Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite

Werkzeugmaschinen. Öfen.
und den Schmelzprozess beobachten konnte. Im Herd befand sich
auch noch, ganz wie bei den Giessflammöfen, am tiefsten Punkt ein
Abstich (m). Der Herd war 7 Fuss lang und an der breitesten Stelle
3 Fuss breit.

Onions giebt in seiner Patentbeschreibung Flammöfen mit zwei
Rosten an; der Herd lag zwischen beiden erhöht.

Cort wendete zum Schweissen seiner Pakete gleichfalls einen
Flammofen an, den er balling furnace nannte und aus dem unser
Schweissofen entstanden ist.

Onions beschreibt in seinem Patent die Anwendung von künst-
lichem Wind beim Flammofen, und zwar einmal, indem derselbe unter
den Rost geleitet wird, zum Zweck einer lebhafteren Verbrennung der
Steinkohlen, also als Unterwind, und das anderemal, dass er durch
das Ofengewölbe auf die geschmolzene Eisenmasse geleitet wird zur
Beschleunigung des Frischprozesses.

Der Gedanke, die Wirkung der Hitze dadurch zu steigern, dass
man zwei oder mehrere Flammöfen miteinander verbindet, wiederholt
sich in verschiedenen Patenten. Schon John Payne beschreibt in
seinem oft erwähnten Patent von 1728 den Ofen, in welchem er seine
Eisenstäbe ausheizt, ehe er sie auswalzt, als "ein langes heisses Gewölbe"
(a long hott arch or cavern). "Das heisse Gewölbe kann eins einer
ganzen Reihe sein, welche durch Füchse miteinander und mit der
Feuerkammer am einen Ende verbunden sind, so dass die Hitze die
ganze Reihe passieren muss."

Diese Anordnung machte Robert Gardner 1788 zum Gegen-
stand eines Patentes; er nannte seinen Ofen den ständig zunehmenden
Flammofen (a new invented progressivly multiplying air furnace). Der
Patentbeschreibung sind Zeichnungen beigefügt. Die Konstruktion
beruht auf mehreren neuen Ideen, welche in der Folge praktische
Bedeutung erlangten. Der Grundgedanke ist der des Vorwärmens.
Als ersten Gesichtspunkt betont der Patentnehmer die bessere Aus-
nutzung der Kohlen und der durch diese erzeugten Hitze. Um dies
zu erreichen, soll die Flamme durch mehrere Abteilungen streichen,
von denen jede ihre besonderen Thüren zum Eintragen der Metalle
hat. In der ersten Abteilung kann man Eisen zur Schweisshitze
erhitzen, nachdem es in der zweiten Abteilung bis zur Rotglut vor-
gewärmt war. Will man die Hitze einer Abteilung steigern, so kann
man dies thun, indem man mehrere Feuerungen zusammenführt.
Wenn dies in der Weise, wie es in der Zeichnung angegeben ist,
geschah, so konnte damit freilich kein grosser Effekt erreicht werden.

Werkzeugmaschinen. Öfen.
und den Schmelzprozeſs beobachten konnte. Im Herd befand sich
auch noch, ganz wie bei den Gieſsflammöfen, am tiefsten Punkt ein
Abstich (m). Der Herd war 7 Fuſs lang und an der breitesten Stelle
3 Fuſs breit.

Onions giebt in seiner Patentbeschreibung Flammöfen mit zwei
Rosten an; der Herd lag zwischen beiden erhöht.

Cort wendete zum Schweiſsen seiner Pakete gleichfalls einen
Flammofen an, den er balling furnace nannte und aus dem unser
Schweiſsofen entstanden ist.

Onions beschreibt in seinem Patent die Anwendung von künst-
lichem Wind beim Flammofen, und zwar einmal, indem derselbe unter
den Rost geleitet wird, zum Zweck einer lebhafteren Verbrennung der
Steinkohlen, also als Unterwind, und das anderemal, daſs er durch
das Ofengewölbe auf die geschmolzene Eisenmasse geleitet wird zur
Beschleunigung des Frischprozesses.

