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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Puddelprozess.
alles Eisen in der Schweisshitze durch gefurchte Walzen (groved
rollers) zu walzen, ist ausschliesslich meine Erfindung.

Werden Eisen und Stahl in dieser Weise hergestellt und ver-
arbeitet unter Anwendung so wirkungsvoller Hitze und Maschinen-
kraft, so werden sie von den Unreinigkeiten und Beimengungen
gereinigt, welche bei dem gewöhnlichen Herstellungsverfahren darin
verbleiben.

Der Stahl ist von vorzüglicher Güte und man wird finden, dass
das Eisen gut und zäh ist, sowohl in Stangen als verarbeitet, lang
oder kurz und in jeder Form von Handelseisen, einerlei ob das Eisen
ursprünglich rotbrüchiger oder kaltbrüchiger Natur war. Cementstahl,
einerlei ob er aus Eisen, welches nach obigem Verfahren oder aus
paketiertem und geschweisstem Eisen, welches in Weissglut durch
kannelierte Walzen ausgewalzt, nach dem von mir erfundenen Ver-
fahren hergestellt und in einem gewöhnlichen Schneidewerk geschnitten
wurde, ist dem aus gefrischtem Hammereisen an Güte gleich.

Das Wesen dieser Erfindung und Vervollkommnung
besteht in einer wirkungsvolleren Verwendung von Hitze
und Maschinenkraft
, wie ich es beschrieben habe und wie sie
vordem nicht angewendet wurde und im Widerspruch mit den allge-
meinen Ansichten der Eisenhüttenleute stand. Mein Verfahren kann
durchgeführt werden ohne Anwendung von Frischherden, Holzkohlen,
Koks, Heizfeuer (chaffery), Haubenfeuer (hollow-fire), ohne Anwendung
von Wind, von Bälgen oder Cylindern oder von Flussmitteln. Die
ganze Operation kann in einem oder in mehreren Öfen ausgeführt
werden, je nach der Menge, die man fertig machen will."

Dies war die glänzende Erfindung, welche Cort in wenig Jahren
nicht nur erdacht, sondern auch mit glänzendem Erfolge praktisch
ausgeführt hatte. Sie entschied mit einem Male den Konkurrenz-
kampf Englands mit den übrigen Eisenindustriestaaten zu seinen
Gunsten. Durch Corts Erfindung wurde es erst unabhängig von der
Holzkohle und konnte seinen nationalen Reichtum an Eisen und
Steinkohlen unbeschränkt ausbeuten. Wie sein Reichtum an diesen
Stoffen fast unermesslich war, so öffnete sich auch der Eisenindustrie
ein unermessliches Feld. Dazu kam Watts herrliche Erfindung der
Dampfmaschine, welche tausend Menschenkräfte auf einen Punkt zu
vereinigen vermochte, welche ungemessene Kräfte erschloss und ihnen
Freizügigkeit gab. Denn die Dampfmaschine war nicht, wie das
Wasserrad, an eine Örtlichkeit gebunden, überall konnte sie stehen,
überall ihre Riesenkraft entfalten. Aber auch hier war die Stein-

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Puddelprozeſs.
alles Eisen in der Schweiſshitze durch gefurchte Walzen (groved
rollers) zu walzen, ist ausschlieſslich meine Erfindung.

Werden Eisen und Stahl in dieser Weise hergestellt und ver-
arbeitet unter Anwendung so wirkungsvoller Hitze und Maschinen-
kraft, so werden sie von den Unreinigkeiten und Beimengungen
gereinigt, welche bei dem gewöhnlichen Herstellungsverfahren darin
verbleiben.

Der Stahl ist von vorzüglicher Güte und man wird finden, daſs
das Eisen gut und zäh ist, sowohl in Stangen als verarbeitet, lang
oder kurz und in jeder Form von Handelseisen, einerlei ob das Eisen
ursprünglich rotbrüchiger oder kaltbrüchiger Natur war. Cementstahl,
einerlei ob er aus Eisen, welches nach obigem Verfahren oder aus
paketiertem und geschweiſstem Eisen, welches in Weiſsglut durch
kannelierte Walzen ausgewalzt, nach dem von mir erfundenen Ver-
fahren hergestellt und in einem gewöhnlichen Schneidewerk geschnitten
wurde, ist dem aus gefrischtem Hammereisen an Güte gleich.

