giesserei in England war, hat ebenfalls grosse Verdienste an den Fortschritten der Metallbearbeitung. Hier wurden zuerst die grossen eisernen Cylinder für Feuermaschinen gegossen und gebohrt. Die berühmtesten Mechaniker Englands waren am meisten darauf bedacht, die Metallbearbeitung und die Werkzeuge dazu zu verbessern. Dies gilt besonders von Smeaton, Wilkinson, Watt, Boulton und Murdock. Die durch diese Männer eingeführten Verbesserungen haben ausser- ordentlich viel zur Entwickelung des Maschinenbaues und dadurch der mechanischen Industrieen überhaupt beigetragen und den Vorsprung, welchen England im Laufe des 18. Jahrhunderts gewann, verdankt es nicht zum kleinsten Teil der Verbesserung seiner Metallbearbeitungs- werkzeuge. Leider fehlt es zu sehr an genaueren Nachrichten, um dies im einzelnen verfolgen zu können. Exakte Maschinenarbeit gab es erst, nachdem die automatischen Werkzeugmaschinen erfunden waren. Die oben beschriebenen Kanonenbohrmaschinen können als Anfang derselben betrachtet werden. Wie unvollkommen es aber noch mit dem Ausdrehen der Cylinder zu James Watts Zeit bestellt war, geht aus Watts Brief an Dr. Small hervor, in welchem er von seinem neuen 18 zölligen Cylinder schreibt: "an der übelsten Stelle übertrifft der längere Durchmesser den längeren nur (!) um 3/8 Zoll". Watt, selbst Feinmechaniker, hatte ein empfindliches Gefühl für exakte Arbeit und so lange er in Soho thätig war, suchte er diesen Begriff den rauhen Händen seiner Grobschmiede, die erst zu Maschinen- arbeitern erzogen werden mussten, beizubringen. So wurde Soho eine Schule für gute Maschinenarbeiter. Ähnlich wirkte John Wilkinson zu Broseley. William Murdock erhielt 1799 ein Patent auf seine Methode, Cylinder zu bohren durch eine Schraube ohne Ende, welche in ein Zahnrad eingriff, das an der Bohrwelle befestigt war.
In London war es Joseph Brahmah, der gegen Ende des Jahrhunderts durch exakte Metallarbeit berühmt war, und sowohl er als noch mehr sein Vorarbeiter Henry Maudslay haben viel zur Verbesserung der Metallbearbeitung und der Werkzeuge beigetragen.
Die Drehbank ist ein uraltes Werkzeug. Sie wurde von tausen- den und abertausenden geschickten Händen benutzt, ausführliche Werke wurden über diese Hülfsmaschine geschrieben 1) und dennoch blieb sie unverändert und unverbessert bis zum Ende des 18. Jahr-
1)Plumier, L'art de tourner. Paris 1754. Morin, L'art de tourner en perfection. De la Hire, Machines approuves par l'academie 1719. De la Condamine, eben- daselbst 1733 u. s. w.
Beck, Geschichte des Eisens. 39
Werkzeugmaschinen. Öfen.
gieſserei in England war, hat ebenfalls groſse Verdienste an den Fortschritten der Metallbearbeitung. Hier wurden zuerst die groſsen eisernen Cylinder für Feuermaschinen gegossen und gebohrt. Die berühmtesten Mechaniker Englands waren am meisten darauf bedacht, die Metallbearbeitung und die Werkzeuge dazu zu verbessern. Dies gilt besonders von Smeaton, Wilkinson, Watt, Boulton und Murdock. Die durch diese Männer eingeführten Verbesserungen haben auſser- ordentlich viel zur Entwickelung des Maschinenbaues und dadurch der mechanischen Industrieen überhaupt beigetragen und den Vorsprung, welchen England im Laufe des 18. Jahrhunderts gewann, verdankt es nicht zum kleinsten Teil der Verbesserung seiner Metallbearbeitungs- werkzeuge. Leider fehlt es zu sehr an genaueren Nachrichten, um dies im einzelnen verfolgen zu können. Exakte Maschinenarbeit gab es erst, nachdem die automatischen Werkzeugmaschinen erfunden waren. Die oben beschriebenen Kanonenbohrmaschinen können als Anfang derselben betrachtet werden. Wie unvollkommen es aber noch mit dem Ausdrehen der Cylinder zu James Watts Zeit bestellt war, geht aus Watts Brief an Dr. Small hervor, in welchem er von seinem neuen 18 zölligen Cylinder schreibt: „an der übelsten Stelle übertrifft der längere Durchmesser den längeren nur (!) um ⅜ Zoll“. Watt, selbst Feinmechaniker, hatte ein empfindliches Gefühl für exakte Arbeit und so lange er in Soho thätig war, suchte er diesen Begriff den rauhen Händen seiner Grobschmiede, die erst zu Maschinen- arbeitern erzogen werden muſsten, beizubringen. So wurde Soho eine Schule für gute Maschinenarbeiter. Ähnlich wirkte John Wilkinson zu Broseley. William Murdock erhielt 1799 ein Patent auf seine Methode, Cylinder zu bohren durch eine Schraube ohne Ende, welche in ein Zahnrad eingriff, das an der Bohrwelle befestigt war.
