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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Werkzeugmaschinen. Öfen.
Support verbunden war. In dem Hebelarm war die Führung für den
Meissel, welcher das Abschneiden bewirkte und der durch ein Gewicht
am Ende des Hebelarms gegen die Kanone gedrückt wurde.

Das Bohren des Zündlochs geschah in ziemlich primitiver Weise
mit Hülfe eines Fidelbohrers, der eingespannt wurde. Der kleine
Apparat, mit welchem dies geschah, hiess der Grashüpfer. Outram
zu Clyde erfand eine verbesserte Maschine zum Ausbohren der Zünd-
löcher, welche aber ziemlich kompliziert war. Ebenso bedurfte man
zum Abdrehen keiner besonderen Vorrichtungen. Es geschah dies
mit messerartigen Drehstählen, welche einfach wider das umlaufende
Kanonenrohr angedrückt wurden. Nur zum Abdrehen der Schild-
zapfen bediente man sich eines etwas komplizierteren Werkzeuges.
Es war dies ein Kapselbohrer, dessen Weite genau der Dicke des
Schildzapfens entsprach.

Im Haag in Holland war eine Bohrmaschine, bei welcher das
Vorrücken des Bohrers durch eine Schraube ohne Ende, welche in
eine gezahnte Stange eingriff, bewirkt wurde. Dieses entsprach einer
Erfindung William Murdocks.

Das Hauptverdienst der Verbesserung der Bohrmaschinen in der
zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gebührt überhaupt den Engländern,
namentlich Smeaton und John Wilkinson, welche soviel für die
Verbesserung der Arbeitsmaschinen geleistet haben und auch auf
diesem Gebiete sich hervorragendste Verdienste erwarben. Auf dem
Eisenwerk Carron wurden hauptsächlich Kanonen gegossen, zu deren
Bearbeitung Smeaton die Maschineneinrichtung gemacht hatte.
Wilkinson legte im Auftrage der französischen Regierung eine
Geschützgiesserei und Bohranstalt zu Nantes ganz nach englischem
Muster an. Ein Wasserrad von nur 8 Fuss Durchmesser drehte die
Kanone, welche durch einen angegossenen viereckigen Ansatz am
Knopf mit einem Stirnrad verbunden war, welches durch ein anderes
Stirnrad an der Radwelle in Bewegung gesetzt wurde. Beide Stirn-
räder waren von Gusseisen, sehr sorgfältig gearbeitet und gut geschmiert,
wodurch die Kanone ungemein genau umging. Die Bohrstange war
ganz horizontal auf einem Schlitten oder Gestell befestigt, mit dem
sie durch Gewichte vorgeschoben wurde.

In England wendete man in der Regel gegen Ende des 18. Jahr-
hunderts Dampfmaschinen zur Bewegung der Kanonenbohrbänke an.
Auf dem Eisenwerk Calcutt bei Brosley in Shropshire setzte eine
Dampfmaschine durch Vorgelege elf horizontale Bohrer gleichzeitig
in Bewegung.


Werkzeugmaschinen. Öfen.
Support verbunden war. In dem Hebelarm war die Führung für den
Meiſsel, welcher das Abschneiden bewirkte und der durch ein Gewicht
am Ende des Hebelarms gegen die Kanone gedrückt wurde.

Das Bohren des Zündlochs geschah in ziemlich primitiver Weise
mit Hülfe eines Fidelbohrers, der eingespannt wurde. Der kleine
Apparat, mit welchem dies geschah, hieſs der Grashüpfer. Outram
zu Clyde erfand eine verbesserte Maschine zum Ausbohren der Zünd-
löcher, welche aber ziemlich kompliziert war. Ebenso bedurfte man
zum Abdrehen keiner besonderen Vorrichtungen. Es geschah dies
mit messerartigen Drehstählen, welche einfach wider das umlaufende
Kanonenrohr angedrückt wurden. Nur zum Abdrehen der Schild-
zapfen bediente man sich eines etwas komplizierteren Werkzeuges.
Es war dies ein Kapselbohrer, dessen Weite genau der Dicke des
Schildzapfens entsprach.

Im Haag in Holland war eine Bohrmaschine, bei welcher das
Vorrücken des Bohrers durch eine Schraube ohne Ende, welche in
eine gezahnte Stange eingriff, bewirkt wurde. Dieses entsprach einer
Erfindung William Murdocks.

