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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Die Hochöfen in Frankreich.
am besten im Herbst aus, weil man dann am wenigsten Wasser hat.
Man benutzt die Zeit des Stillstandes, die nötigen Vorräte von Erz
und Kohlen anzuschaffen.

Bei dem Füllen des Ofens verfuhr man so, dass man erst den
ganzen Ofen mit Holzkohlen füllte. Die Form war geschlossen. Man
entzündete vom Wall aus. Waren die Kohlen soweit niedergebrannt,
dass Raum für eine Gicht war, so setzte man sie, gab aber zu acht
Körben Kohlen nur vier Körbe Erz und einen Korb Flussstein. War
diese bis zur richtigen Höhe niedergegangen, so folgte die zweite
Gicht von 5 Körben Erz und 2 Körben Flussstein, alsdann die dritte
von 6 und 21/2, die vierte von 7 und 3 Körben. Den Flussstein ver-
mehrt man nicht weiter, der Erzsatz steigt bei der neunten Gicht
auf 9 Körbe. Sobald die ersten Erzstücke in der Höhe des Dammes
im Gestell ankommen, schlägt man den Rost (grille), d. h. man macht
ein Gitter von Eisenstangen, die man vom Damm bis zur Hinterwand
vortreibt. Die Stangen müssen dicht nebeneinander liegen, damit sie
die ganze Füllung des Ofens abfangen. Man reinigt alsdann den
Raum unter dem Rost, den Herd, sorgfältig und schlägt ihn dann mit
einer 4 bis 5 Zoll dicken Lage von Kohlenstaub aus. Diese soll die
Herdwände vor der unmittelbaren Wirkung des Windes und der ge-
schmolzenen Massen schützen. Darauf zieht man den Rost, verschliesst
den Vorherd mit Kohlen und Kohlenstübbe, öffnet die Form, legt die
Düsen ein und beginnt zu blasen. Wir haben oben erwähnt, dass
man die zähe Schlacke, welche sich im Herd sammelt, mit Stangen
und Haken auszieht. Da diese Ziehschlacke noch Eisenkörner ein-
gemengt enthält, so wird sie gepocht und dann verwaschen, wobei
man die Pochschlämme durch ein Holzgerinne leitet, in welchem
Querleisten am Boden aufgenagelt sind, welche die schweren Eisen-
körner, das Wascheisen, zurückhalten, welches dann ausgeschöpft wird.

An diesen Bericht Reaumurs über die Eisenhochöfen in Berry
und Nivernais schliessen sich die weiteren Ausführungen von de Cour-
tivron
und Bouchu über die Hochöfen in Frankreich.

Dass die achteckige Querschnittsform in Frankreich auch in
andern Gegenden um die Mitte des vorigen Jahrhunderts beliebt war,
ersehen wir aus einer Beschreibung der Hochöfen von Angoumois und
Poitou von 1756 1). Man hatte hier zweierlei Öfen, kleinere und
engere für lettige Erze und grössere für thonfreie Erze. Bei ersteren

1) Siehe Courtivron und Bouchus Abhandlung in v. Justi, Schauplatz,
Bd. III, S. 48.

Die Hochöfen in Frankreich.
am besten im Herbst aus, weil man dann am wenigsten Wasser hat.
Man benutzt die Zeit des Stillstandes, die nötigen Vorräte von Erz
und Kohlen anzuschaffen.

Bei dem Füllen des Ofens verfuhr man so, daſs man erst den
ganzen Ofen mit Holzkohlen füllte. Die Form war geschlossen. Man
entzündete vom Wall aus. Waren die Kohlen soweit niedergebrannt,
daſs Raum für eine Gicht war, so setzte man sie, gab aber zu acht
Körben Kohlen nur vier Körbe Erz und einen Korb Fluſsstein. War
diese bis zur richtigen Höhe niedergegangen, so folgte die zweite
Gicht von 5 Körben Erz und 2 Körben Fluſsstein, alsdann die dritte
von 6 und 2½, die vierte von 7 und 3 Körben. Den Fluſsstein ver-
mehrt man nicht weiter, der Erzsatz steigt bei der neunten Gicht
auf 9 Körbe. Sobald die ersten Erzstücke in der Höhe des Dammes
im Gestell ankommen, schlägt man den Rost (grille), d. h. man macht
ein Gitter von Eisenstangen, die man vom Damm bis zur Hinterwand
vortreibt. Die Stangen müssen dicht nebeneinander liegen, damit sie
die ganze Füllung des Ofens abfangen. Man reinigt alsdann den
Raum unter dem Rost, den Herd, sorgfältig und schlägt ihn dann mit
einer 4 bis 5 Zoll dicken Lage von Kohlenstaub aus. Diese soll die
Herdwände vor der unmittelbaren Wirkung des Windes und der ge-
schmolzenen Massen schützen. Darauf zieht man den Rost, verschlieſst
den Vorherd mit Kohlen und Kohlenstübbe, öffnet die Form, legt die
Düsen ein und beginnt zu blasen. Wir haben oben erwähnt, daſs
man die zähe Schlacke, welche sich im Herd sammelt, mit Stangen
und Haken auszieht. Da diese Ziehschlacke noch Eisenkörner ein-
gemengt enthält, so wird sie gepocht und dann verwaschen, wobei
man die Pochschlämme durch ein Holzgerinne leitet, in welchem
Querleisten am Boden aufgenagelt sind, welche die schweren Eisen-
körner, das Wascheisen, zurückhalten, welches dann ausgeschöpft wird.

