Schachtes betrug 5 Fuss, wohl auch darüber. Gegen die Gicht ver- engte er sich, und im Gestelle wurde dasselbe durch Ausschlagen mit Gestübbe erreicht. Die ganze Füllung bestand in 17 bis 18 Fass oder 175 Kubikfuss Holzkohlen. Eine Schmelzung, welche 16 bis 20 Stunden dauerte, gab eine Luppe (Mass), welche mit Graglach und Waschwerk 24 Centner wog. Im besten Falle konnten die 12 Stücköfen zu Eisenerz im Jahre 96768 Centner Eisen liefern bei einem Aufwand von 282240 Fass Holzkohlen und 227484 Ctr. Erz. 1751 erzeugten die 11 im Betrieb be- findlichen Stücköfen 60261 Ctr. Rauheisen, 21672 Ctr. Graglach und 8117 Waschwerk, zusammen 90050 Ctr. 1). Die in Halbmasse zerteilten Luppen wurden in einem niedrigen, flach gehenden Löschfeuer, dem "Halmas"- oder eigentlich Halbmassfeuer, nur "im Saft" ausgeheizt. Was in der Zange zurückblieb, wurde zu Stahl bestimmt, der unter dem Hammer in bestimmte Form gestreckt wurde; was abschmolz, die rauhe Oberfläche und das mehr gekohlte zugeschlagene Graglach, setzte sich am Boden zu einer Luppe an, aus der man weiches Eisen schmiedete. War das Ausschmieden der Halbmassen schon früher in anderen waldreichen Gebieten, namentlich zu St. Gallen geschehen, so wurde diese Trennung des Ausschmelzens und des Frischens noch schärfer durchgeführt, nach- dem man zu dem Flossofenbetrieb übergegangen war. Um die Ein- führung der hohen Öfen machte sich der Kammergraf der steirischen Bergwerke, Edler von Koffler, besonders verdient, dem zum Dank von der Hauptgewerkschaft in der Pfarrkirche zu Eisenerz dafür ein Denkmal errichtet worden ist.
Die Flossöfen zu Eisenerz hatten zuerst nur eine Höhe von 14 bis 16 Fuss, nur einer war 22 Fuss hoch und enger zu- gestellt. Diesen nannte man einen Hohenofen. Er stand auf dem Platze, wo später der Ruprechtsche Hochofen sich befand. Zur Einführung des Flossofenbetriebes wurden Schmelzleute aus Kärnten geholt. Diese schmolzen ganz nach ihrer heimischen Weise mit kupfernen Formen und stachen ihre "Kärntner Strietzel" ab, ohne die Erze zu kennen und deren Natur Rechnung zu tragen. Die Folge war, dass sie meist sehr gekohlte, graue oder spiegliche Flossen erzeugten, mit denen die Frischschmiede nichts anfangen konnten. Am meisten richteten sich die Klagen gegen das Eisen von dem Hochofen, so dass man beschloss, denselben wieder abzutragen und nur in den Flossöfen zu schmelzen. Diese wichen in ihren Massen in der Höhe um 2 Fuss, in der Weite nur um 6 Zoll ab. 1752 betrieb
1) Eine Tabelle der Produktion der Innerberger Hauptgewerkschaft von 1751 bis 1767 findet sich "Schauplatz der Künste und Handwerke XI" auf S. 58.
Österreich.
Schachtes betrug 5 Fuſs, wohl auch darüber. Gegen die Gicht ver- engte er sich, und im Gestelle wurde dasselbe durch Ausschlagen mit Gestübbe erreicht. Die ganze Füllung bestand in 17 bis 18 Faſs oder 175 Kubikfuſs Holzkohlen. Eine Schmelzung, welche 16 bis 20 Stunden dauerte, gab eine Luppe (Maſs), welche mit Graglach und Waschwerk 24 Centner wog. Im besten Falle konnten die 12 Stücköfen zu Eisenerz im Jahre 96768 Centner Eisen liefern bei einem Aufwand von 282240 Faſs Holzkohlen und 227484 Ctr. Erz. 1751 erzeugten die 11 im Betrieb be- findlichen Stücköfen 60261 Ctr. Rauheisen, 21672 Ctr. Graglach und 8117 Waschwerk, zusammen 90050 Ctr. 1). Die in Halbmaſse zerteilten Luppen wurden in einem niedrigen, flach gehenden Löschfeuer, dem „Halmas“- oder eigentlich Halbmaſsfeuer, nur „im Saft“ ausgeheizt. Was in der Zange zurückblieb, wurde zu Stahl bestimmt, der unter dem Hammer in bestimmte Form gestreckt wurde; was abschmolz, die rauhe Oberfläche und das mehr gekohlte zugeschlagene Graglach, setzte sich am Boden zu einer Luppe an, aus der man weiches Eisen schmiedete. War das Ausschmieden der Halbmassen schon früher in anderen waldreichen Gebieten, namentlich zu St. Gallen geschehen, so wurde diese Trennung des Ausschmelzens und des Frischens noch schärfer durchgeführt, nach- dem man zu dem Floſsofenbetrieb übergegangen war. Um die Ein- führung der hohen Öfen machte sich der Kammergraf der steirischen Bergwerke, Edler von Koffler, besonders verdient, dem zum Dank von der Hauptgewerkschaft in der Pfarrkirche zu Eisenerz dafür ein Denkmal errichtet worden ist.
