Plätzen erhalten. Ein solcher alter Zehntnerherd war bei Uslar, der von höchst primitiver Konstruktion war. Er hatte weder einen eisernen Boden, noch eiserne Seitenzacken. Die Herdgrube wurde vielmehr aus feuchter Stübbe, ähnlich wie ein Garherd, geschlagen und die Seitenwände nur zum Schutz gegen das Einwerfen der Beschickung oben mit eisernen Platten abgedeckt. Die Breite von Form- zur Windseite betrug 21 Zoll, die Tiefe bis zur Mitte des Gestübbebodens 12 Zoll. Formlage und Formmaul waren wie bei einem Frischfeuer. Die Bälge waren kleiner, wechselten aber rascher. Beim Anlassen wurden vier Mass kleine Kohlen von Zweigen und schwachen Ästen von Laubholz (Grubenkohlen) aufgegeben und dann vier Schaufeln ganz fein gepochter Frischschlacke darüber gebreitet. Hierauf gab man wieder Kohlen u. s. w., so dass man etwa 8 Ctr. Schlacke in 51/2 Stunden durchsetzte. Anfangs blies man langsam, zuletzt rasch, damit in der Masse eine Scheidung erfolgte und die kleine Luppe von 11/4 bis 13/4 Ctr. Gewicht sich ansammelte. Die Luppe oder der Deul wurde unter dem "Centnerhammer", einem Stab- hammer, fertig gemacht und ausgeschmiedet.
Weil dieses Zerenneisen aber meist noch roh und undicht war, so wurde es gewöhnlich noch einmal im Frischherd geschmolzen und gab dann ein sehr gutes Eisen. Die Arbeit erforderte einen sehr rohen Gang und wurden zuletzt oft Schlacken abgelassen.
Dieses Verfahren wurde auf Rinmans Empfehlung in Schweden eingeführt und dort verbessert.
In Schlesien befanden sich nach Karstens Angabe im Jahre 1780 noch 17, 1790 noch 10 Luppenfeuer, davon 10 in Niederschlesien und 2 in Oberschlesien. Die letzteren gingen 1798 ein; von den ersteren waren 1814 noch 4 zu Greulich, Alt-Öls, Modlau und Nieder-Leschen im Betrieb. Es wurden Rasenerze darin verschmolzen.
Eins der letzten Luppenfeuer in Oberschlesien, das des Grafen Colonna zu Tworock, hat Eversmann abgebildet, Fig. 179. Er beschreibt es als ein Ding, wie eine märkische Ambossschmiede, nur dass der Herd eine in Kohlengestübbe gemachte grössere und ungefähr 1 bis 11/2 Fuss tiefe Öffnung hatte. Die Eisenerze von Tarnowitz, welche leichtflüssig sind, wurden ohne weitere Vorbereitung in einen Handkübel voll Wasser geschüttet, dass sie etwas zusammenklebten und so mit dem Wasser auf dieses Feuer geschüttet, vor dem zwei grosse Frischbälge mit ziemlich stechender Form lagen. So wie sie niedergegangen waren, wurden wieder frische aufgethan und die Kohlen angeschürt, bis eine Luppe von ungefähr 150 Pfund im Feuer
Luppenfeuer.
Plätzen erhalten. Ein solcher alter Zehntnerherd war bei Uslar, der von höchst primitiver Konstruktion war. Er hatte weder einen eisernen Boden, noch eiserne Seitenzacken. Die Herdgrube wurde vielmehr aus feuchter Stübbe, ähnlich wie ein Garherd, geschlagen und die Seitenwände nur zum Schutz gegen das Einwerfen der Beschickung oben mit eisernen Platten abgedeckt. Die Breite von Form- zur Windseite betrug 21 Zoll, die Tiefe bis zur Mitte des Gestübbebodens 12 Zoll. Formlage und Formmaul waren wie bei einem Frischfeuer. Die Bälge waren kleiner, wechselten aber rascher. Beim Anlassen wurden vier Maſs kleine Kohlen von Zweigen und schwachen Ästen von Laubholz (Grubenkohlen) aufgegeben und dann vier Schaufeln ganz fein gepochter Frischschlacke darüber gebreitet. Hierauf gab man wieder Kohlen u. s. w., so daſs man etwa 8 Ctr. Schlacke in 5½ Stunden durchsetzte. Anfangs blies man langsam, zuletzt rasch, damit in der Masse eine Scheidung erfolgte und die kleine Luppe von 1¼ bis 1¾ Ctr. Gewicht sich ansammelte. Die Luppe oder der Deul wurde unter dem „Centnerhammer“, einem Stab- hammer, fertig gemacht und ausgeschmiedet.
