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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897.

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Der Eisenhüttenbetrieb um die Mitte des 18. Jahrhunderts.

"Der Herr Duhamel gedenket in dieser ganzen Abhandlung
nichts von der Art und Weise den Torf zu verkohlen, welches doch
eine der nützlichsten Erfindungen unseres Jahrhunderts ist; indem
die Torfkohlen nicht allein zu allen Endzwecken angewendet werden
können, wie die Holzkohlen, sondern auch zum Eisenschmelzen dienlich
sind und sogar etwas beitragen, mehr Eisen aus den Minern aus-
zubringen, als sie an sich selbst mit Holzkohlen geben würden, ohne
dass das Eisen dadurch spröde wird. Diese Erfindung ist schon
seit 40 Jahren in Deutschland gemacht worden
(also um 1720).
Man hat insonderheit in Sachsen die getrockneten Torfstücke in eben-
solchen Meilern verkohlt, wie das Holz; nur mit dem Unterschiede,
dass man die Torfmeiler nicht so hoch gesetzt, und nachdem man
einen leeren Raum um den Mast herum gemacht, zwischen jedem
Umkreise von Torfstücken um den Mast herum zur Formierung des
Bettes einen starken Zoll breit Raum gelassen hat. Allein seit unge-
fähr 16 Jahren (um 1744) hat man zur Verkohlung des Torfes be-
sondere Öfen erfunden, die viel bequemer sind und die Arbeit sehr
erleichtern, sowohl als die Kohlen verbessern."

Diese Erfindung ist meines Wissens in der Grafschaft Wernige-
rode
gemacht worden. Das Verkohlen geschieht in runden eisernen
Öfen, die auf einem viereckigen starken Gemäuer ruhen. Ein solcher
eiserner Ofen hat drei Sätze, die aufeinander gesetzt werden, davon
die oberen Sätze immer kleiner sind als die unteren. Der oberste
und kleinste Satz hat oben eine Öffnung, wodurch der Torf hinein-
gethan werden kann und die man nach Gefallen mit einer Thür ver-
schliesst. Der untere eiserne Satz hat oben einen Rost, worauf die
Torfstücke zu liegen kommen; und die vier steinernen Grundmauern
haben ebenfalls eine eiserne Thür, die verschlossen werden kann.
Wenn man den Torf verkohlen will, so wird auf dem Rost mit wenig
dürrem Holze Feuer angemacht und die Torfstücke werden von oben
schichtweise darauf gelegt. Sieht man, dass der Torf genugsam Feuer
gefangen hat, so wird die untere Thür in dem steinernen Gemäuer
verschlossen und sorgfältig mit Lehm zugeschmiert. Zugleich legt
man den Ofen mit Torfstücken voll, und wenn man findet, dass der
ganze Haufen fast bis oben glüht, so wird auch die obere Thür zu-
geschlossen und verschmiert. Bald darauf verschmiert man auch alle
übrigen Fugen und Ritzen und in zwölf Stunden wird der leichte
Torf, in ungefähr 24 Stunden aber der feste Torf sehr wohl verkohlt
sein. Wenn man sechs bis acht solche Öfen hat und die Arbeit nach
einer gewissen Ordnung und Abwechselung darinnen vornimmt, so

Der Eisenhüttenbetrieb um die Mitte des 18. Jahrhunderts.

„Der Herr Duhamel gedenket in dieser ganzen Abhandlung
nichts von der Art und Weise den Torf zu verkohlen, welches doch
eine der nützlichsten Erfindungen unseres Jahrhunderts ist; indem
die Torfkohlen nicht allein zu allen Endzwecken angewendet werden
können, wie die Holzkohlen, sondern auch zum Eisenschmelzen dienlich
sind und sogar etwas beitragen, mehr Eisen aus den Minern aus-
zubringen, als sie an sich selbst mit Holzkohlen geben würden, ohne
daſs das Eisen dadurch spröde wird. Diese Erfindung ist schon
seit 40 Jahren in Deutschland gemacht worden
(also um 1720).
Man hat insonderheit in Sachsen die getrockneten Torfstücke in eben-
solchen Meilern verkohlt, wie das Holz; nur mit dem Unterschiede,
daſs man die Torfmeiler nicht so hoch gesetzt, und nachdem man
einen leeren Raum um den Mast herum gemacht, zwischen jedem
Umkreise von Torfstücken um den Mast herum zur Formierung des
Bettes einen starken Zoll breit Raum gelassen hat. Allein seit unge-
fähr 16 Jahren (um 1744) hat man zur Verkohlung des Torfes be-
sondere Öfen erfunden, die viel bequemer sind und die Arbeit sehr
erleichtern, sowohl als die Kohlen verbessern.“