Die Floſsöfen zu Eisenerz hatten zuerst nur eine Höhe von 14 bis 16 Fuſs, nur einer war 22 Fuſs hoch und enger zu- gestellt. Diesen nannte man einen Hohenofen. Er stand auf dem Platze, wo später der Ruprechtsche Hochofen sich befand. Zur Einführung des Floſsofenbetriebes wurden Schmelzleute aus Kärnten geholt. Diese schmolzen ganz nach ihrer heimischen Weise mit kupfernen Formen und stachen ihre „Kärntner Strietzel“ ab, ohne die Erze zu kennen und deren Natur Rechnung zu tragen. Die Folge war, daſs sie meist sehr gekohlte, graue oder spiegliche Flossen erzeugten, mit denen die Frischschmiede nichts anfangen konnten. Am meisten richteten sich die Klagen gegen das Eisen von dem Hochofen, so daſs man beschloſs, denselben wieder abzutragen und nur in den Floſsöfen zu schmelzen. Diese wichen in ihren Maſsen in der Höhe um 2 Fuſs, in der Weite nur um 6 Zoll ab. 1752 betrieb
1) Eine Tabelle der Produktion der Innerberger Hauptgewerkschaft von 1751 bis 1767 findet sich „Schauplatz der Künste und Handwerke XI“ auf S. 58.
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Österreich.
Schachtes betrug 5 Fuſs, wohl auch darüber. Gegen die Gicht ver-
engte er sich, und im Gestelle wurde dasselbe durch Ausschlagen mit
Gestübbe erreicht. Die ganze Füllung bestand in 17 bis 18 Faſs oder
175 Kubikfuſs Holzkohlen. Eine Schmelzung, welche 16 bis 20 Stunden
dauerte, gab eine Luppe (Maſs), welche mit Graglach und Waschwerk
24 Centner wog. Im besten Falle konnten die 12 Stücköfen zu Eisenerz
im Jahre 96768 Centner Eisen liefern bei einem Aufwand von 282240 Faſs
Holzkohlen und 227484 Ctr. Erz. 1751 erzeugten die 11 im Betrieb be-
findlichen Stücköfen 60261 Ctr. Rauheisen, 21672 Ctr. Graglach und
8117 Waschwerk, zusammen 90050 Ctr. 1). Die in Halbmaſse zerteilten
Luppen wurden in einem niedrigen, flach gehenden Löschfeuer, dem
„Halmas“- oder eigentlich Halbmaſsfeuer, nur „im Saft“ ausgeheizt.
Was in der Zange zurückblieb, wurde zu Stahl bestimmt, der unter dem
Hammer in bestimmte Form gestreckt wurde; was abschmolz, die rauhe
Oberfläche und das mehr gekohlte zugeschlagene Graglach, setzte sich am
Boden zu einer Luppe an, aus der man weiches Eisen schmiedete. War
das Ausschmieden der Halbmassen schon früher in anderen waldreichen
Gebieten, namentlich zu St. Gallen geschehen, so wurde diese Trennung
des Ausschmelzens und des Frischens noch schärfer durchgeführt, nach-
dem man zu dem Floſsofenbetrieb übergegangen war. Um die Ein-
führung der hohen Öfen machte sich der Kammergraf der steirischen
Bergwerke, Edler von Koffler, besonders verdient, dem zum Dank
von der Hauptgewerkschaft in der Pfarrkirche zu Eisenerz dafür ein
Denkmal errichtet worden ist.
Die Floſsöfen zu Eisenerz hatten zuerst nur eine Höhe von
14 bis 16 Fuſs, nur einer war 22 Fuſs hoch und enger zu-
gestellt. Diesen nannte man einen Hohenofen. Er stand auf dem
Platze, wo später der Ruprechtsche Hochofen sich befand. Zur
Einführung des Floſsofenbetriebes wurden Schmelzleute aus Kärnten
geholt. Diese schmolzen ganz nach ihrer heimischen Weise mit
kupfernen Formen und stachen ihre „Kärntner Strietzel“ ab, ohne
die Erze zu kennen und deren Natur Rechnung zu tragen. Die
Folge war, daſs sie meist sehr gekohlte, graue oder spiegliche Flossen
erzeugten, mit denen die Frischschmiede nichts anfangen konnten.
Am meisten richteten sich die Klagen gegen das Eisen von dem
Hochofen, so daſs man beschloſs, denselben wieder abzutragen und
nur in den Floſsöfen zu schmelzen. Diese wichen in ihren Maſsen in
der Höhe um 2 Fuſs, in der Weite nur um 6 Zoll ab. 1752 betrieb
1) Eine Tabelle der Produktion der Innerberger Hauptgewerkschaft von 1751
bis 1767 findet sich „Schauplatz der Künste und Handwerke XI“ auf S. 58.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 792. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/806>, abgerufen am 22.11.2024.
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