ruhte in den Gewölben auf Trachteisen, sonst auf dem senkrecht aufgeführten Kernschachtfutter. Machte man den Schacht rund, so brach man erst die Ecken und mauerte auf eingelegten eisernen Stäben die erste Schicht als ein Achteck auf, die zweite Schicht als ein Sechzehneck, bis man in der fünften Schicht etwa die runde Form erreicht hatte. Die untere Rundung war oval und ging erst gegen die Gicht zu in die Kreisform über. Auch der Raum zwischen Kreuzkanal und Bodenstein wurde mit grösserer Sorgfalt, namentlich in Bezug auf die Abführung der Feuchtigkeit, ausgefüllt als in Schweden. Man brachte erst an dem unteren Teil des Kernschachtfutters ringsum Röhren von Backsteinen an, welche mit Öffnungen versehen waren, um die Feuchtigkeit aufzunehmen, die sie zu einer senkrechten Röhre, meist von Blech, leiteten, durch welche sie nach aussen abge- führt wurde. Zwischen diese Röhren wurde dann eine doppelte Back- steinplättung gelegt, auf welche eine eiserne Platte folgte. Dieses nannte man den unteren verlorenen Boden. Hierauf folgte eine zweite doppelte Plättung, wobei man zwischen den Backsteinen offene Fugen liess, zur Abführung der Dämpfe, und bedeckte diese wieder mit einer schliessenden eisernen Platte. Dies war der obere verlorene Boden. Auf diesen wurde 1 Fuss Lehm aufgestampft und dann der Bodenstein gelegt.
In dem Eisenmagazin von Tölle und Gärtner findet sich ein ausführlicher, wichtiger Aufsatz "von der ganz alten Art bis zu der jetzt gewöhnlichen Schmelzfeuer zum Eisensteinschmelzen, der Hoch- öfen", in welchen die Entwickelung des Hochofenbaues, namentlich am Harz, geschildert wird. Daraus erfahren wir, dass die alten Harzer Öfen an dem Fehler zu enger Gestelle gelitten hatten. Die alten Öfen hatten Gestelle, welche nur 5 Kubikfuss Raum umschlossen, so dass nur etwa 3 Kubikfuss Kohle der unmittelbaren Einwirkung des Gebläses ausgesetzt waren. Das Gestell ging sehr unvermittelt in den Schacht über, indem die Rast sehr niedrig und flach war, während der Schacht im Verhältnis zum Schmelzraum zu geräumig war. Da- durch mussten sich auch die Gase rasch abkühlen und so kam es, dass sich leichte Ansätze oder Bühnen über dem Gestell bildeten oder sich gar die ganze Beschickung festhing. Hans Sien hatte schon im 16. Jahrhundert die Öfen dadurch zu verbessern gesucht, dass er sie beträchtlich erhöhte, von 16 auf 24 Fuss (6,84 m); da er aber das enge Gestell beibehielt, war nicht viel damit erreicht. Im Jahre 1706 baute man in Tanne einen Ofen nach abgeänderten Massen, der lange als Muster galt. Man machte das Ofenfutter stärker, indem man ihm
Hochöfen Ende des 18. Jahrhunderts.
ruhte in den Gewölben auf Trachteisen, sonst auf dem senkrecht aufgeführten Kernschachtfutter. Machte man den Schacht rund, so brach man erst die Ecken und mauerte auf eingelegten eisernen Stäben die erste Schicht als ein Achteck auf, die zweite Schicht als ein Sechzehneck, bis man in der fünften Schicht etwa die runde Form erreicht hatte. Die untere Rundung war oval und ging erst gegen die Gicht zu in die Kreisform über. Auch der Raum zwischen Kreuzkanal und Bodenstein wurde mit gröſserer Sorgfalt, namentlich in Bezug auf die Abführung der Feuchtigkeit, ausgefüllt als in Schweden. Man brachte erst an dem unteren Teil des Kernschachtfutters ringsum Röhren von Backsteinen an, welche mit Öffnungen versehen waren, um die Feuchtigkeit aufzunehmen, die sie zu einer senkrechten Röhre, meist von Blech, leiteten, durch welche sie nach auſsen abge- führt wurde. Zwischen diese Röhren wurde dann eine doppelte Back- steinplättung gelegt, auf welche eine eiserne Platte folgte. Dieses nannte man den unteren verlorenen Boden. Hierauf folgte eine zweite doppelte Plättung, wobei man zwischen den Backsteinen offene Fugen lieſs, zur Abführung der Dämpfe, und bedeckte diese wieder mit einer schlieſsenden eisernen Platte. Dies war der obere verlorene Boden. Auf diesen wurde 1 Fuſs Lehm aufgestampft und dann der Bodenstein gelegt.
