Das Eisenfrischen um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
die Teile an der Windseite gelüftet und näher herangerückt. Nach- dem etwa 3/4 des Eisens in Gestalt von Juden aus dem Herd entfernt war, wurde die Anlaufperiode, die 2 bis 23/4 Stunden dauerte und 10 Kubikfuss Kohlen erforderte, beendet. Die zerstreuten Brocken wurden nun bei geschwächtem Winde gesammelt und vor dem Winde niedergeschmolzen, was etwa 1/4 Stunde beanspruchte. Der erhaltene Klumpen, der noch sehr ungleich war, wurde aufgebrochen, mit der oberen, garen Seite nach unten gewendet, über die Form geschafft, um bei verstärktem Winde zu einer garen Luppe niedergeschmolzen zu werden. Hierbei wurde öfter gelüftet und Garschlacke und Stock- weich zugesetzt. Nach 1/4 bis 1/2 Stunde war die Luppe fertig, die sofort herausgebrochen, entweder mit Zangen oder am Anlaufstab unter dem Hammer gedrückt wurde. Die ganze Charge dauerte, je nach der Qualität des Roheisens, 51/4 bis 81/4 Stunden, und waren dazu 28 bis 32 Kubikfuss Holzkohlen erforderlich. Die höheren Zahlen galten für graues Roheisen und die Erzeugung feinerer Roheisen- sorten, die kleinen für halbiertes Roheisen und grobes Materialeisen. Der Abbrand war in ersterem Falle 23 bis 25, im letzteren 19 bis 21 Prozent; die Stabeisenproduktion für die Charge etwa 100 kg.
Die Schilderung Rinmans von der Anlaufschmiede zu Johann- Georgenstadt weicht insofern von obiger genaueren Beschreibung Tunners ab, als dort das Roheisen in Gestalt einer Ganz von 8 Fuss Länge eingelegt und von dieser abgeschmolzen wurde. Sowie das Roheisen nach und nach abschmolz, wurde die Ganz nachgeschoben. Die Anlaufstangen waren 41/2 Fuss lang und 21/2 Zoll breit und mit einem hölzernen Handgriff versehen. Man machte mit zwei Anlauf- stangen etwa 7 bis 10 Anlaufkolben im ungefähren Gewicht von 150 Pfund, die zu Flachstäben von 21/2 bis 3 Fuss Länge ausgeschmiedet, in Bunden gepackt, als Seileisen verkauft wurden, während der Deul, den man durch das Aufbrechen erhielt, in zwei Schirbel zerhauen und in Blechflammen für die Weissblechfabrikation ausgeschmiedet wurde. Rinman bezeichnet dieses Verfahren als Taucheisenschmiede und Eintauchschmiede.
Auch am Harz war, wie fast überall in Deutschland, die deutsche Aufbrechschmiede üblich. Jars, der 1766 die dortigen Eisenwerke besuchte, bemerkt über die gewöhnlichen Frischhütten nur, dass die Hämmer 3 bis 6 Centner wogen, dass jeder Hammerschmied nur eine bestimmte Menge Stabeisen machen durfte, und dass sie aus 3 Ctr. Roheisen (330 Pfund) 206 bis 210 Pfund verschiedenes Stabeisen und Sturzblech schmieden mussten. Etwas eingehender beschreibt er eine
Das Eisenfrischen um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
die Teile an der Windseite gelüftet und näher herangerückt. Nach- dem etwa ¾ des Eisens in Gestalt von Juden aus dem Herd entfernt war, wurde die Anlaufperiode, die 2 bis 2¾ Stunden dauerte und 10 Kubikfuſs Kohlen erforderte, beendet. Die zerstreuten Brocken wurden nun bei geschwächtem Winde gesammelt und vor dem Winde niedergeschmolzen, was etwa ¼ Stunde beanspruchte. Der erhaltene Klumpen, der noch sehr ungleich war, wurde aufgebrochen, mit der oberen, garen Seite nach unten gewendet, über die Form geschafft, um bei verstärktem Winde zu einer garen Luppe niedergeschmolzen zu werden. Hierbei wurde öfter gelüftet und Garschlacke und Stock- weich zugesetzt. Nach ¼ bis ½ Stunde war die Luppe fertig, die sofort herausgebrochen, entweder mit Zangen oder am Anlaufstab unter dem Hammer gedrückt wurde. Die ganze Charge dauerte, je nach der Qualität des Roheisens, 5¼ bis 8¼ Stunden, und waren dazu 28 bis 32 Kubikfuſs Holzkohlen erforderlich. Die höheren Zahlen galten für graues Roheisen und die Erzeugung feinerer Roheisen- sorten, die kleinen für halbiertes Roheisen und grobes Materialeisen. Der Abbrand war in ersterem Falle 23 bis 25, im letzteren 19 bis 21 Prozent; die Stabeisenproduktion für die Charge etwa 100 kg.
