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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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James Watt und die Dampfmaschine.

Ein grossartiges Feld für Boulton und Watts Thätigkeit wurden
die Bergwerke in Cornwall. Je tiefer die Gruben wurden, je weniger
konnten die alten Feuermaschinen die Wasserhaltung bewältigen und
der Kohlenverbrauch richtete die Gewerke zu Grunde. Schon lange
ehe Watt und Boulton sich gefunden hatten, waren von diesen
Erkundigungen über die neue "schottische" Dampfmaschine eingezogen
worden. Auf spätere Anfragen lud Boulton die Grubenbesitzer ein,
sich die im Gang befindlichen Maschinen zu Soho, Bedworth, Bow u. s. w.
anzusehen. Ende 1776 wurden bereits mehrere Maschinen für Corn-
wall bestellt. Die ersten für Wheal-Busy bei Chacewater und für
Ting-Tang bei Redruth wurden im Mai 1777 verschifft. Noch
begegneten die Erbauer grossem Widerstand. Namentlich war es ein
Maschinenfabrikant Jonathan Hornblower, der selbst Newcomen-
maschinen in Cornwall baute, der in gehässigster Weise alles that,
um Watts Maschinen zu verkleinern. Mit grossem Misstrauen sah
man der Inbetriebsetzung der Chacewatermaschine entgegen. Um
so grösser war der Eindruck, als sie arbeitete. Alles lief zusammen,
sie zu sehen; alle waren bekehrt. Watt schrieb voll Humor an
Boulton: "Die Schnelligkeit, Heftigkeit, Grösse und der furchtbare
Lärm der Maschine gewährte allen Zuschauern, ob Gläubige oder
nicht, grosse Befriedigung. Ich hatte sie ein- oder zweimal so gestellt,
dass sie sanft ging und weniger Lärm machte, aber Mr. Wilson (der
Besitzer) kann nicht schlafen, wenn sie nicht wie toll scheint, und
so habe ich's dem Maschinenwärter überlassen, denn es scheint, dass
gerade der Lärm den Unwissenden eine grosse Meinung von der Kraft
der Maschine giebt: Das bescheidene Verdienst wird so wenig bei der
Maschine wie bei den Menschen anerkannt."

Watts Maschine (Fig. 129) war, wie die atmosphärische Maschine,
einfach wirkend. Der Unterschied bestand darin, dass:

1. Der Niedergang des Kolbens nicht durch den äusseren Luft-
druck, sondern durch den Dampf bewirkt wurde, welcher oberhalb
des Kolbens einströmte, weshalb der Dampfcylinder oben durch einen
Deckel verschlossen werden musste.

2. Dass die Kondensation nicht im Dampfcylinder selbst, sondern
in einem besonderen Gefässe, dem Kondensator, erfolgte, der durch ein
kurzes Rohr mit dem unteren Teile des Dampfcylinders verbunden
war und der von aussen gekühlt und in den zugleich Wasser ein-
gespritzt wurde.

3. Dass der Dampf beim Aufgang des Kolbens, welcher ebenfalls
durch ein Gegengewicht bewirkt wurde, durch ein sogenanntes Gleich-

James Watt und die Dampfmaschine.

Ein groſsartiges Feld für Boulton und Watts Thätigkeit wurden
die Bergwerke in Cornwall. Je tiefer die Gruben wurden, je weniger
konnten die alten Feuermaschinen die Wasserhaltung bewältigen und
der Kohlenverbrauch richtete die Gewerke zu Grunde. Schon lange
ehe Watt und Boulton sich gefunden hatten, waren von diesen
Erkundigungen über die neue „schottische“ Dampfmaschine eingezogen
worden. Auf spätere Anfragen lud Boulton die Grubenbesitzer ein,
sich die im Gang befindlichen Maschinen zu Soho, Bedworth, Bow u. s. w.
anzusehen. Ende 1776 wurden bereits mehrere Maschinen für Corn-
wall bestellt. Die ersten für Wheal-Busy bei Chacewater und für
Ting-Tang bei Redruth wurden im Mai 1777 verschifft. Noch
begegneten die Erbauer groſsem Widerstand. Namentlich war es ein
Maschinenfabrikant Jonathan Hornblower, der selbst Newcomen-
maschinen in Cornwall baute, der in gehässigster Weise alles that,
um Watts Maschinen zu verkleinern. Mit groſsem Miſstrauen sah
man der Inbetriebsetzung der Chacewatermaschine entgegen. Um
so gröſser war der Eindruck, als sie arbeitete. Alles lief zusammen,
sie zu sehen; alle waren bekehrt. Watt schrieb voll Humor an
Boulton: „Die Schnelligkeit, Heftigkeit, Gröſse und der furchtbare
Lärm der Maschine gewährte allen Zuschauern, ob Gläubige oder
nicht, groſse Befriedigung. Ich hatte sie ein- oder zweimal so gestellt,
daſs sie sanft ging und weniger Lärm machte, aber Mr. Wilson (der
Besitzer) kann nicht schlafen, wenn sie nicht wie toll scheint, und
so habe ich’s dem Maschinenwärter überlassen, denn es scheint, daſs
gerade der Lärm den Unwissenden eine groſse Meinung von der Kraft
der Maschine giebt: Das bescheidene Verdienst wird so wenig bei der
Maschine wie bei den Menschen anerkannt.“