An diesen Bericht Reaumurs über die Eisenhochöfen in Berry
und Nivernais schlieſsen sich die weiteren Ausführungen von de Cour-
tivron
und Bouchu über die Hochöfen in Frankreich.

Daſs die achteckige Querschnittsform in Frankreich auch in
andern Gegenden um die Mitte des vorigen Jahrhunderts beliebt war,
ersehen wir aus einer Beschreibung der Hochöfen von Angoumois und
Poitou von 1756 1). Man hatte hier zweierlei Öfen, kleinere und
engere für lettige Erze und gröſsere für thonfreie Erze. Bei ersteren

1) Siehe Courtivron und Bouchus Abhandlung in v. Justi, Schauplatz,
Bd. III, S. 48.
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[329/0343] Die Hochöfen in Frankreich. am besten im Herbst aus, weil man dann am wenigsten Wasser hat. Man benutzt die Zeit des Stillstandes, die nötigen Vorräte von Erz und Kohlen anzuschaffen. Bei dem Füllen des Ofens verfuhr man so, daſs man erst den ganzen Ofen mit Holzkohlen füllte. Die Form war geschlossen. Man entzündete vom Wall aus. Waren die Kohlen soweit niedergebrannt, daſs Raum für eine Gicht war, so setzte man sie, gab aber zu acht Körben Kohlen nur vier Körbe Erz und einen Korb Fluſsstein. War diese bis zur richtigen Höhe niedergegangen, so folgte die zweite Gicht von 5 Körben Erz und 2 Körben Fluſsstein, alsdann die dritte von 6 und 2½, die vierte von 7 und 3 Körben. Den Fluſsstein ver- mehrt man nicht weiter, der Erzsatz steigt bei der neunten Gicht auf 9 Körbe. Sobald die ersten Erzstücke in der Höhe des Dammes im Gestell ankommen, schlägt man den Rost (grille), d. h. man macht ein Gitter von Eisenstangen, die man vom Damm bis zur Hinterwand vortreibt. Die Stangen müssen dicht nebeneinander liegen, damit sie die ganze Füllung des Ofens abfangen. Man reinigt alsdann den Raum unter dem Rost, den Herd, sorgfältig und schlägt ihn dann mit einer 4 bis 5 Zoll dicken Lage von Kohlenstaub aus. Diese soll die Herdwände vor der unmittelbaren Wirkung des Windes und der ge- schmolzenen Massen schützen. Darauf zieht man den Rost, verschlieſst den Vorherd mit Kohlen und Kohlenstübbe, öffnet die Form, legt die Düsen ein und beginnt zu blasen. Wir haben oben erwähnt, daſs man die zähe Schlacke, welche sich im Herd sammelt, mit Stangen und Haken auszieht. Da diese Ziehschlacke noch Eisenkörner ein- gemengt enthält, so wird sie gepocht und dann verwaschen, wobei man die Pochschlämme durch ein Holzgerinne leitet, in welchem Querleisten am Boden aufgenagelt sind, welche die schweren Eisen- körner, das Wascheisen, zurückhalten, welches dann ausgeschöpft wird. An diesen Bericht Reaumurs über die Eisenhochöfen in Berry und Nivernais schlieſsen sich die weiteren Ausführungen von de Cour- tivron und Bouchu über die Hochöfen in Frankreich. Daſs die achteckige Querschnittsform in Frankreich auch in andern Gegenden um die Mitte des vorigen Jahrhunderts beliebt war, ersehen wir aus einer Beschreibung der Hochöfen von Angoumois und Poitou von 1756 1). Man hatte hier zweierlei Öfen, kleinere und engere für lettige Erze und gröſsere für thonfreie Erze. Bei ersteren 1) Siehe Courtivron und Bouchus Abhandlung in v. Justi, Schauplatz, Bd. III, S. 48.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/343>, abgerufen am 23.11.2024.