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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Chemie.
rische Bedeutung. Sie schloss, wie Fr. Kopp treffend sagt, einen
grossen Fortschritt in der Fähigkeit, chemische Erscheinungen unter
allgemeineren Gesichtspunkten zu betrachten, in sich. -- Mit der
Phlogistontheorie trat zugleich die Chemie als ein selbständiger Teil
der Naturwissenschaft auf; sie suchte die chemischen Erscheinungen,
d. h. die Zusammensetzung der Körper und die chemischen Prozesse,
durch welche Zusammensetzung und Zerlegung vor sich gehen und
deren Gesetzmässigkeit an und für sich zu erforschen und nicht wie
seither im Dienste einer anderen Wissenschaft wie die Jatrochemie
oder eines unwissenschaftlichen Zweckes, wie die Alchimie.

Stahls Ansicht über das Eisen und die unedlen Metalle über-
haupt geht dahin 1), dass das brennliche Wesen (Phlogiston) der-
gestalt "den vier unedlen Metallen beigemischt sei, dass sie eben da-
durch ihre ganze metallische, letztsichtbare Gestalt, Glanz, Klang,
vornehmlich aber die Geschmeidigkeit durch solches erlangen. --
Welches sich handgreiflich, durch deren Zerstörung aus solcher ihrer
metallischen Gestalt und Wiederbringung zu derselben durch die
Kunst (insgemein Reduktion genannt) bescheiniget.

a) Da nämlich die Zerstörung aus solcher ihrer metallischen
Verfassung, darinnen sie im gemeinen Leben brauchbar sind, bloss
durch Verglühen sich zuträgt; als wodurch dieses verbrennliche
Wesen nicht anders als aus einer Kohle nach und nach ausgebrannt
wird, dass das übrige einer Asche gleich zerfällt: ja auch noch darin
der Kohlenasche ähnlich bleibt, dass es wie jene durch genugsamen
Feuers Zwang zu einem Glas zusammenfliesset. ...

b) Die Wiederbringung aber zu dieser recht metallischen Gestalt,
geschieht bloss durch wiederbeigebrachte Ersetzung solcherlei brenn-
lichen Wesens; welches auch diese metallischen Aschen ganz gern
und behende wieder annehmen und dadurch, so oft man nur beiderlei
wiederholt, wieder zerstört und wieder ergänzt werden können.

c) Welches dann das einzige wahre Fundament des Hütten-
schmelzens
bei dieser Art Metallen ist; da solche nämlich durch
das Rösten oder Brennen, des dabei verhafteten, schwefligen, spiess-
glasigten oder arsenikalischen Wesens zugleich an diesem ihren
eigenen brennlichen Wesen verlustig werden und zu Asche gedeihen.
Dannhero, wann sie ausser körperlicher Berührung der Kohlen ge-
schmolzen werden, nichts anderes, als ein Glas geben; welches mit

1) Siehe G. E. Stahls Bedenken über Bechers Natur-Kündigung der Metalle,
1723, S. 71.

Chemie.
rische Bedeutung. Sie schloſs, wie Fr. Kopp treffend sagt, einen
groſsen Fortschritt in der Fähigkeit, chemische Erscheinungen unter
allgemeineren Gesichtspunkten zu betrachten, in sich. — Mit der
Phlogistontheorie trat zugleich die Chemie als ein selbständiger Teil
der Naturwissenschaft auf; sie suchte die chemischen Erscheinungen,
d. h. die Zusammensetzung der Körper und die chemischen Prozesse,
durch welche Zusammensetzung und Zerlegung vor sich gehen und
deren Gesetzmäſsigkeit an und für sich zu erforschen und nicht wie
seither im Dienste einer anderen Wissenschaft wie die Jatrochemie
oder eines unwissenschaftlichen Zweckes, wie die Alchimie.

Stahls Ansicht über das Eisen und die unedlen Metalle über-
haupt geht dahin 1), daſs das brennliche Wesen (Phlogiston) der-
gestalt „den vier unedlen Metallen beigemischt sei, daſs sie eben da-
durch ihre ganze metallische, letztsichtbare Gestalt, Glanz, Klang,
vornehmlich aber die Geschmeidigkeit durch solches erlangen. —
Welches sich handgreiflich, durch deren Zerstörung aus solcher ihrer
metallischen Gestalt und Wiederbringung zu derselben durch die
Kunst (insgemein Reduktion genannt) bescheiniget.

