lurgischen Vorlesungen in Freiberg, wurde darauf Kommissionsrat, Inspektor der Bergmaschinen und Schmelzprozesse in Freiberg u. s. w., 1762 Oberhüttenverwalter. Er hatte grossen Anteil an der Gründung der Bergakademie in Freiberg, 1765, und wurde der erste Professor der metallurgischen Chemie an dieser Anstalt, welche Stellung er bis zu seinem Tode am 18. Mai 1795 bekleidete.
Seine metallurgische Chemie zeichnet sich durch Klarheit und gefällige Darstellung aus. Das Kapitel über die Auflösung der Steine durch Zusammenschmelzung in dem II. praktischen Teil ist von geschichtlicher Bedeutung für die Metallurgie. Das Eisen ist aber auch in diesem Buche vernachlässigt.
Von grösserer praktischer Bedeutung für das Eisenhüttenwesen sind die gründlichen Werke eines Mannes, der seinem Beruf nach mit dem Eisen nur wenig zu thun hatte, diejenigen Henning Calvörs, des Predigers in der freien Bergstadt Altenau im Harz. 1760 erschienen seine "Acta historic. chronol. mechanica circa metal- lurgiam in Hercynia Superiori etc." oder "Historisch-chronologische Nachrichten und theoretische und praktische Beschreibung des Ma- schinenhüttenwesens und der Hülfsmittel bei dem Bergbau auf dem Oberharze u. s. w." in drei Teilen. Das Werk ist König Georg III. von England gewidmet. Wie Calvör in der Einleitung erzählt, hatte er schon 1726, als er Lehrer in Clausthal war und in höherem Auftrage die Jugend in den zum Bergwerke gehörigen Wissenschaften unter- richtete, eine kleine Schrift geschrieben "Programma de historia recentiori Hercyniae superioris mechanica". Anfangs der vierziger Jahre wurde er veranlasst, diese Schrift fortzusetzen, wozu er auch durch das 1738 erschienene, oben erwähnte Werk von Schlüter von neuem sich angeregt fühlte. Die Bedeutung des Buches von Calvör geht weit über die besondere lokale Bedeutung hinaus und ist für die Geschichte des Berg- und Hüttenmaschinenwesens vom allergrössten Interesse. Da die Eisenindustrie am Harze von grosser Wichtigkeit war und eine alte Geschichte hat, so finden wir dieselbe in diesem und in den damit verbundenen Werken über die Geschichte des Berg- und Hüttenwesens am Unterharze viel mehr berücksichtigt, als in einem der zuvor genannten Werke. Wir werden deshalb öfter Veranlassung haben, auf Calvörs Schriften zu verweisen, obgleich auch diese keine Fachschriften für unsere Industrie sind.
Die Akademie der Wissenschaften zu Paris hatte sich die dankenswerte Aufgabe gestellt, die Anwendung der Wissenschaft auf das gewerbliche Leben besonders zu befördern. In ihren Veröffent-
Litteratur im 18. Jahrhundert.
lurgischen Vorlesungen in Freiberg, wurde darauf Kommissionsrat, Inspektor der Bergmaschinen und Schmelzprozesse in Freiberg u. s. w., 1762 Oberhüttenverwalter. Er hatte groſsen Anteil an der Gründung der Bergakademie in Freiberg, 1765, und wurde der erste Professor der metallurgischen Chemie an dieser Anstalt, welche Stellung er bis zu seinem Tode am 18. Mai 1795 bekleidete.
Seine metallurgische Chemie zeichnet sich durch Klarheit und gefällige Darstellung aus. Das Kapitel über die Auflösung der Steine durch Zusammenschmelzung in dem II. praktischen Teil ist von geschichtlicher Bedeutung für die Metallurgie. Das Eisen ist aber auch in diesem Buche vernachlässigt.