Das Wesen dieser Erfindung und Vervollkommnung
besteht in einer wirkungsvolleren Verwendung von Hitze
und Maschinenkraft
, wie ich es beschrieben habe und wie sie
vordem nicht angewendet wurde und im Widerspruch mit den allge-
meinen Ansichten der Eisenhüttenleute stand. Mein Verfahren kann
durchgeführt werden ohne Anwendung von Frischherden, Holzkohlen,
Koks, Heizfeuer (chaffery), Haubenfeuer (hollow-fire), ohne Anwendung
von Wind, von Bälgen oder Cylindern oder von Fluſsmitteln. Die
ganze Operation kann in einem oder in mehreren Öfen ausgeführt
werden, je nach der Menge, die man fertig machen will.“

Dies war die glänzende Erfindung, welche Cort in wenig Jahren
nicht nur erdacht, sondern auch mit glänzendem Erfolge praktisch
ausgeführt hatte. Sie entschied mit einem Male den Konkurrenz-
kampf Englands mit den übrigen Eisenindustriestaaten zu seinen
Gunsten. Durch Corts Erfindung wurde es erst unabhängig von der
Holzkohle und konnte seinen nationalen Reichtum an Eisen und
Steinkohlen unbeschränkt ausbeuten. Wie sein Reichtum an diesen
Stoffen fast unermeſslich war, so öffnete sich auch der Eisenindustrie
ein unermeſsliches Feld. Dazu kam Watts herrliche Erfindung der
Dampfmaschine, welche tausend Menschenkräfte auf einen Punkt zu
vereinigen vermochte, welche ungemessene Kräfte erschloſs und ihnen
Freizügigkeit gab. Denn die Dampfmaschine war nicht, wie das
Wasserrad, an eine Örtlichkeit gebunden, überall konnte sie stehen,
überall ihre Riesenkraft entfalten. Aber auch hier war die Stein-

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[691/0705] Puddelprozeſs. alles Eisen in der Schweiſshitze durch gefurchte Walzen (groved rollers) zu walzen, ist ausschlieſslich meine Erfindung. Werden Eisen und Stahl in dieser Weise hergestellt und ver- arbeitet unter Anwendung so wirkungsvoller Hitze und Maschinen- kraft, so werden sie von den Unreinigkeiten und Beimengungen gereinigt, welche bei dem gewöhnlichen Herstellungsverfahren darin verbleiben. Der Stahl ist von vorzüglicher Güte und man wird finden, daſs das Eisen gut und zäh ist, sowohl in Stangen als verarbeitet, lang oder kurz und in jeder Form von Handelseisen, einerlei ob das Eisen ursprünglich rotbrüchiger oder kaltbrüchiger Natur war. Cementstahl, einerlei ob er aus Eisen, welches nach obigem Verfahren oder aus paketiertem und geschweiſstem Eisen, welches in Weiſsglut durch kannelierte Walzen ausgewalzt, nach dem von mir erfundenen Ver- fahren hergestellt und in einem gewöhnlichen Schneidewerk geschnitten wurde, ist dem aus gefrischtem Hammereisen an Güte gleich. Das Wesen dieser Erfindung und Vervollkommnung besteht in einer wirkungsvolleren Verwendung von Hitze und Maschinenkraft, wie ich es beschrieben habe und wie sie vordem nicht angewendet wurde und im Widerspruch mit den allge- meinen Ansichten der Eisenhüttenleute stand. Mein Verfahren kann durchgeführt werden ohne Anwendung von Frischherden, Holzkohlen, Koks, Heizfeuer (chaffery), Haubenfeuer (hollow-fire), ohne Anwendung von Wind, von Bälgen oder Cylindern oder von Fluſsmitteln. Die ganze Operation kann in einem oder in mehreren Öfen ausgeführt werden, je nach der Menge, die man fertig machen will.“ Dies war die glänzende Erfindung, welche Cort in wenig Jahren nicht nur erdacht, sondern auch mit glänzendem Erfolge praktisch ausgeführt hatte. Sie entschied mit einem Male den Konkurrenz- kampf Englands mit den übrigen Eisenindustriestaaten zu seinen Gunsten. Durch Corts Erfindung wurde es erst unabhängig von der Holzkohle und konnte seinen nationalen Reichtum an Eisen und Steinkohlen unbeschränkt ausbeuten. Wie sein Reichtum an diesen Stoffen fast unermeſslich war, so öffnete sich auch der Eisenindustrie ein unermeſsliches Feld. Dazu kam Watts herrliche Erfindung der Dampfmaschine, welche tausend Menschenkräfte auf einen Punkt zu vereinigen vermochte, welche ungemessene Kräfte erschloſs und ihnen Freizügigkeit gab. Denn die Dampfmaschine war nicht, wie das Wasserrad, an eine Örtlichkeit gebunden, überall konnte sie stehen, überall ihre Riesenkraft entfalten. Aber auch hier war die Stein- 44*

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 691. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/705>, abgerufen am 25.11.2024.