe das Stabeisen von den Hand-
werkern verarbeitet wurde, kam es in die Zainhämmer, von denen 12
in der Herrschaft Schmalkalden betrieben wurden. Der Abgang beim
Schmieden des harten Eisens betrug 3, der des weichen Eisens 5 Proz.
Jeder Zainhammer hatte jährlich 18 Mark Hammergebühr zu zahlen.


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[853/0867] Hessen und Thüringen. kleiner Blauofen lieferte 66 bis 70 Ctr. „Guſs-“ oder Stückeisen in der Woche, welches mit Scheibeneisen vom hohen Blauofen im Lösch- herd eingeschmolzen und gefrischt wurde. Bei einem Stückofen waren 3 Schmelzer, die sich in achtstündigen Schichten, als die Zeit eines Gusses, ablösten und von jedem Guſs 1 Mark erhielten. Ein hoher Blauofen lieferte 256 bis 260 Ctr. Roheisen in der Woche. Er wurde von 3 bis 4 Schmelzern bedient, welche in vier- stündigen Schichten wechselten und täglich zusammen 4 Mark erhielten. Auſser dem Scheibeneisen, welches, wie erwähnt, im Löschherd mit Stückeisen zusammen verarbeitet wurde, frischte man das übrige Roheisen, welches in Gänzen abgestochen wurde, in Kaltfrischfeuern. Im Löschfeuer erzeugte man einen Deul von 1½ bis 2 Ctr. in 3 bis 4 Stunden. Die Wochenproduktion eines Löschherdes war 50 bis 60 Ctr. Stabeisen. Der Abbrand betrug 25 Proz., der Kohlenverbrauch auf 1 Ctr. Roheisen 3 Stützen Kohlen. Bei einem Löschfeuer waren 4 Arbeiter, die 2 und 2 unter sich in 24stündigen Schichten wech- selten. Sie erhielten vom Centner geschmiedeten Eisens 0,54 Mark. Die 8 Kaltfrischfeuer, welche in der Herrschaft Schmalkalden betrieben wurden, konnten jährlich gegen 8000 Ctr. Schmiedeeisen erzeugen. Ein Feuer hatte 2 Schmelzer und einen Lehrjungen. Die Schmelzer wechselten sich von Luppe zu Luppe (alle 5 bis 6 Stunden) ab. Der Centner ordinäres Stabeisen kostete damals M. 22,80. Der Eisenpreis wurde vom Bergamt nach dem Erzeugungspreise festgesetzt. Die Ausfuhr des Stabeisens war gänzlich verboten, dennoch ging durch den Schleichhandel viel Eisen ins Ausland, was nicht selten Mangel bei dem inländischen Handwerk verursachte. Um dem ab- zuhelfen, wurde gegen Ende des Jahrhunderts ein gewerkschaftliches Magazin errichtet, in das alles Eisen abgeliefert werden muſste und welches allein den Eisenverkauf hatte. Das meiste in den Kaltfrischfeuern erzeugte Schmiedeeisen war hart, dicht, von kleinkörnigem Bruch und hoher Politurfähigkeit. Es näherte sich zuweilen dem Stahl und wurde für Ackergeräte und von den Nagel-, Ketten- und Bohrschmieden gesucht. Von weicherem Eisen wurde in den Kaltschmieden nur wenig erzeugt, dieses wurde, wie das in den Löschfeuern erzeugte weiche Eisen besonders von den Drahtziehereien und Rohrschmieden verwendet. Ehe das Stabeisen von den Hand- werkern verarbeitet wurde, kam es in die Zainhämmer, von denen 12 in der Herrschaft Schmalkalden betrieben wurden. Der Abgang beim Schmieden des harten Eisens betrug 3, der des weichen Eisens 5 Proz. Jeder Zainhammer hatte jährlich 18 Mark Hammergebühr zu zahlen.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 853. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/867>, abgerufen am 22.11.2024.