Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

Bild:
<< vorherige Seite

Litteratur im 18. Jahrhundert.
an deren Gründung er thätigen Anteil genommen hatte, veröffent-
lichte er zahlreiche Aufsätze, die in den ersten sieben Bänden von
1739 bis 1746 zerstreut sind. Viele davon beziehen sich auf das
Eisenhüttenwesen, dessen Hebung ihm immer warm am Herzen lag.
Gleich im ersten Band 1739 erschien von ihm eine Abhandlung über
die Zubereitung des Stahls, in deren Einleitung er mit Nachdruck
darauf hinweist, wie unrecht und verkehrt es von seinen Landsleuten
sei, dass sie ihr gutes Eisen in rohem Zustande verkauften, statt es zu
feineren Sorten und zu Waren zu verarbeiten und dadurch den Ge-
winn für sich zu ziehen, der jetzt allein dem Auslande, namentlich
England, zu Gute komme. Seit 60 Jahren bedrücke ihn dieser patrio-
tische Schmerz und seit 40 Jahren kämpfe er dagegen; 1720 habe
er seine Gedanken hierüber in einer schlichten Denkschrift, so gut
er es verstanden habe, dem Reichstag unterbreitet. Diese Schrift
habe die Aufmerksamkeit erregt und Beifall gefunden und andere
hätten daraufhin begonnen, in demselben Sinne zu schreiben. Er sei
ein Bussprediger, der immer auf die Mängel hinweise, aber seine Er-
fahrung und sein Patriotismus zwängen ihn dazu. Dieser praktische
und für Schweden so wichtige Grundgedanke geht durch alle seine
Schriften durch. -- Ausser dem erwähnten Aufsatze über die Stahl-
bereitung von 1739 veröffentlichte er 1741 einen weiteren über die
Schmiedeisenbereitung in Schweden. In demselben Bande befinden
sich auch noch Bemerkungen über die Verbindung der Theorie und
Praxis in der Mechanik von seiner Hand. Seine Gedanken über das
Eisenhüttenwesen in Schweden schrieb er dann noch einmal während
des schlesischen Krieges 1746 in seinem 85. Lebensjahre im Zu-
sammenhange nieder und dieses geschichtlich bedeutsame Manuskript,
welches er bei seinem Ableben am 31. August 1751 im 90. Lebens-
jahre hinterlassen hatte, veröffentlichte sein Sohn, der Kammerherr
Gabriel Polhem, unter dem Titel "Christoph Polhems patriotisches
Testament" 1) im Jahre 1761. Die ausführliche Abhandlung ist be-
sonders für die Geschichte des Eisenhüttenwesens in Schweden von
Wichtigkeit. Aber auch für den Stand des Eisenhüttenwesens im
Allgemeinen ist sie von Bedeutung; ganz besonders in Bezug auf
die mechanischen Hülfsmittel. Polhem verdanken wir die ersten
genaueren Angaben über die Anwendung von Walzwerken.

Die Abhandlungen der königlich schwedischen Akademie der

1) Die mangelhafte deutsche Übersetzung in Schrebers Sammlung XII,
S. 325.

