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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Eisen- und Stahlveredlung.
vertrieb, zu St. Dizier, zu Valenciennes u. s. w. Namentlich wurden viele
kleine Nägel dort gemacht, welche nach Körben, Sommes, zu 12000 Stück
gehandelt wurden. Im Detailhandel kaufte man sie pfundweise, mit
Ausnahme der Zwecken-, Schiefer- und Lattennägel. Alle Nägel, von
denen das Tausend 4 Unzen bis 2 Pfund wogen, wurden Broquettes
genannt. Sie wogen 1/4 1/2, 3/4, 1, 11/4, 11/2, 13/4 und 2 Pfund. Die
kleinsten Broquettes brauchten die Tapezierer, Sattler und Stellmacher
zum Beschlagen feiner Arbeiten. Die von 5/4 bis 7/4 Pfund waren für
jedermanns Gebrauch. Die zweipfündigen gebrauchten die Tapezierer
und Schlosser. Dachdecker- und Maurernägel hatten glatte Köpfe
und hiessen auch Mundnägel, weil sie die Arbeiter vor dem Einschlagen
mit den Lippen festzuhalten pflegten. Man unterschied Schiefernägel
(clous a ardoises) und Lattennägel (clous a lattes), von den ersteren
wog das Tausend 2, 21/2 oder 3 Pfund, von den letzteren 4 und
41/2 Pfund. Diese waren länger, weil man sie zum Aufnageln von
Latten auf Holz verwendete.

Schindelnägel (clous a bardeaux -- engl. clasp nails) dienten für
Sattler, Schlosser, Tischler, Täschner, Stellmacher u. s. w. Sie hatten
runde Köpfe und wurden auch nach Sommes verkauft.

Fussbodennägel hatten lange Köpfe, um gut in das Holz zu fahren
und nicht hervorzustehen. Sie wogen 10, 15, 20, 28 oder 35 Pfund
das Tausend und wurden nur von den Schreinern gebraucht.

Hakennägel, davon wurden die leichteren nach dem Gewicht von
1000 Stück in 6-, 8- und 10pfündige unterschieden, die schwereren
wurden nach dem Hundert verkauft (clous a crochet au cent); noch
schwerere hiessen clous de cinquante, und wogen 1000 Stück über
50 Pfund. Zu den letzteren gehörten die mit platten Haken, welche
man Taubenschlagnägel nannte.

Schlossernägel und gemeine Nägel, welche nach dem Gewicht
gehandelt wurden, waren ebenso lang, aber schwerer als die von
derselben Qualität, welche man leichte Nägel nannte. Die gemeinen
von dieser Gattung waren doppelt so schwer, die Schlossernägel noch
schwerer. Schlossnägel hatten spitze Köpfe, "wie ein geschliffener
Diamant". Von Schuhnägeln und Zwecken (clous a trois tetes) gab
es viele Sorten, welche teils nach Sommes, teils nach der Zahl verkauft
wurden. Die ersteren hatten 2, 21/2, 3, 31/2 bis 4 Pfund pro Tausend
im Gewicht. Die ersten zwei Sorten rechnete man unter die leichten,
die übrigen unter die schweren Nägel. Die zählbaren unterschied
man noch in zweiköpfige Schuhnägel und in solche mit spitzen
Köpfen. -- Von den Nägeln ohne Köpfe unterschied man leichte und

Eisen- und Stahlveredlung.
vertrieb, zu St. Dizier, zu Valenciennes u. s. w. Namentlich wurden viele
kleine Nägel dort gemacht, welche nach Körben, Sommes, zu 12000 Stück
gehandelt wurden. Im Detailhandel kaufte man sie pfundweise, mit
Ausnahme der Zwecken-, Schiefer- und Lattennägel. Alle Nägel, von
denen das Tausend 4 Unzen bis 2 Pfund wogen, wurden Broquettes
genannt. Sie wogen ¼ ½, ¾, 1, 1¼, 1½, 1¾ und 2 Pfund. Die
kleinsten Broquettes brauchten die Tapezierer, Sattler und Stellmacher
zum Beschlagen feiner Arbeiten. Die von 5/4 bis 7/4 Pfund waren für
jedermanns Gebrauch. Die zweipfündigen gebrauchten die Tapezierer
und Schlosser. Dachdecker- und Maurernägel hatten glatte Köpfe
und hieſsen auch Mundnägel, weil sie die Arbeiter vor dem Einschlagen
mit den Lippen festzuhalten pflegten. Man unterschied Schiefernägel
(clous à ardoises) und Lattennägel (clous à lattes), von den ersteren
wog das Tausend 2, 2½ oder 3 Pfund, von den letzteren 4 und
4½ Pfund. Diese waren länger, weil man sie zum Aufnageln von
Latten auf Holz verwendete.

Schindelnägel (clous à bardeaux — engl. clasp nails) dienten für
Sattler, Schlosser, Tischler, Täschner, Stellmacher u. s. w. Sie hatten
runde Köpfe und wurden auch nach Sommes verkauft.

