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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Frischfeuer 1775 bis 1800.
in Hollenstein ein verbessertes Frischverfahren einführte, welches
Eingang fand und sich allmählich auf die österreichischen und stei-
rischen Nachbarwerke ausdehnte, bis es endlich auch auf allen haupt-
gewerkschaftlichen Hütten eingeführt wurde. Dieses Verfahren ist
bekannt als österreichische Schwallarbeit.

Der Herd war dabei mit Zacken oder Abbrändern ausgesetzt und hatte die
folgenden Masse 1):

Länge der Herdgrube oben 27 Zoll, unten 22 Zoll, Breite der Formwand
oben 18 Zoll, am Boden 13 Zoll, die Windseite war um 2 Zoll breiter. Höhe
vom Rande des Sinterbleches bis zum Schwallboden 14 Zoll, vom Formabbrande
bis dahin 11 Zoll, von der Formmündung 8 bis 9 Zoll. Der Formabbrand stand
senkrecht oder war 1 Zoll in die Grube geneigt, das Sinterblech auf der Arbeits-
seite 31/2 Zoll und der Wolfabbrand auf der Hinterseite 11/2 Zoll aus der Grube
geneigt. Die Form oder das Esseisen lag 4 Zoll über, die Düsen 41/2 Zoll zurück;
das Stechen der Form 24 bis 26 Grad. Das Formmaul war halbrund und Zoll
breit und hoch.

Das Charakteristische dieser Frischmethode war die Herstellung des Herd-
bodens aus Schlacken (Schwall). Zu diesem Zwecke wurde die Herdgrube erst
bis auf 13 bis 14 Zoll vom Rande des Formabbrandes entfernt mit zerkleinerter
Frischschlacke gefüllt, die geebnet die Unterlage des Schwallbodens bildete.
Diese Unterlage war 3 bis 5 Zoll dick. Hierauf wurde aus grossen Stücken garer
Schlacke oder Schwall der Herdboden hergestellt, ähnlich wie ein Steinpflaster.
Die Oberfläche musste ganz eben sein, die Zwischenräume wurden mit kleinen
Stücken und zuletzt mit fein gepochter Schlacke sorgfältig hergestellt. War dieser
Schwallboden gut gemacht, so war es nicht nötig, ihn vor dem Frischen fest-
zuschmelzen, indem dies dann bei der ersten Charge von selbst geschah. Ein
gut hergestellter Schwallboden konnte Monate lang halten, indem man ihn bei
der Arbeit selbst immer nach Wunsch regulieren, ihn erhöhen oder erniedrigen
konnte. Die Decke des Schwallbodens betrug 6 bis 7 Zoll. Der Frischer musste
fortwährend auf den ordnungsmässigen Zustand des Schwallbodens acht geben.
Bei normalem Gange sollte er sich bei der Arbeit 1 bis 2 Zoll tief erweichen.
Die gare Schlacke des Schwallbodens wirkte zum Frischen mit. Bei zu grosser
Hitze im Herde, oder zu starker Neigung der Form war aber immer die Gefahr
vorhanden, dass der Schwallboden an einer Stelle durchschmolz oder sich ganz
auflöste. Dies nannte man das weiche Durchzerennen. Es passierte nur uner-
fahrenen oder unaufmerksamen Frischern. Grösser war die Gefahr, dass das
Roheisen zu rasch niederschmolz und das hitzige Eisen und die rohe Schlacke
auflösend auf den Schwallboden wirkten, was man das rohe Durchzerennen
nannte. Hiergegen musste der Arbeiter fortwährend auf der Hut sein. Er half
sich durch Einstellen der Arbeit, Ausräumen des Herdes, Einbetten frischer
Schwallstücke und Aufgiessen von kaltem Wasser.

Das geeignetste Roheisen für die Schwallarbeit war der grossluckige Floss.
Bei grellerem Eisen musste man das Einschmelzen verlangsamen, bei weicherem
Eisen es beschleunigen, dagegen die darauf folgenden Processe verzögern. Das
Roheisen wurde in unregelmässigen Stücken, den Flossenbrocken, eingesetzt. Die
Arbeit zerfiel in fünf Abteilungen:

1. die Vorbereitung des Herdes;
2. das Ausheizen;
3. die Bildung des Zerenn- oder Frischbodens;
4. das eigentliche Zerennen oder Frischen, und
5. das Zu- oder Nachzerennen.

1) Siehe Tunner, Der wohlunterrichtete Hammermeister, Bd. II, S. 54.