Watts Maschine (Fig. 129) war, wie die atmosphärische Maschine,
einfach wirkend. Der Unterschied bestand darin, daſs:

1. Der Niedergang des Kolbens nicht durch den äuſseren Luft-
druck, sondern durch den Dampf bewirkt wurde, welcher oberhalb
des Kolbens einströmte, weshalb der Dampfcylinder oben durch einen
Deckel verschlossen werden muſste.

2. Daſs die Kondensation nicht im Dampfcylinder selbst, sondern
in einem besonderen Gefäſse, dem Kondensator, erfolgte, der durch ein
kurzes Rohr mit dem unteren Teile des Dampfcylinders verbunden
war und der von auſsen gekühlt und in den zugleich Wasser ein-
gespritzt wurde.

3. Daſs der Dampf beim Aufgang des Kolbens, welcher ebenfalls
durch ein Gegengewicht bewirkt wurde, durch ein sogenanntes Gleich-

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[522/0536] James Watt und die Dampfmaschine. Ein groſsartiges Feld für Boulton und Watts Thätigkeit wurden die Bergwerke in Cornwall. Je tiefer die Gruben wurden, je weniger konnten die alten Feuermaschinen die Wasserhaltung bewältigen und der Kohlenverbrauch richtete die Gewerke zu Grunde. Schon lange ehe Watt und Boulton sich gefunden hatten, waren von diesen Erkundigungen über die neue „schottische“ Dampfmaschine eingezogen worden. Auf spätere Anfragen lud Boulton die Grubenbesitzer ein, sich die im Gang befindlichen Maschinen zu Soho, Bedworth, Bow u. s. w. anzusehen. Ende 1776 wurden bereits mehrere Maschinen für Corn- wall bestellt. Die ersten für Wheal-Busy bei Chacewater und für Ting-Tang bei Redruth wurden im Mai 1777 verschifft. Noch begegneten die Erbauer groſsem Widerstand. Namentlich war es ein Maschinenfabrikant Jonathan Hornblower, der selbst Newcomen- maschinen in Cornwall baute, der in gehässigster Weise alles that, um Watts Maschinen zu verkleinern. Mit groſsem Miſstrauen sah man der Inbetriebsetzung der Chacewatermaschine entgegen. Um so gröſser war der Eindruck, als sie arbeitete. Alles lief zusammen, sie zu sehen; alle waren bekehrt. Watt schrieb voll Humor an Boulton: „Die Schnelligkeit, Heftigkeit, Gröſse und der furchtbare Lärm der Maschine gewährte allen Zuschauern, ob Gläubige oder nicht, groſse Befriedigung. Ich hatte sie ein- oder zweimal so gestellt, daſs sie sanft ging und weniger Lärm machte, aber Mr. Wilson (der Besitzer) kann nicht schlafen, wenn sie nicht wie toll scheint, und so habe ich’s dem Maschinenwärter überlassen, denn es scheint, daſs gerade der Lärm den Unwissenden eine groſse Meinung von der Kraft der Maschine giebt: Das bescheidene Verdienst wird so wenig bei der Maschine wie bei den Menschen anerkannt.“ Watts Maschine (Fig. 129) war, wie die atmosphärische Maschine, einfach wirkend. Der Unterschied bestand darin, daſs: 1. Der Niedergang des Kolbens nicht durch den äuſseren Luft- druck, sondern durch den Dampf bewirkt wurde, welcher oberhalb des Kolbens einströmte, weshalb der Dampfcylinder oben durch einen Deckel verschlossen werden muſste. 2. Daſs die Kondensation nicht im Dampfcylinder selbst, sondern in einem besonderen Gefäſse, dem Kondensator, erfolgte, der durch ein kurzes Rohr mit dem unteren Teile des Dampfcylinders verbunden war und der von auſsen gekühlt und in den zugleich Wasser ein- gespritzt wurde. 3. Daſs der Dampf beim Aufgang des Kolbens, welcher ebenfalls durch ein Gegengewicht bewirkt wurde, durch ein sogenanntes Gleich-

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 522. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/536>, abgerufen am 23.11.2024.