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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Das Eisenfrischen um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
tung erwähnt. Ausser ihm schrieb Daniel Tilesius über das Eisen-
frischen in Schweden 1) und ein ganz neues Leben kam in das schwedische
Eisenhüttenwesen durch Sven Rinman, der 1751 das neu geschaffene
Amt eines Obermassofenmeisters, d. h. eines obersten königlichen
Hüttendirektors angetreten hatte und dem dann im Jahre 1760 auch
alle Schwarz- und Grobschmieden, also alle Frischhütten, unterstellt
wurden. Im Jahre 1766 besuchte Jars Schweden und Norwegen.
Aus seinem Reisebericht ist über die Schmiedeeisenbereitung in Schwe-
den folgendes zu erwähnen.

Zu Soderfors war für die Ankerfabrik diejenige Modifikation der
deutschen Aufbrechschmiede im Gebrauch, welche man als Halb-
wallonschmiede
bezeichnet. Der Frischherd war wie ein gewöhn-
licher deutscher Herd gebaut; die Form ragte 3 bis 4 Zoll in den
Herd hinein und lag 10 bis 12 Zoll vom Boden. Der Frischboden
wurde über und über mit Quandelkohlen und Schlacken beschüttet, als-
dann mit Meilerkohlen aufgefüllt und auf dieselben auf der Gicht-
seite eine Ganz von etwa 100 kg Gewicht gelegt, mit Kohlen bedeckt
und das Gebläse angelassen. Das Einschmelzen des Roheisens dauerte
etwa eine Stunde. Wenn alles Eingeschmolzene sich in einer Luppe
angesetzt hatte, wie es bei richtiger Lage der Form geschehen musste,
so wurde dieselbe mit Brechstangen aufgebrochen, um sie über die
Kohlen zu bringen und nochmals einzuschmelzen. Dieses wurde ein
drittes Mal wiederholt und die Schlacken wurden, wenn sie sich zu
sehr anhäuften, abgestochen. Diese drei Operationen dauerten drei
bis vier Stunden. Wenn bei dem letztenmal sich eine grosse Luppe
angesetzt hatte, so wurde dieselbe herausgenommen, neben dem Herd
hingelegt und rundum beklopft, wie man sie denn auch etwas ab-
kühlen liess, ehe man sie unter den Hammer brachte, welchen man,
sobald die Luppe auf den Amboss gehoben war, angehen liess. Die
Schlacken liefen dadurch ab. Man teilte sie dann in verschiedene
Schirbel, welche zu Stäben geschmiedet wurden. Dies entsprach also
dem deutschen Frischverfahren. Sollten aber Anker ausgeschmiedet
werden, so gab es keine Schirbel, sondern die Luppe wurde in drei
Stücke geteilt, welche der Ankerschmied übernahm.

Dieser Umstand, dass das Ausschmieden der Luppenstücke in
einem andern Herd erfolgte, hatte Veranlassung zu dem Namen Halb-

1) S. Abhandlungen der Königl. schwed. Akademie der Wissenschaften 1742,
Bd. IV, S. 158: Daniel Tilesius, Von den Hammerschmiedsherden und deren
Stellung.

Das Eisenfrischen um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
tung erwähnt. Auſser ihm schrieb Daniel Tilesius über das Eisen-
frischen in Schweden 1) und ein ganz neues Leben kam in das schwedische
Eisenhüttenwesen durch Sven Rinman, der 1751 das neu geschaffene
Amt eines Obermaſsofenmeisters, d. h. eines obersten königlichen
Hüttendirektors angetreten hatte und dem dann im Jahre 1760 auch
alle Schwarz- und Grobschmieden, also alle Frischhütten, unterstellt
wurden. Im Jahre 1766 besuchte Jars Schweden und Norwegen.
Aus seinem Reisebericht ist über die Schmiedeeisenbereitung in Schwe-
den folgendes zu erwähnen.