Frischfeuer 1775 bis 1800.
in Hollenstein ein verbessertes Frischverfahren einführte, welches
Eingang fand und sich allmählich auf die österreichischen und stei-
rischen Nachbarwerke ausdehnte, bis es endlich auch auf allen haupt-
gewerkschaftlichen Hütten eingeführt wurde. Dieses Verfahren ist
bekannt als österreichische Schwallarbeit.

Der Herd war dabei mit Zacken oder Abbrändern ausgesetzt und hatte die
folgenden Maſse 1):

Länge der Herdgrube oben 27 Zoll, unten 22 Zoll, Breite der Formwand
oben 18 Zoll, am Boden 13 Zoll, die Windseite war um 2 Zoll breiter. Höhe
vom Rande des Sinterbleches bis zum Schwallboden 14 Zoll, vom Formabbrande
bis dahin 11 Zoll, von der Formmündung 8 bis 9 Zoll. Der Formabbrand stand
senkrecht oder war 1 Zoll in die Grube geneigt, das Sinterblech auf der Arbeits-
seite 3½ Zoll und der Wolfabbrand auf der Hinterseite 1½ Zoll aus der Grube
geneigt. Die Form oder das Eſseisen lag 4 Zoll über, die Düsen 4½ Zoll zurück;
das Stechen der Form 24 bis 26 Grad. Das Formmaul war halbrund und Zoll
breit und hoch.

Das Charakteristische dieser Frischmethode war die Herstellung des Herd-
bodens aus Schlacken (Schwall). Zu diesem Zwecke wurde die Herdgrube erst
bis auf 13 bis 14 Zoll vom Rande des Formabbrandes entfernt mit zerkleinerter
Frischschlacke gefüllt, die geebnet die Unterlage des Schwallbodens bildete.
Diese Unterlage war 3 bis 5 Zoll dick. Hierauf wurde aus groſsen Stücken garer
Schlacke oder Schwall der Herdboden hergestellt, ähnlich wie ein Steinpflaster.
Die Oberfläche muſste ganz eben sein, die Zwischenräume wurden mit kleinen
Stücken und zuletzt mit fein gepochter Schlacke sorgfältig hergestellt. War dieser
Schwallboden gut gemacht, so war es nicht nötig, ihn vor dem Frischen fest-
zuschmelzen, indem dies dann bei der ersten Charge von selbst geschah. Ein
gut hergestellter Schwallboden konnte Monate lang halten, indem man ihn bei
der Arbeit selbst immer nach Wunsch regulieren, ihn erhöhen oder erniedrigen
konnte. Die Decke des Schwallbodens betrug 6 bis 7 Zoll. Der Frischer muſste
fortwährend auf den ordnungsmäſsigen Zustand des Schwallbodens acht geben.
Bei normalem Gange sollte er sich bei der Arbeit 1 bis 2 Zoll tief erweichen.
Die gare Schlacke des Schwallbodens wirkte zum Frischen mit. Bei zu groſser
Hitze im Herde, oder zu starker Neigung der Form war aber immer die Gefahr
vorhanden, daſs der Schwallboden an einer Stelle durchschmolz oder sich ganz
auflöste. Dies nannte man das weiche Durchzerennen. Es passierte nur uner-
fahrenen oder unaufmerksamen Frischern. Gröſser war die Gefahr, daſs das
Roheisen zu rasch niederschmolz und das hitzige Eisen und die rohe Schlacke
auflösend auf den Schwallboden wirkten, was man das rohe Durchzerennen
nannte. Hiergegen muſste der Arbeiter fortwährend auf der Hut sein. Er half
sich durch Einstellen der Arbeit, Ausräumen des Herdes, Einbetten frischer
Schwallstücke und Aufgieſsen von kaltem Wasser.

Das geeignetste Roheisen für die Schwallarbeit war der groſsluckige Floſs.
Bei grellerem Eisen muſste man das Einschmelzen verlangsamen, bei weicherem
Eisen es beschleunigen, dagegen die darauf folgenden Processe verzögern. Das
Roheisen wurde in unregelmäſsigen Stücken, den Flossenbrocken, eingesetzt. Die
Arbeit zerfiel in fünf Abteilungen:

1. die Vorbereitung des Herdes;
2. das Ausheizen;
3. die Bildung des Zerenn- oder Frischbodens;
4. das eigentliche Zerennen oder Frischen, und
5. das Zu- oder Nachzerennen.