Fuſsbodennägel hatten lange Köpfe, um gut in das Holz zu fahren
und nicht hervorzustehen. Sie wogen 10, 15, 20, 28 oder 35 Pfund
das Tausend und wurden nur von den Schreinern gebraucht.

Hakennägel, davon wurden die leichteren nach dem Gewicht von
1000 Stück in 6-, 8- und 10pfündige unterschieden, die schwereren
wurden nach dem Hundert verkauft (clous à crochet au cent); noch
schwerere hieſsen clous de cinquante, und wogen 1000 Stück über
50 Pfund. Zu den letzteren gehörten die mit platten Haken, welche
man Taubenschlagnägel nannte.

Schlossernägel und gemeine Nägel, welche nach dem Gewicht
gehandelt wurden, waren ebenso lang, aber schwerer als die von
derselben Qualität, welche man leichte Nägel nannte. Die gemeinen
von dieser Gattung waren doppelt so schwer, die Schlossernägel noch
schwerer. Schloſsnägel hatten spitze Köpfe, „wie ein geschliffener
Diamant“. Von Schuhnägeln und Zwecken (clous à trois têtes) gab
es viele Sorten, welche teils nach Sommes, teils nach der Zahl verkauft
wurden. Die ersteren hatten 2, 2½, 3, 3½ bis 4 Pfund pro Tausend
im Gewicht. Die ersten zwei Sorten rechnete man unter die leichten,
die übrigen unter die schweren Nägel. Die zählbaren unterschied
man noch in zweiköpfige Schuhnägel und in solche mit spitzen
Köpfen. — Von den Nägeln ohne Köpfe unterschied man leichte und

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[444/0458] Eisen- und Stahlveredlung. vertrieb, zu St. Dizier, zu Valenciennes u. s. w. Namentlich wurden viele kleine Nägel dort gemacht, welche nach Körben, Sommes, zu 12000 Stück gehandelt wurden. Im Detailhandel kaufte man sie pfundweise, mit Ausnahme der Zwecken-, Schiefer- und Lattennägel. Alle Nägel, von denen das Tausend 4 Unzen bis 2 Pfund wogen, wurden Broquettes genannt. Sie wogen ¼ ½, ¾, 1, 1¼, 1½, 1¾ und 2 Pfund. Die kleinsten Broquettes brauchten die Tapezierer, Sattler und Stellmacher zum Beschlagen feiner Arbeiten. Die von 5/4 bis 7/4 Pfund waren für jedermanns Gebrauch. Die zweipfündigen gebrauchten die Tapezierer und Schlosser. Dachdecker- und Maurernägel hatten glatte Köpfe und hieſsen auch Mundnägel, weil sie die Arbeiter vor dem Einschlagen mit den Lippen festzuhalten pflegten. Man unterschied Schiefernägel (clous à ardoises) und Lattennägel (clous à lattes), von den ersteren wog das Tausend 2, 2½ oder 3 Pfund, von den letzteren 4 und 4½ Pfund. Diese waren länger, weil man sie zum Aufnageln von Latten auf Holz verwendete. Schindelnägel (clous à bardeaux — engl. clasp nails) dienten für Sattler, Schlosser, Tischler, Täschner, Stellmacher u. s. w. Sie hatten runde Köpfe und wurden auch nach Sommes verkauft. Fuſsbodennägel hatten lange Köpfe, um gut in das Holz zu fahren und nicht hervorzustehen. Sie wogen 10, 15, 20, 28 oder 35 Pfund das Tausend und wurden nur von den Schreinern gebraucht. Hakennägel, davon wurden die leichteren nach dem Gewicht von 1000 Stück in 6-, 8- und 10pfündige unterschieden, die schwereren wurden nach dem Hundert verkauft (clous à crochet au cent); noch schwerere hieſsen clous de cinquante, und wogen 1000 Stück über 50 Pfund. Zu den letzteren gehörten die mit platten Haken, welche man Taubenschlagnägel nannte. Schlossernägel und gemeine Nägel, welche nach dem Gewicht gehandelt wurden, waren ebenso lang, aber schwerer als die von derselben Qualität, welche man leichte Nägel nannte. Die gemeinen von dieser Gattung waren doppelt so schwer, die Schlossernägel noch schwerer. Schloſsnägel hatten spitze Köpfe, „wie ein geschliffener Diamant“. Von Schuhnägeln und Zwecken (clous à trois têtes) gab es viele Sorten, welche teils nach Sommes, teils nach der Zahl verkauft wurden. Die ersteren hatten 2, 2½, 3, 3½ bis 4 Pfund pro Tausend im Gewicht. Die ersten zwei Sorten rechnete man unter die leichten, die übrigen unter die schweren Nägel. Die zählbaren unterschied man noch in zweiköpfige Schuhnägel und in solche mit spitzen Köpfen. — Von den Nägeln ohne Köpfe unterschied man leichte und

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 444. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/458>, abgerufen am 23.11.2024.