kung der Flamme nach Bedürfnis zu erhöhen oder zu mässigen. Zu- weilen wurden alle Öffnungen geschlossen, um heftigeres Feuer zu geben, aber nur für Augenblicke, und das Umrühren wurde ohne Unterbrechung fortgesetzt, um immer von neuem die metallischen Teilchen der Wirkung der Flamme auszusetzen, wodurch sie immer teigartiger wurden. Die Körner ballten sich zusammen und bildeten Klumpen, welche der Arbeiter zu vereinigen suchte, indem er sie mit dem Rengel andrückte, oder sie mit einer schweren Eisenstange schlug. Auf diese Art bildete er eine Anzahl kleiner Luppen, deren Zahl von drei bis sieben wechselte, je nach dem Zwecke ihrer Bestim- mung; die gewöhnlichste Zahl war fünf. Diese ordnete er rings um den Herd, schloss die Ofenthüre, öffnete jene der Feuerung, und liess die Luppen von der Flamme umspülen, bis er sie zum Schmieden auszog. Diese ganze Arbeit vom Einsetzen des Feineisens bis zum eben erwähnten Schliessen des Ofens nach dem Luppenmachen, dauerte in Glamorgan ungefähr 7/4 Stunden; in Staffordshire, wo das Umrühren mehr Anstrengung erforderte, 11/2 Stunden: doch erschienen hier die Luppen loser und weniger gut zusammengekittet.
Die Behandlung der Luppen war sehr verschieden; am gewöhn- lichsten brachte man sie sogleich unter einen Hammer, der mit dem Helm aus einem Stück gegossen war, mit einem Kopfe von 15 bis 18 Zoll Quadrat an seiner Grundfläche und etwa 1200 Pfd. schwer. Am Vorderteile der Bahn waren zwei viereckige Einschnitte, die den Masseln die gewünschte Form zu geben halfen. Vor dem Kopfe be- fand sich eine Art Zapfen, welche von den Kämmen der von einer Dampfmaschine bewegten Welle gefasst wurden (Stirnhammer).
Der Arbeiter zog mit seiner Krücke eine Luppe aus dem Ofen, liess sie auf den Boden der Hütte fallen, wälzte sie sogleich zum Hammer, legte sie auf den Amboss und übergab sie dem Hammermeister. Diesem brachte gleichzeitig ein Junge eine viereckige, 8 bis 9 Linien dicke Eisenstange, deren eines Ende während der vorigen Raffinier- arbeit auf dem Roste des Ofens bis zur Weissglut erhitzt wurde. Der Schmied legte dies Ende auf die Luppe und verband es mit ihr durch einen Hammerstreich: die Stange diente nur zum Stiele, um die Luppe leicht wenden und an allen Seiten hämmern zu können. Die Luppe, die kaum fest war, gab bei der hohen Hitze leicht ihre Schlacke ab und war in Zeit von 11/2 Minuten in eine cylin- drische Form von 18 bis 20 Zoll Länge und 3 bis 4 Zoll Durchmesser gebracht. In diesem Zustande hiess sie lump (Deul, Kolben). Man nahm eine Luppe nach der anderen vor, so dass die Arbeit ununter-
Beck, Geschichte des Eisens. 45
Puddelprozeſs und Feineisenfeuer.
kung der Flamme nach Bedürfnis zu erhöhen oder zu mäſsigen. Zu- weilen wurden alle Öffnungen geschlossen, um heftigeres Feuer zu geben, aber nur für Augenblicke, und das Umrühren wurde ohne Unterbrechung fortgesetzt, um immer von neuem die metallischen Teilchen der Wirkung der Flamme auszusetzen, wodurch sie immer teigartiger wurden. Die Körner ballten sich zusammen und bildeten Klumpen, welche der Arbeiter zu vereinigen suchte, indem er sie mit dem Rengel andrückte, oder sie mit einer schweren Eisenstange schlug. Auf diese Art bildete er eine Anzahl kleiner Luppen, deren Zahl von drei bis sieben wechselte, je nach dem Zwecke ihrer Bestim- mung; die gewöhnlichste Zahl war fünf. Diese ordnete er rings um den Herd, schloſs die Ofenthüre, öffnete jene der Feuerung, und lieſs die Luppen von der Flamme umspülen, bis er sie zum Schmieden auszog. Diese ganze Arbeit vom Einsetzen des Feineisens bis zum eben erwähnten Schlieſsen des Ofens nach dem Luppenmachen, dauerte in Glamorgan ungefähr 7/4 Stunden; in Staffordshire, wo das Umrühren mehr Anstrengung erforderte, 1½ Stunden: doch erschienen hier die Luppen loser und weniger gut zusammengekittet.