a) Da nämlich die Zerstörung aus solcher ihrer metallischen
Verfassung, darinnen sie im gemeinen Leben brauchbar sind, bloſs
durch Verglühen sich zuträgt; als wodurch dieses verbrennliche
Wesen nicht anders als aus einer Kohle nach und nach ausgebrannt
wird, daſs das übrige einer Asche gleich zerfällt: ja auch noch darin
der Kohlenasche ähnlich bleibt, daſs es wie jene durch genugsamen
Feuers Zwang zu einem Glas zusammenflieſset. …

b) Die Wiederbringung aber zu dieser recht metallischen Gestalt,
geschieht bloſs durch wiederbeigebrachte Ersetzung solcherlei brenn-
lichen Wesens; welches auch diese metallischen Aschen ganz gern
und behende wieder annehmen und dadurch, so oft man nur beiderlei
wiederholt, wieder zerstört und wieder ergänzt werden können.

c) Welches dann das einzige wahre Fundament des Hütten-
schmelzens
bei dieser Art Metallen ist; da solche nämlich durch
das Rösten oder Brennen, des dabei verhafteten, schwefligen, spieſs-
glasigten oder arsenikalischen Wesens zugleich an diesem ihren
eigenen brennlichen Wesen verlustig werden und zu Asche gedeihen.
Dannhero, wann sie auſser körperlicher Berührung der Kohlen ge-
schmolzen werden, nichts anderes, als ein Glas geben; welches mit

1) Siehe G. E. Stahls Bedenken über Bechers Natur-Kündigung der Metalle,
1723, S. 71.
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[66/0080] Chemie. rische Bedeutung. Sie schloſs, wie Fr. Kopp treffend sagt, einen groſsen Fortschritt in der Fähigkeit, chemische Erscheinungen unter allgemeineren Gesichtspunkten zu betrachten, in sich. — Mit der Phlogistontheorie trat zugleich die Chemie als ein selbständiger Teil der Naturwissenschaft auf; sie suchte die chemischen Erscheinungen, d. h. die Zusammensetzung der Körper und die chemischen Prozesse, durch welche Zusammensetzung und Zerlegung vor sich gehen und deren Gesetzmäſsigkeit an und für sich zu erforschen und nicht wie seither im Dienste einer anderen Wissenschaft wie die Jatrochemie oder eines unwissenschaftlichen Zweckes, wie die Alchimie. Stahls Ansicht über das Eisen und die unedlen Metalle über- haupt geht dahin 1), daſs das brennliche Wesen (Phlogiston) der- gestalt „den vier unedlen Metallen beigemischt sei, daſs sie eben da- durch ihre ganze metallische, letztsichtbare Gestalt, Glanz, Klang, vornehmlich aber die Geschmeidigkeit durch solches erlangen. — Welches sich handgreiflich, durch deren Zerstörung aus solcher ihrer metallischen Gestalt und Wiederbringung zu derselben durch die Kunst (insgemein Reduktion genannt) bescheiniget. a) Da nämlich die Zerstörung aus solcher ihrer metallischen Verfassung, darinnen sie im gemeinen Leben brauchbar sind, bloſs durch Verglühen sich zuträgt; als wodurch dieses verbrennliche Wesen nicht anders als aus einer Kohle nach und nach ausgebrannt wird, daſs das übrige einer Asche gleich zerfällt: ja auch noch darin der Kohlenasche ähnlich bleibt, daſs es wie jene durch genugsamen Feuers Zwang zu einem Glas zusammenflieſset. … b) Die Wiederbringung aber zu dieser recht metallischen Gestalt, geschieht bloſs durch wiederbeigebrachte Ersetzung solcherlei brenn- lichen Wesens; welches auch diese metallischen Aschen ganz gern und behende wieder annehmen und dadurch, so oft man nur beiderlei wiederholt, wieder zerstört und wieder ergänzt werden können. c) Welches dann das einzige wahre Fundament des Hütten- schmelzens bei dieser Art Metallen ist; da solche nämlich durch das Rösten oder Brennen, des dabei verhafteten, schwefligen, spieſs- glasigten oder arsenikalischen Wesens zugleich an diesem ihren eigenen brennlichen Wesen verlustig werden und zu Asche gedeihen. Dannhero, wann sie auſser körperlicher Berührung der Kohlen ge- schmolzen werden, nichts anderes, als ein Glas geben; welches mit 1) Siehe G. E. Stahls Bedenken über Bechers Natur-Kündigung der Metalle, 1723, S. 71.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/80>, abgerufen am 27.11.2024.