Zu Soderfors war für die Ankerfabrik diejenige Modifikation der
deutschen Aufbrechschmiede im Gebrauch, welche man als Halb-
wallonschmiede
bezeichnet. Der Frischherd war wie ein gewöhn-
licher deutscher Herd gebaut; die Form ragte 3 bis 4 Zoll in den
Herd hinein und lag 10 bis 12 Zoll vom Boden. Der Frischboden
wurde über und über mit Quandelkohlen und Schlacken beschüttet, als-
dann mit Meilerkohlen aufgefüllt und auf dieselben auf der Gicht-
seite eine Ganz von etwa 100 kg Gewicht gelegt, mit Kohlen bedeckt
und das Gebläse angelassen. Das Einschmelzen des Roheisens dauerte
etwa eine Stunde. Wenn alles Eingeschmolzene sich in einer Luppe
angesetzt hatte, wie es bei richtiger Lage der Form geschehen muſste,
so wurde dieselbe mit Brechstangen aufgebrochen, um sie über die
Kohlen zu bringen und nochmals einzuschmelzen. Dieses wurde ein
drittes Mal wiederholt und die Schlacken wurden, wenn sie sich zu
sehr anhäuften, abgestochen. Diese drei Operationen dauerten drei
bis vier Stunden. Wenn bei dem letztenmal sich eine groſse Luppe
angesetzt hatte, so wurde dieselbe herausgenommen, neben dem Herd
hingelegt und rundum beklopft, wie man sie denn auch etwas ab-
kühlen lieſs, ehe man sie unter den Hammer brachte, welchen man,
sobald die Luppe auf den Amboſs gehoben war, angehen lieſs. Die
Schlacken liefen dadurch ab. Man teilte sie dann in verschiedene
Schirbel, welche zu Stäben geschmiedet wurden. Dies entsprach also
dem deutschen Frischverfahren. Sollten aber Anker ausgeschmiedet
werden, so gab es keine Schirbel, sondern die Luppe wurde in drei
Stücke geteilt, welche der Ankerschmied übernahm.

Dieser Umstand, daſs das Ausschmieden der Luppenstücke in
einem andern Herd erfolgte, hatte Veranlassung zu dem Namen Halb-

1) S. Abhandlungen der Königl. schwed. Akademie der Wissenschaften 1742,
Bd. IV, S. 158: Daniel Tilesius, Von den Hammerschmiedsherden und deren
Stellung.
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[399/0413] Das Eisenfrischen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. tung erwähnt. Auſser ihm schrieb Daniel Tilesius über das Eisen- frischen in Schweden 1) und ein ganz neues Leben kam in das schwedische Eisenhüttenwesen durch Sven Rinman, der 1751 das neu geschaffene Amt eines Obermaſsofenmeisters, d. h. eines obersten königlichen Hüttendirektors angetreten hatte und dem dann im Jahre 1760 auch alle Schwarz- und Grobschmieden, also alle Frischhütten, unterstellt wurden. Im Jahre 1766 besuchte Jars Schweden und Norwegen. Aus seinem Reisebericht ist über die Schmiedeeisenbereitung in Schwe- den folgendes zu erwähnen. Zu Soderfors war für die Ankerfabrik diejenige Modifikation der deutschen Aufbrechschmiede im Gebrauch, welche man als Halb- wallonschmiede bezeichnet. Der Frischherd war wie ein gewöhn- licher deutscher Herd gebaut; die Form ragte 3 bis 4 Zoll in den Herd hinein und lag 10 bis 12 Zoll vom Boden. Der Frischboden wurde über und über mit Quandelkohlen und Schlacken beschüttet, als- dann mit Meilerkohlen aufgefüllt und auf dieselben auf der Gicht- seite eine Ganz von etwa 100 kg Gewicht gelegt, mit Kohlen bedeckt und das Gebläse angelassen. Das Einschmelzen des Roheisens dauerte etwa eine Stunde. Wenn alles Eingeschmolzene sich in einer Luppe angesetzt hatte, wie es bei richtiger Lage der Form geschehen muſste, so wurde dieselbe mit Brechstangen aufgebrochen, um sie über die Kohlen zu bringen und nochmals einzuschmelzen. Dieses wurde ein drittes Mal wiederholt und die Schlacken wurden, wenn sie sich zu sehr anhäuften, abgestochen. Diese drei Operationen dauerten drei bis vier Stunden. Wenn bei dem letztenmal sich eine groſse Luppe angesetzt hatte, so wurde dieselbe herausgenommen, neben dem Herd hingelegt und rundum beklopft, wie man sie denn auch etwas ab- kühlen lieſs, ehe man sie unter den Hammer brachte, welchen man, sobald die Luppe auf den Amboſs gehoben war, angehen lieſs. Die Schlacken liefen dadurch ab. Man teilte sie dann in verschiedene Schirbel, welche zu Stäben geschmiedet wurden. Dies entsprach also dem deutschen Frischverfahren. Sollten aber Anker ausgeschmiedet werden, so gab es keine Schirbel, sondern die Luppe wurde in drei Stücke geteilt, welche der Ankerschmied übernahm. Dieser Umstand, daſs das Ausschmieden der Luppenstücke in einem andern Herd erfolgte, hatte Veranlassung zu dem Namen Halb- 1) S. Abhandlungen der Königl. schwed. Akademie der Wissenschaften 1742, Bd. IV, S. 158: Daniel Tilesius, Von den Hammerschmiedsherden und deren Stellung.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/413>, abgerufen am 23.11.2024.