erhitzte man die Bleche, Stäbe u. s. w. zur Rotglut, um sie weiter zu verarbeiten. Ein solcher Ofen findet sich schon bei Swedenborg auf der Abbildung eines Eisenschneidewerks Bd. II, S. 953 dargestellt. Polhem und Rinman verbesserten diese Öfen. Polhem führte sie auf seiner Metallfabrik zu Stjernsund ein und Rinman gab in den Abhandlungen der Schwedischen Akademie von 1764 eine Beschrei- bung solcher Blechglühöfen. In Deutschland kamen diese Blech- glühöfen erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts in Aufnahme. Fig. 175 stellt einen Blechglühofen aus der angegebenen Zeit vom Harz dar, der nach Tiemann eigentlich ein "englischer Reverberierofen" ist.
[Abbildung]
Fig. 175.
G ist die Hauptesse, E ist ein kleiner Schornstein über der Einsatzthür zum Wegführen des Rauches. Auf dem Boden des gewölbten Glühherdes F liegen starke eiserne Rostbalken k k, auf welche die Bleche aufgelegt werden 1). Die Feuerung geschah mit Holz. -- Die Glühöfen zum Ausglühen der Stäbe waren von ähnlicher Konstruktion, nur län- ger und schmäler.
In Sibirien bediente man sich ähnlicher Öfen zum Glühen des harten Eisens, um es dadurch weicher zu machen 2).
Einen eigenartigen Draht- glühofen von Mägdesprung hat Stünkel beschrieben 3). Es war ein runder, innen und aussen von gebrannten Thonziegeln her- gestellter Ofen. Die innere Weite betrug 4 Fuss und die Höhe vom Roste an gerechnet 9 Fuss; oben war er rund zugewölbt, nur eine 6 Zoll weite Öffnung, die als Schornstein diente, befand sich in der Decke. Der Rost war 12 Zoll über der mit Steinen gepflasterten Sohle des Ofens angebracht; unter demselben war der Aschenfall. 11/2 Fuss über dem Roste gingen vier vierkantige eiserne Stäbe von
1) Vergl. auch Hoffmann, Neues Bergmännisches Journal 1802, S. 255.
2) Ein solcher Ofen ist abgebildet in Hermann, Über die Frage: Worin besteht der Unterschied zwischen Roheisen und Frischeisen, Tab. II, Fig. 3.
3) Siehe Stünkel, Eisenhütten am Harz, S. 345.
Werkzeugmaschinen. Öfen.
erhitzte man die Bleche, Stäbe u. s. w. zur Rotglut, um sie weiter zu verarbeiten. Ein solcher Ofen findet sich schon bei Swedenborg auf der Abbildung eines Eisenschneidewerks Bd. II, S. 953 dargestellt. Polhem und Rinman verbesserten diese Öfen. Polhem führte sie auf seiner Metallfabrik zu Stjernsund ein und Rinman gab in den Abhandlungen der Schwedischen Akademie von 1764 eine Beschrei- bung solcher Blechglühöfen. In Deutschland kamen diese Blech- glühöfen erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts in Aufnahme. Fig. 175 stellt einen Blechglühofen aus der angegebenen Zeit vom Harz dar, der nach Tiemann eigentlich ein „englischer Reverberierofen“ ist.
[Abbildung]
Fig. 175.
G ist die Hauptesse, E ist ein kleiner Schornstein über der Einsatzthür zum Wegführen des Rauches. Auf dem Boden des gewölbten Glühherdes F liegen starke eiserne Rostbalken k k, auf welche die Bleche aufgelegt werden 1). Die Feuerung geschah mit Holz. — Die Glühöfen zum Ausglühen der Stäbe waren von ähnlicher Konstruktion, nur län- ger und schmäler.
In Sibirien bediente man sich ähnlicher Öfen zum Glühen des harten Eisens, um es dadurch weicher zu machen 2).
Einen eigenartigen Draht- glühofen von Mägdesprung hat Stünkel beschrieben 3). Es war ein runder, innen und auſsen von gebrannten Thonziegeln her- gestellter Ofen. Die innere Weite betrug 4 Fuſs und die Höhe vom Roste an gerechnet 9 Fuſs; oben war er rund zugewölbt, nur eine 6 Zoll weite Öffnung, die als Schornstein diente, befand sich in der Decke. Der Rost war 12 Zoll über der mit Steinen gepflasterten Sohle des Ofens angebracht; unter demselben war der Aschenfall. 1½ Fuſs über dem Roste gingen vier vierkantige eiserne Stäbe von
1) Vergl. auch Hoffmann, Neues Bergmännisches Journal 1802, S. 255.
2) Ein solcher Ofen ist abgebildet in Hermann, Über die Frage: Worin besteht der Unterschied zwischen Roheisen und Frischeisen, Tab. II, Fig. 3.
3) Siehe Stünkel, Eisenhütten am Harz, S. 345.
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Werkzeugmaschinen. Öfen.
erhitzte man die Bleche, Stäbe u. s. w. zur Rotglut, um sie weiter
zu verarbeiten. Ein solcher Ofen findet sich schon bei Swedenborg
auf der Abbildung eines Eisenschneidewerks Bd. II, S. 953 dargestellt.
Polhem und Rinman verbesserten diese Öfen. Polhem führte sie
auf seiner Metallfabrik zu Stjernsund ein und Rinman gab in den
Abhandlungen der Schwedischen Akademie von 1764 eine Beschrei-
bung solcher Blechglühöfen. In Deutschland kamen diese Blech-
glühöfen erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts in Aufnahme. Fig. 175
stellt einen Blechglühofen aus der angegebenen Zeit vom Harz dar,
der nach Tiemann eigentlich ein „englischer Reverberierofen“ ist.
[Abbildung Fig. 175.]
G ist die Hauptesse, E ist ein
kleiner Schornstein über der
Einsatzthür zum Wegführen des
Rauches. Auf dem Boden des
gewölbten Glühherdes F liegen
starke eiserne Rostbalken k k,
auf welche die Bleche aufgelegt
werden 1). Die Feuerung geschah
mit Holz. — Die Glühöfen zum
Ausglühen der Stäbe waren von
ähnlicher Konstruktion, nur län-
ger und schmäler.
In Sibirien bediente man
sich ähnlicher Öfen zum Glühen
des harten Eisens, um es dadurch
weicher zu machen 2).
Einen eigenartigen Draht-
glühofen von Mägdesprung hat
Stünkel beschrieben 3). Es war
ein runder, innen und auſsen von gebrannten Thonziegeln her-
gestellter Ofen. Die innere Weite betrug 4 Fuſs und die Höhe
vom Roste an gerechnet 9 Fuſs; oben war er rund zugewölbt, nur
eine 6 Zoll weite Öffnung, die als Schornstein diente, befand sich
in der Decke. Der Rost war 12 Zoll über der mit Steinen gepflasterten
Sohle des Ofens angebracht; unter demselben war der Aschenfall.
1½ Fuſs über dem Roste gingen vier vierkantige eiserne Stäbe von
1) Vergl. auch Hoffmann, Neues Bergmännisches Journal 1802, S. 255.
2) Ein solcher Ofen ist abgebildet in Hermann, Über die Frage: Worin
besteht der Unterschied zwischen Roheisen und Frischeisen, Tab. II, Fig. 3.
3) Siehe Stünkel, Eisenhütten am Harz, S. 345.
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 621. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/635>, abgerufen am 22.11.2024.
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