Weil dieses Zerenneisen aber meist noch roh und undicht war, so wurde es gewöhnlich noch einmal im Frischherd geschmolzen und gab dann ein sehr gutes Eisen. Die Arbeit erforderte einen sehr rohen Gang und wurden zuletzt oft Schlacken abgelassen.
Dieses Verfahren wurde auf Rinmans Empfehlung in Schweden eingeführt und dort verbessert.
In Schlesien befanden sich nach Karstens Angabe im Jahre 1780 noch 17, 1790 noch 10 Luppenfeuer, davon 10 in Niederschlesien und 2 in Oberschlesien. Die letzteren gingen 1798 ein; von den ersteren waren 1814 noch 4 zu Greulich, Alt-Öls, Modlau und Nieder-Leschen im Betrieb. Es wurden Rasenerze darin verschmolzen.
Eins der letzten Luppenfeuer in Oberschlesien, das des Grafen Colonna zu Tworock, hat Eversmann abgebildet, Fig. 179. Er beschreibt es als ein Ding, wie eine märkische Amboſsschmiede, nur daſs der Herd eine in Kohlengestübbe gemachte gröſsere und ungefähr 1 bis 1½ Fuſs tiefe Öffnung hatte. Die Eisenerze von Tarnowitz, welche leichtflüssig sind, wurden ohne weitere Vorbereitung in einen Handkübel voll Wasser geschüttet, daſs sie etwas zusammenklebten und so mit dem Wasser auf dieses Feuer geschüttet, vor dem zwei groſse Frischbälge mit ziemlich stechender Form lagen. So wie sie niedergegangen waren, wurden wieder frische aufgethan und die Kohlen angeschürt, bis eine Luppe von ungefähr 150 Pfund im Feuer
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0664"n="650"/><fwplace="top"type="header">Luppenfeuer.</fw><lb/>
Plätzen erhalten. Ein solcher alter Zehntnerherd war bei Uslar,<lb/>
der von höchst primitiver Konstruktion war. Er hatte weder einen<lb/>
eisernen Boden, noch eiserne Seitenzacken. Die Herdgrube wurde<lb/>
vielmehr aus feuchter Stübbe, ähnlich wie ein Garherd, geschlagen<lb/>
und die Seitenwände nur zum Schutz gegen das Einwerfen der<lb/>
Beschickung oben mit eisernen Platten abgedeckt. Die Breite von<lb/>
Form- zur Windseite <hirendition="#g">betrug</hi> 21 Zoll, die Tiefe bis zur Mitte des<lb/>
Gestübbebodens 12 Zoll. Formlage und Formmaul waren wie bei<lb/>
einem Frischfeuer. Die Bälge waren kleiner, wechselten aber rascher.<lb/>
Beim Anlassen wurden vier Maſs kleine Kohlen von Zweigen und<lb/>
schwachen Ästen von Laubholz (Grubenkohlen) aufgegeben und dann<lb/>
vier Schaufeln ganz fein gepochter Frischschlacke darüber gebreitet.<lb/>
Hierauf gab man wieder Kohlen u. s. w., so daſs man etwa 8 Ctr.<lb/>
Schlacke in 5½ Stunden durchsetzte. Anfangs blies man langsam,<lb/>
zuletzt rasch, damit in der Masse eine Scheidung erfolgte und die<lb/>
kleine Luppe von 1¼ bis 1¾ Ctr. Gewicht sich ansammelte. Die<lb/>
Luppe oder der Deul wurde unter dem „Centnerhammer“, einem Stab-<lb/>
hammer, fertig gemacht und ausgeschmiedet.</p><lb/><p>Weil dieses Zerenneisen aber meist noch roh und undicht war,<lb/>
so wurde es gewöhnlich noch einmal im Frischherd geschmolzen und<lb/>
gab dann ein sehr gutes Eisen. Die Arbeit erforderte einen sehr<lb/>
rohen Gang und wurden zuletzt oft Schlacken abgelassen.</p><lb/><p>Dieses Verfahren wurde auf <hirendition="#g">Rinmans</hi> Empfehlung in Schweden<lb/>
eingeführt und dort verbessert.</p><lb/><p>In Schlesien befanden sich nach <hirendition="#g">Karstens</hi> Angabe im Jahre 1780<lb/>
noch 17, 1790 noch 10 Luppenfeuer, davon 10 in Niederschlesien und<lb/>
2 in Oberschlesien. Die letzteren gingen 1798 ein; von den ersteren<lb/>
waren 1814 noch 4 zu Greulich, Alt-Öls, Modlau und Nieder-Leschen<lb/>
im Betrieb. Es wurden Rasenerze darin verschmolzen.</p><lb/><p>Eins der letzten Luppenfeuer in <hirendition="#g">Oberschlesien</hi>, das des Grafen<lb/><hirendition="#g">Colonna</hi> zu Tworock, hat <hirendition="#g">Eversmann</hi> abgebildet, Fig. 179. Er<lb/>
beschreibt es als ein Ding, wie eine märkische Amboſsschmiede, nur<lb/>
daſs der Herd eine in Kohlengestübbe gemachte gröſsere und ungefähr<lb/>
1 bis 1½ Fuſs tiefe Öffnung hatte. Die Eisenerze von Tarnowitz,<lb/>
welche leichtflüssig sind, wurden ohne weitere Vorbereitung in einen<lb/>
Handkübel voll Wasser geschüttet, daſs sie etwas zusammenklebten<lb/>
und so mit dem Wasser auf dieses Feuer geschüttet, vor dem zwei<lb/>
groſse Frischbälge mit ziemlich stechender Form lagen. So wie sie<lb/>
niedergegangen waren, wurden wieder frische aufgethan und die<lb/>
Kohlen angeschürt, bis eine Luppe von ungefähr 150 Pfund im Feuer<lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[650/0664]
Luppenfeuer.