Der Gedanke, die Wirkung der Hitze dadurch zu steigern, daſs
man zwei oder mehrere Flammöfen miteinander verbindet, wiederholt
sich in verschiedenen Patenten. Schon John Payne beschreibt in
seinem oft erwähnten Patent von 1728 den Ofen, in welchem er seine
Eisenstäbe ausheizt, ehe er sie auswalzt, als „ein langes heiſses Gewölbe“
(a long hott arch or cavern). „Das heiſse Gewölbe kann eins einer
ganzen Reihe sein, welche durch Füchse miteinander und mit der
Feuerkammer am einen Ende verbunden sind, so daſs die Hitze die
ganze Reihe passieren muſs.“

Diese Anordnung machte Robert Gardner 1788 zum Gegen-
stand eines Patentes; er nannte seinen Ofen den ständig zunehmenden
Flammofen (a new invented progressivly multiplying air furnace). Der
Patentbeschreibung sind Zeichnungen beigefügt. Die Konstruktion
beruht auf mehreren neuen Ideen, welche in der Folge praktische
Bedeutung erlangten. Der Grundgedanke ist der des Vorwärmens.
Als ersten Gesichtspunkt betont der Patentnehmer die bessere Aus-
nutzung der Kohlen und der durch diese erzeugten Hitze. Um dies
zu erreichen, soll die Flamme durch mehrere Abteilungen streichen,
von denen jede ihre besonderen Thüren zum Eintragen der Metalle
hat. In der ersten Abteilung kann man Eisen zur Schweiſshitze
erhitzen, nachdem es in der zweiten Abteilung bis zur Rotglut vor-
gewärmt war. Will man die Hitze einer Abteilung steigern, so kann
man dies thun, indem man mehrere Feuerungen zusammenführt.
Wenn dies in der Weise, wie es in der Zeichnung angegeben ist,
geschah, so konnte damit freilich kein groſser Effekt erreicht werden.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <p><pb facs="#f0633" n="619"/><fw place="top" type="header">Werkzeugmaschinen. Öfen.</fw><lb/>
und den Schmelzproze&#x017F;s beobachten konnte. Im Herd befand sich<lb/>
auch noch, ganz wie bei den Gie&#x017F;sflammöfen, am tiefsten Punkt ein<lb/>
Abstich (<hi rendition="#i">m</hi>). Der Herd war 7 Fu&#x017F;s lang und an der breitesten Stelle<lb/>
3 Fu&#x017F;s breit.</p><lb/>
                  <p><hi rendition="#g">Onions</hi> giebt in seiner Patentbeschreibung Flammöfen mit zwei<lb/>
Rosten an; der Herd lag zwischen beiden erhöht.</p><lb/>
                  <p><hi rendition="#g">Cort</hi> wendete zum Schwei&#x017F;sen seiner Pakete gleichfalls einen<lb/>
Flammofen an, den er balling furnace nannte und aus dem unser<lb/>
Schwei&#x017F;sofen entstanden ist.</p><lb/>
                  <p><hi rendition="#g">Onions</hi> beschreibt in seinem Patent die Anwendung von künst-<lb/>
lichem Wind beim Flammofen, und zwar einmal, indem derselbe unter<lb/>
den Rost geleitet wird, zum Zweck einer lebhafteren Verbrennung der<lb/>
Steinkohlen, also als Unterwind, und das anderemal, da&#x017F;s er durch<lb/>
das Ofengewölbe auf die geschmolzene Eisenmasse geleitet wird zur<lb/>
Beschleunigung des Frischprozesses.</p><lb/>
                  <p>Der Gedanke, die Wirkung der Hitze dadurch zu steigern, da&#x017F;s<lb/>
man zwei oder mehrere Flammöfen miteinander verbindet, wiederholt<lb/>
sich in verschiedenen Patenten. Schon <hi rendition="#g">John Payne</hi> beschreibt in<lb/>
seinem oft erwähnten Patent von 1728 den Ofen, in welchem er seine<lb/>
Eisenstäbe ausheizt, ehe er sie auswalzt, als &#x201E;ein langes hei&#x017F;ses Gewölbe&#x201C;<lb/>
(a long hott arch or cavern). &#x201E;Das hei&#x017F;se Gewölbe kann eins einer<lb/>
ganzen Reihe sein, welche durch Füchse miteinander und mit der<lb/>
Feuerkammer am einen Ende verbunden sind, so da&#x017F;s die Hitze die<lb/>
ganze Reihe passieren mu&#x017F;s.&#x201C;</p><lb/>
                  <p>Diese Anordnung machte <hi rendition="#g">Robert Gardner</hi> 1788 zum Gegen-<lb/>
stand eines Patentes; er nannte seinen Ofen den ständig zunehmenden<lb/>