Die Behandlung der Luppen war sehr verschieden; am gewöhn- lichsten brachte man sie sogleich unter einen Hammer, der mit dem Helm aus einem Stück gegossen war, mit einem Kopfe von 15 bis 18 Zoll Quadrat an seiner Grundfläche und etwa 1200 Pfd. schwer. Am Vorderteile der Bahn waren zwei viereckige Einschnitte, die den Masseln die gewünschte Form zu geben halfen. Vor dem Kopfe be- fand sich eine Art Zapfen, welche von den Kämmen der von einer Dampfmaschine bewegten Welle gefaſst wurden (Stirnhammer).
Der Arbeiter zog mit seiner Krücke eine Luppe aus dem Ofen, lieſs sie auf den Boden der Hütte fallen, wälzte sie sogleich zum Hammer, legte sie auf den Amboſs und übergab sie dem Hammermeister. Diesem brachte gleichzeitig ein Junge eine viereckige, 8 bis 9 Linien dicke Eisenstange, deren eines Ende während der vorigen Raffinier- arbeit auf dem Roste des Ofens bis zur Weiſsglut erhitzt wurde. Der Schmied legte dies Ende auf die Luppe und verband es mit ihr durch einen Hammerstreich: die Stange diente nur zum Stiele, um die Luppe leicht wenden und an allen Seiten hämmern zu können. Die Luppe, die kaum fest war, gab bei der hohen Hitze leicht ihre Schlacke ab und war in Zeit von 1½ Minuten in eine cylin- drische Form von 18 bis 20 Zoll Länge und 3 bis 4 Zoll Durchmesser gebracht. In diesem Zustande hieſs sie lump (Deul, Kolben). Man nahm eine Luppe nach der anderen vor, so daſs die Arbeit ununter-
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Puddelprozeſs und Feineisenfeuer.
kung der Flamme nach Bedürfnis zu erhöhen oder zu mäſsigen. Zu-
weilen wurden alle Öffnungen geschlossen, um heftigeres Feuer zu
geben, aber nur für Augenblicke, und das Umrühren wurde ohne
Unterbrechung fortgesetzt, um immer von neuem die metallischen
Teilchen der Wirkung der Flamme auszusetzen, wodurch sie immer
teigartiger wurden. Die Körner ballten sich zusammen und bildeten
Klumpen, welche der Arbeiter zu vereinigen suchte, indem er sie mit
dem Rengel andrückte, oder sie mit einer schweren Eisenstange
schlug. Auf diese Art bildete er eine Anzahl kleiner Luppen, deren
Zahl von drei bis sieben wechselte, je nach dem Zwecke ihrer Bestim-
mung; die gewöhnlichste Zahl war fünf. Diese ordnete er rings um
den Herd, schloſs die Ofenthüre, öffnete jene der Feuerung, und lieſs
die Luppen von der Flamme umspülen, bis er sie zum Schmieden
auszog. Diese ganze Arbeit vom Einsetzen des Feineisens bis zum eben
erwähnten Schlieſsen des Ofens nach dem Luppenmachen, dauerte in
Glamorgan ungefähr 7/4 Stunden; in Staffordshire, wo das Umrühren
mehr Anstrengung erforderte, 1½ Stunden: doch erschienen hier die
Luppen loser und weniger gut zusammengekittet.
Die Behandlung der Luppen war sehr verschieden; am gewöhn-
lichsten brachte man sie sogleich unter einen Hammer, der mit dem
Helm aus einem Stück gegossen war, mit einem Kopfe von 15 bis
18 Zoll Quadrat an seiner Grundfläche und etwa 1200 Pfd. schwer.
Am Vorderteile der Bahn waren zwei viereckige Einschnitte, die den
Masseln die gewünschte Form zu geben halfen. Vor dem Kopfe be-
fand sich eine Art Zapfen, welche von den Kämmen der von einer
Dampfmaschine bewegten Welle gefaſst wurden (Stirnhammer).
Der Arbeiter zog mit seiner Krücke eine Luppe aus dem Ofen,
lieſs sie auf den Boden der Hütte fallen, wälzte sie sogleich zum
Hammer, legte sie auf den Amboſs und übergab sie dem Hammermeister.
Diesem brachte gleichzeitig ein Junge eine viereckige, 8 bis 9 Linien
dicke Eisenstange, deren eines Ende während der vorigen Raffinier-
arbeit auf dem Roste des Ofens bis zur Weiſsglut erhitzt wurde. Der
Schmied legte dies Ende auf die Luppe und verband es mit ihr
durch einen Hammerstreich: die Stange diente nur zum Stiele, um
die Luppe leicht wenden und an allen Seiten hämmern zu können.
Die Luppe, die kaum fest war, gab bei der hohen Hitze leicht
ihre Schlacke ab und war in Zeit von 1½ Minuten in eine cylin-
drische Form von 18 bis 20 Zoll Länge und 3 bis 4 Zoll Durchmesser
gebracht. In diesem Zustande hieſs sie lump (Deul, Kolben). Man
nahm eine Luppe nach der anderen vor, so daſs die Arbeit ununter-
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 705. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/719>, abgerufen am 25.11.2024.
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