Die Schilderung Rinmans von der Anlaufschmiede zu Johann- Georgenstadt weicht insofern von obiger genaueren Beschreibung Tunners ab, als dort das Roheisen in Gestalt einer Ganz von 8 Fuſs Länge eingelegt und von dieser abgeschmolzen wurde. Sowie das Roheisen nach und nach abschmolz, wurde die Ganz nachgeschoben. Die Anlaufstangen waren 4½ Fuſs lang und 2½ Zoll breit und mit einem hölzernen Handgriff versehen. Man machte mit zwei Anlauf- stangen etwa 7 bis 10 Anlaufkolben im ungefähren Gewicht von 150 Pfund, die zu Flachstäben von 2½ bis 3 Fuſs Länge ausgeschmiedet, in Bunden gepackt, als Seileisen verkauft wurden, während der Deul, den man durch das Aufbrechen erhielt, in zwei Schirbel zerhauen und in Blechflammen für die Weiſsblechfabrikation ausgeschmiedet wurde. Rinman bezeichnet dieses Verfahren als Taucheisenschmiede und Eintauchschmiede.
Auch am Harz war, wie fast überall in Deutschland, die deutsche Aufbrechschmiede üblich. Jars, der 1766 die dortigen Eisenwerke besuchte, bemerkt über die gewöhnlichen Frischhütten nur, daſs die Hämmer 3 bis 6 Centner wogen, daſs jeder Hammerschmied nur eine bestimmte Menge Stabeisen machen durfte, und daſs sie aus 3 Ctr. Roheisen (330 Pfund) 206 bis 210 Pfund verschiedenes Stabeisen und Sturzblech schmieden muſsten. Etwas eingehender beschreibt er eine
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Das Eisenfrischen um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
die Teile an der Windseite gelüftet und näher herangerückt. Nach-
dem etwa ¾ des Eisens in Gestalt von Juden aus dem Herd entfernt
war, wurde die Anlaufperiode, die 2 bis 2¾ Stunden dauerte und
10 Kubikfuſs Kohlen erforderte, beendet. Die zerstreuten Brocken
wurden nun bei geschwächtem Winde gesammelt und vor dem Winde
niedergeschmolzen, was etwa ¼ Stunde beanspruchte. Der erhaltene
Klumpen, der noch sehr ungleich war, wurde aufgebrochen, mit der
oberen, garen Seite nach unten gewendet, über die Form geschafft,
um bei verstärktem Winde zu einer garen Luppe niedergeschmolzen
zu werden. Hierbei wurde öfter gelüftet und Garschlacke und Stock-
weich zugesetzt. Nach ¼ bis ½ Stunde war die Luppe fertig, die
sofort herausgebrochen, entweder mit Zangen oder am Anlaufstab
unter dem Hammer gedrückt wurde. Die ganze Charge dauerte, je
nach der Qualität des Roheisens, 5¼ bis 8¼ Stunden, und waren
dazu 28 bis 32 Kubikfuſs Holzkohlen erforderlich. Die höheren Zahlen
galten für graues Roheisen und die Erzeugung feinerer Roheisen-
sorten, die kleinen für halbiertes Roheisen und grobes Materialeisen.
Der Abbrand war in ersterem Falle 23 bis 25, im letzteren 19 bis
21 Prozent; die Stabeisenproduktion für die Charge etwa 100 kg.
Die Schilderung Rinmans von der Anlaufschmiede zu Johann-
Georgenstadt weicht insofern von obiger genaueren Beschreibung
Tunners ab, als dort das Roheisen in Gestalt einer Ganz von 8 Fuſs
Länge eingelegt und von dieser abgeschmolzen wurde. Sowie das
Roheisen nach und nach abschmolz, wurde die Ganz nachgeschoben.
Die Anlaufstangen waren 4½ Fuſs lang und 2½ Zoll breit und mit
einem hölzernen Handgriff versehen. Man machte mit zwei Anlauf-
stangen etwa 7 bis 10 Anlaufkolben im ungefähren Gewicht von
150 Pfund, die zu Flachstäben von 2½ bis 3 Fuſs Länge ausgeschmiedet,
in Bunden gepackt, als Seileisen verkauft wurden, während der Deul,
den man durch das Aufbrechen erhielt, in zwei Schirbel zerhauen
und in Blechflammen für die Weiſsblechfabrikation ausgeschmiedet
wurde. Rinman bezeichnet dieses Verfahren als Taucheisenschmiede
und Eintauchschmiede.
Auch am Harz war, wie fast überall in Deutschland, die deutsche
Aufbrechschmiede üblich. Jars, der 1766 die dortigen Eisenwerke
besuchte, bemerkt über die gewöhnlichen Frischhütten nur, daſs die
Hämmer 3 bis 6 Centner wogen, daſs jeder Hammerschmied nur eine
bestimmte Menge Stabeisen machen durfte, und daſs sie aus 3 Ctr.
Roheisen (330 Pfund) 206 bis 210 Pfund verschiedenes Stabeisen und
Sturzblech schmieden muſsten. Etwas eingehender beschreibt er eine
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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/411>, abgerufen am 23.11.2024.
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