1) Siehe Tunner, Der wohlunterrichtete Hammermeister, Bd. II, S. 54.
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[677/0691] Frischfeuer 1775 bis 1800. in Hollenstein ein verbessertes Frischverfahren einführte, welches Eingang fand und sich allmählich auf die österreichischen und stei- rischen Nachbarwerke ausdehnte, bis es endlich auch auf allen haupt- gewerkschaftlichen Hütten eingeführt wurde. Dieses Verfahren ist bekannt als österreichische Schwallarbeit. Der Herd war dabei mit Zacken oder Abbrändern ausgesetzt und hatte die folgenden Maſse 1): Länge der Herdgrube oben 27 Zoll, unten 22 Zoll, Breite der Formwand oben 18 Zoll, am Boden 13 Zoll, die Windseite war um 2 Zoll breiter. Höhe vom Rande des Sinterbleches bis zum Schwallboden 14 Zoll, vom Formabbrande bis dahin 11 Zoll, von der Formmündung 8 bis 9 Zoll. Der Formabbrand stand senkrecht oder war 1 Zoll in die Grube geneigt, das Sinterblech auf der Arbeits- seite 3½ Zoll und der Wolfabbrand auf der Hinterseite 1½ Zoll aus der Grube geneigt. Die Form oder das Eſseisen lag 4 Zoll über, die Düsen 4½ Zoll zurück; das Stechen der Form 24 bis 26 Grad. Das Formmaul war halbrund und [FORMEL] Zoll breit und hoch. Das Charakteristische dieser Frischmethode war die Herstellung des Herd- bodens aus Schlacken (Schwall). Zu diesem Zwecke wurde die Herdgrube erst bis auf 13 bis 14 Zoll vom Rande des Formabbrandes entfernt mit zerkleinerter Frischschlacke gefüllt, die geebnet die Unterlage des Schwallbodens bildete. Diese Unterlage war 3 bis 5 Zoll dick. Hierauf wurde aus groſsen Stücken garer Schlacke oder Schwall der Herdboden hergestellt, ähnlich wie ein Steinpflaster. Die Oberfläche muſste ganz eben sein, die Zwischenräume wurden mit kleinen Stücken und zuletzt mit fein gepochter Schlacke sorgfältig hergestellt. War dieser Schwallboden gut gemacht, so war es nicht nötig, ihn vor dem Frischen fest- zuschmelzen, indem dies dann bei der ersten Charge von selbst geschah. Ein gut hergestellter Schwallboden konnte Monate lang halten, indem man ihn bei der Arbeit selbst immer nach Wunsch regulieren, ihn erhöhen oder erniedrigen konnte. Die Decke des Schwallbodens betrug 6 bis 7 Zoll. Der Frischer muſste fortwährend auf den ordnungsmäſsigen Zustand des Schwallbodens acht geben. Bei normalem Gange sollte er sich bei der Arbeit 1 bis 2 Zoll tief erweichen. Die gare Schlacke des Schwallbodens wirkte zum Frischen mit. Bei zu groſser Hitze im Herde, oder zu starker Neigung der Form war aber immer die Gefahr vorhanden, daſs der Schwallboden an einer Stelle durchschmolz oder sich ganz auflöste. Dies nannte man das weiche Durchzerennen. Es passierte nur uner- fahrenen oder unaufmerksamen Frischern. Gröſser war die Gefahr, daſs das Roheisen zu rasch niederschmolz und das hitzige Eisen und die rohe Schlacke auflösend auf den Schwallboden wirkten, was man das rohe Durchzerennen nannte. Hiergegen muſste der Arbeiter fortwährend auf der Hut sein. Er half sich durch Einstellen der Arbeit, Ausräumen des Herdes, Einbetten frischer Schwallstücke und Aufgieſsen von kaltem Wasser. Das geeignetste Roheisen für die Schwallarbeit war der groſsluckige Floſs. Bei grellerem Eisen muſste man das Einschmelzen verlangsamen, bei weicherem Eisen es beschleunigen, dagegen die darauf folgenden Processe verzögern. Das Roheisen wurde in unregelmäſsigen Stücken, den Flossenbrocken, eingesetzt. Die Arbeit zerfiel in fünf Abteilungen: 1. die Vorbereitung des Herdes; 2. das Ausheizen; 3. die Bildung des Zerenn- oder Frischbodens; 4. das eigentliche Zerennen oder Frischen, und 5. das Zu- oder Nachzerennen. 1) Siehe Tunner, Der wohlunterrichtete Hammermeister, Bd. II, S. 54.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 677. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/691>, abgerufen am 25.11.2024.