Das Hauptverdienst der Verbesserung der Bohrmaschinen in der
zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gebührt überhaupt den Engländern,
namentlich Smeaton und John Wilkinson, welche soviel für die
Verbesserung der Arbeitsmaschinen geleistet haben und auch auf
diesem Gebiete sich hervorragendste Verdienste erwarben. Auf dem
Eisenwerk Carron wurden hauptsächlich Kanonen gegossen, zu deren
Bearbeitung Smeaton die Maschineneinrichtung gemacht hatte.
Wilkinson legte im Auftrage der französischen Regierung eine
Geschützgieſserei und Bohranstalt zu Nantes ganz nach englischem
Muster an. Ein Wasserrad von nur 8 Fuſs Durchmesser drehte die
Kanone, welche durch einen angegossenen viereckigen Ansatz am
Knopf mit einem Stirnrad verbunden war, welches durch ein anderes
Stirnrad an der Radwelle in Bewegung gesetzt wurde. Beide Stirn-
räder waren von Guſseisen, sehr sorgfältig gearbeitet und gut geschmiert,
wodurch die Kanone ungemein genau umging. Die Bohrstange war
ganz horizontal auf einem Schlitten oder Gestell befestigt, mit dem
sie durch Gewichte vorgeschoben wurde.

In England wendete man in der Regel gegen Ende des 18. Jahr-
hunderts Dampfmaschinen zur Bewegung der Kanonenbohrbänke an.
Auf dem Eisenwerk Calcutt bei Brosley in Shropshire setzte eine
Dampfmaschine durch Vorgelege elf horizontale Bohrer gleichzeitig
in Bewegung.


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[606/0620] Werkzeugmaschinen. Öfen. Support verbunden war. In dem Hebelarm war die Führung für den Meiſsel, welcher das Abschneiden bewirkte und der durch ein Gewicht am Ende des Hebelarms gegen die Kanone gedrückt wurde. Das Bohren des Zündlochs geschah in ziemlich primitiver Weise mit Hülfe eines Fidelbohrers, der eingespannt wurde. Der kleine Apparat, mit welchem dies geschah, hieſs der Grashüpfer. Outram zu Clyde erfand eine verbesserte Maschine zum Ausbohren der Zünd- löcher, welche aber ziemlich kompliziert war. Ebenso bedurfte man zum Abdrehen keiner besonderen Vorrichtungen. Es geschah dies mit messerartigen Drehstählen, welche einfach wider das umlaufende Kanonenrohr angedrückt wurden. Nur zum Abdrehen der Schild- zapfen bediente man sich eines etwas komplizierteren Werkzeuges. Es war dies ein Kapselbohrer, dessen Weite genau der Dicke des Schildzapfens entsprach. Im Haag in Holland war eine Bohrmaschine, bei welcher das Vorrücken des Bohrers durch eine Schraube ohne Ende, welche in eine gezahnte Stange eingriff, bewirkt wurde. Dieses entsprach einer Erfindung William Murdocks. Das Hauptverdienst der Verbesserung der Bohrmaschinen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gebührt überhaupt den Engländern, namentlich Smeaton und John Wilkinson, welche soviel für die Verbesserung der Arbeitsmaschinen geleistet haben und auch auf diesem Gebiete sich hervorragendste Verdienste erwarben. Auf dem Eisenwerk Carron wurden hauptsächlich Kanonen gegossen, zu deren Bearbeitung Smeaton die Maschineneinrichtung gemacht hatte. Wilkinson legte im Auftrage der französischen Regierung eine Geschützgieſserei und Bohranstalt zu Nantes ganz nach englischem Muster an. Ein Wasserrad von nur 8 Fuſs Durchmesser drehte die Kanone, welche durch einen angegossenen viereckigen Ansatz am Knopf mit einem Stirnrad verbunden war, welches durch ein anderes Stirnrad an der Radwelle in Bewegung gesetzt wurde. Beide Stirn- räder waren von Guſseisen, sehr sorgfältig gearbeitet und gut geschmiert, wodurch die Kanone ungemein genau umging. Die Bohrstange war ganz horizontal auf einem Schlitten oder Gestell befestigt, mit dem sie durch Gewichte vorgeschoben wurde. In England wendete man in der Regel gegen Ende des 18. Jahr- hunderts Dampfmaschinen zur Bewegung der Kanonenbohrbänke an. Auf dem Eisenwerk Calcutt bei Brosley in Shropshire setzte eine Dampfmaschine durch Vorgelege elf horizontale Bohrer gleichzeitig in Bewegung.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 606. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/620>, abgerufen am 29.06.2024.