Plätzen erhalten. Ein solcher alter Zehntnerherd war bei Uslar,
der von höchst primitiver Konstruktion war. Er hatte weder einen
eisernen Boden, noch eiserne Seitenzacken. Die Herdgrube wurde
vielmehr aus feuchter Stübbe, ähnlich wie ein Garherd, geschlagen
und die Seitenwände nur zum Schutz gegen das Einwerfen der
Beschickung oben mit eisernen Platten abgedeckt. Die Breite von
Form- zur Windseite betrug 21 Zoll, die Tiefe bis zur Mitte des
Gestübbebodens 12 Zoll. Formlage und Formmaul waren wie bei
einem Frischfeuer. Die Bälge waren kleiner, wechselten aber rascher.
Beim Anlassen wurden vier Maſs kleine Kohlen von Zweigen und
schwachen Ästen von Laubholz (Grubenkohlen) aufgegeben und dann
vier Schaufeln ganz fein gepochter Frischschlacke darüber gebreitet.
Hierauf gab man wieder Kohlen u. s. w., so daſs man etwa 8 Ctr.
Schlacke in 5½ Stunden durchsetzte. Anfangs blies man langsam,
zuletzt rasch, damit in der Masse eine Scheidung erfolgte und die
kleine Luppe von 1¼ bis 1¾ Ctr. Gewicht sich ansammelte. Die
Luppe oder der Deul wurde unter dem „Centnerhammer“, einem Stab-
hammer, fertig gemacht und ausgeschmiedet.
Weil dieses Zerenneisen aber meist noch roh und undicht war,
so wurde es gewöhnlich noch einmal im Frischherd geschmolzen und
gab dann ein sehr gutes Eisen. Die Arbeit erforderte einen sehr
rohen Gang und wurden zuletzt oft Schlacken abgelassen.
Dieses Verfahren wurde auf Rinmans Empfehlung in Schweden
eingeführt und dort verbessert.
In Schlesien befanden sich nach Karstens Angabe im Jahre 1780
noch 17, 1790 noch 10 Luppenfeuer, davon 10 in Niederschlesien und
2 in Oberschlesien. Die letzteren gingen 1798 ein; von den ersteren
waren 1814 noch 4 zu Greulich, Alt-Öls, Modlau und Nieder-Leschen
im Betrieb. Es wurden Rasenerze darin verschmolzen.
Eins der letzten Luppenfeuer in Oberschlesien, das des Grafen
Colonna zu Tworock, hat Eversmann abgebildet, Fig. 179. Er
beschreibt es als ein Ding, wie eine märkische Amboſsschmiede, nur
daſs der Herd eine in Kohlengestübbe gemachte gröſsere und ungefähr
1 bis 1½ Fuſs tiefe Öffnung hatte. Die Eisenerze von Tarnowitz,
welche leichtflüssig sind, wurden ohne weitere Vorbereitung in einen
Handkübel voll Wasser geschüttet, daſs sie etwas zusammenklebten
und so mit dem Wasser auf dieses Feuer geschüttet, vor dem zwei
groſse Frischbälge mit ziemlich stechender Form lagen. So wie sie
niedergegangen waren, wurden wieder frische aufgethan und die
Kohlen angeschürt, bis eine Luppe von ungefähr 150 Pfund im Feuer
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 650. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/664>, abgerufen am 29.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.