In dem Eisenmagazin von Tölle und Gärtner findet sich ein ausführlicher, wichtiger Aufsatz „von der ganz alten Art bis zu der jetzt gewöhnlichen Schmelzfeuer zum Eisensteinschmelzen, der Hoch- öfen“, in welchen die Entwickelung des Hochofenbaues, namentlich am Harz, geschildert wird. Daraus erfahren wir, daſs die alten Harzer Öfen an dem Fehler zu enger Gestelle gelitten hatten. Die alten Öfen hatten Gestelle, welche nur 5 Kubikfuſs Raum umschlossen, so daſs nur etwa 3 Kubikfuſs Kohle der unmittelbaren Einwirkung des Gebläses ausgesetzt waren. Das Gestell ging sehr unvermittelt in den Schacht über, indem die Rast sehr niedrig und flach war, während der Schacht im Verhältnis zum Schmelzraum zu geräumig war. Da- durch muſsten sich auch die Gase rasch abkühlen und so kam es, daſs sich leichte Ansätze oder Bühnen über dem Gestell bildeten oder sich gar die ganze Beschickung festhing. Hans Sien hatte schon im 16. Jahrhundert die Öfen dadurch zu verbessern gesucht, daſs er sie beträchtlich erhöhte, von 16 auf 24 Fuſs (6,84 m); da er aber das enge Gestell beibehielt, war nicht viel damit erreicht. Im Jahre 1706 baute man in Tanne einen Ofen nach abgeänderten Maſsen, der lange als Muster galt. Man machte das Ofenfutter stärker, indem man ihm
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Hochöfen Ende des 18. Jahrhunderts.
ruhte in den Gewölben auf Trachteisen, sonst auf dem senkrecht
aufgeführten Kernschachtfutter. Machte man den Schacht rund, so
brach man erst die Ecken und mauerte auf eingelegten eisernen
Stäben die erste Schicht als ein Achteck auf, die zweite Schicht als
ein Sechzehneck, bis man in der fünften Schicht etwa die runde
Form erreicht hatte. Die untere Rundung war oval und ging erst
gegen die Gicht zu in die Kreisform über. Auch der Raum zwischen
Kreuzkanal und Bodenstein wurde mit gröſserer Sorgfalt, namentlich
in Bezug auf die Abführung der Feuchtigkeit, ausgefüllt als in Schweden.
Man brachte erst an dem unteren Teil des Kernschachtfutters ringsum
Röhren von Backsteinen an, welche mit Öffnungen versehen waren,
um die Feuchtigkeit aufzunehmen, die sie zu einer senkrechten
Röhre, meist von Blech, leiteten, durch welche sie nach auſsen abge-
führt wurde. Zwischen diese Röhren wurde dann eine doppelte Back-
steinplättung gelegt, auf welche eine eiserne Platte folgte. Dieses
nannte man den unteren verlorenen Boden. Hierauf folgte eine
zweite doppelte Plättung, wobei man zwischen den Backsteinen offene
Fugen lieſs, zur Abführung der Dämpfe, und bedeckte diese wieder
mit einer schlieſsenden eisernen Platte. Dies war der obere verlorene
Boden. Auf diesen wurde 1 Fuſs Lehm aufgestampft und dann der
Bodenstein gelegt.
In dem Eisenmagazin von Tölle und Gärtner findet sich ein
ausführlicher, wichtiger Aufsatz „von der ganz alten Art bis zu der
jetzt gewöhnlichen Schmelzfeuer zum Eisensteinschmelzen, der Hoch-
öfen“, in welchen die Entwickelung des Hochofenbaues, namentlich
am Harz, geschildert wird. Daraus erfahren wir, daſs die alten
Harzer Öfen an dem Fehler zu enger Gestelle gelitten hatten. Die
alten Öfen hatten Gestelle, welche nur 5 Kubikfuſs Raum umschlossen,
so daſs nur etwa 3 Kubikfuſs Kohle der unmittelbaren Einwirkung
des Gebläses ausgesetzt waren. Das Gestell ging sehr unvermittelt in
den Schacht über, indem die Rast sehr niedrig und flach war, während
der Schacht im Verhältnis zum Schmelzraum zu geräumig war. Da-
durch muſsten sich auch die Gase rasch abkühlen und so kam es,
daſs sich leichte Ansätze oder Bühnen über dem Gestell bildeten oder
sich gar die ganze Beschickung festhing. Hans Sien hatte schon
im 16. Jahrhundert die Öfen dadurch zu verbessern gesucht, daſs er
sie beträchtlich erhöhte, von 16 auf 24 Fuſs (6,84 m); da er aber das
enge Gestell beibehielt, war nicht viel damit erreicht. Im Jahre 1706
baute man in Tanne einen Ofen nach abgeänderten Maſsen, der lange
als Muster galt. Man machte das Ofenfutter stärker, indem man ihm
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 727. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/741>, abgerufen am 25.11.2024.
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