Flammofen (a new invented progressivly multiplying air furnace). Der<lb/>
Patentbeschreibung sind Zeichnungen beigefügt. Die Konstruktion<lb/>
beruht auf mehreren neuen Ideen, welche in der Folge praktische<lb/>
Bedeutung erlangten. Der Grundgedanke ist der des Vorwärmens.<lb/>
Als ersten Gesichtspunkt betont der Patentnehmer die bessere Aus-<lb/>
nutzung der Kohlen und der durch diese erzeugten Hitze. Um dies<lb/>
zu erreichen, soll die Flamme durch mehrere Abteilungen streichen,<lb/>
von denen jede ihre besonderen Thüren zum Eintragen der Metalle<lb/>
hat. In der ersten Abteilung kann man Eisen zur Schwei&#x017F;shitze<lb/>
erhitzen, nachdem es in der zweiten Abteilung bis zur Rotglut vor-<lb/>
gewärmt war. Will man die Hitze einer Abteilung steigern, so kann<lb/>
man dies thun, indem man mehrere Feuerungen zusammenführt.<lb/>
Wenn dies in der Weise, wie es in der Zeichnung angegeben ist,<lb/>
geschah, so konnte damit freilich kein gro&#x017F;ser Effekt erreicht werden.<lb/></p>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[619/0633] Werkzeugmaschinen. Öfen. und den Schmelzprozeſs beobachten konnte. Im Herd befand sich auch noch, ganz wie bei den Gieſsflammöfen, am tiefsten Punkt ein Abstich (m). Der Herd war 7 Fuſs lang und an der breitesten Stelle 3 Fuſs breit. Onions giebt in seiner Patentbeschreibung Flammöfen mit zwei Rosten an; der Herd lag zwischen beiden erhöht. Cort wendete zum Schweiſsen seiner Pakete gleichfalls einen Flammofen an, den er balling furnace nannte und aus dem unser Schweiſsofen entstanden ist. Onions beschreibt in seinem Patent die Anwendung von künst- lichem Wind beim Flammofen, und zwar einmal, indem derselbe unter den Rost geleitet wird, zum Zweck einer lebhafteren Verbrennung der Steinkohlen, also als Unterwind, und das anderemal, daſs er durch das Ofengewölbe auf die geschmolzene Eisenmasse geleitet wird zur Beschleunigung des Frischprozesses. Der Gedanke, die Wirkung der Hitze dadurch zu steigern, daſs man zwei oder mehrere Flammöfen miteinander verbindet, wiederholt sich in verschiedenen Patenten. Schon John Payne beschreibt in seinem oft erwähnten Patent von 1728 den Ofen, in welchem er seine Eisenstäbe ausheizt, ehe er sie auswalzt, als „ein langes heiſses Gewölbe“ (a long hott arch or cavern). „Das heiſse Gewölbe kann eins einer ganzen Reihe sein, welche durch Füchse miteinander und mit der Feuerkammer am einen Ende verbunden sind, so daſs die Hitze die ganze Reihe passieren muſs.“ Diese Anordnung machte Robert Gardner 1788 zum Gegen- stand eines Patentes; er nannte seinen Ofen den ständig zunehmenden Flammofen (a new invented progressivly multiplying air furnace). Der Patentbeschreibung sind Zeichnungen beigefügt. Die Konstruktion beruht auf mehreren neuen Ideen, welche in der Folge praktische Bedeutung erlangten. Der Grundgedanke ist der des Vorwärmens. Als ersten Gesichtspunkt betont der Patentnehmer die bessere Aus- nutzung der Kohlen und der durch diese erzeugten Hitze. Um dies zu erreichen, soll die Flamme durch mehrere Abteilungen streichen, von denen jede ihre besonderen Thüren zum Eintragen der Metalle hat. In der ersten Abteilung kann man Eisen zur Schweiſshitze erhitzen, nachdem es in der zweiten Abteilung bis zur Rotglut vor- gewärmt war. Will man die Hitze einer Abteilung steigern, so kann man dies thun, indem man mehrere Feuerungen zusammenführt. Wenn dies in der Weise, wie es in der Zeichnung angegeben ist, geschah, so konnte damit freilich kein groſser Effekt erreicht werden.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/633
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 619. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/633>, abgerufen am 29.06.2024.