In London war es Joseph Brahmah, der gegen Ende des Jahrhunderts durch exakte Metallarbeit berühmt war, und sowohl er als noch mehr sein Vorarbeiter Henry Maudslay haben viel zur Verbesserung der Metallbearbeitung und der Werkzeuge beigetragen.
Die Drehbank ist ein uraltes Werkzeug. Sie wurde von tausen- den und abertausenden geschickten Händen benutzt, ausführliche Werke wurden über diese Hülfsmaschine geschrieben 1) und dennoch blieb sie unverändert und unverbessert bis zum Ende des 18. Jahr-
1)Plumier, L’art de tourner. Paris 1754. Morin, L’art de tourner en perfection. De la Hire, Machines approuvés par l’academie 1719. De la Condamine, eben- daselbst 1733 u. s. w.
Beck, Geschichte des Eisens. 39
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0623"n="609"/><fwplace="top"type="header">Werkzeugmaschinen. Öfen.</fw><lb/>
gieſserei in England war, hat ebenfalls groſse Verdienste an den<lb/>
Fortschritten der Metallbearbeitung. Hier wurden zuerst die groſsen<lb/>
eisernen Cylinder für Feuermaschinen gegossen und gebohrt. Die<lb/>
berühmtesten Mechaniker Englands waren am meisten darauf bedacht,<lb/>
die Metallbearbeitung und die Werkzeuge dazu zu verbessern. Dies gilt<lb/>
besonders von <hirendition="#g">Smeaton, Wilkinson, Watt, Boulton</hi> und <hirendition="#g">Murdock</hi>.<lb/>
Die durch diese Männer eingeführten Verbesserungen haben auſser-<lb/>
ordentlich viel zur Entwickelung des Maschinenbaues und dadurch der<lb/>
mechanischen Industrieen überhaupt beigetragen und den Vorsprung,<lb/>
welchen England im Laufe des 18. Jahrhunderts gewann, verdankt es<lb/>
nicht zum kleinsten Teil der Verbesserung seiner Metallbearbeitungs-<lb/>
werkzeuge. Leider fehlt es zu sehr an genaueren Nachrichten, um<lb/>
dies im einzelnen verfolgen zu können. Exakte Maschinenarbeit gab<lb/>
es erst, nachdem die automatischen Werkzeugmaschinen erfunden<lb/>
waren. Die oben beschriebenen Kanonenbohrmaschinen können als<lb/>
Anfang derselben betrachtet werden. Wie unvollkommen es aber<lb/>
noch mit dem Ausdrehen der Cylinder zu <hirendition="#g">James Watts</hi> Zeit bestellt<lb/>
war, geht aus <hirendition="#g">Watts</hi> Brief an <hirendition="#g">Dr. Small</hi> hervor, in welchem er von<lb/>
seinem neuen 18 zölligen Cylinder schreibt: „an der übelsten Stelle<lb/>
übertrifft der längere Durchmesser den längeren nur (!) um ⅜ Zoll“.<lb/><hirendition="#g">Watt</hi>, selbst Feinmechaniker, hatte ein empfindliches Gefühl für<lb/>
exakte Arbeit und so lange er in Soho thätig war, suchte er diesen<lb/>
Begriff den rauhen Händen seiner Grobschmiede, die erst zu Maschinen-<lb/>
arbeitern erzogen werden muſsten, beizubringen. So wurde Soho<lb/>
eine Schule für gute Maschinenarbeiter. Ähnlich wirkte <hirendition="#g">John<lb/>
Wilkinson</hi> zu Broseley. <hirendition="#g">William Murdock</hi> erhielt 1799 ein<lb/>
Patent auf seine Methode, Cylinder zu bohren durch eine Schraube<lb/>
ohne Ende, welche in ein Zahnrad eingriff, das an der Bohrwelle<lb/>
befestigt war.</p><lb/><p>In London war es <hirendition="#g">Joseph Brahmah</hi>, der gegen Ende des<lb/>
Jahrhunderts durch exakte Metallarbeit berühmt war, und sowohl er<lb/>
als noch mehr sein Vorarbeiter <hirendition="#g">Henry Maudslay</hi> haben viel zur<lb/>
Verbesserung der Metallbearbeitung und der Werkzeuge beigetragen.</p><lb/><p>Die <hirendition="#g">Drehbank</hi> ist ein uraltes Werkzeug. Sie wurde von tausen-<lb/>