Litteratur im 18. Jahrhundert.
an deren Gründung er thätigen Anteil genommen hatte, veröffent-
lichte er zahlreiche Aufsätze, die in den ersten sieben Bänden von
1739 bis 1746 zerstreut sind. Viele davon beziehen sich auf das
Eisenhüttenwesen, dessen Hebung ihm immer warm am Herzen lag.
Gleich im ersten Band 1739 erschien von ihm eine Abhandlung über
die Zubereitung des Stahls, in deren Einleitung er mit Nachdruck
darauf hinweist, wie unrecht und verkehrt es von seinen Landsleuten
sei, daſs sie ihr gutes Eisen in rohem Zustande verkauften, statt es zu
feineren Sorten und zu Waren zu verarbeiten und dadurch den Ge-
winn für sich zu ziehen, der jetzt allein dem Auslande, namentlich
England, zu Gute komme. Seit 60 Jahren bedrücke ihn dieser patrio-
tische Schmerz und seit 40 Jahren kämpfe er dagegen; 1720 habe
er seine Gedanken hierüber in einer schlichten Denkschrift, so gut
er es verstanden habe, dem Reichstag unterbreitet. Diese Schrift
habe die Aufmerksamkeit erregt und Beifall gefunden und andere
hätten daraufhin begonnen, in demselben Sinne zu schreiben. Er sei
ein Buſsprediger, der immer auf die Mängel hinweise, aber seine Er-
fahrung und sein Patriotismus zwängen ihn dazu. Dieser praktische
und für Schweden so wichtige Grundgedanke geht durch alle seine
Schriften durch. — Auſser dem erwähnten Aufsatze über die Stahl-
bereitung von 1739 veröffentlichte er 1741 einen weiteren über die
Schmiedeisenbereitung in Schweden. In demselben Bande befinden
sich auch noch Bemerkungen über die Verbindung der Theorie und
Praxis in der Mechanik von seiner Hand. Seine Gedanken über das
Eisenhüttenwesen in Schweden schrieb er dann noch einmal während
des schlesischen Krieges 1746 in seinem 85. Lebensjahre im Zu-
sammenhange nieder und dieses geschichtlich bedeutsame Manuskript,
welches er bei seinem Ableben am 31. August 1751 im 90. Lebens-
jahre hinterlassen hatte, veröffentlichte sein Sohn, der Kammerherr
Gabriel Polhem, unter dem Titel „Christoph Polhems patriotisches
Testament“ 1) im Jahre 1761. Die ausführliche Abhandlung ist be-
sonders für die Geschichte des Eisenhüttenwesens in Schweden von
Wichtigkeit. Aber auch für den Stand des Eisenhüttenwesens im
Allgemeinen ist sie von Bedeutung; ganz besonders in Bezug auf
die mechanischen Hülfsmittel. Polhem verdanken wir die ersten
genaueren Angaben über die Anwendung von Walzwerken.