Diese Erfindung ist meines Wissens in der Grafschaft Wernige-
rode
gemacht worden. Das Verkohlen geschieht in runden eisernen
Öfen, die auf einem viereckigen starken Gemäuer ruhen. Ein solcher
eiserner Ofen hat drei Sätze, die aufeinander gesetzt werden, davon
die oberen Sätze immer kleiner sind als die unteren. Der oberste
und kleinste Satz hat oben eine Öffnung, wodurch der Torf hinein-
gethan werden kann und die man nach Gefallen mit einer Thür ver-
schlieſst. Der untere eiserne Satz hat oben einen Rost, worauf die
Torfstücke zu liegen kommen; und die vier steinernen Grundmauern
haben ebenfalls eine eiserne Thür, die verschlossen werden kann.
Wenn man den Torf verkohlen will, so wird auf dem Rost mit wenig
dürrem Holze Feuer angemacht und die Torfstücke werden von oben
schichtweise darauf gelegt. Sieht man, daſs der Torf genugsam Feuer
gefangen hat, so wird die untere Thür in dem steinernen Gemäuer
verschlossen und sorgfältig mit Lehm zugeschmiert. Zugleich legt
man den Ofen mit Torfstücken voll, und wenn man findet, daſs der
ganze Haufen fast bis oben glüht, so wird auch die obere Thür zu-
geschlossen und verschmiert. Bald darauf verschmiert man auch alle
übrigen Fugen und Ritzen und in zwölf Stunden wird der leichte
Torf, in ungefähr 24 Stunden aber der feste Torf sehr wohl verkohlt
sein. Wenn man sechs bis acht solche Öfen hat und die Arbeit nach
einer gewissen Ordnung und Abwechselung darinnen vornimmt, so

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[298/0312] Der Eisenhüttenbetrieb um die Mitte des 18. Jahrhunderts. „Der Herr Duhamel gedenket in dieser ganzen Abhandlung nichts von der Art und Weise den Torf zu verkohlen, welches doch eine der nützlichsten Erfindungen unseres Jahrhunderts ist; indem die Torfkohlen nicht allein zu allen Endzwecken angewendet werden können, wie die Holzkohlen, sondern auch zum Eisenschmelzen dienlich sind und sogar etwas beitragen, mehr Eisen aus den Minern aus- zubringen, als sie an sich selbst mit Holzkohlen geben würden, ohne daſs das Eisen dadurch spröde wird. Diese Erfindung ist schon seit 40 Jahren in Deutschland gemacht worden (also um 1720). Man hat insonderheit in Sachsen die getrockneten Torfstücke in eben- solchen Meilern verkohlt, wie das Holz; nur mit dem Unterschiede, daſs man die Torfmeiler nicht so hoch gesetzt, und nachdem man einen leeren Raum um den Mast herum gemacht, zwischen jedem Umkreise von Torfstücken um den Mast herum zur Formierung des Bettes einen starken Zoll breit Raum gelassen hat. Allein seit unge- fähr 16 Jahren (um 1744) hat man zur Verkohlung des Torfes be- sondere Öfen erfunden, die viel bequemer sind und die Arbeit sehr erleichtern, sowohl als die Kohlen verbessern.“ Diese Erfindung ist meines Wissens in der Grafschaft Wernige- rode gemacht worden. Das Verkohlen geschieht in runden eisernen Öfen, die auf einem viereckigen starken Gemäuer ruhen. Ein solcher eiserner Ofen hat drei Sätze, die aufeinander gesetzt werden, davon die oberen Sätze immer kleiner sind als die unteren. Der oberste und kleinste Satz hat oben eine Öffnung, wodurch der Torf hinein- gethan werden kann und die man nach Gefallen mit einer Thür ver- schlieſst. Der untere eiserne Satz hat oben einen Rost, worauf die Torfstücke zu liegen kommen; und die vier steinernen Grundmauern haben ebenfalls eine eiserne Thür, die verschlossen werden kann. Wenn man den Torf verkohlen will, so wird auf dem Rost mit wenig dürrem Holze Feuer angemacht und die Torfstücke werden von oben schichtweise darauf gelegt. Sieht man, daſs der Torf genugsam Feuer gefangen hat, so wird die untere Thür in dem steinernen Gemäuer verschlossen und sorgfältig mit Lehm zugeschmiert. Zugleich legt man den Ofen mit Torfstücken voll, und wenn man findet, daſs der ganze Haufen fast bis oben glüht, so wird auch die obere Thür zu- geschlossen und verschmiert. Bald darauf verschmiert man auch alle übrigen Fugen und Ritzen und in zwölf Stunden wird der leichte Torf, in ungefähr 24 Stunden aber der feste Torf sehr wohl verkohlt sein. Wenn man sechs bis acht solche Öfen hat und die Arbeit nach einer gewissen Ordnung und Abwechselung darinnen vornimmt, so

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 3: Das XVIII. Jahrhundert. Braunschweig, 1897, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen03_1897/312>, abgerufen am 23.11.2024.