Von gröſserer praktischer Bedeutung für das Eisenhüttenwesen sind die gründlichen Werke eines Mannes, der seinem Beruf nach mit dem Eisen nur wenig zu thun hatte, diejenigen Henning Calvörs, des Predigers in der freien Bergstadt Altenau im Harz. 1760 erschienen seine „Acta historic. chronol. mechanica circa metal- lurgiam in Hercynia Superiori etc.“ oder „Historisch-chronologische Nachrichten und theoretische und praktische Beschreibung des Ma- schinenhüttenwesens und der Hülfsmittel bei dem Bergbau auf dem Oberharze u. s. w.“ in drei Teilen. Das Werk ist König Georg III. von England gewidmet. Wie Calvör in der Einleitung erzählt, hatte er schon 1726, als er Lehrer in Clausthal war und in höherem Auftrage die Jugend in den zum Bergwerke gehörigen Wissenschaften unter- richtete, eine kleine Schrift geschrieben „Programma de historia recentiori Hercyniae superioris mechanica“. Anfangs der vierziger Jahre wurde er veranlaſst, diese Schrift fortzusetzen, wozu er auch durch das 1738 erschienene, oben erwähnte Werk von Schlüter von neuem sich angeregt fühlte. Die Bedeutung des Buches von Calvör geht weit über die besondere lokale Bedeutung hinaus und ist für die Geschichte des Berg- und Hüttenmaschinenwesens vom allergröſsten Interesse. Da die Eisenindustrie am Harze von groſser Wichtigkeit war und eine alte Geschichte hat, so finden wir dieselbe in diesem und in den damit verbundenen Werken über die Geschichte des Berg- und Hüttenwesens am Unterharze viel mehr berücksichtigt, als in einem der zuvor genannten Werke. Wir werden deshalb öfter Veranlassung haben, auf Calvörs Schriften zu verweisen, obgleich auch diese keine Fachschriften für unsere Industrie sind.
Die Akademie der Wissenschaften zu Paris hatte sich die dankenswerte Aufgabe gestellt, die Anwendung der Wissenschaft auf das gewerbliche Leben besonders zu befördern. In ihren Veröffent-
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Litteratur im 18. Jahrhundert.
lurgischen Vorlesungen in Freiberg, wurde darauf Kommissionsrat,
Inspektor der Bergmaschinen und Schmelzprozesse in Freiberg u. s. w.,
1762 Oberhüttenverwalter. Er hatte groſsen Anteil an der Gründung
der Bergakademie in Freiberg, 1765, und wurde der erste Professor
der metallurgischen Chemie an dieser Anstalt, welche Stellung er bis
zu seinem Tode am 18. Mai 1795 bekleidete.
Seine metallurgische Chemie zeichnet sich durch Klarheit und
gefällige Darstellung aus. Das Kapitel über die Auflösung der Steine
durch Zusammenschmelzung in dem II. praktischen Teil ist von
geschichtlicher Bedeutung für die Metallurgie. Das Eisen ist aber auch
in diesem Buche vernachlässigt.
Von gröſserer praktischer Bedeutung für das Eisenhüttenwesen
sind die gründlichen Werke eines Mannes, der seinem Beruf nach
mit dem Eisen nur wenig zu thun hatte, diejenigen Henning
Calvörs, des Predigers in der freien Bergstadt Altenau im Harz.
1760 erschienen seine „Acta historic. chronol. mechanica circa metal-
lurgiam in Hercynia Superiori etc.“ oder „Historisch-chronologische
Nachrichten und theoretische und praktische Beschreibung des Ma-
schinenhüttenwesens und der Hülfsmittel bei dem Bergbau auf dem
Oberharze u. s. w.“ in drei Teilen. Das Werk ist König Georg III. von
England gewidmet. Wie Calvör in der Einleitung erzählt, hatte er
schon 1726, als er Lehrer in Clausthal war und in höherem Auftrage
die Jugend in den zum Bergwerke gehörigen Wissenschaften unter-
richtete, eine kleine Schrift geschrieben „Programma de historia
recentiori Hercyniae superioris mechanica“. Anfangs der vierziger
Jahre wurde er veranlaſst, diese Schrift fortzusetzen, wozu er auch
durch das 1738 erschienene, oben erwähnte Werk von Schlüter
von neuem sich angeregt fühlte. Die Bedeutung des Buches von
Calvör geht weit über die besondere lokale Bedeutung hinaus und
ist für die Geschichte des Berg- und Hüttenmaschinenwesens vom
allergröſsten Interesse. Da die Eisenindustrie am Harze von groſser
Wichtigkeit war und eine alte Geschichte hat, so finden wir dieselbe
in diesem und in den damit verbundenen Werken über die Geschichte
des Berg- und Hüttenwesens am Unterharze viel mehr berücksichtigt,
als in einem der zuvor genannten Werke. Wir werden deshalb öfter
Veranlassung haben, auf Calvörs Schriften zu verweisen, obgleich
auch diese keine Fachschriften für unsere Industrie sind.
Die Akademie der Wissenschaften zu Paris hatte sich die
dankenswerte Aufgabe gestellt, die Anwendung der Wissenschaft auf
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/42>, abgerufen am 23.11.2024.
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