den und abertausenden geschickten Händen benutzt, ausführliche<lb/>
Werke wurden über diese Hülfsmaschine geschrieben <noteplace="foot"n="1)"><hirendition="#g">Plumier</hi>, L’art de tourner. Paris 1754. <hirendition="#g">Morin</hi>, L’art de tourner en perfection.<lb/><hirendition="#g">De la Hire</hi>, Machines approuvés par l’academie 1719. <hirendition="#g">De la Condamine</hi>, eben-<lb/>
daselbst 1733 u. s. w.</note> und dennoch<lb/>
blieb sie unverändert und unverbessert bis zum Ende des 18. Jahr-<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#g">Beck</hi>, Geschichte des Eisens. 39</fw><lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[609/0623]
Werkzeugmaschinen. Öfen.
gieſserei in England war, hat ebenfalls groſse Verdienste an den
Fortschritten der Metallbearbeitung. Hier wurden zuerst die groſsen
eisernen Cylinder für Feuermaschinen gegossen und gebohrt. Die
berühmtesten Mechaniker Englands waren am meisten darauf bedacht,
die Metallbearbeitung und die Werkzeuge dazu zu verbessern. Dies gilt
besonders von Smeaton, Wilkinson, Watt, Boulton und Murdock.
Die durch diese Männer eingeführten Verbesserungen haben auſser-
ordentlich viel zur Entwickelung des Maschinenbaues und dadurch der
mechanischen Industrieen überhaupt beigetragen und den Vorsprung,
welchen England im Laufe des 18. Jahrhunderts gewann, verdankt es
nicht zum kleinsten Teil der Verbesserung seiner Metallbearbeitungs-
werkzeuge. Leider fehlt es zu sehr an genaueren Nachrichten, um
dies im einzelnen verfolgen zu können. Exakte Maschinenarbeit gab
es erst, nachdem die automatischen Werkzeugmaschinen erfunden
waren. Die oben beschriebenen Kanonenbohrmaschinen können als
Anfang derselben betrachtet werden. Wie unvollkommen es aber
noch mit dem Ausdrehen der Cylinder zu James Watts Zeit bestellt
war, geht aus Watts Brief an Dr. Small hervor, in welchem er von
seinem neuen 18 zölligen Cylinder schreibt: „an der übelsten Stelle
übertrifft der längere Durchmesser den längeren nur (!) um ⅜ Zoll“.
Watt, selbst Feinmechaniker, hatte ein empfindliches Gefühl für
exakte Arbeit und so lange er in Soho thätig war, suchte er diesen
Begriff den rauhen Händen seiner Grobschmiede, die erst zu Maschinen-
arbeitern erzogen werden muſsten, beizubringen. So wurde Soho
eine Schule für gute Maschinenarbeiter. Ähnlich wirkte John
Wilkinson zu Broseley. William Murdock erhielt 1799 ein
Patent auf seine Methode, Cylinder zu bohren durch eine Schraube
ohne Ende, welche in ein Zahnrad eingriff, das an der Bohrwelle
befestigt war.
In London war es Joseph Brahmah, der gegen Ende des
Jahrhunderts durch exakte Metallarbeit berühmt war, und sowohl er
als noch mehr sein Vorarbeiter Henry Maudslay haben viel zur
Verbesserung der Metallbearbeitung und der Werkzeuge beigetragen.
Die Drehbank ist ein uraltes Werkzeug. Sie wurde von tausen-
den und abertausenden geschickten Händen benutzt, ausführliche
Werke wurden über diese Hülfsmaschine geschrieben 1) und dennoch
blieb sie unverändert und unverbessert bis zum Ende des 18. Jahr-
1) Plumier, L’art de tourner. Paris 1754. Morin, L’art de tourner en perfection.
De la Hire, Machines approuvés par l’academie 1719. De la Condamine, eben-
daselbst 1733 u. s. w.
Beck, Geschichte des Eisens. 39
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 609. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/623>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.