Die Abhandlungen der königlich schwedischen Akademie der

1) Die mangelhafte deutsche Übersetzung in Schrebers Sammlung XII,
S. 325.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0039" n="25"/><fw place="top" type="header">Litteratur im 18. Jahrhundert.</fw><lb/>
an deren Gründung er thätigen Anteil genommen hatte, veröffent-<lb/>
lichte er zahlreiche Aufsätze, die in den ersten sieben Bänden von<lb/>
1739 bis 1746 zerstreut sind. Viele davon beziehen sich auf das<lb/>
Eisenhüttenwesen, dessen Hebung ihm immer warm am Herzen lag.<lb/>
Gleich im ersten Band 1739 erschien von ihm eine Abhandlung über<lb/>
die Zubereitung des Stahls, in deren Einleitung er mit Nachdruck<lb/>
darauf hinweist, wie unrecht und verkehrt es von seinen Landsleuten<lb/>
sei, da&#x017F;s sie ihr gutes Eisen in rohem Zustande verkauften, statt es zu<lb/>
feineren Sorten und zu Waren zu verarbeiten und dadurch den Ge-<lb/>
winn für sich zu ziehen, der jetzt allein dem Auslande, namentlich<lb/>
England, zu Gute komme. Seit 60 Jahren bedrücke ihn dieser patrio-<lb/>
tische Schmerz und seit 40 Jahren kämpfe er dagegen; 1720 habe<lb/>
er seine Gedanken hierüber in einer schlichten Denkschrift, so gut<lb/>
er es verstanden habe, dem Reichstag unterbreitet. Diese Schrift<lb/>
habe die Aufmerksamkeit erregt und Beifall gefunden und andere<lb/>
hätten daraufhin begonnen, in demselben Sinne zu schreiben. Er sei<lb/>
ein Bu&#x017F;sprediger, der immer auf die Mängel hinweise, aber seine Er-<lb/>
fahrung und sein Patriotismus zwängen ihn dazu. Dieser praktische<lb/>
und für Schweden so wichtige Grundgedanke geht durch alle seine<lb/>
Schriften durch. &#x2014; Au&#x017F;ser dem erwähnten Aufsatze über die Stahl-<lb/>
bereitung von 1739 veröffentlichte er 1741 einen weiteren über die<lb/>
Schmiedeisenbereitung in Schweden. In demselben Bande befinden<lb/>
sich auch noch Bemerkungen über die Verbindung der Theorie und<lb/>
Praxis in der Mechanik von seiner Hand. Seine Gedanken über das<lb/>
Eisenhüttenwesen in Schweden schrieb er dann noch einmal während<lb/>
des schlesischen Krieges 1746 in seinem 85. Lebensjahre im Zu-<lb/>
sammenhange nieder und dieses geschichtlich bedeutsame Manuskript,<lb/>
welches er bei seinem Ableben am 31. August 1751 im 90. Lebens-<lb/>
jahre hinterlassen hatte, veröffentlichte sein Sohn, der Kammerherr<lb/><hi rendition="#g">Gabriel Polhem</hi>, unter dem Titel &#x201E;Christoph Polhems patriotisches<lb/>
Testament&#x201C; <note place="foot" n="1)">Die mangelhafte deutsche Übersetzung in <hi rendition="#g">Schrebers</hi> Sammlung XII,<lb/>
S. 325.</note> im Jahre 1761. Die ausführliche Abhandlung ist be-<lb/>
sonders für die Geschichte des Eisenhüttenwesens in Schweden von<lb/>
Wichtigkeit. Aber auch für den Stand des Eisenhüttenwesens im<lb/>
Allgemeinen ist sie von Bedeutung; ganz besonders in Bezug auf<lb/>
die mechanischen Hülfsmittel. <hi rendition="#g">Polhem</hi> verdanken wir die ersten<lb/>
genaueren Angaben über die Anwendung von Walzwerken.</p><lb/>
            <p>Die Abhandlungen der königlich schwedischen Akademie der<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[25/0039] Litteratur im 18. Jahrhundert. an deren Gründung er thätigen Anteil genommen hatte, veröffent- lichte er zahlreiche Aufsätze, die in den ersten sieben Bänden von 1739 bis 1746 zerstreut sind. Viele davon beziehen sich auf das Eisenhüttenwesen, dessen Hebung ihm immer warm am Herzen lag. Gleich im ersten Band 1739 erschien von ihm eine Abhandlung über die Zubereitung des Stahls, in deren Einleitung er mit Nachdruck darauf hinweist, wie unrecht und verkehrt es von seinen Landsleuten sei, daſs sie ihr gutes Eisen in rohem Zustande verkauften, statt es zu feineren Sorten und zu Waren zu verarbeiten und dadurch den Ge- winn für sich zu ziehen, der jetzt allein dem Auslande, namentlich England, zu Gute komme. Seit 60 Jahren bedrücke ihn dieser patrio- tische Schmerz und seit 40 Jahren kämpfe er dagegen; 1720 habe er seine Gedanken hierüber in einer schlichten Denkschrift, so gut er es verstanden habe, dem Reichstag unterbreitet. Diese Schrift habe die Aufmerksamkeit erregt und Beifall gefunden und andere hätten daraufhin begonnen, in demselben Sinne zu schreiben. Er sei ein Buſsprediger, der immer auf die Mängel hinweise, aber seine Er- fahrung und sein Patriotismus zwängen ihn dazu. Dieser praktische und für Schweden so wichtige Grundgedanke geht durch alle seine Schriften durch. — Auſser dem erwähnten Aufsatze über die Stahl- bereitung von 1739 veröffentlichte er 1741 einen weiteren über die Schmiedeisenbereitung in Schweden. In demselben Bande befinden sich auch noch Bemerkungen über die Verbindung der Theorie und Praxis in der Mechanik von seiner Hand. Seine Gedanken über das Eisenhüttenwesen in Schweden schrieb er dann noch einmal während des schlesischen Krieges 1746 in seinem 85. Lebensjahre im Zu- sammenhange nieder und dieses geschichtlich bedeutsame Manuskript, welches er bei seinem Ableben am 31. August 1751 im 90. Lebens- jahre hinterlassen hatte, veröffentlichte sein Sohn, der Kammerherr Gabriel Polhem, unter dem Titel „Christoph Polhems patriotisches Testament“ 1) im Jahre 1761. Die ausführliche Abhandlung ist be- sonders für die Geschichte des Eisenhüttenwesens in Schweden von Wichtigkeit. Aber auch für den Stand des Eisenhüttenwesens im Allgemeinen ist sie von Bedeutung; ganz besonders in Bezug auf die mechanischen Hülfsmittel. Polhem verdanken wir die ersten genaueren Angaben über die Anwendung von Walzwerken. Die Abhandlungen der königlich schwedischen Akademie der 1) Die mangelhafte deutsche Übersetzung in Schrebers Sammlung XII, S. 325.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/39
Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/39>, abgerufen am 23.11.2024.